Zwischen Tradition und Imagination. Supersonus - The European Resonance Ensemble



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SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Musik der Welt Zwischen Tradition und Imagination Supersonus - The European Resonance Ensemble Von Wolfgang Hamm Sendung: Dienstag, 12. Mai 2015 Redaktion: Anette Sidhu-Ingenhoff Produktion: SWR 2015 Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Service: Mitschnitte aller Sendungen der Redaktion SWR2 Musik der Welt sind auf CD erhältlich beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden zum Preis von 12,50 Euro. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de

Musik: Wolf Janscha (Maultrommel): Sleipnir (2 51) Autor: Der Klang der Maultrommel, eines der ältesten Instrumente der Menschheit, gespielt vom Wiener Maultrommelvirtuosen Wolf Janscha. Am Mikrofon begrüßt sie Wolfgang Hamm zu einer Sendung über eine ungewöhnliche Musikgruppe mit dem Namen Supersonus. (Musik kurz freistehend) Autor: Es ist so erfrischend wie aufregend, Ensembles zu erleben, die neue Wege jenseits bekannter Genregrenzen gehen. Supersonus - The European Resonance Ensemble nennt sich ein Quintett aus 3 Musikerinnen und zwei Musikern, die aus Deutschland, Italien, Österreich und Estland stammen. In ihrer Suche nach einer neuen intensiven Klangsprache verbinden sie archaische Ausdrucksformen mit Musikstilen der Alten Musik wie dem Barock sowie Klangerfahrungen aus moderner Musik und Improvisation. Der gemeinsame Nenner: Supersonus lateinisch Oberton. (Musik kurz freistehend) Wolf Janscha (OT 07): Die Maultrommel ist eines der wenigen Instrumente, wo du so unglaublich nah an der menschlichen Stimme bist und trotzdem Instrumentalist bist. Du bist de facto selbst das Instrument. Die Maultrommel selbst kann fast nichts außer einem Ton... wozu Du die Mundhöhle brauchst, d.h. das bist auch schon du. Dann kommt die Atmung dazu... Dann kannst Du unglaubliche viele Obertöne auf der Maultrommel intonieren, 30 Obertöne, viel mehr als ein Obertonsänger. Eine ganz andere Reichweite, weil Du nicht an die Stimmbänder gekoppelt bist. Du hast die Feder, und wie ein Obertonsänger filterst du die Obertöne heraus. Bei der Maultrommel geht das ganz leicht. Autor: Der Wiener Maultrommelspezialist Wolf Janscha, der ursprünglich Gitarre studierte und dann über das australische Didgeridoo zu seiner Passion, der Maultrommel fand. Musik: Anna-Maria Hefele (Obertongesang): For the nonce (2 20) Anna-Maria Hefele (OT 01): Also ich hab immer schon im Chor gesungen, als Kind schon im Kinderchor. Und irgendwann hab ich dann auf Bayern 2 eine Radioreportage gehört und einen Herrn, der das macht. Dann hab ich rausgefunden, dass er fünf Häuser weiter wohnt, wo ich groß geworden bin. Hab ihn angesprochen und gefragt, und seither beschäftige ich mich mit dem Obertonsingen. Es hat mich dann einfach sehr fasziniert. Dann hab ich eben hauptsächlich angefangen, Obertonsingen zu üben und dann viel später erst mit klassischer Gesangsausbildung angefangen. Autor: Die junge Obertonsängerin Anna-Maria Hefele, die sich neben dem Obertongesang auch für eher ungewöhnliche Instrumente wie böhmische Hakenharfe, Mandoline, Nyckelharpa, Schwegel-Pfeife, Barock-Traversflöte, die chinesische Wölbbrettzither Guzheng interessierte, bevor sie am Salzburger Mozarteum regulär Gesang, Musik- und Tanzpädagogik studierte. Anna-Maria Hefele (OT 03): Ich hab das immer nie gemocht, wenn mir jemand gesagt hat, was ich tun und lassen soll. Und deswegen hab ich mir immer Techniken 2

