Gemeinde Stuhr Entwicklungskonzept Ortszentrum Brinkum



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Transkript:

Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Gemeinde Stuhr Entwicklungskonzept Ortszentrum Brinkum Köln, November 2012

Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Gemeinde Stuhr Entwicklungskonzept Ortszentrum Brinkum Dipl.-Ing. Dominik Geyer Dipl. Geogr. Barbara Zillgen Dipl.-Ing. Verena Heinz M.Sc. Geschäftsführende Gesellschafter: Dipl.-Geogr. Ursula Mölders Stadt- und Regionalplanerin SRL Dipl.-Ing. Dominik Geyer Stadtplaner AK NW, Bauassessor Stadt- und Regionalplaner SRL Gesellschafter/Seniorpartner: Dr. Paul G. Jansen HRB Köln 62236 Neumarkt 49 50667 Köln Fon 02 21.940 72-0 Fax 02 21.940 72-18 info@stadtplanung-dr-jansen.de www.stadtplanung-dr-jansen.de

Inhalt 1 ANLASS UND ZIEL 1 2 VERFAHREN 2 3 BRINKUM IM ÜBERBLICK 3 4 PLANERISCHE RAHMENBEDINGUNGEN 9 4.1 Einzelhandelskonzept der Gemeinde Stuhr 9 4.2 Verlängerung der Straßenbahnlinie 11 4.3 Flächenverfügbarkeiten 12 5 ERSTE BÜRGERWERKSTATT 13 5.1 Verfahren 13 5.2 Nadelkarte 14 5.3 Varianten 14 5.4 Arbeitstische 18 5.5 Ergebnisse 19 5.6 Abstimmung 21 6 WERKSTATT MIT MANDATSTRÄGERN UND AKTEUREN 22 6.1 Nadelkarte 22 6.2 Ergebnisse 23 7 ZUSAMMENFÜHRUNG DER ERGEBNISSE AUS DEN BETEILIGUNGSVERFAHREN 25 8 HÖHENENTWICKLUNG 27 9 STÄDTEBAULICHES KONZEPT FÜR DIE ENTWICKLUNG DES ORTSZENTRUMS 29 9.1 Variante 2 29 9.2 Variante 5 30 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Grundelemente 3 Abbildung 2 Nutzungsgliederung; Einzelhandel, Wohnen und Gewerbe 4 Abbildung 3 Grünzüge und Freiflächen 6 Abbildung 4 Straßennetz und Wegeverbindungen 7 Abbildung 5 Wichtige öffentliche Räume und Einrichtungen 7 Abbildung 6 Prüfstandorte zur Arrondierung des Geschäftsbesatzes 10 Abbildung 7 Zentraler Versorgungsbereich 11 Abbildung 8 Städtische Flächenpotenziale 13 Abbildung 13 Stimmungsbild nach der Stecknadelmethode 14 Abbildung 9 Lageplan Variante 1 15 Abbildung 10 Lageplan Variante 2 16

Inhalt Abbildung 11 Lageplan Variante 3 17 Abbildung 12 Lageplan Variante 4 18 Abbildung 14 Lageplan Variante 5 21 Abbildung 15 Stimmungsbild nach der Stecknadelmethode aus der Akteursrunde 22 Abbildung 16 Grobe Synopse der Werkstattergebnisse 25 Abbildung 17 Ausgewählte Varianten 2 und 5 26 Abbildung 18 Variante mit Satteldach, 2 und 3 Vollgeschosse 27 Abbildung 19 Variante mit Staffelgeschoss, 2 und 3 Vollgeschosse 28 Abbildung 20 Städtebauliche Konkretisierung und Flächenermittlung Variante 2 30 Abbildung 21 Städtebauliche Konkretisierung Variante 5 31 Abbildung 22 Beispielhafte Visualisierung der Platzfläche mit Bänken und zurückhaltenden, flexibel einsetzbaren Grünelementen (Blick auf den Pavillon entlang der Diagonalen auf Basis der Variante 5) 32 Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Ergebnisse der Akteurswerkstatt 24 In dem nachfolgenden Text verwenden wir eine geschlechtsneutrale Sprache. Bei der konkreten Ansprache von Personen werden sowohl die weiblichen als auch die männlichen Personen genannt, z. B. Bewohnerinnen und Bewohner. Sollte aus Versehen oder aus Gründen der besseren Lesbarkeit an einigen Stellen nur die männliche Form, z. B. Akteure gewählt sein, meinen wir aber immer auch die weiblichen Personen, nämlich die Akteurinnen. Selbstverständlich sind für uns immer Männer und Frauen gleichzeitig, gleichgestellt und chancengleich angesprochen. Dieses Gutachten unterliegt dem Urheberrecht. Vervielfältigungen, Weitergabe oder Veröffentlichung des Gutachtens in Teilen oder als Ganzes sind nur nach vorheriger Genehmigung und unter Angabe der Quelle erlaubt, soweit mit dem Auftraggeber nichts anderes vereinbart ist. Die in diesem Bericht verwendeten Grafiken wurden soweit nicht anders angegeben - von Stadt- und Regionalplanung Dr Jansen GmbH auf Grundlage der DGK 5 und ALK der Gemeinde Stuhr (Kataster- und Vermessungsamt) erstellt. Urheber der verwendeten Fotos ist ebenfalls Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH.

