Fachtagung: Berufliche Teilhabe von arbeitslosen Suchtkranken am 12.10.2011 Dr. H. Geldner - Dr. G. Lotz-Metz ÄD-Regionalverbund Südwest Berufliche Teilhabeförderung für suchtkranke Arbeitslose und Reintegration aus Sicht der BA ÄD-Regionalverbund Südwest
Inhalt Epidemiologie Aufgaben des Ärztlichen Dienstes Gesundheit und Arbeitslosigkeit Versorgungsstrukturen für Suchtkranke im sozialpsychiatrischen Netz Schnittstellen Integrationsprozess durch die BA Spezielle Aufgaben des Ärztlichen Dienstes der BA Lokales Projekt Hohenlohekreis Seite 2
Arbeitslosenquote, Stand: 29.09.2011 Arbeitslosenquote gegliedert nach <= 3,0 <= 4,0 <= 5,0 Heidelberg <= 6,0 4,0 > 6,0 Heilbronn Schwäbisch Hall Karlsruhe 4,1 3,0 4,1 Ludwigsburg Pforzheim 3,7 Waiblingen 4,6 Aalen 3,9 Rastatt 4,0 3,8 Stuttgart Göppingen Nagold 4,6 3,9 3,7 Offenburg Reutlingen Ulm 3,4 3,8 3,2 Freiburg 4,1 Lörrach 3,5 Mannheim 5,2 Rottweil 3,0 Villingen- Schwenningen 3,4 Balingen 3,8 Konstanz 3,8 Tauberbischofsheim 3,6 Ravensburg 2,5 Seite 3
Arbeitslosenzahlen, Stand 29.09.2011 215.938 Arbeitslose Veränderung zum Vorjahr: -41.976 Veränderung zum Vormonat: -15.185 Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen: 3,9 Seite 4
Aufgaben des Ärztlichen Dienstes der Bundesagentur für Arbeit sozialmedizinische Begutachtung und Beratung der Arbeitsvermittlung / Rehabilitationsberatung / Fallmanagement / Berufsberatung sozialmedizinische Mitwirkung am Integrationsprozess Systemberatung Mitwirkung bei internen Schulungsmaßnahmen Seite 5
Sozialmedizinische Beratung und Begutachtung Basis: gesetzliche Grundlagen und Weisungen Abklärung des medizinischen Sachverhaltes mit der Erstellung eines erwerbsbezogenen und ressourcenorientierten Leistungsbildes Erstellung von bedarfsorientierten sozialmedizinischen Empfehlungen Beratung des Kunden Seite 6
Ergebnisse der sozialmedizinischen Beurteilung bei Suchterkrankungen beschreiben die Auswirkung von Suchtverhalten leiten die notwendigen weiteren Schritte im Prozess der Integration ab nehmen zur Prognose Stellung Seite 7
Dialogische Fallbearbeitung im Rahmen des Beratungskonzeptes der BA-Mitarbeiter Vorbesprechung der Fallsteuerung ggf. Besprechung der Inhalte des Gutachtens und der sozialmedizinischen Empfehlungen anlassbezogene wiederholte Beratungen mit dem Fallmanager / persönlichem Ansprechpartner (pap) bis zur erfolgreichen beruflichen Integration ggf. Beratung unter persönlicher Einbeziehung des Kunden Seite 8
Abwärtsspirale bei chronischen Erkrankungen Seite 9
Gesundheit und Arbeitslosigkeit Seite 10
Versorgungsstrukturen im sozialpsychiatrischen Netz SGB V + IX Krankenbehandlung/ Rehabilitation Seite 11 SGB XII Freizeit niedergelassener Psychiater SGB XI + XII Tagesstätte Wohnen niedergelassener Psychiater HKP/Ergo/Soziotherapie Untermieter Bürgerkreis/Club SGB III, IX, XII Institutsambulanz Arbeiten Kino/Freibad usw. ohne/mit Personal Wohngruppe/ Wohngemeinschaften Familienpflege Sozialzentrum Wohnübergangsheim Beschäftigungstherapie WfB-Außen-Plätze Gruppe Werkstatt für Behinderte (WfB Beschäftigungs- u. Arbeitstherapie-Zentrum Ausbildung Arbeitsversuch Berufsvorbereitende Maßnahmen Schule offen Offene Stationen Psychiatrisches Krankenhaus geschlossen Tagesklinik Ärztl. und Sozialdienst gering Eigenverantwortlichkeit selbständig Quelle: modifiziert nach Kompetenz-Centrum für Psychiatrie/ Psychotherapie MDK Mecklenburg-Vorpommern und MDK in Hessen
