Eckpfeiler der neuen Regelung:

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Transkript:

Zertifikate-Emittenten weisen im Produktinformationsblatt (PIB) bereits seit einigen Jahren Performance-Szenarien aus. Während die konkrete Bestimmung dieser Szenarien bislang den Emittenten überlassen blieb, schreibt die europäische PRIIPs-Verordnung die Berechnungsmethode nun verbindlich vor. Das heißt, künftig müssen alle Anbieter nach der gleichen Methodik Performance-Szenarien berechnen und ausweisen. Das erhöht die Vergleichbarkeit allerdings auch den Berechnungsaufwand. Für Emittenten wird ab 2017 die Veröffentlichung eines Key Information Dokuments (KID) für jedes Zertifikat verbindlich. Ein wesentlicher Bestandteil sind die Performance-Szenarien, die Anlegern mögliche Entwicklungen ihrer Anlage vor Augen führen sollen. Im finalen Entwurf der Regulatory Technical (RTS) vom 31.03.2016 hat die europäische Finanzaufsicht (ESMA) die Methodik zur Berechnung der Performance-Szenarien im Detail veröffentlicht. Die Praxis bisher: In den bisherigen Produktinformationsblättern (PIB) für in Deutschland zugelassene strukturierte Produkte weisen Zertifikate-Emittenten neben dem Break-Even- ein Verlust- und ein Gewinnszenario dar. Die beiden Letztgenannten stellen häufig beispielhaft die Entwicklung des Zertifikats dar, wenn der Basiswert um 10% fällt bzw. steigt. Anleger erhalten damit bereits heute eine Indikation für das Gewinn- und Verlust-Potenzial einer Anlage. Allerdings sind damit bislang keine Aussagen verbunden, wie wahrscheinlich der Eintritt dieser Szenarien ist. 2

Eckpfeiler der neuen Regelung: Die Berechnung der Performance-Szenarien für strukturierte Produkte erfolgt über eine Forward- Simulation des Basiswertes auf Grundlage historischer Renditen das sogenannte. Die Berechnung basiert somit auf der gleichen Methodik, die auch für die Berechnung des Gesamtrisikoindikators (Summary Risk Indikator, SRI) verwendet wird. Zeitpunkte: Die Performance-Szenarien müssen künftig für das Ende der empfohlenen Haltedauer recommended holding period das bei Anlagezertifikaten regelmäßig das Laufzeitende ist und für Zwischenzeitpunkte holding periods berechnet werden. Zu jedem Betrachtungszeitpunkt wird der erwartete Wert des Zertifikats in den folgenden Szenarien berechnet: ein vorteilhaftes Szenario Scenario ein moderates Szenario Scenario ein ungünstiges Szenario Scenario ein zusätzliches Szenario wird erforderlich, falls das ungünstige Szenario keinen Verlust ausweist. 3

Beispiel für ein strukturiertes Produkt mit einer Restlaufzeit von weniger als einem Jahr: Für die von der ESMA vorgeschriebene Simulation werden die Performance-Daten des Basiswerts der vergangenen fünf Jahre herangezogen. Darauf basierend wird der künftige Kursverlauf simuliert. Die Simulation umfasst mindestens 10.000 mögliche Verläufe bzw. Pfade. Das Resultat ist eine Häufigkeits- Verteilung möglicher Kursstände des Basiswerts zum Laufzeitende des Zertifikats. Zum Hintergrund: Die Forward-Simulation beinhaltet eine sogenannte -, bei der historische Kurs-Trends neutralisiert werden. Verzichtet man auf diese Korrektur, würden Zertifikate, deren Basiswerte die vergangenen fünf Jahre insgesamt Kursgewinne verzeichneten, in der Tendenz zu positive Szenarien aufweisen. Durch die Neutralisierung der Kurs-Trends spiegelt das Ergebnis der Simulation einzig die dem Basiswert in den vergangenen fünf Jahren innewohnende Volatilität wider. Im Anschluss an die Simulation des Basiswerts werden die Ergebnisse in Performance-Werte des Zertifikats übersetzt. Dafür wird am Ende der 10.000 Simulationspfade die Auszahlfunktion des strukturierten Produkts eingesetzt. Das Ergebnis ist eine Verteilungsfunktion der möglichen Auszahlungen des Zertifikats. Nachfolgend ein Beispiel für ein DAX-Bonus-Zertifikat. 4

Häufigkeit Simulation des Basiswerts (Beispiel DAX) Verteilung der simulierten Werte Simulierte DAX-Werte 5

45.00 70.00 95.00 120.00 145.00 170.00 195.00 Häufigkeit Simuliertes Auszahlungsprofil zum Laufzeitende des Zertifikats (Beispiel: DAX-Bonus) Ungünstige Szenario 10% der simulierten Verläufe unterschreiten diesen Wert Simulierte Werte des DAX-Zertifikats Moderates Szenario 50% der simulierten Verläufe unterschreiten diesen Wert Vorteilhaftes Szenario 90% der simulierten Verläufe unterschreiten diesen Wert 6

