Gutachten über das Modellprojekt zur Neukonzeption Einschulungsuntersuchung

Ähnliche Dokumente
Die neue Einschulungsuntersuchung

Kindervorsorgeuntersuchungen

Präsentation vom im Rahmen der Fachberatertagung der Unfallkasse NRW in Haltern.

90-minütige Klausur Statistik für Studierende der Kommunikationswissenschaft

1. Wie viele Stunden für pädagogische Fachkräfte stehen den Klassen des Projekts Keiner ohne Abschluss sowie des Berufsvorbereitungsjahres

Dieses erste Kreisdiagramm, bezieht sich auf das gesamte Testergebnis der kompletten 182 getesteten Personen. Ergebnis

2. Psychologische Fragen. Nicht genannt.

Statistische Auswertung:

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

Ergebnispräsentation zur Datenerhebung (Rohergebnis) der Elternbefragung zum verkürzten Zweig an der Friedensschule Münster

Wie Projektziele gemessen werden können oder wie man Indikatoren entwickeln kann?

«Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen

Bevölkerung mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung 2012

2.Symposium für Erzieher/innen und Lehrer/innen Psychologische Tests

Fragebogen: Abschlussbefragung

QM: Prüfen -1- KN

Studierenden war unter den Befragungsteilnehmenden mit rd. 10 % vertreten. Die übrigen Nenbachtete

Tipp III: Leiten Sie eine immer direkt anwendbare Formel her zur Berechnung der sogenannten "bedingten Wahrscheinlichkeit".

Mobile Intranet in Unternehmen

Multicheck Schülerumfrage 2013

Name der Ausbildungsstätte. 1. Wenn Sie diese Ausbildung beginnen: Welchen höchsten Schulabschluss haben Sie dann? a) ohne Hauptschulabschluss

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Übungsbuch für den Grundkurs mit Tipps und Lösungen: Analysis

Grundlagen der Datenanalyse am Beispiel von SPSS

Grundlagen der Inferenzstatistik

Auswerten mit Excel. Viele Video-Tutorials auf Youtube z.b.

Studie über die Bewertung von Wissen in kleinen und mittleren Unternehmen in Schleswig-Holstein

Schritt für Schritt zur Krankenstandsstatistik

Elternfragebogen 2015

Ergänzungsbericht zum Tätigkeitsbericht 2013 über die Ergebnisse der externen vergleichenden Qualitätssicherung

Statistik für Studenten der Sportwissenschaften SS 2008

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Mitarbeiterbefragung als PE- und OE-Instrument

Ziel- und Qualitätsorientierung. Fortbildung für die Begutachtung in Verbindung mit dem Gesamtplanverfahren nach 58 SGB XII

Niedersächsisches Kultusministerium. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur inklusiven Schule. - Leichte Sprache - Niedersachsen

4. Erstellen von Klassen

Welche Unterschiede gibt es zwischen einem CAPAund einem Audiometrie- Test?

Industrie 4.0 in Deutschland

Jugendschutzgesetz (JuSchG) Die Besonderheit der "erziehungsbeauftragten" Person am Beispiel Diskotheken- und Gaststättenbesuch

Elternbefragung der Kindertagesstätte...

Zahlenoptimierung Herr Clever spielt optimierte Zahlen

2 Aufbau der Arbeit und wissenschaftliche Problemstellung

Sonderpädagogische Schülerakte Teil II

Letzte Krankenkassen streichen Zusatzbeiträge

Private Vorsorge für den Pflegefall

Das Hörbuch geht online...

Geschlecht. Gewichtsklasse

Tutorial: Homogenitätstest

Das Vermögen der privaten Haushalte in Nordrhein-Westfalen ein Überblick auf der Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe

Daten zum Wortschatz von Monate alten Kindern

Fruchtbarkeit ist messbar!

20 Anhang Antrag auf Frühförderung

Eltern von Leselernern Informiertheit, Förderung, Konflikte. A. Schabmann & B. M. Schmidt Universität Wien

Behandlung und Beratung von Alkoholabhängigen

Ergebnisse der Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterbefragung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena zum Thema Mitarbeitergespräche

Struktur der Transplantationen in Deutschland in den Jahren 2004 und 2005

Stichprobenauslegung. für stetige und binäre Datentypen

Anmeldung und Zugang zum Webinar des Deutschen Bibliotheksverbandes e.v. (dbv)

Laufende Auswertung von Feedback-Fragebögen Eine Vorlage zur Auswertung eines Fragebogens und die Präsentation erstellen...

Eine Bürokratiekostenfolgenabschätzung zum zweiten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt im Hinblick auf die Einführung einer Gleitzone

Bildungsstand der Bevölkerung

Intrinsisch motivierte Mitarbeiter als Erfolgsfaktor für das Ideenmanagement: Eine empirische Untersuchung

Das Persönliche Budget in verständlicher Sprache

Berufungsentscheidung

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Dokumentation. estat Version 2.0

Von. Astrid Schwemin. Zum Thema: Ein Beitrag zum Qualitätsmanagement des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes im Landkreis Harburg, Niedersachsen

Profil A 49,3 48,2 50,7 50,9 49,8 48,7 49,6 50,1 Profil B 51,8 49,6 53,2 51,1 51,1 53,4 50, ,5 51,7 48,8

Pflegende Angehörige Online Ihre Plattform im Internet

1. Berufsbegleitende Nachqualifizierung zum Berufsabschluß

Auszug aus der Auswertung der Befragung zur Ermittlung der IT-Basiskompetenz

Qualitätsbedingungen schulischer Inklusion für Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung

A1.7: Entropie natürlicher Texte

Fragebogen zu den Möglichkeiten der Integration von Kindern mit Behinderungen in Schulen im [(Land-)kreis oder Stadt]

Drei Fragen zum Datenschutz im. Nico Reiners

Frauen in der Berufsfeuerwehr

Politikverständnis und Wahlalter. Ergebnisse einer Studie mit Schülern und Studienanfängern

