Zuger Cleantech Day 28. August 2013 Nachhaltig mobil Widerspruch oder Chance? Prof. Klaus Zweibrücken, Hochschule Rapperswil
Zur Person Klaus Zweibrücken - Raumplaner (Ing./Uni Kaiserslautern) - Professur HSR Verkehrsplanung seit 98 - Tätigkeit in Aus- und Weiterbildung - Partner im Institut IRAP (Forschung, Beratung) Hochschule Rapperswil - Teil der FH Ostschweiz - 7 Bachelorstudiengänge, 18 Institute - Studiengang Raumplanung - Master Raumentwicklung MSE und MAS - CAS Nachhaltige Mobilität - 1 400 Studierende, 130 Raumplanung - Verkehrsplanung in der Raumplanung 2
Agenda Nachhaltig mobil Widerspruch oder Chance? Nachhaltige Mobilität wie steht es damit? Nachhaltig mobil aber wie? Nachhaltige Mobilität wo liegen die Chancen? 3
Gesellschaftliche Solidarität Quelle: Schweizerischer Bundesrat Strategie Nachhaltige Entwicklung 2012-2015 3 Dimensionen - 3 «Kapitalstöcke» Ökologische Verantwortung Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Quelle: Schweizerische Eidgenossenschaft: Leitlinien für die Politik der nachhaltigen Entwicklung 4
Mobilität ist Teil des Lebensstandards Gesellschaftliche Solidarität Die Mobilitätschancen sind ungerecht verteilt Die Verteilung der Verkehrsflächen ist ungerecht Das Verkehrssystem ist nicht sozialverträglich 3 Dimensionen - 3 «Kapitalstöcke» Ökologische Verantwortung Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Mobilität ist mit gravierenden negativen Umweltauswirkungen verbunden Mobilität ist ein Wirtschaftsfaktor (Arbeitsplätze) Das Verkehrssystem ist nicht effizient Die Kosten der Mobilität werden nicht verursachergerecht getragen 5
Die Mobilitätschancen sind ungerecht verteilt 6
Die Verteilung der Verkehrsflächen ist ungerecht zu wenig Raum für effiziente Verkehrsmittel (z.b. ÖV) immer zu wenig Platz für Fuss- und Radverkehr 7
Das Verkehrssystem ist nicht sozialverträglich z.b. Verkehrslärm 75% der Grenzwertüberschreitungen aus dem Strassenverkehr über 1 Mio. Personen wohnen in Lagen mit Grenzwertüberschreitungen davon 80% Strasse, 12% Bahn, 8% Flugverkehr grosse Vollzugsdefizite der LSV 30% der Bevölkerung fühlen sich von Lärmemissionen beeinträchtigt Quelle: Mobilität und Verkehr, BFS 2013 8
Das Verkehrssystem ist nicht sozialverträglich z.b. Verkehrssicherheit jährlich 300 Verkehrstote 25% mot. Zweiräder 34% Fuss-/Radverkehr jährlich 22 000 Verletzte was verdrängt wird tritt in der Unfallbilanz nicht mehr auf Quelle: Mobilität und Verkehr, BFS 2013 9
Mobilität ist mit gravierenden Umweltauswirkungen verbunden z.b. Flächenverbrauch 31% der Siedlungsflächen sind Verkehrsflächen 81% der Verkehrsflächen sind Strassen Jede Sekunde sec. wird 1m 2 neu versiegelt Quelle: Mobilität und Verkehr, BFS 2013 10
Mobilität ist mit gravierenden Umweltauswirkungen verbunden z.b. Flächenverbrauch 150 m 2 Verkehrsfläche pro Person > 50 m 2 ca. 150 m 2 Quelle: Stadt Zürich 11
Mobilität ist mit gravierenden Umweltauswirkungen verbunden z.b. Luftbelastung CO 2-35% aus Verkehr - 97% aus Strassenverkehr - keine abnehmende Tendenz Quelle: Mobilität und Verkehr, BFS 2013 12
Mobilität ist mit gravierenden Umweltauswirkungen verbunden CO 2 - Senkung wird durch Gewichtszunahme der Fahrzeuge und durch Mehrverkehr kompensiert - Durchschnittsverbrauch CH ca. 8 l/100 km bei PW (= schlecht) Quelle: Mobilität und Verkehr, BFS 2013 - Für Stabilisierung ist eine Emissionsreduktion um 50% nötig! 13
Mobilität ist ein Wirtschaftsfaktor Im öffentlichen Verkehr: 91 500 (2010) Quelle: Litra, 2012 Quelle: Mobilität und Verkehr, BFS 2013 Quelle: Litra Verkehrszahlen 2012 14
Das Verkehrssystem ist nicht effizient z.b. Energieverbrauch - 35% am Gesamtenergieverbrauch - 96% aus Erdölprodukten - 86% für Strassenverkehr - 77% für PW-Verkehr - Wirkungsgrad Verbrennungsmotor 20-25% Ein durchschnittlicher Haushalt (mit Auto) wendet ca. 40% seines Gesamtenergieverbrauchs für Automobilität auf (ARE, 2008) 15
Das Verkehrssystem ist nicht effizient Durchnittlich werden 1500 kg Auto bewegt, um 120 kg Mensch zu bewegen Quelle: Mobilität und Verkehr, BFS 2013 16