Aus der Häufigkeits-Verteilung der erwarteten bzw. simulierten Werte lassen sich nun die drei Szenarien direkt ermitteln in der Grafik als rote Dreiecke sichtbar: Das vorteilhafte Szenario ist jener Auszahlungswert, der zum Laufzeitende von 90% der simulierten Pfade unterschritten wird oder anders ausgedrückt: 8.999 der 10.000 simulierten Pfade führen in der Simulation zu einer schlechteren Performance. Das moderate Szenario ist jener Auszahlungswert, der in 50% der Fälle unterschritten wird anders: 4.999 der 10.000 simulierten Pfade führen zu einer schlechteren Perfromance. oder Das ungünstige Szenario ist jener Auszahlungswert, der nur in 10% der simulierten Verläufe unterschritten wird bzw.: Nur 999 der 10.000 simulierten Pfade führen zu einer schlechteren Performance. Zum Hintergrund: Führt man diesen Weg fort, ergibt sich schließlich der Wert, der in nur 2,5% der simulierten Pfade unterschritten wird. Dies ist der Ausgangspunkt zur Berechnung des Value-at-Risk (VaR), welcher wiederum von zentraler Relevanz zur Bestimmung des Market Risk Measures und somit des Summary Risk Indicators (SRI) ist. Darstellung: Die Szenarien werden im KID auf zwei Weisen dargestellt: Zum einen als Absolute Return (Was bekäme der Anleger, der 10.000 Euro investiert, in den jeweiligen Szenarien zurück?) und zum anderen als Annualised Return on Investment, ROI (Welcher Performance p.a. entspräche des jeweilige Szenario?). Hierbei werden alle Ergebnisse abzüglich der im Zertifikat enthaltenen Kosten dargestellt. (Beispiele dazu auf den Seiten 10 und 11.) 7

Berechnung der Szenarien Für Zertifikate, die eine Restlaufzeit von mehr als einem Jahr haben, müssen die drei Szenarien nicht nur zum Laufzeitende, sondern auch für Zwischenzeitpunkte holding periods dargestellt werden. Je nach Laufzeit des Zertifikats kommen zu der Betrachtung am Laufzeitende maximal zwei weitere Zeitpunkte hinzu. Für ein Zertifikat mit vier Jahren Restlaufzeit beispielsweise müssen zusätzlich zum Laufzeitende Szenarien für 1 Jahr sowie 2 Jahren Haltedauer dargestellt werden. Die Berechnung der Szenarien ähnelt der Szenario-Ermittlung zum Laufzeitende. Sie basiert auf dem gleichen methodischen Ansatz. Eine Möglichkeit der Berechnung sieht wie folgt aus: Zunächst wird die oben beschriebene Simulation der 10.000 Pfade für den Basiswert bis zum Laufzeitende des Zertifikats durchgeführt. Im Anschluss werden die 10.000 Werte betrachtet, die der Basiswert in der Simulation bereits nach einem Jahr annimmt. Von diesen werden das 10%-, das 50%- und das 90%-Quantil abgelesen. Sie bilden die Startpunkte zur Ermittlung der drei intermediate Szenarien. Um die diesen drei Werten entsprechenden Zertifikate-Preise zu ermitteln, ist eine weitere Simulation des Basiswerts von jeweils 10.000 Pfaden bis zum Laufzeitende des Zertifikats erforderlich. Die auf diese Weise errechneten Zertifikate-Preise definieren dann die drei intermediate Szenarien. 8

Beispiel: DAX-Simulation intermediate 12500 1 Jahr 12000 11500 11000 Vorteilhaftes Szenario 10500 10000 9500 9000 Moderates Szenario 8500 8000 z Ungünstiges Szenario 7500 1 Jahr Zur Grafik: Beispielhaft sind hier einige der 10.000 Simulationspfade dargestellt. Ausgangspunkt ist der aktuelle DAX-Wert. Die roten Dreiecke markieren die Startwerte für die Berechnung der drei "intermediate" Szenarien für 1 Jahr Haltedauer. 9

Cap 11.000, Laufzeit bis 22.06.2018, Zertifikate-Preis: 93,03 Euro, DAX-Stand: 9.950, Investiertes Kapital: 10.000 Euro Intermediate Szenario 1 Jahr Szenario zum Laufzeitende Vorteilhaftes Szenario: Absolute Return 11.325,38 Euro 11.824,14 Euro Annualised ROI 13,25% 8,16% Moderates Szenario: Absolute Return 9.909,71 Euro 10.056,97 Euro Annualised ROI -0,90% 0,27% Ungünstiges Szenario: Absolute Return 7.800,71 Euro 6.741,91 Euro Annualised ROI -21,99% -16,90% Quelle: SmartTrade, Datum der Berechnung: 03.05.2016 10

Cap / Bonuslevel: 12.400, Barriere: 7.600, Laufzeit bis 22.12.2017, Zertifikate-Preis: 107,19 DAX-Stand: 9.950, Investiertes Kapital: 10.000 Euro Intermediate Szenario 1 Jahr Szenario zum Laufzeitende Vorteilhaftes Szenario: Absolute Return 11.530,93 Euro 11.568,24 Euro Annualised ROI 15,31% 9,30% Moderates Szenario: Absolute Return 10.820,04 Euro 11.568,24 Euro Annualised ROI 8,20% 9,30% Ungünstiges Szenario: Absolute Return 6.833,66 Euro 6.210,47 Euro Annualised ROI -31,67% -25,25% Quelle: SmartTrade, Datum der Berechnung: 03.05.2016 11

SIMON ULLRICH Managing Partner Tel.: + 49 (0) 30 57 70 21-591 simon.ullrich@smarttra.de DR. HABIL. SÖNKE BLUNCK Managing Partner Tel.: + 49 (0) 30 57 70 21-595 soenke.blunck@smarttra.de ANDRE FISCHER Director Tel.: + 49 (0) 30 57 70 21-592 andre.fischer@smarttra.de www.smarttra.de GmbH Gustav-Meyer-Allee 25 13355 Berlin Germany