BMV Visionen Ergebnisbericht der Mitglieder Befragung

Mitarbeiterbefragung zur Führungsqualität und Mitarbeitermotivation in Ihrem Betrieb

Korrelation. Übungsbeispiel 1. Übungsbeispiel 4. Übungsbeispiel 2. Übungsbeispiel 3. Korrel.dtp Seite 1

Berechnung der Erhöhung der Durchschnittsprämien

Fragebogen zur Nutzung des Angebots der Hochschulbibliothek an elektronischen Medien:

mehrmals mehrmals mehrmals alle seltener nie mindestens **) in der im Monat im Jahr 1 bis 2 alle 1 bis 2 Woche Jahre Jahre % % % % % % %

Kinder, bei denen eine besondere Förderung bzw. Unterstützung in der Grundschule notwendig oder eventuell notwendig sein wird

CITIES AGAINST RACISM RESPONSIBILITIES OF CITIES IN COUNTERACTING RACISM SUSTAINABILITY. Evaluation der Plakatkampagne der Stadt Graz gegen Rassismus

geben. Die Wahrscheinlichkeit von 100% ist hier demnach nur der Gehen wir einmal davon aus, dass die von uns angenommenen

Psychologie im Arbeitsschutz

Sie als gehörlose Eltern wirklich denken Ihre persönliche Meinung -adresse Post Adresse Fax bis Ende Oktober/Anfang November

Angaben zur Person für die erstmalige Schulaufnahme

Vermögensbildung: Sparen und Wertsteigerung bei Immobilien liegen vorn

STATISTIK AKTUELL KINDESWOHLGEFÄHRDUNG Verfahren zur Einschätzung der Kindeswohlgefährdung in Karlsruhe

Schülerinnen und Schüler als Informationsquelle im Rahmen des Qualitätsmanagements an Schulen. Diplomarbeit

Varianzanalyse (ANOVA: analysis of variance)

Pränatales Screening auf Chromosomenstörungen. Pränatales Screening. Leitfaden für werdende Mütter und Väter. Leitfaden für werdende Mütter und Väter

Erste Ergebnisse der BMWi-Online Befragung Kommunale Investitionen

Gründe für fehlende Vorsorgemaßnahmen gegen Krankheit

Ist Excel das richtige Tool für FMEA? Steve Murphy, Marc Schaeffers

Prüfung eines Datenbestandes

Häufig wiederkehrende Fragen zur mündlichen Ergänzungsprüfung im Einzelnen:

Informationen für Eltern

Trend-Vorsorge. Der DIA Deutschland-Trend. 10. Befragungswelle 2. Quartal Einstellungen zur Altersvorsorge. Köln, 20.

Transkript:

Gutachten über das Modellprojekt zur Neukonzeption Einschulungsuntersuchung vorgelegt von: Prof. Dr. Harald Bode Sozialpädiatrisches Zentrum und Kinderneurologie Universitätsklinikum Ulm unter Mitarbeit von Dr. Monika Brunner, Universitäts-Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Heidelberg im Auftrag des Ministeriums für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg

INHALT ZUSAMMENFASSUNG... 9 Hintergrund... 9 Fragestellung... 9 Methodik... 9 Ergebnisse... 10 Schlussfolgerungen... 11 GUTACHTENAUFTRAG... 15 MATERIAL UND METHODEN... 17 ERGEBNISSE... 23 1 Demographische Merkmale... 23 2 Weitere Merkmale... 24 2.1 Weitere Merkmale bei Schritt 1 der Modellphase... 24 2.2 Weitere Merkmale bei Schritt 2 der Modellphase... 25 3 Deskriptive Datenanalyse... 26 3.1 Auffälligkeiten bei der ESU... 26 3.1.1 Auffälligkeiten bei der ESU - Schritt 1... 26 3.1.2 Auffälligkeiten bei der ESU - Schritt 2... 27 3.1.3 Auffälligkeiten nach ärztlicher Einschätzung in Schritt 2 im Vergleich zu Förderprogrammen im Kindergarten bzw. mit dem Kind... 28 3.2 Indikation zur ärztlichen Untersuchung... 29 3.2.1 Indikation zur ärztlichen Untersuchung - ESU Schritt 1... 29 3.3 Ärztliches Untersuchungsergebnis... 30 3.3.1 Ärztliches Untersuchungsergebnis ESU Schritt 1... 30 3.3.2 Ärztliches Untersuchungsergebnis ESU Schritt 2... 31 4 Methodenvergleich und Empfehlungen nach der ärztlichen Untersuchung ESU Schritt 1... 31 4.1 Body Mass Index (BMI)... 32 4.1.1 Einschätzung des kindlichen Gewichtes... 32 4.1.2 BMI laut Vorsorgeheft... 35 4.2 Sehen... 35 4.2.1 Sehfehler... 37 4.2.2 Schielfehler... 39 4.2.3 Sämtliche Sehprobleme... 40 4.3 Hören... 41 4.3.1 Hörstörung - Elternangaben... 42 4.3.2 Hörstörung - Beurteilung nach dem Vorsorgeheft... 43 4.4 Sprache... 43 4.4.1 Elternangaben... 46 4.4.2 Vorsorgeheft... 47 4.4.3 Erzieherinnensicht... 48