Anlass und Ziel 1 1 Anlass und Ziel Das Büro Stadt- und Regionalplanung wurde von der Gemeinde Stuhr beauftragt, ein Werkstattverfahren zur Entwicklung des Ortszentrums Brinkum mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Mandatsträgern und der Akteursschaft des Ortsteils abzuhalten. Die Entwicklung des Brinkumer Ortskerns ist seit längerem Thema der kommunalen Diskussion. Bereits vor Jahren entstanden erste Ideen und Konzepte, um der Ortsmitte zu neuer Vitalität zu verhelfen. Durch den sukzessiven Ankauf zentral gelegener Grundstücke innerhalb der letzten Jahre konnten nunmehr neue Voraussetzungen für die Entwicklung des Ortszentrums geschaffen werden. Ziel des Werkstattverfahrens und des darauf aufbauenden Wettbewerbsverfahrens ist es nicht nur, die Ortsmitte für die Bewohnerinnen und Bewohner des Ortsteils attraktiver zu gestalten, vielmehr auch das Profil Brinkums als attraktiven Wohnstandort für unterschiedliche Nachfragegruppen zu schärfen. Im Fokus des Werkstattverfahrens und des Investorenwettbewerbs steht das Ortszentrum, gleichwohl sind die Teilbereiche der Bremer, Bassumer und Syker Straße als zentrale Versorgungsbereiche und Hauptverkehrsachsen des Ortsteils mit in den Planungsprozess einbezogen.

Verfahren 2 2 Verfahren In einem ersten Schritt wurde die Bürgerschaft im Rahmen einer Bürgerwerkstatt am 4. Juni 2012 in das Verfahren eingebunden. Ziel der Veranstaltung war, über den Prozess zu informieren, Ideen wie Wünsche für eine Entwicklung des Ortszentrums abzufragen sowie die besonderen Ortskenntnisse und das Expertenwissen einzuholen. In diesem Rahmen wollte man zugleich die Teilnehmer für das geplante Vorhaben sensibilisieren. Als inhaltlicher Input wurden im Vorfeld verschiedene strukturelle Konzeptansätze erarbeitet und der Bürgerschaft mittels eines Impulsvortrags vorgestellt. Eine mögliche Bandbreite des Handlungsfelds wurde damit eingegrenzt. In Arbeitsgruppen wurden die Entwicklungsmöglichkeiten offen diskutiert und zu Papier gebracht. In einer zweiten Werkstatt am 15. Juni 2012 nahmen im Schwerpunkt die politischen Mandatsträger sowie die Akteursschaft wie z. B. Grundstückseigentümer teil. Wiederum wurden über einen Impulsvortrag die Ergebnisse der ersten Bürgerwerkstatt reflektiert und zur Diskussion gestellt. Darauf aufbauend fand ebenfalls eine Diskussion in Arbeitsgruppen statt. Die Resultate beider Werkstattverfahren wurden anschließend von Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH zusammengeführt und einer vorläufigen Bewertung unterzogen. In dieser Konkretisierungsphase wurden die städtebaulichen Strukturskizzen in Hinblick auf die Erkenntnisse aus den Werkstatt-Terminen präzisiert. Ziel der Konkretisierungsphase war es, gezielte Aussagen zur räumlichen Form (Raumkanten, Platzbildung, Höhenstaffelung) zu treffen und eine konkrete Nutzungsgliederung vorzuschlagen, um ein gemeinsam getragenes Bild der Ortsmitte zu entwickeln. In einer anschließenden Informationsveranstaltung am 25. Juni 2012 wurden die Verfahrensergebnisse präsentiert und eine konkrete städtebauliche Strukturskizze mit konkreten Aussagen zur Wirtschaftlichkeit vorgestellt. Die Informationsveranstaltung wurde als Plenumsdiskussion angelegt, um den Beteiligten abschließend die Möglichkeit zu geben, Anregungen und Hinweise zur Feinjustierung des Konzepts einzubringen. In dieser Veranstaltung hat sich gezeigt, dass eine weitere Variante in der Diskussion berücksichtigt werden sollte. Auch wurde deutlich gemacht, dass die klare Definition der baulichen Höhen zusätzlicher Illustrationen bedarf. Eine entsprechende Überarbeitung wurde durchgeführt und in Form von Filmen mit Illustrationen zur Höhenentwicklung dokumentiert. Im Nachgang zur Informationsveranstaltung wurden die Resultate dem politischen Gremium der Gemeinde Stuhr am 5. September diesen Jahres vorgestellt.