und Instrumente gesucht, wo s keine Lehrer gibt!... Es interessiert mich auch nicht, mich mit einer Sache zu befassen, wo es schon so viele Leute gibt, die das unglaublich gut können und wo alles schon so ausgetreten ist. Dann denke ich mir: Ja, wozu denn? Dann kann ich mir das anhören, was jemand anders macht: ist auch schön! Aber ich versuche, ob ich irgendwie was Neues, neue Klänge finden kann. Das find ich einfach spannender! (Musik wieder freistehend) Musik: Marco Ambrosini (Nyckelharpa): Präludium Rosary Sonata Nr.1 (Heinrich Ignaz Franz Biber) (0 48) Marco Ambrosini (OT 01): Mein Geigenlehrer war ein Barockfanatiker. Wir haben eigentlich nach Vivaldi sehr wenig gemacht. Also alles, was vor Vivaldi war, rauf und runter. Und danach - nur kurz angeschnitten, weil man es eben braucht für s Diplom. Aber nicht wirklich angeguckt. Autor: Der heute 50-jährige Italiener Marco Ambrosini studierte Violine und Komposition an Konservatorien in Ancona und Pesaro, wurde Orchester-Geiger, bevor er sich als Solist selbständig machte und in verschiedenen Kammerensembles mittelalterliche, Renaissance- und Barockmusik sowie zeitgenössische Musik spielte. Marco Ambrosini (OT 02): Ich hab da auch Kompositionsunterricht gehabt am Konservatorium. Und wiederum der Prof. Perucci, der war auch ein Fanatiker der mitelalterlichen Musik, wir durften komponieren im mittelalterlichen Stil das hat uns sehr gut gefallen! am,lehrstuhl für zeitgenössische Musik... das fand ich sehr mutig damals. Ich hab das damals sehr genossen. Es war also ein bißchen vorgegeben, dass ich mich mit der Alten Musik beschäftigen muss. Autor: Im Orchester zu spielen, fand Marco zunehmend langweilig, so kündigte er beim Philharmonischen Orchester der Marken, um nur noch die Musik zu machen, die ihm gefiel. Er lernte zu improvisieren, spielte als Straßenmusiker überall, wo sich eine Gelegenheit bot, und trampte mit seiner Geige durch halb Europa. Marco Ambrosini (OT 06): Zwischen Innsbruck und Nordkap... Draußen geschlafen mit dem Schlafsack, die Geige im Schlafsack. Ich hab einfach alles gespielt... mich zunehmend für Volksmusik interessiert... Bal folk, keltische Musik, Alain Stivell, Malicorne... hab versucht, Leute zu finden, mit denen ich diese Art von Musik spielen kann...so sind die,oni Wytars entstanden,,ohne Weiteres schwyzerdütsch. Musik: Oni wytars: Follia d Arcangelo (Arr.: Marco Ambrosini) (1 51) Autor: Ein ganz neues Projekt ist für Marco Ambrosini das Ensemble Supersonus, das ohne die musikalischen Erfahrungen, die er jahrzehntelang bei,oni Wytars und anderen Ensembles gesammelt hat, nicht denkbar wäre. Wolf Janscha, der Maultrommelspieler, beschreibt spezifische Klangeigenschaften von Supersonus. Wolf Janscha (OT 02): Das Besondere am Klang ist, dass Du beides hast... alte Instrumente wie die Nyckelharpa, die ja zusätzliche Resonanzsaiten hat, genauso wie das Cembalo, das ein sehr obertonreiches Instrument ist (nächste Musik setzt ein), auch die Kannel... das mischt sich ja grundsätzlich vom Obertonspektrum her, 3