4.5 Motorik... 48 4.5.1 Elternangaben... 49 4.5.2 Erzieherinnensicht... 50 4.5.3 Vorsorgeheft... 52 4.6 Kognition... 52 4.6.1 Elternangaben... 53 4.6.2 Erzieherinnensicht... 54 4.6.3 Eltern- und Erzieherinnensicht in Kombination... 55 4.6.4 Vorsorgeheft... 55 4.7 Emotionale Kompetenzen... 56 4.7.1 Vorsorgeheft... 57 4.7.2 Elternsicht... 58 4.7.3 Erzieherinnensicht... 58 4.8 Soziale Kompetenz... 59 4.8.1 Vorsorgeheft... 60 4.8.2 Elternsicht... 60 4.8.3 Erzieherinnensicht... 61 4.9 Hyperaktivität... 62 4.9.1 Vorsorgeheft... 63 4.9.2 Elternsicht... 63 4.9.3 Erzieherinnensicht... 64 4.10 Vorhersage von Förder- und Behandlungsbedarf... 64 4.10.1 Häuslicher Förderbedarf... 65 4.10.2 Pädagogischer Förderbedarf... 66 4.10.3 Behandlungsbedürftige medizinische Befunde... 67 4.11 Vorhersage von Förderbedarf durch SDQ... 67 4.11.1 SDQ-Gesamtproblemwert/Elternsicht... 67 4.11.2 SDQ Hyperaktivität aus Eltern-/Erzieherinnensicht... 69 4.11.3 Verhaltensprobleme nach Eltern-SDQ/ Erzieherinnenempfehlung... 70 4.12 Vorhersage von Förderbedarf und behandlungsbedürftigen medizinischen Befunden durch Erzieherinnenbeurteilung... 71 4.13 Zusammenfassung der Ergebnisse von Schritt 1 der Neukonzeption der Einschulungsuntersuchung... 72 5 Sprache bei Schritt 1... 76 5.1 Verteilung der Daten und Gewinnung von Richtwerten (Prozentränge)... 76 5.1.1 Untertests aus dem Verfahren: Heidelberger Vorschulscreening zur auditiv-kinästhetischen Wahrnehmung und Sprachverarbeitung, HVS (Brunner et al. 2001)... 77 5.1.2 Heidelberger Auditives Screening in der Einschulungsuntersuchung, HASE (Brunner & Schöler, 2001)... 93 5.1.3 Ravensburger Prüfmaterial: Artikulation... 105 5.1.4 Ravensburger Prüfmaterial: Wortschatz... 109 5.2 Häufigkeit der Sprach- und Sprechauffälligkeiten bei Kindern mit Migrationshintergrund... 113 5.2.1 HVS... 113 5.2.2 HASE... 115 5.2.3 Ravensburger Prüfmaterial Artikulation... 116 5.2.4 Ravensburger Prüfmaterial Wortschatz... 116 5.2.5 Breuer-Weuffen Kurzverfahren: Sprachverständnis... 116 5.3 Auffälligkeiten nach Angaben in den Fragebögen... 117 5.3.1 Elternfragebogen... 117 5.3.2 Erzieherinnenfragebogen... 118 5.3.2 Vorsorgeheft... 119

5.4 Methodenvergleich (Sensitivitäten und Spezifitäten)... 120 5.4.1 HVS im Vergleich mit Elternangaben... 120 5.4.2 HVS im Vergleich mit Erzieherinnenangaben... 126 5.4.3 HVS im Vergleich mit Vorsorgeheft... 128 5.4.4 HVS Phonematische Differenzierung im Vergleich mit Breuer-Weuffen Lautdifferenzierung... 130 5.4.5 HASE im Vergleich mit den Fragebogenangaben von Eltern und Erzieherinnen... 130 5.4.6 HASE im Vergleich mit Erzieherinnenangaben zu Sprachauffälligkeiten... 140 5.4.7 HASE im Vergleich mit Vorsorgeheft... 143 5.4.8 HASE im Vergleich mit Breuer-Weuffen Kurzverfahren: Sprachverständnis... 146 5.4.9 Ravensburger Prüfmaterial Artikulation im Vergleich mit Eltern- und Erzieherinnenangaben sowie Vorsorgeheft... 148 5.4.10 HVS auditive Aufmerksamkeit im Vergleich mit Elternund Erzieherinnenangaben... 151 5.4.11 Breuer-Weuffen Kurzverfahren: Sprachverständnis im Vergleich mit Erzieherinneneinschätzung... 152 5.4.12 Vergleich der beiden Verfahren HVS und HASE... 153 5.5 Korrelationen... 158 6 Methodenvergleich und Empfehlungen nach der ärztlichen Untersuchung ESU Schritt 2... 160 6.1 Grobmotorik... 160 6.2 Graphomotorik... 162 6.3 Sprache... 162 6.4 Kognition... 163 6.5 Verhalten... 164 6.6 Soziale Kompetenz... 166 6.7 Emotionale Kompetenz... 166 6.8 Hyperaktivität... 167 6.9 Gesamtbewertung... 168 6.10 Zusammenhang zwischen auffälligen Merkmalen und Fördermaßnahmen... 169 6.10.1 Grobmotorik... 169 6.10.2 Graphomotorik... 170 6.10.3 Kognitive Entwicklung... 170 6.10.4 Sprachliche Entwicklung... 171 6.11 Zusammenfassung der Ergebnisse von ESU Schritt 2... 172 7 Sprache Schritt 2... 174 7.1 Auffälligkeiten in den einzelnen Verfahren... 174 7.1.1 Sprachproduktion... 174 7.1.2 Sprachverständnis... 181 7.1.3 HASE... 183 7.1.4 Artikulation und Wortschatz... 189 7.1.5 Heidelberger Vorschulscreening zur auditivkinästhetischen Wahrnehmung und Sprachverarbeitung, HVS (Brunner et al. 2001)... 194 7.1.6 Sprachentwicklung laut Erzieherinnen... 203

