Labellingeffekte bei Frühförderungsprogrammen

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Transkript:

Labellingeffekte bei Frühförderungsprogrammen - Experten schätzen ein. Masterarbeit von Yana Karaivanova & Jasmin Kathariya Betreuung: Dr.Cornelia Mohr & Lukka Popp

Bindung Einleitung Frühförderung Definition Bowlby (1982): Bindung ist die besondere Beziehung eines Kindes zu seinen Bezugspersonen, welche es versorgen und betreuen, unabhängig von der Güte der Pflege und Betreuung. Definition Ainsworth et al. (1974): Elterliche Feinfühligkeit bedeutet, dass die Bindungsperson die kindlichen Signale wahrnimmt, sie angemessen interpretiert und angemessen und prompt darauf reagiert. Programme, die sich auf Förderung der Entwicklung des Kindes in seiner ganzen Persönlichkeit richten (Shonkoff & Meisels, 1990) Früher Beginn von Intervention wesentlich (erste Lebensjahre) präventiver Anspruch (Ziegenhain, 2004) Bindungstheoretische Ausrichtung verbreitet, aber nicht ausschließlich (McDonough, 1993; Papousek, 2002) Mangel an systematischen Klientenorientierten Ansätzen & an spezifischen professionellen Standards (Fegert, 2003) 2

Einleitung Bindungstheoretisch / Tiefenpsychologisch VS. Verhaltenstherapeutisch Labellingeffekt Implizite Zuschreibung bestimmter Eigenschaften heuristische Urteile: können zu systematischen Fehlern führen (Smith & Kosslyn, 2009) in früheren Studien: als verhaltenstherapeutisch bezeichnete Ansätze oft global schlechter eingeschätzt (z. B. Kazdin & Cole, 1981; Barling & Wainstein, 1979) Welche Rolle spielt das Labelling im Kontext der Frühförderungsprogrammen? 3

Methode online Expertenbefragung: Zielgruppe: Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten & Psychologische Psychotherapeuten mit Zusatzausbildung Kinder und Jugendlichen-Psychotherapie KAV Baden-Württemberg & KAV Hessen (KBV, 2009) Zwei Frühförderungsprogramme Module zum Thema Feinfühligkeit & Zuneigung 4

Methode Fragebogen: Erfassung der demographischen Daten, der genauen Tätigkeit, der Ausbildungsrichtlinie, der Berufserfahrung ab Approbation Ausschnitt aus einem der beiden Programmen Baby Triple P richtig/falsch Auf den Anfang kommt es an richtig/falsch 5

Bewertung 6

Hypothesen Es gibt einen globalen Labelling-Effekt. Bindungstheoretisch gelabelte Ausschnitte werden besser bewertet. Die Übereinstimmung zwischen der therapeutischen Ausbildungsrichtung der Teilnehmer und dem Labelling hat einen Einfluss auf die Bewertung. Teilnehmer mit VT Ausbildung bewerten verhaltenstherapeutisch gelabelte Ausschnitte besser. Teilnehmer mit AP/TP Ausbildung bewerten bindungstheoretisch gelabelte Ausschnitte besser. 7

8

Quellen Ainsworth, M. D. S., Bell S. M. & Stayton, D. J. (1974). Infant-mother attachment and social development: socialization as a product of reciprocal responsiveness to signals. In: Richards, P. M. (Hrsg.) The integration of a child into a social world. Cambridge University Press, London, S. 99 135. Barling, J. & Wainstein, T. (1979). Attitudes, labeling bias, and behavior modification in work organizations. Behavior Therapy, 10, 129-136. Bowlby, J. (1982). Attachment and loss (Vol. 1: Attachment). New York: Basic Books. Fegert, J. M. (2003). Überlegungen zur Implementierung und Verstetigung sekundär-präventiver Beratungsansätze in der Jugendhilfe-Praxis. Vortrag auf der Tagung des Vereins für Kommunalwissenschaften in Kooperation mit dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband, Landesverband Berlin e.v. und dem Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie: It Takes Two to Tango. Frühe Kindheit an der Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Entwicklungspsychologie, Berlin, 14. 16. Mai 2003. Kazdin, A. E. & Cole, P. M. (1981). Attitudes and Labeling Biases Toward Behavior Modification": The Effects of Labels, Content, and Jargon. Behavior Therapy, 12, 56-68. McDonough, S. C. (1993). Interaction guidance. In: Zeanah, C. H. (Hrsg.) Handbook of infant mental health. Guilford, New York, S. 414 426. Papousek, M. (2002). Störungen des Säuglingsalters. In: Esser G (Hrsg.) Lehrbuch der klinischen Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters. Thieme, Stuttgart, S. 80 101. Shonkoff, J. P. & Meisels, S. J. (1990). Early childhood intervention: the evolution of a concept. In: Meisels S. J., & Shonkoff, J. P. (Hrsg.) Handbook of early childhood intervention, 1st edn. Cambridge University Press, Cambridge, S. 3 31. Smith, E. E. & Kosslyn, S. M. (2009). Cognitive Psychology Mind and Brain. New Jersey: Pearson Prentice Hall. Ziegenhain, U. (2004). Beziehungsorientierte Prävention und Intervention in der frühen Kindheit. Psychotherapeut, 49, 243-251. 9