Schnittstellen bei der Reintegration in den Arbeitsprozess von suchtkranken Arbeitslosen Seite 12
Voraussetzungen für die sozialmedizinische Begleitung Vereinbarungen zur Zusammenarbeit zwischen den Leistungsträgern und den Suchtberatungsstellen Eingliederungsvereinbarung mit dem Kunden Mitwirkung und ausreichende Motivation des Kunden Vermeidung von Co-Abhängigkeit Seite 13
Grundregel Suchterkrankungen erkennen möglichst rasch einer geeigneten Therapie zuführen durch den Vermittler bzw. den pap (persönlicher Ansprechpartner im Jobcenter) Seite 14
Aufgaben des Ärztlichen Dienstes... BEZOGEN AUF DIE IDENTIFIKATION VON SUCHTERKRANKUNGEN Sensibilisierung der Arbeitsvermittler und Fallmanager rasche Einschaltung des Ärztlichen Dienstes bei Beratungsbedarf Unterstützung der Vermittlung bei Diagnostik und Beurteilung der Prognose Der Ärztliche Dienst wird nur nach Beauftragung durch Vermittler bzw. persönlichen Ansprechpartner (pap) tätig. Seite 15
Maßnahmen nach Durchführung der Entwöhnungsbehandlung Vernetzung der wohnortnahen Suchtkrankenhilfe (Suchtberatungsstellen, Selbsthilfegruppen) Einleitung der ambulanten Maßnahmen bereits während der stationären Therapie Seite 16
Zusammenarbeit zwischen mit Netzwerkpartnern bezogen auf den Integrationsprozess im SGB II Jobcenter persönlicher Ansprechpartner Fallmanager Beratung Vermittlung Stabilisierung Angebot von Maßnahmen Angebot von Dienstleistungen Dritter Fordern und Fördern Eingliederungsvereinbarung Kooperationsvereinbarung Zusammenarbeit im Einzelfall kontinuierliche Abstimmung auf Augenhöhe Teilnahme an Hilfeplankonferenze n Klärung von Zielkonflikten Beachtung Datenschutz Kunde Netzwerkpartner Dritte Einrichtungen der Suchthilfe DRV Einrichtungen der Kommune Krankenkassen Beratung Stabilisierung Prävention Freiwilligkeit Erbringung von Dienstleistungen Seite 17
4-Phasen-Modell: Integrationsarbeit der BA und seine Schnittstellen unter Beteiligung des ÄD Ressource Kundenkontaktdichte Fachwissen Ressource Produkteinsatz Methoden -wissen Senkung passiver Leistunge n Integration in Arbeit Berufs- /Rechtsund Wirtschaftskunde Arbeitsmarktpolitische Instrumente Vermittlungs- /Beratungskapazität Beratungskonzeption Seite 18
Beschäftigungsorientiertes Fallmanagement ZIEL Beseitigung der Hilfsbedürftigkeit Integration in den Arbeitsmarkt Seite 19
Integration in den Arbeitsmarkt UNTERSTÜTZUNG BEIM: Wiederherstellen einer Tagesstruktur Beenden der sozialen Isolation Aufbau der Motivation zur Suchttherapie Seite 20
Beschäftigungsorientiertes Fallmanagement KUNDENGRUPPE Suchterkrankung Wohnungslosigkeit Schulden Begleiterkrankungen (sowohl somatisch als auch psychisch) soziale Einschränkung Seite 21
Aufgaben des beschäftigungsorientierten Fallmanagements methodische Erfassung vorhandener spezifischer Ressourcen sowie der multiplen Problemlagen Unterstützung des systemischen Problemlöseprozesses Leistungssteuerung von Versorgungsangeboten und lokalen Dienstleistungen Fallsteuerung einschließlich Nachhalten vereinbarter Maßnahmen Seite 22
Produktangebot des Jobcenter für Menschen mit Suchterkrankungen Arbeitsgelegenheiten Entgelt- /Mehraufwandsvariante Seite 23
Öffentlich geförderte Beschäftigung im SGB II ARBEITSGELEGENHEITEN MIT MEHRAUFWANDSENTSCHÄDIGUNG begründen kein Arbeitsverhältnis Arbeitslosengeld II wird weitergewährt Entschädigung für den Mehraufwand förderfähig sind im öffentlichen Interesse liegende und zusätzliche Arbeiten Aktuell werden bundesweit die Mittel für diese Maßnahmen deutlich gekürzt. Seite 24