7.2 Auffälligkeiten in den verschiedenen Verfahren und der Erzieherinnen-Einschätzung... 204 7.2.1 HASE bei Kindern mit Nachuntersuchung wegen Auffälligkeiten in Schritt 1... 204 7.2.2 HASE alle Kinder... 205 7.2.3 Auffälligkeiten in der Spontansprachproduktion gemäß Transkriptanalyse... 205 7.2.4 Auffälligkeiten im SETK 3-5: Sprachverständnis... 207 7.2.5 Auffälligkeiten nach Erzieherinneneinschätzung... 207 7.2.6 HVS (nur Landkreis Biberach)... 207 7.2.7 Auffälligkeiten beim Ravensburger Prüfmaterial... 208 7.3 Korrelationen... 208 7.4 Methodenvergleich... 211 7.4.1 HASE im Vergleich mit anderen Verfahren... 211 7.4.2 Einschätzung der grammatikalischen Kompetenz im Vergleich mit den Einschätzungen der Erzieherinnen... 214 8 Vergleich Ergebnisse Schritt 1 und Schritt 2 der ESU... 216 8.1 Auffälligkeiten in der ärztlichen Untersuchung... 216 8.2 Auffälligkeiten in Eltern- und Erzieherinneneinschätzung... 216 8.3 Individuelle Entwicklungsverläufe... 217 8.3.1 Grobmotorik... 217 8.3.2 Visuomotorik... 219 8.3.3 Graphomotorik... 221 8.3.4 Kognitive Entwicklung... 223 8.3.5 Sprache... 225 8.3.6 Leistungsbeeinträchtigung in ESU Schritt 1 und Schulzurückstellung in ESU Schritt 2... 227 8.3.7 Zusammenfassung... 230 8.4 Sprachmodul Vergleich ESU Schritt 1 und ESU Schritt 2... 233 8.4.1 HASE Einzelvergleich Landkreis Biberach... 233 8.4.2 HVS Einzelvergleich... 238 8.4.3 HASE Gruppenvergleich... 239 8.4.4 Vergleich Wortschatz und Artikulation aus Ravensburger Prüfmaterial - Gruppenvergleich... 240 DISKUSSION... 243 1 Körperlich und geistig-seelische Voraussetzungen für einen erfolgreichen Schulbesuch... 243 2 Identifizieren die neuen InformationsQuellen Kinder mit Förderbedarf/Entwicklungsrisiko zuverlässig?... 243 2.1 Stichprobe... 244 2.2 Identifizierung und Definition von Auffälligkeiten/ Störungen244 2.3 Förderbedarf und Schulempfehlungen... 247 2.3.1 Förderbedarf in ESU Schritt 1... 247 2.3.2 Schulempfehlungen in ESU Schritt 2... 248 2.4 Einzelne Bausteine der ESU Schritt 1... 249 2.4.1 SMA-Untersuchung... 249 2.4.2 Ärztliche Untersuchung... 249 2.4.3 Erzieherinnen- und Elternangaben... 250 2.4.4 Vorsorgeheft... 252 2.4.5 Modul Sprache ESU Schritt 1... 253

2.5 Einzelne Bausteine der ESU Schritt 2... 259 2.5.1 Erzieherinnenangaben... 259 2.5.2 Elternangaben... 260 2.5.3 Vorsorgeheft... 260 2.5.4 Ärztliche Untersuchung... 261 2.5.5 Modul Sprache Schritt 2... 262 2.6 Vergleich der Ergebnisse ESU Schritt 1 und Schritt 2... 263 2.6.1 Gruppenvergleich... 263 2.6.2 Individuelle Entwicklungsverläufe... 264 2.6.3 Modul Sprache Vergleich ESU Schritt 1 mit Schritt 2... 264 3 Wie hoch ist der Anteil der Kinder mit Förderbedarf/ Entwicklungsrisiko, die nicht zuverlässig (falsch negativ) bzw. unzutreffenderweise (falsch positiv) mit Förderbedarf/ Entwicklungsrisiko erkannt werden?... 266 SCHLUSSFOLGERUNGEN... 267 1. Informationsquellen... 267 1.1 Informationsquellen ESU Schritt 1... 267 1.2 Informationsquellen ESU Schritt 2... 267 2. Merkmale... 268 2.1 Merkmale ESU Schritt 1... 268 2.2 Merkmale ESU Schritt 2... 269 3. Förder- und Behandlungsempfehlungen... 270 3.1 Förder- und Behandlungsempfehlungen ESU Schritt 1... 270 3.2 Fördermaßnahmen und Schulempfehlungen ESU Schritt 2... 271 4. Allgemeine Folgerungen... 271 Quellenhinweise... 276 Danksagung... 279