Brinkum im Überblick 3 3 Brinkum im Überblick Zur besseren Einordnung der Entwicklungsmöglichkeiten der Ortsmitte wurden die wesentlichen stadtstrukturellen Besonderheiten des Ortsteils untersucht. Die folgenden Darstellungen und Ausführungen zeigen eine grobe stadtstrukturelle Analyse des Untersuchungsraums: Abbildung 1 Grundelemente Der Ortsteil Brinkum wird im Norden von der Bundesautobahn A 1 begrenzt und im Osten von der Bundesstraße B 6 tangiert. Der Autobahnanschluss Bremen/Brinkum der A 1 liegt in rund 1,7 km Entfernung zum Ortszentrum. Mit der A 1 und der B 6 ist der Ortsteil überregional sehr gut angebunden. Die B 6 führt in Richtung Norden nach Bremen und zum 5 km entfernten Bremer Flughafen. Die A 1 bildet eine räumliche Zäsur zwischen dem Ortsteil Brinkum und dem dazugehörigen nördlichen Gewerbegebiet Brinkum Nord. Durch den Ortsteil verläuft eine ehemalige Schienentrasse für den Güterverkehr, die gemäß den aktuellen Planungsabsichten der regionalen Verkehrsunternehmen als Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 ausgebaut werden soll. Hauptverkehrsachsen und damit die Schlagadern von Brinkum sind die Bremer, die Syker und die Bassumer Straße. Die von Norden bzw. vom Autobahnanschluss verlaufende Bremer Straße geht im Ortszentrum in die Bassumer und in die Syker Straße über. Durch die Gabelung der Bremer Straße entsteht eine y-förmige Erschließungsstruktur, die die innere Erschließung des Ortsteils von Norden nach Süden ermöglicht. Eine weitere, jedoch untergeordnete Straße ist

Brinkum im Überblick 4 die Bahnhofstraße, die von der Bremer Straße in Richtung Westen führt und den Ortsteil Brinkum mit der Gemeinde Stuhr verbindet. Dementsprechend verfügt der Stadtteil über drei wichtige Stadteingangssituationen. Die nördliche Eingangssituation entlang der Bremer Straße wird durch den Kontrast von gewerblichen Nutzungen westlich der Bremer Straße sowie überwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen östlich der Bassumer Straße geprägt. Die Tankstelle westlich der Bassumer Straße markiert durch ihre Werbewirksamkeit die Stadteingangssituation sowie das Ortsbild nachteilig. Das Eintreten in den Ortsteil entlang der Syker Straße wird im Bereich des Schienenübergangs bewusst wahrgenommen. Prägend für diesen Bereich ist eine überwiegend gewerbliche Nutzung südlich der Trasse im Übergang zur Wohnnutzung nördlich der Bahntrasse. Das dritte Entree findet sich im Bereich der Diepholzer Straße bzw. dem Kreisverkehr Diepholzer Straße/Bassumer Straße. Charakteristisch für diesen Bereich ist eine fast durchgängig geschlossene Straßenrandbebauung mit einem straßenbegleitenden Grünzug. Abbildung 2 Nutzungsgliederung; Einzelhandel, Wohnen und Gewerbe Entlang der Bremer, Bassumer und Syker Straße konzentriert sich eine Vielzahl an Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben. Die bandartige Struktur des Einzelhandels entlang der Hauptachsen verhindert, dass eine zusammenhängende und zentrale Einzelhandelslage entsteht, zumal sich zwischen den Achsen vielfach Wohnnutzungen befinden. Bedeutungsvoller für den Ortsteil ist die Syker Straße, da an dieser Achse ein deutlich dichterer Besatz an Einzelhandels- und Dienst-