du kriegst einen sehr lichten Klang dadurch, das passt gut zusammen... Aber was natürlich in der Alten Musik früher gang und gebe war, dass man improvisiert hat. Dem kommt zugute, dass diese Instrumente, gerade die Maultrommel, aus einem folkloristischen und improvisativem Kontext kommen, d.h. die Verständigungsebene ist eher wie in einem Jazzensemble... Natürlich gibt es Vorgaben... ok, jetzt spielen wir den Biber! Aber was wir daraus machen wollen, ist ein neues Klangerlebnis, eine Art des Unerhörten... dass folkloristische, klassische, auch improvisativ-jazzige Elemente gemischt werden mit diesen archaischen uralten Klangphänomenen des Obertongesangs und der Maultrommel. Und die Maultrommel geht ja zurück bis in die Jungsteinzeit. Musik: Supersonus: Follia (4 00) Autor: Fast einem Zufall verdankt das Ensemble Supersonus sein Entstehen, aber doch nicht zufällig: Marco Ambrosini lernte Wolf Janscha bei einem Musikworkshop kennen. Nyckelharpa traf auf Maultrommel - und die beiden waren fasziniert von ihren Klangmöglichkeiten als Duo. Doch fehlte ein Harmonie-Instrument. Marco holte die Cembalistin Eva-Maria Rusche hinzu, mit der er schon länger zusammengespielt hatte. Marco Ambrosini (OT 14): Wir waren plötzlich zu dritt, und Cembalo hat auch sehr viele Obertöne. Ich spiel wahnsinnig gerne mit Cembali zusammen, weil es mit der Schlüsselfidel zusammen sehr gut klingt. Und dann hatten wir drei Instrumente zusammen, die wirklich gut klingen. Die Metallsaiten des Cembalos, die Metallzunge der Maultrommel und die Metallresonanzsaiten der Nyckelharpa - die haben einfach zusammen so einen neuen Klang ergeben. (Musik wieder freistehend) Autor: Wiederum ein Zufall, der kein Zufall ist, führte zur Begegnung von Marco Ambrosini mit der jungen Obertonsängerin Anna-Maria Hefele. Marco Ambrosini (OT 15): Und da dachte ich: Ja, das ist es! Eine menschliche Stimme, die nur Obertöne singt, zu den drei Instrumenten dazu. Und dann haben wir die Anna-Maria auch dazu eingeladen, und dann als Quartett unser Programm vorgestellt. Wir haben vor uns nur ganz große Augen gehabt. Im Raum saßen nur Kollegen, alles Musiker, entweder Dozenten oder Leute, die Musik lernen aber alles Musiker, Kollegen, die zuhörten und die am Schluß sagten: Wir haben noch nie so etwas gehört! So ein Klang - das gibt s nicht. Was habt ihr da gemacht? Das ist völlig neu, das müsst ihr weitermachen! (Musik wieder freistehend) Autor: Das letzte Glied in der Kette der nicht zufälligen Zufälle schließlich: die junge Musikerin Anna-Liisa Eller aus Estland, die Marco Ambrosini bei einem von ihm geleiteten Improvisationskurs an der Musikhochschule Trossingen traf. Sie spielt das uralte estnische Volksinstrument Kannel, eine griffbrettlose Kastenzither, die in Finn-land, Estland und Karelien auch unter dem anderen Namen Kantele bekannt ist. Marco Ambrosini (OT 16): Kannel und Nyckelharpa - das ist ein Traum! Das ist, als würde nur e i n Instrument spielen. Gezupft und gestrichen - aber es ist ein 4

Instrument. Wie absolute Synergie zusammen. Ich hab sie gefragt, ob sie Interesse hätte, noch andere Obertonfanatiker zu treffen, sie sagte: Nichts lieber als das! Ich hab sofort die anderen angerufen und gesagt: Leute, Quintett! Und dann haben wir s! (lacht) Dann haben wir die Anna-Liisa eingeladen und zusammen geprobt. Dann war s klar. Das Programm steht auch. Wir warten jetzt drauf, dass wir das aufnehmen dürfen bei der ECM. Der nächste freie Termin bei uns und bei der ECM ist November 2015. (Musik wieder freistehend bis Ende der Follia) Marco Ambrosini (OT 12): Was mich persönlich wirklich sehr sehr interessiert, abgesehen von der Musik, die ich spiele und das ist wahrscheinlich eine Sache, die bei mir seit der Kindheit hängengeblieben ist wie Töne zueinander stehen? Welche Schwingungen entstehen? Enstehen da Dritt-Töne zusammen? Oder welche Obertöne klingen zusammen gut, welche nicht? Wo gibts Kollisionen? Wo gibts Harmonien? Also wenn ich Musik höre, im Radio oder von einer CD, ich analysiere immer: Was passiert jetzt? Wie