Zusammenfassung Gutachten Modellprojekt Neukonzeption ESU Zusammenfassung HINTERGRUND Basierend auf einem Ministerratsbeschluss vom 12.4.2005 wurde die Einschulungsuntersuchung (ESU) neu konzipiert. Sie soll künftig in zwei Schritten durchgeführt werden. Im Rahmen eines Modellprojektes wurde die neu konzipierte ESU erprobt. Sie beinhaltet neben der Prüfung der körperlichen und geistig-seelischen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Schulbesuch die Entdeckung von Kindern mit besonderem Förderbedarf bzw. Entwicklungsrisiken in Hinblick auf einen erfolgreichen Schulbesuch. Daraus leitete sich die Untersuchung jüngerer Kinder und die Verwendung neuer Untersuchungselemente (z.b. neue Elemente im Sprachscreening wie Reime erkennen) sowie neuer Informationsquellen (U-Heft, Elternfragebogen, Erzieherinnenfragebogen) ab. FRAGESTELLUNG Im Rahmen der Methodenevaluation sollte geklärt werden, ob durch die neuen Untersuchungsverfahren Kinder mit besonderem Förderbedarf bzw. Entwicklungsrisiko zuverlässig entdeckt werden und wie hoch der Anteil der Kinder mit Förderbedarf bzw. Entwicklungsrisiko ist, die nicht zuverlässig entdeckt werden (falsch negativ) bzw. wie hoch der Anteil der Kinder ist, für die unzutreffenderweise ein Förderbedarf bzw. Entwicklungsrisiko erkannt wird (falsch positiv). METHODIK In Schritt 1 des Modellprojektes wurden im Juni/Juli 2006 1386 Kinder im vorletzten Kindergartenjahr, in Schritt 2 im Juni/Juli 2007 1317 Kinder etwa drei Monate vor der Einschulung untersucht. Schritt 1 umfasste ein Screening des Entwicklungsstandes in den Merkmalen Seh- und Hörvermögen, sprachliche Kompetenz, visuelle und auditive Wahrnehmung, Motorik, kognitive Entwicklung, emotionale Entwicklung, soziale Kompetenz, Verhalten/Hyperaktivität, die Bestimmung des Body- Mass-Index und eine Datenerhebung zu Impfstatus, stattgefundenen Vorsorgeuntersuchungen, Lebensumständen des Kindes sowie Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung. Schritt 2 umfasste ein Screening des Entwicklungsstandes in den Merkmalen Sprache, Motorik, kognitive Entwicklung, emotionale Entwicklung, soziale Kompetenz sowie Verhalten/Hyperaktivität. Datenquellen/Untersuchungsverfahren in Schritt 1 waren Impfpass, Vorsorgeheft, Elternfragebogen, Erzieherinnenfragebogen, Messungen/Untersuchungen durch eine sozialmedizinische Assistentin (SMA) und eine ärztliche Untersuchung. Datenquellen/Untersuchungsverfahren für Schritt 2 waren Vorsorgeheft, Erzieherinnenfragebogen, Elternbefragung und ärztliche Untersuchung. Das Modellprojekt wurde in 10 Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs durchgeführt. Die Teilnahme der Kindergärten und der Kinder erfolgte freiwillig. Die gefundenen Prävalenzen für Auffälligkeiten und Förderbedarf können daher nicht ohne weiteres als repräsentativ für Baden- Württemberg gelten. In die Analyse gingen weit mehr als 1,5 Mio. Einzeldaten ein. 9

Gutachten Modellprojekt Neukonzeption ESU Zusammenfassung ERGEBNISSE Die Häufigkeit von Auffälligkeiten bei den verschiedenen Merkmalen auf Basis der verschiedenen Datenquellen/Untersuchungsverfahren war unterschiedlich. Aufgrund der Angaben im Vorsorgeheft war nur ein kleiner Anteil der Kinder auffällig. Eltern sahen deutlich seltener als Erzieherinnen Auffälligkeiten. Diese sahen häufig Auffälligkeiten in der emotionalen Entwicklung und sozialen Kompetenz. In der Untersuchung der SMA bzw. des Arztes wurde ein hoher Anteil von Auffälligkeiten bei den Merkmalen Motorik und Sprache gefunden. Als Ergebnis der ärztlichen Gesamtbewertung wurde in Schritt 1 bei 75,8 % der Kinder ein häuslicher, bei 71,5 % der Kinder ein pädagogischer Förderbedarf festgestellt. Die Leistungsfähigkeit der Kinder wurde allerdings nur bei 10,1 % als erheblich oder anhaltend beeinträchtigt eingeschätzt. Zwischen Schritt 1 und Schritt 2 der ESU nahmen 23,9 % aller Kinder an einer Fördergruppe des Projektes Schulreifes Kind teil, 40,2 % aller Kinder an einer Sprachfördergruppe im Kindergarten. Bei 22 % der Kinder war eine logopädische oder eine ergotherapeutische Behandlung erfolgt. Bei Schritt 2 der ESU wurde von den Ärzten für 2,6 % der Kinder eine Sonderschulempfehlung, für 7,7 % die Empfehlung einer Schulzurückstellung ausgesprochen. Beim Vergleich der Methoden zeigte sich, dass die neuen Informationsquellen, d.h. Eltern-, Erzieherinnenfragebogen in der aktuellen Form und U-Heft in Schritt 1 sowie Erzieherinnenfragebogen und U-Heft in Schritt 2, zu beiden Untersuchungszeitpunkten alleine und in Kombination nicht geeignet sind, ein von der SMA oder dem Arzt als auffällig bestimmtes Merkmal (Goldstandard) nicht mit hinreichender Sensitivität zu erfassen. Für ein Screening kam es zu einer zu hohen Zahl von falsch positiven und insbesondere auch falsch negativen Ergebnissen, d.h. viele auffällige bzw. förderbedürftige Kinder lassen sich durch die neuen Informationsquellen alleine nicht erfassen. Lediglich die Spezifitäten, d.h. der Anteil der in den neuen Untersuchungsverfahren unauffälligen unter den nach Goldstandard unauffälligen Kindern lag für die Mehrzahl der neuen Untersuchungsverfahren mit über 90 % in dem Bereich, den man für ein Screeningverfahren fordern muss. Beim Vergleich der ärztlichen Bewertung der Merkmale für das einzelne Kind in Schritt 1 und Schritt 2 der ESU zeigte sich, dass die Untersuchung der Merkmale Visuomotorik, Graphomotorik, kognitive Entwicklung und Sprache in Schritt 1 der ESU einen wesentlichen Teil der auch in Schritt 2 auffälligen Kinder erfasste. Der größere Teil der Kinder mit auffälligen Merkmalen in Schritt 1 verlor diese Auffälligkeiten bis Schritt 2, wofür u.a. Fördermaßnahmen eine Rolle spielen könnten. Da für die Merkmale der Visuo- und Graphomotorik etwa ähnlich viele, in der kognitiven Entwicklung sogar deutlich mehr Kinder erst in Schritt 2 auffällig werden, kann auf die Erfassung dieser Merkmale in Schritt 2 der ESU nicht verzichtet werden. Lediglich für das Merkmal Sprache wurden hinreichend viele (83,1 %) der in Schritt 2 auffälligen Kinder bereits in Schritt 1 als auffällig identifiziert. Die zusätzliche Berücksichtigung der Erzieherinneneinschätzung in Schritt 2 führt zu für ein Screeningverfahren akzeptablen Sensitivitäten. Die Zahl der falsch positiven Kinder steigt dann allerdings beträchtlich. 10