Öffentlich geförderte Beschäftigung im SGB II ARBEITSGELEGENHEITEN IN DER ENTGELTVARIANTE eher selten eingesetzt in 2012 nicht mehr in dieser Form Begründen ein Arbeitsverhältnis (beispielsweise in Integrationsfirma) Teilnehmer erhalten ein Arbeitsentgelt (Tariflohn und der Träger erhält einen Zuschuss) zusätzliche Arbeiten im öffentlichen Interesse Seite 25
Öffentlich geförderte Beschäftigung im SGB II ZIEL Heranführung an den allgemeinen Arbeitsmarkt Förderung der soziale Integration Aufrechterhaltung und Wiederherstellung der Beschäftigungsfähigkeit Vermittlung von Erkenntnissen über Eignungsund Interessensschwerpunkten sowie Motivation und Arbeitsbereitschaft Seite 26
Produktangebot des Jobcenter für Menschen mit Suchterkrankungen Suchtprävention Seite 27
Suchtprävention im SGB II MÖGLICHE ANGEBOTE Beratung in den Jobcentern in Kooperation mit den örtlichen Suchtberatungsstellen sowie psychosozialen Diensten ( Konsiliardienst im Hohenlohekreis) Vermittlungsprozess mit individuellem Fokus wie z.b.: tagesstrukturierende Maßnahmen Programme zur Suchtvorbeugung Thematisierung in Maßnahmen (Informationsveranstaltung) Arbeit mit Jugendlichen an der Schnittstelle Schule / Berufswahl / Ausbildung Seite 28
Produktangebot des Jobcenter für Menschen mit Suchterkrankungen Aktivierungshilfen Seite 29
Aktivierungshilfen ZIEL Sensibilisierung und Motivation zu einer gesundheitsbewussten Lebensweise gesundheitsbewusste Lebensführung erhöht die Eingliederungsfähigkeit und vermindert die Entwicklung von Suchterkrankungen Seite 30
Aktivierungshilfen 4 SÄULEN: Stressbewältigung Bewegung gesunde Ernährung Umgang mit dem Thema Sucht können bis zu 20% einer geförderten Maßnahme beinhalten Inhalte sollen suchtspezifische Leistungen nicht ersetzen Seite 31
Aktivierungshilfen 1 2 3 Seite 32
Weitere arbeitsmarktintegrative Instrumente Betriebliche Trainingsmaßnahmen Eingliederungszuschuss ( 34 SGB IX i.v. mit 217 ff SGB III) Förderung der beruflichen Weiterbildung (FbW) Kombinationen mit Maßnahmen zur Gesundheitsförderung nach 20 SGB V (Entspannung/Stressbewältigung, Ernährung, Bewegungsgewohnheiten, Suchtmittelkonsum) sind möglich, können jedoch nicht immer in Anspruch genommen werden, da eine Vorfinanzierung notwendig ist und die KK nur 70-80% der Kosten tragen Seite 33
Einflussgrößen auf die Reintegration Chronifizierungsgrad soziales Umfeld gescheiterte Integrationsmaßnahmen Doppeldiagnose Behandlungsmöglichkeiten der zusätzlichen psychischen Erkrankung Symptome der zusätzlichen psychischen Erkrankung überwiegen zusätzliche psychische Erkrankung schränkt zusätzlich die Leistungsfähigkeit ein Zusammenarbeit aller Leistungsträger Seite 34
Determinanten eines erfolgreichen Arbeitsbündnisses zur Integration Fallmanager / pap Kunde fachliche Kompetenz persönliche Kompetenz Sensibilität im Hinblick auf gesundheitliche Einschränkungen und deren Zusammenhänge Einbindung von Experten in die Beratungsstruktur (ärztlicher Dienst / psychosoziales Netzwerk Schweregrad der Leistungseinschränkungen Entscheidungsfähigkeit Handlungskompetenz aktuelle Lebenssituation Motivationslage Seite 35
Qualifizierungsmaßnahmen für die Mitarbeiter der BA bzw. der gemeinsamen Einrichtung Seite 36
Berufliche Teilhabeförderung für suchtkranke Arbeitslose Zusammenkommen ist ein Beginn, zusammenbleiben ist ein Fortschritt, zusammenarbeiten ist ein Erfolg. Henry Ford (Gründer der Ford Motor Company) Seite 37