N O V E M B E R Schenkung von Grundstücken unter Auflage: Probleme bei der Wertermittlung und der Grunderwerbsteuer



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Transkript:

N O V E M B E R 2011 WINHELLER RECHTSANWÄLTE V O L LTEXTSERVICE Schenkung von Grundstücken unter Auflage: Probleme bei der Wertermittlung und der Grunderwerbsteuer Oberste Finanzbehörden der Länder, Gleichlautender Erlass vom 19.08.2011 Gleichlautender Erlass betr. Zusammenrechnung mehrerer Erwerbe nach 14 ErbStG; Anwendung auf Fälle der gemischten Schenkung und Schenkung unter Auflage Bei Erwerben durch gemischte Schenkung und Schenkung unter Auflage, für die die nach dem 31. Dezember 2008 entstanden ist, ist die des Bedachten nach den gleich lautenden Erlassen der obersten Finanzbehörden der Länder vom 20. Mai 2011 (BStBl. I S. 562[1] ) zu ermitteln (neue Rechtslage). Für die Zusammenrechnung solcher Erwerbe mit nachfolgenden Erwerben innerhalb von zehn Jahren gilt das Folgende: 1. Vorerwerbe, für die die nach dem 31. Dezember 2008 entstanden ist und die noch nicht bestandskräftig veranlagt worden sind WINHELLER Rechtsanwaltsgesellschaft mbh Corneliusstr. 34, 60325 Frankfurt am Main Tel.: +49 (0)69 76 75 77 80 Fax: +49 (0)69 76 75 77 810 E-Mail: info@winheller.com Internet: http://www.winheller.com Frankfurt Karlsruhe Berlin Hamburg München Shanghai Die festsetzung für den Vorerwerb und den nachfolgenden Erwerb erfolgt nach der neuen Rechtslage. Beispiel: Onkel 0 schenkte seiner Nichte N im Juni 2011 ein Mietwohngrundstück mit einem Grundbesitzwert von. Aus der Anschaffung resultiert noch eine Verbindlichkeit in Höhe von 150 000 EUR, die N übernommen hat. 0 behielt sich den an den Erträgen vor. Der Kapitalwert des s unter Berücksichtigung der Begrenzung nach 16 BewG betrug 100 000 EUR. Im September 2011 schenkt er ihr ein weiteres Mietwohngrundstück mit einem Grundbesitzwert von 900 000 EUR. Aus der Anschaffung resultiert noch eine Verbindlichkeit in Höhe von 200 000 EUR, die N übernimmt. 0 behält sich den an den Erträgen vor. Der Kapitalwert des s unter Berücksichtigung der Begrenzung nach 16 BewG beträgt 120 000 EUR.

2 Erwerb Juni 2011 Grundbesitzwert Befreiung 13 c ErbStG 10 % von./. 75 000 EUR 675 000 EUR Gegenleistung in wirtschaftlichem Zusammenhang mit dem Grundstück 150 000 EUR + 100 000 EUR 250 000 EUR Nicht abzugsfähig 10 % von 250 000 EUR./. 25 000 EUR Abzugsfähig 225 000 EUR./. 225 000 EUR 450 000 EUR Erwerb September 2011 Grundbesitzwert 900 000 EUR Befreiung 13 c ErbStG 10 % von 900 000 EUR./. 90 000 EUR 810 000 EUR Gegenleistung in wirtschaftlichem Zusammenhang mit dem Grundstück 200 000 EUR + 120 000 EUR 320 000 EUR

3 Nicht abzugsfähig 10 % von 320 000 EUR./. 32 000 EUR Abzugsfähig 288 000 EUR./. 288 000 EUR 522 000 EUR Vorerwerb Juni 2011 + 450 000 EUR Gesamterwerb 972 000 EUR 952 000 EUR satz 30 % 285 600 EUR Fiktive Abzugssteuer September 2011 auf Vorerwerb Juni 2011 Vorerwerb 450 000 EUR Persönlicher Freibetrag September 2011 (20 000 EUR) (höchstens beim Erwerb Juni 2011 verbrauchter Freibetrag) Fiktive 2011 Die fiktive entspricht der tatsächlich zu entrichtenden./. September 2011 Mindeststeuer nach 14 Absatz 1 Satz 4 ErbStG Erwerb September 2011 522 000 EUR 502 000 EUR Mindeststeuer 125 500 EUR