klingt das zusammen? Warum spüre ich jetzt was? Warum spüre ich Freude, warum Traurigkeit? Wo gibts einen Zusammenklang, wo gibts irgendwelche Reibereien? Das interessiert mich mehr als melodische Formen oder Linien... Einfach nur Klang. Warum was so klingt, dass es mit mir irgendwas macht? Deswegen habe ich irgendwann angefangen, mich für Instrumente zu interessieren, die obertonreich sind. Weil man an diesen Instrumenten einfach besser merken und experimentieren kann, was Obertöne machen, wenn man sie miteinander kombiniert. Musik: Anna-Maria Hefele demonstriert ihren Obertongesang Anna-Maria Hefele (OT 07): Die Obertöne sind ja in jedem Klang drinnen, von Haus aus, und dadurch unterscheiden sich auch Klangfarben und Vokale untereinander, durch verschiedene Verteilung der Obertöne. Deswegen kann man auch anfangen, Obertonsingen zu lernen durch Vokalübergänge, z.b. von u nach i, wie ein französisches oui und iou als Gegenbewegung. Und das macht man auf einem Ton und da fangen die Obertöne an zu kommen (singt)... Das sind jetzt einfach nur kräftig ausgeprägte Vokale, das ist noch nicht die andere Technik. Dann kann man das auf die Rachen-Zunge übertragen und die Zunge zu einem Rrrr formen dann werden die Obertöne laut (singt)... Und in Asien bleibt s dann dabei, die wechseln nicht die Grundtöne. Aber weil dort hauptsächlich Männer singen, deren Stimmen eine Oktave tiefer sind, haben die einen wesentlich höheren Tonumfang in den Obertönen. Wenn ich das jetzt als Frau mache, habe ich weniger Tonumfang. Deswegen habe ich sehr bald angefangen, Grundtöne zu wechseln, wenn ich irgendwelche Melodietöne in den Obertönen haben wollte, die mir die Tonskala von den mir möglichen Grundtönen aus nicht bietet. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich habe von einem Grundton einen bestimmten singbaren Tonumfang in den Obertönen, und für jeden Oberton gibts eine Untertonreihe, also eine Auswahl an möglichen Grundtönen. Damit kann man spielen. Also wenn ich von einem Grundton die Obertonreihe singe, ist es das, was ich eben gemacht habe (singt)... Jetzt kann ich den Oberton beibehalten und die Unterton-Reihe singen (singt)... Dabei bleibt dann die Einstellung im Mundraum exakt die gleiche. Dann kann man verschiedene Kombinationen machen, entweder die Tölne parallel bewegen (singt)... oder gegenläufig (singt). 5

Musik: Anna-Maria Hefele singt Komm lieber Mai und mache (W. A. Mozart) Melodie in Obertönen, dann mit normaler Sopranstimme Anna-Maria Hefele (OT 04): Wenn man so ne bestimmte Art und Weise gewohnt ist, mit der Stimme umzugehen, dann ist es relativ schwer, das loszulassen und was ganz Neues zu lernen. Weil man beim Obertonsingen ja einen starken Ton produziert, aber sehr viel wegfiltert und der Mund relativ zu ist. Und beim klassischen Gesang soll ja alles nach außen gehen vom Klang, man soll alles aufmachen. Das war dann erstmal schwierig. Im Laufe des Studiums hab ich das ganz gut gelernt, dass ich beides machen kann und dass ich auch switchen kann zwischen den Techniken und dadurch die Flexibilität kriege. (Musik wieder freistehend) Anna-Maria Hefele (OT 04): Aber ich glaub auch, dass der Vorteil von dem Obertonsingen, was ich so lange schon gemacht hab, auch viel gebracht hat für die klassische Stimme, weil s einfach viel Kraft gibt und einen sehr dichten Stimmbandverschluß, und ich eine sehr hohe und sehr klare Höhe hab und ganz rein intonieren kann, und der Tonumfang ganz einfach da ist. Musik: Chöömej-Sänger Bujan Dondak aus Tuva: Kargyraa (1 50) Autor: Bei meinen Reisen