HERZLICH WILLKOMMEN Praxis & Recht Das Arbeitszeugnis Lüneburg, 05. Juni 2014 1
Begrüßung Martin Schwickrath, Rechtsanwalt und stellv. Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Frau Petra Brockmann, Personalleiterin der Pickenpack Production Lüneburg GmbH 2
Anspruch auf ein Arbeitszeugnis Teilzeitarbeitsverhältnisse allgemein, geringfügige Beschäftigungsverhältnisse, Probearbeitsverhältnisse, Praktikums-Arbeitsverhältnisse, Leiharbeitnehmer haben einen Anspruch nur gegen den Verleiher, nicht gegen den Entleiher. 3
Wichtige Grundsätze der Zeugniserteilung Grundsatz der Zeugniswahrheit Zeugnisse müssen wahrheitsgemäß formuliert sein. Auf die Angaben im Zeugnis muss man sich verlassen können. Die Informationen im Zeugnis müssen daher richtig sein. 4
Grundsatz des Wohlwollens Das Arbeitszeugnis soll dem Arbeitnehmer sein wirtschaftliches Vorkommen erleichtern. Das Zeugnis muss daher von ständigem Wohlwollen geprägt sein. 5
Grundsatz der Zeugnisklarheit Eindeutigkeit der Aussagen Klare verständliche Sprache Überprüfbarkeit der Richtigkeit Unzulässigkeit geheimer Zeichen und Formulierungen 6
Grundsatz der Vollständigkeit Notwendige Angaben zur Person (Identifikation) Beschreibungen der ganzen Tätigkeitsdauer Alle wesentlichen Tatsachen dieses Zeitabschnittes 7
Wahl des Zeugnisses Einfaches Zeugnis Qualifiziertes Zeugnis Endzeugnis Zwischenzeugnis Ausbildungszeugnis 8
Einfaches Zeugnis qualifiziertes Zeugnis 1. Unterscheidung leicht möglich: Einfaches Zeugnis erteilt Informationen über: Bestehen des Arbeitsverhältnisses Konkreten Inhalt des Arbeitsverhältnisses Dauer des Bestandes keine Bewertung der Leistung und der Führung. 9
Qualifiziertes Zeugnis Enthält: a) Angaben über Dauer des Arbeitsverhältnisses b) Inhalt des Arbeitsverhältnisses c) Subjektive Bewertungen des Arbeitnehmers auf Leistung und Führung 10
Begriff des Verhaltens Gesamtes Sozialverhalten des Arbeitnehmers ist erfasst (Vorgesetzte, Kollegen und Mitarbeiter): 11
Gliederung eines qualifizierten Zeugnisses Bezeichnung des Zeugnisses Einleitung Beschreibung der Tätigkeit Beurteilung Leistungsbeurteilung Führungsverhalten reines Sozialverhalten Schluss Schlussformel Schlussformalien 12
Gliederung nach Einzelkriterien 1. Bezeichnung des Zeugnisses Arbeitszeugnis Ausbildungszeugnis Zwischenzeugnis 2. Einleitung Personalien Beginn des Arbeitsverhältnisses Ende des Arbeitsverhältnisses 13
3. Beschreibung der Tätigkeit Funktion Schwerpunkt der Aufgaben ggf. Wechsel in den Aufgaben Übertragung besonderer Aufgaben 14
4. Beurteilung / Kriterien a) Leistungsbeurteilung Leistungsbereitschaft Eigeninitiative Motivation Engagement 15
Arbeitsweise Sorgfalt Zuverlässigkeit Umsichtigkeit Genauigkeit Zielstrebigkeit Wirtschaftlichkeit 16
Arbeitsbefähigung Fachkenntnisse körperliche Belastbarkeit seelische Belastbarkeit Stress-Resistenz Auffassungsgabe Denkvermögen Urteilsvermögen Fähigkeit zur Problemlösung Umsetzung theoretischer Kenntnisse in die Praxis 17
Arbeitsergebnis Umsatzzahlen Gewinnung von Neukunden Stückzahl bei der Produktion Einhaltung von Vorgaben Erreichung von Zielvorgaben Qualität der Ergebnisse besonders herausragende Ergebnisse 18
Arbeitsweise Sorgfalt Zuverlässigkeit Umsichtigkeit Genauigkeit Zielstrebigkeit 19
Weiterbildung vom Arbeitgeber veranlasste Fortbildungsveranstaltungen vom Arbeitgeber angebotene, aber freiwillige Fortbildungen Fortbildungen auf Eigeninitiative (unter Umständen auch privat finanziert) Danach: Gesamtbeurteilung der Leistung 20