Brinkum im Überblick 5 leistungsbetrieben als an der Bassumer Straße liegt. Dies gilt insbesondere für den Bereich zwischen dem ZOB und dem südlichen Kreisverkehr. Der Einzelhandelsbesatz setzt sich überwiegend aus kleinstrukturierten und inhabergeführten Betrieben zusammen. In südlicher Richtung sind entlang der Syker Straße jedoch erste Trading-Down-Prozesse in Form von Mindernutzungen und Leerständen erkennbar. Der Besatz mit Einzelhandelsbetrieben an der Bassumer Straße ist dagegen vergleichsweise locker. Eine wichtige Magnetfunktion wird dem Netto-Discounter als Nahversorger zuteil. Am südlichen Ende des Siedlungsbereichs ergibt sich eine Sondersituation aus einer Agglomeration mehrerer Einzelhandelsbetriebe wie einem großflächigen Vollsortimenter mit verschiedenen Konzessionären, einem Textildiscounter, einem Zoofachmarkt, einer Drogerie, einer Apotheke und einem Schreibwarenladen. Die Frequentierung dieses dezentralen Standorts wird durch die Arrondierung des Einzelhandels mit der Volkshochschule sowie der Bibliothek begünstigt. Entlang der zentralen Bremer, Bassumer wie Syker Straße ist eine Nutzungsmischung aus Einzelhandel in den Erdgeschosslagen und Wohn- oder Büronutzungen in den darüberliegenden Geschossen vorzufinden. Eine Konzentration gewerblicher Nutzungen liegt nördlich und südlich der A 1. Nur vereinzelt befinden sich Gewerbeflächen wie ein größerer Gewerbebetrieb an der Bassumer Straße in Nähe der Wohnbereiche. Der Schnittpunkt der Hauptachsen und abschnittsweise der Geschäftsstraßen Bassumer, Syker und Bremer Straße sowie die großflächige Gestaltung des zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) mit dem räumlich angrenzenden öffentlichen Parkplatz stellen die Ortsmitte dar. Die Wahrnehmung wird maßgeblich durch die platzartige Wirkung des ZOB s bestimmt. Das Sparkassengebäude, das sich in seiner Gebäudeausrichtung und -struktur zum ZOB hin orientiert, begünstigt die Platzwirkung. Dabei bietet dieser Bereich nur wenige identifikationsstiftende Merkmale sowie eine geringe Gestaltungsund Aufenthaltsqualität, die eine gestalterische und funktionale Mitte implizieren.

Brinkum im Überblick 6 Abbildung 3 Grünzüge und Freiflächen Die südlichen Neubaugebiete werden konsequent von Grünzügen mit Fuß und Radwegen durchkreuzt. Ein größerer Flächenpool besteht mit der Festwiese östlich der Bassumer Straße. Im zentralen Bereich des Ortsteils ermöglicht der Friedhof angrenzend an die Syker Straße eine Vernetzung mit dem östlichen Landschaftsraum. Der großflächige Parkplatz im Ortszentrum wird von Süden von einer Grünanlage gesäumt, die aufgrund ihrer Dimensionierung nicht die Funktion einer innerstädtischen Parkanlage erfüllen kann.

Brinkum im Überblick 7 Abbildung 4 Straßennetz und Wegeverbindungen Der Siedlungsraum wird von einem feinmaschigen Straßennetz durchzogen. Die wichtigsten fußläufigen Zuwegungen erfolgen über straßenbegleitende Wege. Die gute innere Erschließung bedingt, dass nur wenige ergänzende Verbindungen, die nur dem Fußund Radverkehr vorbehalten sind, notwendig sind. Abbildung 5 Wichtige öffentliche Räume und Einrichtungen Der Omnibusbahnhof ist für die Anbindung des Ortszentrums der wichtigste öffentliche Raum. Im näheren Umfeld der zentralen und für die tatsächliche Auslastung durch den Buslinienverkehr offensichtlich überdimensionierten Verkehrsflächen liegen verschiedene

Brinkum im Überblick 8 Dienstleistungs-, Gesundheits- und gastronomische Einrichtungen. Räumlich begrenzt wird der ZOB durch einen Park- and Ride- Pavillon auf der östlichen Seite des Platzes in Abgrenzung zum benachbarten Parkplatz sowie die Georg-Lohmann-, die Syker Straße und die südliche Bebauung. Der Bassumer Straße kommt im Vergleich zur Syker Straße eine größere Bedeutung hinsichtlich der öffentlichen Einrichtungen hinzu: Neben den bereits genannten Einrichtungen der Bibliothek und der Volkshochschule liegen an der Bassumer Straße und in räumlicher Nähe zudem die Gesamtschule und die Grundschule Brinkums.