Zusammenfassung Gutachten Modellprojekt Neukonzeption ESU SCHLUSSFOLGERUNGEN 1. Eine Vorverlagerung der ESU in das 2. Kindergartenjahr ist zielführend. Zu diesem Zeitpunkt wird durch die neu konzipierte ESU eine beträchtliche Zahl von Kindern mit Förder-/Behandlungsbedarf identifiziert. 2. Mit Ausnahme der Grobmotorik sind alle bei der ESU untersuchten Merkmale relevant für den Schulerfolg. Sie sollten auch künftig erfasst werden. 3. Die ESU sollte auch künftig die im Modellprojekt neu eingesetzten Informationsquellen eines Eltern- und eines Erzieherfragebogens einsetzen: Zur Vervollständigung der SMA- und ärztlichen Untersuchung für die Bewertung der Merkmale emotionale Entwicklung, soziale Kompetenz und Hyperaktivität. Diese Merkmale können in der ärztlichen bzw. SMA-Untersuchung nicht ausreichend erfasst werden. Unabhängig von aktuellen methodischen Schwächen haben Elternund Erzieherinnenfragebogen den Vorteil einer Sensibilisierung der Bezugspersonen, was einen nützlichen Beitrag zur Entwicklungsförderung der Kinder liefern kann. Außerdem stellen sie eine gute Grundlage für eine Beratung der Eltern durch den Arzt dar. 4. Die neuen Informationsquellen (Elternfragebogen, Erzieherinnenfragebogen, Vorsorgeheft) können in der aktuellen Form weder allein noch in Kombination alle im Rahmen der ESU interessierenden Merkmale zuverlässig und zeitökonomisch erfassen. Die Sensitivität von Einzelangaben im Eltern- oder Erzieherinnenfragebogen zur Erfassung von Auffälligkeiten bei bestimmten Merkmalen ist nicht ausreichend. Dies kann u.u. durch eine Weiterentwicklung der neuen Informationsquellen verbessert werden. Offensichtlich werden von Eltern bzw. Erzieherinnen andere Kinder mit den verwendeten Informationsquellen als auffällig erachtet als von SMA bzw. Arzt. 5. Die Angaben im Vorsorgeheft (U-Heft) sind für alle erfassten Parameter weder in Schritt 1 noch in Schritt 2 der ESU geeignet, die Untersuchung durch SMA bzw. Arzt zu ersetzen. 6. Das methodische Vorgehen bei der Erfassung der verschiedenen Merkmale durch SMA und Arzt im Rahmen des Modellprojektes wird im Prinzip als richtig erachtet. Bei einigen Untersuchungsverfahren sind allerdings im Detail Anpassungen erforderlich und Erfolg versprechend. 7. Es wird empfohlen, künftig für die ESU das Kriterium Auffälligkeit in Hinblick auf den erforderlichen Förderbedarf zu präzisieren und zu differenzieren. Dabei wird von den Gutachtern für die schulrelevanten Merkmale davon ausgegangen, dass ca. 15 % der Kinder eines Jahrgangs deutliche Auffälligkeiten mit speziellem pädagogischem Förderbedarf aufweisen. Nur für das Merkmal Sprache ist ein höherer Prozentsatz anzunehmen. Hier muss berücksichtigt werden, dass 50 70 % der Kinder mit Migrationshintergrund Sprachprobleme aufweisen, die einer pädagogischen Förderung bedürfen. 8. Die Inhalte der Mess- bzw. Befragungsinstrumente für die Merkmale Graphomotorik, emotionale und soziale Kompetenz sollten überprüft werden. Für das Merkmal Sprache wurden die Normgrenzen neu festgelegt. Mit Sicherheit besteht in diesen Bereichen ein hoher Beratungsund Förderbedarf. 11

Gutachten Modellprojekt Neukonzeption ESU Zusammenfassung 9. Die Untersuchungen durch die SMA in Schritt 1 der ESU (BMI, Hören, Sehen, Sprachscreening) sind methodisch unstrittig und uneingeschränkt beizubehalten. 10. Die im Modellprojekt in Schritt 1 und Schritt 2 der ESU durch die Ärzte durchgeführten Untersuchungen (Motorik, Sprache, Kognition) erfassen wichtige schulrelevante Merkmale. Es ist zu prüfen, ob nach entsprechender Schulung die Screeninguntersuchungen für diese Merkmale künftig zu beiden Zeitpunkten durch die SMA durchgeführt werden können und nur für Kinder mit auffälligen Merkmalen eine vertiefende Diagnostik durch die Ärzte erfolgt. 11. Die Gesamtbewertung der Befunde und die Beurteilung des Gesundheitszustandes aller Kinder muss in ärztlicher Hand bleiben, ebenso die Vermittlung der Befunde und Empfehlungen an die Eltern. 12. Die Verlagerung der Screeninguntersuchungen auf die SMA würde bei den Ärzten Ressourcen freisetzen für eine Konzentration auf Kinder mit besonderem Förderbedarf, die Elternberatung und die Kooperation mit Kindergärten bzw. Schule ( Runder Tisch ). 13. Eine Fokussierung der SMA Untersuchung oder der ärztlichen Untersuchung auf Risikogruppen im Schritt 1 der ESU nur anhand primär erhobener externer Informationsquellen (U-Heft, Eltern-, Erzieherinnenangaben) ist mit den im Modellprojekt verwendeten Untersuchungsverfahren und Grenzwerten nicht möglich. Es wird daher aktuell nicht empfohlen, die Untersuchung nur auf die laut Aktenlage auffälligen Kinder zu beschränken. 14. Das 2-schrittige Verfahren der ESU hat sich bewährt. Eine Fokussierung auf Risikogruppen in Schritt 2 der ESU ist ebenfalls aktuell nicht sinnvoll. Es müssten die Risikokinder für jedes Merkmal in Schritt 2 gesondert identifiziert werden. Außerdem müsste ein Mehrfaches ( falsch positive) der tatsächlich auffälligen Kinder untersucht werden. Stigmatisierungsprozesse wären möglich. Weitere Schulung der Erzieherinnen und verbesserte Erzieherinnenfragebögen könnten künftig eine stärkere Fokussierung auf Risikogruppen ermöglichen. 15. Zur Ökonomisierung der ESU werden folgende Veränderungen gegenüber dem Vorgehen im Modellprojekt vorgeschlagen: Vorsorgeheft (U-Heft): Nur Dokumentation der Teilnahme an den U-Untersuchungen, keine inhaltliche Auswertung. Körperliche Untersuchung: bei nicht dokumentierter U 8 oder U 9 oder bei Elternwunsch. Elternfragebogen: Beschränkung auf biographische und soziodemographische Daten sowie die Merkmale emotionale Kompetenz, Sozialverhalten und Hyperaktivität. Erzieherinnenfragebogen: Beschränkung auf die Merkmale Emotionale Kompetenz, Sozialverhalten, Hyperaktivität. Kognition: bei Schritt 1 weglassen Grobmotorik: bei Schritt 2 weglassen Sprache: Reduzierung in Schritt 1 und Schritt 2 auf das - HASE-Screening, - eine neu zu entwickelnde Kurzform zur Erfassung der Aussprachestörungen bzw. phonologischen Störungen, 12