b) Beurteilung des Führungsverhaltens im Sinne der Mitarbeiterführung gilt nur für Mitarbeiter mit Vorgesetztenfunktion und Führungsaufgaben Kriterien bei Führungskräften Zahl der zu führenden Mitarbeiter Fähigkeit zur Motivation zugeordneter Mitarbeiter Durchsetzungskraft gegen Untergebenen Organisation des Aufgabenbereiches Delegation von Aufgaben? Konfliktscheue Führungsstil autoritär oder eher konsensual Danach: Gesamtbeurteilung des Führungsverhaltens 21
c) Beurteilung des reinen Sozialverhaltens Beurteilung in folgender Reihenfolge: gegenüber Vorgesetzten gegenüber (gleichgeordneten) Kollegen gegenüber Dritten (Beispiel: Kunden, Geschäftspartner etc.) 22
5. Schluss Beendigungsgrund wird nur auf Wunsch des Arbeitnehmers erwähnt Beendigungsinitiative ebenfalls nur auf Wunsch des Arbeitnehmers erwähnt 23
6. Schlussformel kein Anspruch des Arbeitnehmers auf Dankes- und Wunschformel Wenn diese gewählt wird: Dank für die geleistete Arbeit Bedauern über Ausscheiden gute Wünsche für die weitere berufliche und private Zukunft 24
7. Schlussformalien Ort der Ausstellung Datum der Ausstellung Unterschrift des Arbeitgebers oder seines Vertreters (bei Letzterem mit deutlich erkennbarer Weisungsbefugnis) 25
Gängige Benotungen Notenskala 1. Grundlegende Strukturen in der Praxis Note sehr gut stets zu unserer vollsten Zufriedenheit stets außerordentlich zufrieden zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt und in jeder Hinsicht unseren Erwartungen entsprochen 26
Note gut stets zu unserer vollen Zufriedenheit zur vollsten Zufriedenheit Note befriedigend zu unserer vollen Zufriedenheit 27
Note ausreichend zu unserer Zufriedenheit Note mangelhaft im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit insgesamt zu unserer Zufriedenheit 28
Note ungenügend hat sich bemüht, die übertragenen Arbeiten zu erfüllen hat sich bemüht, die übertragenen Aufgaben zu unserer Zufriedenheit zu erfüllen Erledigte die übertragenen Aufgaben mit großem Fleiß und Interesse 29
Führungsverhalten Nicht einheitlich definiert. Gängig jedoch die Zusammenfassung des gesamten Sozialverhaltens. Differenzieren, wenn Mitarbeiter Führungsverantwortung hat. Hier zusätzliches Verständnis des Führungsverhaltens. Beispiel: Ggf. positive Bewertung im Sozialverhalten sehr beliebt oder gerne gesehen als Führungsbeurteilung katastrophale Bewertung. 30
Gängige Benotung des Führungsverhaltens Note 1 stets vorbildlich zu jeder Zeit vorbildlich in jeder Hinsicht vorbildlich ohne Einschränkungen vorbildlich Note 2 war vorbildlich war stets einwandfrei 31
Note 3 war einwandfrei Note 4 war ohne Tadel Note 5 gab zu keiner Klage Anlass 32
Note 6 fiel insgesamt zu unserer Zufriedenheit aus hat sich bemüht, Führungsaufgaben wahrzunehmen hat sich bemüht, die übertragenen Führungsaufgaben zu unserer Zufriedenheit zu erfüllen kam den übertragenen Führungsaufgaben mit großem Fleiß und Interesse nach. 33
Allgemeines Sozialverhalten - Noten - Hier kann auf die obigen Noten verwiesen werden. Bei dem reinen Führungsverhalten im Sinne Vorgesetzterfunktion empfiehlt sich umfassendere Beschreibung. 34
Problematische Verschlüsselungstechniken Verschlüsselungen stehen im Widerspruch zum Wahrheitsgebot und zum Verbot verdeckter Verschlüsselungen 35
Negativformulierung durch logische Widersprüche Bekanntester Widerspruch: Gute Leistungs- und Führungsbeurteilung, aber keine Dankes- und Wunschformel. 36
Resümee Bei der Erteilung eines Zeugnisses sollte große Sorgfalt aufgewendet werden. Zeugnisberichtigungsansprüche führen zu unliebsamen arbeitsgerichtlichen Auseinandersetzungen. Im Zweifel schreibt der Richter das Zeugnis. 37
VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! 38