Planerische Rahmenbedingungen 9 4 Planerische Rahmenbedingungen Die Entwicklung des Ortszentrums wird durch verschiedene Rahmenbedingungen beeinflusst. Die Prämisse bilden das Einzelhandelskonzept der Gemeinde Stuhr, die geplante Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 sowie die Verfügbarkeit von Flächen im Ortskern. 4.1 Einzelhandelskonzept der Gemeinde Stuhr Im Einzelhandelskonzept der Gemeinde Stuhr (2010), erstellt durch das Büro Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, wurden die Einzelhandelsausstattung und Nutzungsstruktur des Nahversorgungszentrums Brinkum untersucht und verschiedene Handlungsstrategien für den Einzelhandel entwickelt. Im Folgenden werden die Ergebnisse des Gutachtens zusammenfassend dargestellt. Nahversorgungszentrum Brinkum Die nahversorgungsrelevanten Sortimente bilden mit ca. 71 % der Verkaufsfläche und ca. 60 % der Betriebe einen Angebotsschwerpunkt in Brinkum. Rund 27 % der Verkaufsfläche entfallen auf die zentrenrelevanten und knapp 2 % der Verkaufsfläche auf die nichtzentrenrelevanten Sortimente. Als Magnetbetriebe sind vor allem Lebensmittelanbieter wie die großflächigen Supermärkte Rewe und Inkoop sowie zwei Netto-Lebensmitteldiscounter und im Weiteren Fachgeschäfte zu nennen. Primär entlang der Syker Straße werden die Einzelhandelsmagneten von kleinteiligem Einzelhandel inhabergeführter Betriebe und solchen der Sortimentsgruppen Lebensmittel, Kosmetik, Blumen, Damen- und Sportbekleidung, Schmuck und Uhren, Hausrat, Geschenke und Heimtextilien arrondiert. Eine frequenzerzeugende Wirkung geht von dem Sonderstandort im südlichen Bereich der Bassumer Straße hervor. Das Einzelhandelsangebot wird durch verschiedene Komplementärnutzungen ergänzt. Ein hoher Anteil der Dienstleistungen entfällt auf die Bereiche Finanzen, Versicherungen sowie publikumsbezogener Dienstleistungen wie Friseursalons, Kosmetikstudios etc. Im Einzelhandelskonzept wird für das Nahversorgungszentrum Brinkum eine Leerstandsquote von 7-8 % beschrieben. Dieser Wert liegt im Bereich einer normalen Geschäftsfluktuation vergleichbarer Einkaufsstädte. Generell handelt es sich in diesem Falle um ein vergleichsweise starkes Nahversorgungszentrum, das aufgrund der räumlichen Ausdehnung der Geschäftslagen in Teilbereichen Trading-Down- Tendenzen aufweist. Des Weiteren ist ein Trend hinsichtlich Ansiedlung großflächiger Betriebe in dezentralen Lagen zu beobachten.

Planerische Rahmenbedingungen 10 Ziel sollte es daher sein, Magnetbetriebe im Zentrum Brinkums zu arrondieren, um eine Knochenstruktur im Einzelhandelslagensystem zu erreichen. Hinsichtlich einer perspektivischen Einzelhandelsentwicklung Brinkums wurden im Einzelhandelskonzept verschiedene Standorte auf ihre dahingehende Eignung geprüft. Die Ergebnisse sind in der folgenden Abbildung dargestellt. Abbildung 6 Prüfstandorte zur Arrondierung des Geschäftsbesatzes Im Einzelhandelskonzept wird der zentrale Versorgungsbereich definiert, dessen Abgrenzung auf Grundlage der Einzelhandelsausstattung, der vorhandenen Komplementärnutzungen und der räumlichen Bündelung erfolgte. Die genaue Abgrenzung ist der Abbildung 7 zu entnehmen. Hierzu trifft das Einzelhandelskonzept folgende Aussage: An der Syker Straße endet die Abgrenzung mit der Eingangssituation rund um den Kreisverkehr. Hingegen wird empfohlen am Ende der Bassumer Straße allein den heutigen Bestand in den zentralen Versorgungsbereich zu integrieren. Hierdurch soll einem möglichen weiteren Konkurrenzdruck durch dezentrale Lagen entgegengewirkt werden. Gleichzeitig wird durch die durchgängige Fortführung des zentralen Versorgungsbereichs vom Zentrum des Ortsteils Brinkum bis zur Agglomeration an der Jupiterstraße perspektivisch die Möglichkeit offengehalten, größere Einzelhandelsbetriebe auf der Bassumer Straße anzusiedeln, um den Bestand zu verdichten und die zentralen Lagen somit zu stärken.

Planerische Rahmenbedingungen 11 Abbildung 7 Zentraler Versorgungsbereich Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Einzelhandelskonzept der Gemeinde Stuhr, 2010 Im Einzelhandelskonzept werden folgende Handlungsstrategien für die Entwicklung des Einzelhandels in Brinkum benannt: Konzentration der nahversorgungs- und zentrenrelevanten Sortimente auf den Versorgungsbereich (Verbundwirkung) Angebotsergänzungen in den Leerständen und an den Prüfstandorten Ausstrahlungskraft der Ortsmitte nutzen, z. B. großflächiger Einzelhandel + öffentliche Nutzung Gegenpool zu den dezentralen Lagen erzeugen Aufwertung des vorhandenen Einzelhandels 4.2 Verlängerung der Straßenbahnlinie Die Weserbahn plant den Ausbau der Bremer Straßenbahn im südlichen Umland von Bremen. Vorgesehen ist die Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 von Bremen/Roland-Center bis nach Leeste über die bestehende BTE-Trasse. Durch die geplante Streckenverlängerung wird die Verbindungsachse zwischen Moordeich, Stuhr und

