Kinder im Verkehr zu Fuss

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Transkript:

Kinder im Verkehr zu Fuss Vortrag: 3. November 2010, Fribourg Pascal Regli, Fussverkehr Schweiz

1 Fussverkehr Schweiz 2 Kultur des Gehens 3 Wie viel zu Fuss? 4 Kind! Verkehr 5 Bedeutung der gebauten Umwelt www.fussverkehr.ch Aufbau

«Fussverkehr Schweiz» setzt sich als Verband für fussgängerfreundliche Siedlungsräume ein. 1 Fussverkehr Schweiz

Zufussgehen natürlichste Art der Fortbewegung Vincent van Gogh "Erste Schritte (nach Millet)" 2 Kultur des Gehens

krabbeln... erste Schritte... schon fast alleine... selbständig unterwegs... 2 Kultur des Gehens

Aufenthalt im Freien und Schulweg früher heute 2 Kultur des Gehens

Unterwegs sein hat sich für Kinder verändert «Korridorsurfen» / «Inselhüpfen»: - Unterwegs entlang von begrenzten Korridoren - Aufsicht und Begleitung - Bewegung - in Spielgruppen/Krippen etc. - auf öff. Spielplatz/im Sportverein «Verhäuslichung»: - grössere Wohnungen/mehr Wohnfläche - eigenes Spielzimmer - mehr Spielzeuge - Medienkonsum (Fernsehen, Spielkonsolen, PC) 2 Kultur des Gehens

Gesamtmobilität von Kindern (Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren, MZ 2005) - Zufussgehen nach wie vor dominierende Art der Mobilität - Anteil Auto bereits bei Kindern markant Verkehrsmittelwahl über alle Wege in % (Quelle: MZ 2005) 0% 20% 40% 60% 80% 100% 1994 2000 2005 zu Fuss zu Fuss kombiniert mit ÖV Velo MIV zu Fuss / MIV Anderes 3 Wie viel zu Fuss?

Schulweg in Zahlen (Primarschulkinder im Alter von 6 bis 12 Jahren, MZ 2005) Verkehrsmittelwahl auf Schulwegen in % (Quelle: MZ 2005) 0% 20% 40% 60% 80% 100% Anzahl 450 000 Schulkinder 1994 Schulwegdistanz Ø 1,6 km ca. 70% < als 1 km 2000 Schulwegdauer Ø 11 Min. 2/3 < als 10 Min. 2005 Zahl Schulwege Ø 3,1 pro Tag sinkend wegen Zusatzangeboten Kinderbetreuung Heimkehr Mittags mehr als 50% Verkehrsmittel 69.2% zu Fuss 8.5% Velo Velo abnehmend 6-9-Jährige häufiger mit Auto gebracht 3 Wieviel zu Fuss? zu Fuss zu Fuss kombiniert ÖV/Velo Velo MIV zu Fuss/MIV Anderes 6-9 Jahre 10-12 Jahre Total 6-12 Jahre Verkehrsmittelwahl auf Schulwegen in % (Quelle: MZ 2005) 0% 20% 40% 60% 80% 100% zu Fuss zu Fuss kombiniert ÖV/Velo Velo MIV zu Fuss/MIV Anderes

Verletzte und getötete Kinder (Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren, bfu) - Heute verunfallen gleich viele Kinder zu Fuss wie als Mitfahrende im Auto Verletzte und getötete Kinder (0 bis 14 Jahre) im Strassenverkehr von 1999 bis 2007 (Quelle: bfu 2007) 1000 800 600 400 200 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 zu Fuss mit dem Velo im Auto - Schulwegsicherung sehr wichtig, aber Gesamtmobilität nicht vergessen: (Unfälle im Kanton Zürich ca. 2/3 Freizeit, 1/3 Schulweg) 3 Wie viel zu Fuss?