in die südsibirische Republik Tuva Anfang der 90er Jahre habe ich eine andere Art des Obertongesangs kennengelernt, den Chöömej der Tuviner, abgeleitet von ihrem Wort für Kehlkopf. Ich frage Anna-Maria, wieso sich der zentralasiatische Obertongesang so sehr von der westlichen Praxis unterscheidet. Anna-Maria Hefele (OT 05): Ich glaube, das ist eine Frage von Sozialisation und Klangästhetik, wie sie in einer Kultur vorhanden ist, und wie man reinwächst und groß wird. Für unsere Ohren klingt das Asiatische schon sehr rauh, und wenn man jetzt hier geprägt ist von klassischem Gesang oder Jazz, ist man einfach eine andere Klangfarbe und -ästhetik gewöhnt. Ich denke, dass es einfach damit zusammenhängt, dass hier jetzt keiner auf die Idee gekommen ist, mit so viel Druck zu arbeiten. Der Obertongesang im Westen hat sich ja entwickelt eben mit Stockhausen und den Nachfolgern der minimal-music-bewegung, die eben klassisch studiert haben. Warum sollte jemand, der mit klassischer zeitgenössischer Musik groß wird, plötzlich anfangen, den Kehlkopf zu quetschen. Das ist nicht Bestandteil der Musikkultur bei uns. (Musik wieder freistehend bis Ende) Musik: Wolf Janscha demonstriert Maultrommeltechniken Wolf Janscha (OT 08): Anders als beim Obertonsingen, wo sich die Obertonfrequenz über einem Fundamentalton aufbaut, der gesungen wird, und ich dann die Obertöne herausfiltere, verhält es sich bei der Maultrommel ein bissel anders: Den Grundton kann man gar nicht spielen. Da müsste man so ein Breitmaulfrosch sein, dass man so einen Mund hat, um den verstärken zu können. D.h. der tiefstmögliche Ton, den man spielen kann, ist der 3. Oberton, der 3. Teilton. Von dort gehe ich weg. D.h. ich fang schon einmal in der Obertonreihe an. Jeder Ton, den ich höre, ist schon mal Oberton. Wenn ich jetzt mal so eine Skala grundsätzlich anspiel (spielt)... Ich hab mich jetzt in der Reichweite vom 8. bis 16. Teilton bewegt. Ich kann natürlich noch tiefer runter (spielt)... Die melodische Kapazität beim Maultrommelspiel besteht also schon mal auf alle Fälle aus diesen 16 Teiltönen. Und je tiefer die Maultrommel 6

ist, desto höher kann ich hinausspielen. Eine B-Maul-trommel, da kann ich schon... (spielt). Dann kann ich natürlich auch bestimmte Atemzyklen machen. Bei der Maultrommel spiel ich nie nur bei der Ausatmung, sondern auch bei der Einatmung, d.h. ich hab einen permanenten Wechsel. Wenn ich jetzt einfach so einen klaren Rhythmus spiele... (spielt), dann wäre das (atmet)... ein-aus-ein-aus-ein-aus. Ich kann jetzt aber auch 2x aus und 2x ein spielen... (spielt). Oder ich atme aus, ich atme ein, 2x aus, 1x ein... das wäre eine Paradiddl-Figur am Schlagzeug z.b. (spielt)... Und was ich drüberlege, das ist dann die Melodie. Die Zunge macht ihre eigenen Sachen. Ich hab im Grunde 3 Ebenen. Musik: Wolf Janscha (Maultrommel): Furor (3 27) Marco Ambrosini (OT 10): Die Musikwelt hat sich in den letzten paar hundert Jahren wahnsinnig verändert. Wie du sagtest, die Instrumente sind standardisiert worden, sind orchestertauglich gemacht worden, nicht nur in der Stimmung, auch in der Klangfarbe. Man hat Instrumente gebaut, die laut sind, relativ obertonarm, die einfach ganz klare Töne spielen können, die nicht mit anderen kollidieren, deswegen relativ obertonarm, die polyphonietauglich sind etc. etc. Man kann das natürlich als Erweiterung sehen, es ist wirklich was passiert, eine natürliche Evolution der Instrumente. Andererseits bleibt wie bei jeder Evolution irgendwas auf der Strecke. Bei der Artenvielfalt in der Natur sind