Zusammenfassung Gutachten Modellprojekt Neukonzeption ESU - bei Auffälligkeiten im Sätze Nachsprechen Überprüfung des Sprachverständnisses mit einer Kurzform. Screeninguntersuchung für alle Merkmale durch SMA statt durch Arzt in Schritt 1 und Schritt 2. Ärztliche Bewertung der Eltern- und Erzieherinnenangaben sowie der SMA-Screeninguntersuchung bei allen Kindern. Ärztliche Untersuchung bei Auffälligkeiten in der SMA-Screeninguntersuchung in Schritt 1 und Schritt 2. persönliches Elterngespräch des Arztes nach Schritt 1 und Schritt 2 bei Auffälligkeiten/speziellem Förderbedarf/Empfehlung zur Schulzurückstellung schriftliche Mitteilung an Eltern bei fehlenden Auffälligkeiten/ speziellem Förderbedarf. 13

Gutachten Modellprojekt Neukonzeption ESU Zusammenfassung 14

Gutachtenauftrag Gutachten Modellprojekt Neukonzeption ESU Gutachtenauftrag Grundlage des folgenden Berichtes ist die schriftliche Vereinbarung vom Dezember 2006 zwischen dem Ministerium für Arbeit und Soziales Baden- Württemberg und dem Universitätsklinikum Ulm. In dieser Vereinbarung ist Art und Umfang der Methodenevaluation des Modellprojektes "Neukonzeption der Einschulungsuntersuchung" wie folgt festgelegt: "Basierend auf einem Ministerratsbeschluss vom 12. April 2005 wurde die Einschulungsuntersuchung neu konzipiert und soll künftig in zwei Schritten durchgeführt werden. Im Rahmen des Modellprojektes wird die neu konzipierte Einschulungsuntersuchung erprobt. Schritt 1 der neu konzipierten Einschulungsuntersuchung wurde im Juni und Juli 2006 auf freiwilliger Basis in 10 Modellregionen mit 1.386 Kindern durchgeführt. Schritt 2 soll ein Jahr später, im Juni und Juli 2007, getestet werden. Das Modellprojekt "Neukonzeption Einschulungsuntersuchung" soll evaluiert werden. Auf der Basis dieser Ergebnisse soll anschließend über eine flächendeckende Einführung entschieden werden." Die Neukonzeption Einschulungsuntersuchung sieht neben der Prüfung der körperlichen und geistigen-seelischen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Schulbesuch auch die Entdeckung von Kindern mit besonderem Förderbedarf bzw. Entwicklungsrisiken im Hinblick auf den erfolgreichen Schulbesuch vor. Daraus leiten sich die Untersuchung jüngerer Kinder und die Verwendung neuerer Untersuchungsverfahren ab. Im Rahmen der Methodenevaluation ist zu klären, ob durch die neuen Untersuchungsverfahren Kinder mit besonderem Förderbedarf bzw. Entwicklungsrisiko zuverlässig identifiziert werden und wie hoch der Anteil der Kinder mit Förderbedarf bzw. Entwicklungsrisiken ist, die nicht zuverlässig entdeckt werden (falsch negativ) bzw. wie hoch der Anteil der Kinder ist, für die unzutreffenderweise ein Förderbedarf bzw. Entwicklungsrisiko erkannt wird (falsch positiv). 1. Identifizieren neue Untersuchungsverfahren Kinder mit besonderem Förderbedarf/Entwicklungsrisiko zuverlässig? 2. Wie hoch ist der Anteil der Kinder mit Förderbedarf/Entwicklungsrisiko, die nicht zuverlässig entdeckt werden (falsch negativ)? 3. Wie hoch ist der Anteil von Kindern, für die unzutreffenderweise ein Förderbedarf/Entwicklungsrisiko erkannt wird (falsch positiv)? 4. Evaluation der Sprachtestung: Methodenvorschlag für eine flächendeckende Sprachstandsdiagnostik unter Berücksichtigung diagnostischer, therapeutischer und ökonomischer Gesichtspunkte. Diese Fragestellungen beziehen sich auf Schritt 1 (Durchführung Juni/Juli 2006) und Schritt 2 (Durchführung Juni/Juli 2007) des Modellprojektes. In der schriftlichen Vereinbarung zwischen dem Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg und dem Universitätsklinikum Heidelberg sollte im Rahmen der Neukonzeption der Einschulungsuntersuchung eine Evaluation der Sprachstandserhebung des Modellprojektes aus 10 Modellregionen erfolgen. Dazu wurden folgende Fragestellungen formuliert: 1. Identifiziert die erweiterte Sprachstandserfassung Kinder mit besonderem Förderbedarf oder Entwicklungsrisiko zuverlässig? 2. Wie hoch ist der Anteil der Kinder mit Förderbedarf? 15