Das Verkehrssystem ist nicht effizient Der Ausbau des Strassennetzes löst keine Stauprobleme Quelle: Mobilität und Verkehr, BFS 2013 17
Das Verkehrssystem ist nicht effizient 18
Das Verkehrssystem ist nicht effizient Quelle: Mobilität und Verkehr, BFS 2013 19
Die Kosten der Mobilität werden nicht verursachergerecht getragen Quelle: Mobilität und Verkehr, BFS 2013 Quelle: Mobilität und Verkehr, BFS 2013 20
Nachhaltig mobil aber wie? zu Fuss. Keine negativen Umweltauswirkungen Sehr geringer Flächenbedarf (Anlagen) Betrieb mit 100% erneuerbarer Energie Vergleichsweise geringer Aufwand für Infrastruktur (Wegnetz) und Unterhalt keine Kosten und keine negativen Umweltauswirkungen für graue Energie (Rohstoffe, Herstellung) Zusatznutzen: Bewegung ist gesundheitsfördend 21
Nachhaltig mobil aber wie? Velo. Keine negativen Umweltauswirkungen Geringer Flächenbedarf im Betrieb Betrieb mit 100% erneuerbarer Energie Vergleichsweise geringer Aufwand für Infrastruktur (Wegnetz, Abstellanalgen) und Unterhalt Geringe Kosten und wenig negative Umweltauswirkungen für graue Energie (Rohstoffe, Herstellung) Zusatznutzen: Bewegung ist gesundheitsfördend 22
Nachhaltig mobil aber wie? Nachhaltig mobil sein. ist eigentlich nur zufuss und mit dem Velo möglich, aber nicht allzu schnell begrenzte Reichweite 23
Nachhaltig mobil aber wie? Ein starker öffentlicher Verkehr ist ein zentraler Baustein für eine nachhaltige Mobilität Quelle: RVBW Quelle: RVBW braucht wenig Platz sehr leistungsfähig ist umweltverträglich braucht wenig Energie ist effizient Quelle: Stadt Zürich 24
Nachhaltig mobil aber wie? Multimodalität und Verknüpfungen ÖV-Haltestellen und Verknüpfungspunkte sind optimal ins Fuss- und Velonetz eingebunden Es bestehen attraktive Veloabstellanlagen in ausreichender Zahl Car Sharing Angebote ergänzen die «nachhaltige» Reisekette 25
Nachhaltige Mobilität - Chancen Verlagerungen sind möglich, denn die meisten Wege sind kurz! Entfernungsanteile der Wege nach Wegzweck: Verkehrszweck unter 1 km 1-5 km 5-10 km unter 10 km (Summe) Anteil zufuss ges. (2010) Anteil Velo ges. (2010) Arbeit 20 % 30 % 17 % 67 % 39 % 5 % Ausbildung 46 % 34 % 8 % 88 % 60 % 9 % Einkauf 38 % 35 % 12 % 85 % 48 % 4 % Freizeit 28 % 34 % 14 % 76 % 49 % 4 % Service* 26 % 36 % 16 % 78 % 27 % 2 % Dienstweg 13 % 27 % 15 % 55 % 22 % 2 % Total 32 % 33 % 14 % 79 % * 25% aller Wege von 6-9jährigen werden per Auto (Mitfahrer) zurückgelegt! Datenquelle: Mikrozensus 2010 26
Nachhaltige Mobilität - Chancen Verlagerungen sind möglich! Umsteigepotenziale in der Stadt Zürich (Quelle: Stadt Zürich, Tiefbauamt, Mobilität in Zürich, 2008) (Quelle: Stadt Zürich, Tiefbauamt 2012 27
Nachhaltige Mobilität - Chancen Ansatzpunkt Arbeitsplatz: Mobilitätsmanagement in Betrieben Warum? 33% der km-leistungen im MIV sind Pendler- und Geschäftsfahrten 33% dieser Fahrten sind unter 5 km lang Quelle: Kt. Aargau, Baudepartement 28
Nachhaltige Mobilität - Chancen Ansatzpunkt Wohnstandort: Mobilitätsmanagement Wohnsiedlungen Warum? Pro Wohnung entstehen durchschnittlich 2-3 Autofahrten/Tag Mindestens 75% aller Wege sind wohnungsbezogen (Quelle/Ziel) 29
Nachhaltige Mobilität - Chancen Ansatzpunkt Wohnstandort Von zentraler Bedeutung für geringe MIV-Erzeugung sind: Der Standort (Lage) einer Nutzung (Zentralität) Die Erschliessung mit ÖV Die Einbindung in die Fuss- und Veloverkehrsnetze Die Qualität der Infrastruktur für den Fuss- und Veloverkehr Die Ausstattung mit Nahversorgungseinrichtungen Die Qualität des Wohnumfeldes (Aufenthaltsqualität) Das Angebot an Mobilitätsdienstleistungen 30
Nachhaltige Mobilität - Chancen Ansatzpunkt Wohnstandort Projekt «MIWO» Mobilität in Wohnsiedlungen 31
Nachhaltige Mobilität - Chancen Ansatzpunkt Publikumsintensive Einrichtungen (Einkauf/Freizeit) Von zentraler Bedeutung für geringe MIV-Erzeugung sind: Guter Standort (Lage, Zentralität), z.b. an Schnittstellen des öffentlichen Verkehrs Der öffentliche Verkehr erschliesst die publikumsintensiven Nutzungen Die Einbindung in die Fuss-/Veloverkehrsnetze Mobilitätsmanagement-Konzept Europaallee, Zürich, Quelle: SBB Mittim, Wallisellen, Quelle: Allreal Nantes 32
Danke fürs Zuhören!