Planerische Rahmenbedingungen 12 Brinkum maßgeblich gestärkt bzw. eine direkte Verbindung zwischen den südlichen Umlandgemeinden zur City von Bremen und zum Hauptbahnhof hergestellt. Derzeit ist eine direkte Verbindung mit dem ÖPNV von Brinkum nach Bremen ohne Umsteigen nicht möglich. Vom ZOB in Brinkum besteht mit der Buslinie 55 die Anbindung in Richtung Bremen. Die Buslinie 55 endet jedoch an der Haltestelle Bremen/Roland-Center, an der das Umsteigen in die Straßenbahnlinien 1 oder 8 erforderlich ist. Nach derzeitigen Einschätzungen ist davon auszugehen, dass mit der Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 der Verkehr der Buslinie 55 eingestellt werden kann. Mit der Verlängerung wird nicht nur ein besseres und leistungsfähigeres ÖPNV-Angebot in Brinkum bereitgestellt, durch das Einstellen der Buslinie 55 kann der Raumbedarf des ZOB in Brinkum angepasst und voraussichtlich von vier auf drei Buscaps reduziert werden. Aus der Möglichkeit, den zentralen Omnibusbahnhof in seiner jetzigen Gestaltung und Dimensionierung zu überdenken, zeichnen sich für die Entwicklung des Brinkumer Ortszentrums neue Entwicklungsperspektiven im Umgang mit der Arrondierung des ZOB s in der Ortsmitte ab. 4.3 Flächenverfügbarkeiten Die Gemeinde konnte in den letzten Jahren Grundstücke im Zentrum von Brinkum östlich und westlich der Bremer -/Syker Straße erwerben, die hinsichtlich der Entwicklung des Ortszentrums als Entwicklungsflächen einbezogen werden können. Dazu gehören folgende Flächen und Grundstücke: Der großflächige öffentliche Parkplatz Der Grünzug zwischen dem ZOB und der Wandelstraße Bremer Straße 1 und 5 sowie Bassumer Straße 2 und 2a Weiterhin liegen die Flächen des ZOB im kommunalen Eigentum.

Erste Bürgerwerkstatt 13 Abbildung 8 Städtische Flächenpotenziale Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 5 Erste Bürgerwerkstatt Am 4. Juni 2012 wurde die Stuhrer und Brinkumer Bürgerschaft zu einer ersten Bürgerwerkstatt eingeladen. Ziel war, die Bürgerinnen und Bürger über die Planungsabsichten der Stadtverwaltung zu informieren und ihnen zugleich die Möglichkeit zu geben, bei der Entwicklung des Ortszentrums mitzuwirken und eigene Ideen, Wünsche und Anregungen einzubringen. 5.1 Verfahren Auf Basis eines Impulsvortrags wurden die Bürger und Bürgerinnen in die Thematik eingeführt und Anlass wie Zielsetzungen des Werkstattverfahrens erläutert. In Form eines virtuellen Planungsrundgangs wurden anhand von Illustrationen mit ergänzender Fotostrecke die Besonderheiten Brinkums dargestellt und die Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Ortszentrums benannt. Ein Schwerpunkt des Impulsvortrags lag in der Darlegung erster konzeptioneller Ideen für den zentralen Bereich rund um den heutigen ZOB, um eine Bandbreite potenzieller Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Erste Bürgerwerkstatt 14 5.2 Nadelkarte Im Vorfeld der Veranstaltung wurde durch die Stecknadelmethode ein Stimmungsbild der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erzeugt. Unter Zuhilfenahme roter und grüner Stecknadeln konnten die Teilnehmer in einem Lageplan die Orte markieren, die als besonders positiv bzw. als verbesserungswürdig empfunden werden. Die folgende Abbildung stellt das Ergebnis der Bewertung dar: Abbildung 9 Stimmungsbild nach der Stecknadelmethode Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Es war deutlich erkennbar, dass primär das Ortszentrum als negativ oder zumindest verbesserungswürdig empfunden wird. Räumlich erstreckt sich dieser defizitäre Bereich auf den ZOB, den Marktplatz, die Verkehrsführung, die Gebäude Bremer Straße 1 und 5 sowie Bassumer Straße 2 und 4. Weitaus weniger drastisch stellt sich das Meinungsbild bezüglich des wie eine Brachfläche anmutenden großflächigen Stellplatzes südlich des Hotels Bremer Tor dar. 5.3 Varianten Variante Nr. 1 Die Variante Nr. 1 wird von der Leitidee getragen, den bisherigen kleinräumigen Marktplatz zu einem zentralen und großzügigen Bereich westlich der Bremer Straße zu entwickeln und zugleich das Raumangebot des heutigen ZOB s zugunsten einer südlichen Neubebauung deutlich zu reduzieren. Durch die städtebauliche Arrondierung der Mitte mittels eines den Marktplatz rahmenden Gebäu-

Erste Bürgerwerkstatt 15 des und eines Querriegels auf Höhe der Grünanlage sowie dem Sparkassengebäude wird ein großzügiger Platz geschaffen, der jedoch durch die Verkehrsführung in drei Teilplätze (Marktplatz, ZOB und Zugangsbereich der Sparkasse) untergliedert wird. Abbildung 10 Lageplan Variante 1 Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Variante Nr. 2 In der zweiten Variante wird das Sparkassengebäude als bisherige städtebauliche Dominante durch mehrere Gebäude arrondiert. Infolgedessen entsteht in der räumlichen Mitte eine Platzsituation. Zum einen bietet die Variante die Möglichkeit, diesen zentralen Platz zu umfahren oder im Sinne von Shared Space ein großzügiges Areal zu schaffen, welches allen Verkehrteilnehmern gleichermaßen vorbehalten ist. Die beschriebene erste Möglichkeit ist dazu geeignet, den Platzbereich als durchgängig erhöhtes Buscap anzubieten, das von allen Seiten von den Buslinien angedient werden kann.