Gutachten Modellprojekt Neukonzeption ESU Gutachtenauftrag 3. Wie hoch ist der Anteil der Kinder mit Sprachtherapiebedarf? 4. Können die bestehenden Normen repliziert werden? 5. Werden durch die in der Modellphase erweiterte Untersuchung mit dem Sprachverständnistest mehr bzw. andere Kinder mit Auffälligkeiten erfasst als mit dem HASE-Screening? 6. Werden durch die in der Modellphase erweiterte Untersuchung mit Auszügen aus dem Sprachverarbeitungstest HVS mehr bzw. andere Kinder mit Auffälligkeiten erfasst als mit dem HASE-Screening? 7. Werden die Leistungen in der Sprachverarbeitung durch vorausgegangene spezifische Förderprogramme beeinflusst? 8. Zeigen sich spezifische Muster an Förderbedarf bei Kindern mit Migrationshintergrund? 9. Sind unterschiedliche Normwerte für Kinder mit Migrationshintergrund notwendig und sinnvoll? 10. Sind unterschiedliche Normwerte für Jungen und Mädchen im Vorschulalter notwendig, sind sie sinnvoll? 11. Wie zuverlässig entdecken Erzieherinnen Sprachauffälligkeiten? Im Einzelnen: Welcher Zusammenhang besteht zwischen Erzieherinnenurteil und der Kurzfassung der Sprachuntersuchung (HASE), welcher Zusammenhang zwischen Erzieherinnenurteil und der erweiterten Sprachuntersuchung (1. um Sprachverständnistest erweitert, 2. um Sprachverarbeitungstest erweitert)? 12. Wie zuverlässig entdecken Eltern Sprachauffälligkeiten? Im Einzelnen: Welcher Zusammenhang besteht zwischen Elternurteil und der Kurzfassung der Sprachuntersuchung (HASE), welcher Zusammenhang zwischen Elternurteil und der erweiterten Sprachuntersuchung (1. um Sprachverständnistest erweitert, 2. um Sprachverarbeitungstest erweitert)? 13. Ist die Einschätzung der Artikulationsauffälligkeiten durch Erzieherinnen adäquat? 14. Besteht ein Zusammenhang zwischen der geprüften auditiven Aufmerksamkeit und den von Eltern und Erzieherinnen beobachteten Aufmerksamkeits- und/oder Verhaltensstörungen? 15. Besteht ein Zusammenhang zwischen der geprüften auditiven Aufmerksamkeit und dem auditiven Kurzzeitgedächtnis? 16. Besteht ein Zusammenhang zwischen der kognitiven Entwicklung (Elternfragebogen, Erzieherfragebogen, geprüfte Bereiche) und der sprachlichen Entwicklung? 17. Wie viele Kinder mit Sprachauffälligkeiten zeigen auch Auffälligkeiten in der visuellen Wahrnehmung und der psychomotorischen Entwicklung? 18. Wie viele Kinder mit Sprachauffälligkeiten zeigen auch emotionale Probleme oder Verhaltensprobleme (im SDQ)? 16

Material und Methoden Gutachten Modellprojekt Neukonzeption ESU Material und Methoden Entstehung, Ziele und Inhalte des Modellprojektes "Neukonzeption Einschulungsuntersuchung" werden im Bericht des Regierungspräsidiums Stuttgart, Landesgesundheitsamt vom April 2006 ausführlich beschrieben und an dieser Stelle vorausgesetzt. Wesentliche Forderungen an die Neukonzeption waren dabei: - Vorverlagerung der Einschulungsuntersuchung in das Kindergartenalter - Fokussierung auf Risikogruppen - Vermehrte Einbeziehung von Fremdbefunden - Möglichkeiten zur Einsparung von Ressourcen bzw. Privatisierung. Die Neukonzeption sollte u.a. folgenden Zielen dienen: - Prävention und Gesundheitsförderung, insbesondere bei Risikokindern - Feststellung gesundheitlicher Einschränkungen der Schulfähigkeit. Vom Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg wurde am Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt der Arbeitskreis Einschulungsuntersuchung (AK ESU) unter Leitung des Landesgesundheitsamtes eingesetzt und mit der Erarbeitung eines Konzepts beauftragt. Der AK ESU entwickelte unter Beteilung zahlreicher Fachleute aus dem Öffentlichen Gesundheitsdienst Baden-Württembergs, dem Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg und dem Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt (Teilnehmerliste im o.g. Bericht) ein neues Konzept, das sich von der bisher flächendeckend in Baden-Württemberg durchgeführten Einschulungsuntersuchung (ESU) deutlich unterscheidet. Die Neukonzeption ESU umfasst zwei Schritte: Schritt 1: Untersuchung im vorletzten Kindergartenjahr (24 bis 15 Monate vor der Einschulung) Schritt 2: Untersuchung im letzten Kindergartenjahr (3 Monate vor der Einschulung) Schritt 1 umfasst ein Screening des Entwicklungsstandes und der Fertigkeiten in folgenden Merkmalen: - Seh- und Hörvermögen - Sprachliche Kompetenz - Visuelle und auditive Wahrnehmung - Motorik - Kognitive Entwicklung - Emotionale Entwicklung - Soziale Kompetenz - Verhalten/Hyperaktivität Zusätzlich werden aus einer Messung von Körpergewicht und Körpergröße der Body-Maß-Index (BMI) errechnet sowie Impfstatus, Durchführung und Ergebnisse der Vorsorgeuntersuchungen erfasst. Schließlich werden ausgewählte Befunde und Lebensumstände des Kindes in Zusammenhang mit Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung erhoben. 17