2 Vorstellungen «verkehrsgerechte Kinder» Kinder können mit Training schon sehr früh sicheres Verhalten im Verkehr erlernen. Gefahr: - falsches Kinderverständis - Verkehrserziehung im Dienst des mot. Verkehrs «nicht verkehrsichere Kinder» Kinder können sich bis ca.10 Jahre nicht verkehrssicher verhalten. Gefahr: - Abschottung vor Verkehr - keine kindergerechte Entwicklung möglich Wechselwirkung Kind! Verkehr beachten «kindergerechterer Verkehr» Verkehrswelt beeinflusst die Entwicklung der Kinder, Kinderbedürfnisse sollten aber auch die Verkehrswelt beeinflussen 4 Kind! Verkehr

Einfluss des Verkehrs auf Kinder direkt: - Gefährdung - Lärm - Luft etc. indirekt: Behinderung pers. Entwicklung - sozial - motorisch - Bewegung etc. 4 Kind! Verkehr

Beispiel Gefährdung - Strassen: zusammenhängend - Fussgängerflächen: enge Korridore, durch Fahrbahnen unterbrochen Legende Sicherheitslevel gut nicht sehr gut schlecht sehr schlecht Unfälle mit FussgängerInnen Unfälle mit Velos Geschwindigkeitsmessung 4 Kind! Verkehr

Beispiel: Einfluss auf Entwicklung (Quelle: Hüttenmoser) - In der Stadt dürfen 1/4 der Kinder bis 5 Jahre Haus und Wohnung nicht allein verlassen. In Landgemeinden dürfen sogar 1/3 der Kinder Wohnung, Haus und eigenen Garten nicht unbegleitet verlassen. - Kinder aus «schlechten» Wohnumfeldern ohne Möglichkeiten zum selbständigen Spiel im Freien werden von der Kindergärtnerin bezüglich der sozialen Fähigkeiten deutlich schlechter beurteilt. - In «guten» Wohnumfeldern in der Stadt haben 5-Jährige Ø 9 Spielkameraden. In «schlechter» Umgebung schrumpfen die Spielkameraden auf Ø 2-3 Kinder. - Ist das Wohnumfeld gut, vermindert sich der Fernsehkonsum bis zum Sechsfachen. 4 Kind! Verkehr

Wohnumfelder aufwerten! Ziel: für jüngere Kinder unbegleitet bespielbar - eigene Wohnung selbstständig verlassen, wieder zurückfinden - Zugang zum siedlungseigenen Spielplatz gefahrlos - Haustüren tagsüber nicht geschlossen / nicht zu schwer - Treppenhäuser kinderfreundlich gestaltet - Wohnung für Familien mit jüngeren Kindern nicht über dem 2. Stock gemeinschaftsfördernde, flexibel nutzbare Flächen; halbprivat/halböffentlich 5 Bedeutung gebauter Umwelt

Strassenraum der Umgebung steht den Kindern zur Verfügung! Ziel: Quartierstrassen als Begegnungs- und Erlebnisräume für Kinder - gestaltete Koexistenzräume mit Verkehr, aber tiefen Geschwindigkeiten - Begegnungszone als Referenzmodell (Vortritt für Fussverkehr, Tempo 20, Parkverbot) 5 Bedeutung gebauter Umwelt

Vernetzung der Strassenräume! Ziel: Strassenräume verbinden /Aktionsradius für Kinder erweitern - Kinder können weiter entfernt wohnende Freund/innen aufsuchen - Netz von Begegnungszonen und Wegen zu den für die Kinder wichtigen Orten (Spielplätze, Quartierladen/-kiosk, Kindergarten, Schulhaus etc.) - Referenzmodell: flächenhaft verkehrsberuhigte Wohnquartiere mit Tempo-30-Zonen 5 Bedeutung gebauter Umwelt

Danke für die Aufmerksamkeit 6 Schluss Weitere Infos: - Fussverkehr Schweiz (www.fussverkehr.ch) - Forschungs- und Dokumentationsstelle Kind und Umwelt(www.kindundumwelt.ch)