Erste Bürgerwerkstatt 16 Abbildung 11 Lageplan Variante 2 Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Variante Nr. 3 Die Variante 3 wurde in Anlehnung an die Idee eines Bürgers, der der Gemeinde Stuhr im Vorfeld der ersten Bürgerwerkstatt seine Vorstellungen einer Ortsentwicklung dargestellt hat, entwickelt. Konzeptioneller Ansatz ist die Verlegung des Durchgangsverkehrs der Syker Straße über den Stellplatz südlich des Hotels Bremer Tor. Auf diese Weise werden die Voraussetzungen für einen verkehrsberuhigten Bereich bzw. eine Fußgängerzone zwischen dem heutigen ZOB und der neuen Verkehrsführung geschaffen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, die neue Flaniermeile auf einem zentralen Platz enden zu lassen, dessen Raumkanten gänzlich neu definiert werden.

Erste Bürgerwerkstatt 17 Abbildung 12 Lageplan Variante 3 Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Variante Nr. 4 Die Variante 4 sieht eine Verlagerung des zentralen Omibusbahnhofs auf die westliche Seite der Bremer Straße vor. Gerahmt wird der neue ZOB durch einen von der Straßenseite aus zurückgesetzten Gebäuderiegel. Der Bereich des heutigen ZOB s und des Grundstücks Syker Straße weicht einem zentralen Marktplatz, der durch zwei l-förmige Gebäude gefasst wird. Der Eingangsbereich des Sparkassengebäudes wird hierdurch zur Rückseite.

Erste Bürgerwerkstatt 18 Abbildung 13 Lageplan Variante 4 Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 5.4 Arbeitstische Im anschließenden Werkstattverfahren wurden drei Gruppen gebildet, in denen Anregungen und Ideen der Bürgerschaft zusammengetragen wurden. Die Diskussionsgrundlage für die Gruppenarbeit stellte soweit dies erforderlich war ein Katalog aus folgenden, nach städtebaulichen Themenfeldern untergliederten Leitfragen dar: Nutzungen Wie kann die Versorgungsqualität verbessert werden? Welche kulturellen, sozialen, Einzelhandels- und Dienstleistungsnutzungen fehlen in Brinkum? Wie kann der Leerstand beseitigt werden? Welche Nutzung kann einem neuen Platz im Ortskern Brinkums beigemessen werden (Wochenmarkt etc.)? Welches Gastronomieangebot braucht der Ortskern Brinkum? Stadtstruktur und Freiraum Wie kann das Ortszentrum charakteristisch gestaltet werden? Wie kann die neue Mitte räumlich begrenzt werden? Welche Gebäudestruktur eignet sich für eine Bebauung? Welche Ausstattungen fehlen im öffentlichen Raum? Wie kann die Aufenthaltsqualität verbessert werden? Wie kann ein kinder- und familienfreundliches Ortszentrum aussehen? Welches zentrale Gestaltungselement (Brunnen, kleiner Park etc.) kann dem Ortszentrum Charakter verleihen?