4 Festzusetzende September 2011 2. Vorerwerbe, für die die nach dem 31. Dezember 2008 entstanden ist und die nach früherer Rechtslage bestandskräftig veranlagt worden sind Eine Änderung der festsetzung für den Vorerwerb kommt nicht in Betracht. Bei der Ermittlung der für den nachfolgenden Erwerb ist im Rahmen des 14 ErbStG der materiell zutreffende Wert des Vorerwerbs nach neuer Rechtslage und als tatsächlich zu entrichtende i. S. d. 14 Absatz 1 Satz 3 ErbStG die für diesen Wert sich ergebende zutreffende zu berücksichtigen (vgl. BFH vom 17. 4. 1991, BStBl. II S. 522). Beispiel: Onkel 0 schenkte seiner Nichte N im Juni 2010 ein Mietwohngrundstück mit einem Grundbesitzwert von. Aus der Anschaffung resultiert noch eine Verbindlichkeit in Höhe von 150 000 EUR, die N übernommen hat. 0 behielt sich den an den Erträgen vor. Der Kapitalwert des s unter Berücksichtigung der Begrenzung nach 16 BewG betrug 100 000 EUR. Im September 2011 schenkt er ihr ein weiteres Mietwohngrundstück mit einem Grundbesitzwert von 900 000 EUR. Aus der Anschaffung resultiert noch eine Verbindlichkeit in Höhe von 200 000 EUR, die N übernimmt. 0 behält sich den an den Erträgen vor. Der Kapitalwert des s unter Berücksichtigung der Begrenzung nach 16 BewG beträgt 120 000 EUR. Erwerb Juni 2010 (Besteuerung nach früherer Rechtslage) wert der freigebigen Zuwendung ( 150 000 EUR) = 0,8000 = Befreiung 13 c ErbStG 10 % von 600 000 EUR 600 000 EUR./. 60 000 EUR 540 000 EUR wert der Kapitalwert des s 100 000 EUR 0,8000 80 000 EUR Nicht abzugsfähig 10 % von 80 000 EUR =./. 8 000 EUR Abzugsfähig 72 000 EUR./. 72 000 EUR 468 000 EUR

5 448 000 EUR 112 000 EUR Erwerb September 2011 Grundbesitzwert Befreiung 13 c ErbStG 900 000 EUR 10 % von 900 000 EUR./. 90 000 EUR 810 000 EUR Gegenleistung in wirtschaftlichem Zusammenhang mit dem Grundstück 200 000 EUR + 120 000 EUR 320 000 EUR Nicht abzugsfähig 10 % von 320 000 EUR./. 32 000 EUR Abzugsfähig 288 000 EUR./. 288 000 EUR 522 000 EUR Vorerwerb 2010 (nach neuer Rechtslage) Grundbesitzwert Befreiung 13 c ErbStG 10 % von./. 75 000 EUR 675 000 EUR Gegenleistung in wirtschaftlichem Zusammenhang mit dem Grundstück 150 000 EUR + 100 000 EUR 250 000 EUR Nicht abzugsfähig 10 % von 250 000 EUR./. 25 000 EUR Abzugsfähig 225 000 EUR./.

6 225 000 EUR 450 000 EUR + 450 000 EUR tatsächlich zu entrichtende (neue Rechtslage) Gesamterwerb 972 000 EUR 952 000 EUR satz 30 % 285 600 EUR Fiktive Abzugssteuer 2011 auf Vorerwerb 2010 Erwerb 2010 450 000 EUR Persönlicher Freibetrag 2011 (20 000 EUR) (höchstens beim Erwerb 2010 verbrauchter Freibetrag) satz 2011 25 % Fiktive 2011 Die fiktive entspricht der tatsächlich zu entrichtenden 2010 nach neuer Rechtslage./. September 2011 Mindeststeuer nach 14 Absatz 1 Satz 4 ErbStG Erwerb September 2011 522 000 EUR 502 000 EUR

7 Mindeststeuer 125 500 EUR Festzusetzende September 2011 Dieser Erlass ist auf alle noch offenen Fälle anzuwenden