Erste Bürgerwerkstatt 19 Fuß- und Radwegeverbindung Wo ist das Konfliktpotential zwischen den Verkehrsbeteiligten Autofahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger am größten? Wie können bestehende Fuß- und Radwegeverbindungen qualitativ aufgewertet werden? Verkehr Sollen die Verkehrswege zu Gunsten einer Fußgängerzone/ Ortsmitte/ eines Marktplatzes/ verkehrsberuhigten Einkaufsbereichs verändert werden? Sind ausreichend Parkplätze vorhanden? Wie könnte das Stellplatzangebot verbessert werden? Wohnen Für welche Altersgruppen sind neue Wohnangebote zu schaffen? Welche Bedarfe haben die einzelnen Zielgruppen? 5.5 Ergebnisse Die Ergebnisse aus den Werkstattgruppen wurden anschließend im Plenum präsentiert. Die Arbeitsgruppen kamen zum größten Teil in der Arbeitsphase zu vergleichbaren Ergebnissen. Zusammenfassend konnten folgende Anregungen und Ideen gesammelt werden: Die möglichen Nutzungen sollen eine Mischung aus Wohnen, Einzelhandel und Dienstleistungen darstellen. Hier besteht insbesondere der Wunsch, diese am demografischen Wandel und dementsprechend an der älteren Generation auszurichten. Der neue Wohnraum soll verschiedene Zielgruppen wie Senioren, Studenten, Familien mit Kindern und eine kaufkräftige Klientel ansprechen. Die Seniorenwohnungen sollen altengerecht gestaltet sein und sich auf zwei bis vier Zimmer (50-80 qm) beschränken. Für den Einzelhandelssektor wird von frequenzerzeugender, kleinteiliger und qualitätsvoller Nutzung gesprochen, d. h. qualitativ hochwertige Fachgeschäfte (Bücher/Zeitung, Spielwaren, Textilien/Boutiquen etc.) und Nahversorgungseinrichtungen (Fleischer, Bäcker etc.) sind gewünscht. Eine Rewe-City-Filiale wird vorgeschlagen, um die Lebensmittelnachfrage im Zentrum zu decken. Als Nutzung für einen neuen Platz in der Mitte Brinkums wird ein Wochenmarkt (ggf. 2x wöchentlich) vorgeschlagen. Zur Ergänzung des Einzelhandels ist ein gastronomisches Angebot angedacht, dessen Außengastronomie eine Bespielung der neuen Mitte ermöglicht. Ferner werden (Fach-)Ärzte in unmittelbarer Umgebung des Wohnraums gewünscht. Als weitere Nutzungen werden ein Kino oder Kleinkunsttheater, ein Fitnessstudio und eine Tanzschule vorgeschlagen.

Erste Bürgerwerkstatt 20 Als Ideen für die Gestaltung des neuen Platzes wurden eine großzügige Ausbildung sowie Arrondierung durch ergänzende Nutzungen z. B. kultureller Art (Freilichttheater, Kinderspiel, Kleinkunstbühne) bzw. Wochenmarkt vorgebracht. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass die multifunktionale Nutzbarkeit des Platzes im Vordergrund stehen und der Durchgangsverkehr in der Ortsmitte eine untergeordnete Rolle spielen sollte. Infolgedessen sollte der Platz nicht durch die Straßenführung räumlich getrennt werden. Der Platz soll eine stadtkonforme Gestaltung annehmen und in Verbindung mit den Ortseingängen stehen bzw. sollen sich deren Gestaltungsmerkmale auch in der Ortsmitte widerspiegeln. Zur Gestaltung des Platzes wird u. a. angeregt den ZOB zu verlegen (z. B. auf das Gelände des alten Postgebäudes) und anschließend den Platz als Ensemble verkehrsberuhigt zu gestalten. Hinsichtlich einer neuen Bebauung in der Ortsmitte besteht der Wunsch, eine Staffelung der Gebäude bis hin zu drei oder vier Geschossen vorzusehen. Das Gebäude der Sparkasse wird teilweise als zu hoch empfunden. Unter anderem wurde zur Herstellung eines Alleinstellungsmerkmals eine Gestaltung im Hundertwasser -Stil angeregt. Mehrheitlich wurden als Gestaltungselemente auch Arkaden vorgeschlagen. Für die Attraktivitätssteigerung des Platzes sind eine Ausstattung mit Möblierung, öffentlichem WC, Flächen für Schach oder Boule und eine Bespielung durch Außengastronomie genannt worden. Zur Beruhigung der Verkehrssituation in der Ortsmitte wurden verschiedene Möglichkeiten wie eine Fußgängerzone oder Shared Space diskutiert. Die Beruhigung des Bereichs impliziert gleichzeitig Änderungen an der Verkehrsführung und dem Parkplatzangebot. In der Summe soll das Parkplatzkontingent in der Ortsmitte jedoch erhalten bleiben. Jedoch wurde eine Verlagerung bei gleichzeitigem Erhalt der Anzahl der Stellplätze ebenfalls in Betracht gezogen. Als konkrete Anregungen für eine bessere Vernetzung der Einzelhandelslagen wurde die Stärkung der Querverbindung zwischen Bassumer und Syker Straße genannt. Durch eine Verlagerung des ZOB s im Bereich des alten Postgebäudes kann u. a. ein neuer Endpunkt und Magnet an der Bassumer Straße geschaffen werden, der zugleich im Zusammenhang mit einer Querverbindung zur Syker Straße ein neues Spannungsverhältnis zwischen Ortsmitte, Bremer Straße, Syker Straße und Bassumer Straße erzeugt. Aus der Diskussion im Plenum ging der Wunsch hervor, die vorgestellten vier Konzeptideen um eine fünfte Variante zu ergänzen. Die folgende Abbildung stellt die fünfte Variante dar. Grundidee dieses Konzepts ist der Wunsch der Teilnehmerrunde, den ZOB auf die westliche Seite der Bremer Straße zu verlagern und einen großflächigen Platz südlich des Sparkassen-Gebäudes zu gestalten. Ange-