es dann irgendwelche Tierarten, die es nicht mehr gibt. Bei den Instrumenten haben wir zumindest die Chance, manche zu rekonstruieren, weil wir wissen, wie die ausgesehen haben. Teilweise haben wir noch Originale da und wir können vermuten, wie die geklungen haben k ö n n t e n, weil es keine Aufnahmen gibt. Aus heutiger Sicht finde ich als moderner, zeitgenössischer Musiker ist die Wiederentdeckung eines alten Instrumentes gleichzeitig die Entdeckung eines neuen Klanges. Es ist ein Klang, den es heute nicht mehr gibt, also ist er wieder neu. Deswegen glaube ich, werden alte Instrumente in der neuen Musik ganz viel wieder verwendet. Und es ist ein Glück für alle Kollegen, die alte Musikinstrumente gelernt haben, weil die ganz viel neue Musik spielen - auch noch dazu. Autor: Marco Ambrosini fand zur mittelalterlichen Schlüsselfidel oder (schwedisch) Nyckelharpa, weil er sich in den Finger geschnitten hatte. Tatsächlich hatte er sich eines Tages beim Kochen zu Hause die Kuppe des linken Mittelfingers abgesäbelt, weil es schnell gehen musste. Der passionierte Geiger war zutiefst deprimiert, seine Karriere als Interpret schien beendet zu sein. Es blieb das Komponieren. Aber seine Frau erinnerte Marco an die Schlüsselfidel, die er unter dem Bett hatte er sammelte schon damals alte Instrumente. Und nach und nach nahm er das Instrument unter die Lupe, entdeckte, dass es nicht nur ein schlechter Geigenersatz war, sondern ein ganz anderes Instrument, mindestens genauso schwer zu spielen wie die Geige, mit ganz anderen Ausdrucksmöglichkeiten, die die Geige nicht hat. Wie bei der Geige streicht man die Saiten der Schlüsselfidel mit einem allerdings kürzeren Bogen. Die Saiten werden aber nicht wie bei der Geige mit den Fingern der linken Hand gedrückt, sondern stattdessen mit Hilfe von seitlichen Tasten verkürzt, den sog. Tangenten, die der Spieler an die Saiten schiebt. Unter den drei Spielsaiten und einer Bordunsaite schwingen unterhalb des Stegs 12 chromatisch gestimmte Resonanz-saiten mit, die den Obertonreichtum des Instruments bewirken. Musik: Marco Ambrosini demonstriert die Schlüsselfidel 7

Marco Ambrosini (OT 19): Man kann es so spielen wie ein Clavichord (spielt)... einfach nur die Tasten. Dann gibts pizzicato natürlich (spielt)... klingt wie eine schöne Laute mit viel Resonanz (lacht), weil eben die Resonanzsaiten mitschwingen. Man kann natürlich mit dem Bogen spielen (lacht), es ist halt ein Streichinstrument. Und da gibt s auch viele verschiedene Klänge, die man erzeugen kann... einen typischen Streicherklang (spielt)... Man kann versuchen, Flageolett- Töne zu erzeugen, in verschiedenen Abstufungen... fast wie ein Blasinstrument (spielt)... Das klingt z. B. mit Flöten total gut! Man kann richtige Flageoletts spielen... (spielt)... Der Bogen ist sehr kurz, das ist zum einen ein Nachteil: Man kann nicht wirklich lange Töne spielen, das ist sehr schwer. Aber dadurch, dass er so kurz ist, kann man den Bogen fast wie ein Perkussionsinstrument einsetzen (spielt)... Man kann sehr rhythmisch spielen, sehr hart... spiccato (spielt)... saltato (spielt) Man kann natürlich alles kombinieren (spielt)... Man kann auch die Resonanzsaiten mitzupfen (spielt)... Es gibt so viele Klänge, die man mit dem Instrument erzeugen kann! (spielt eine jazzige Phrase mit Bluenotes)... Du kannst einfach schöne Sachen spielen, die vor allem anders klingen als auf der Geige! Autor: Die Schlüsselfidel war unter dem Namen Nyckelharpa auch in Schweden verbreitet, geriet aber im 20. Jh. nach und nach in Vergessenheit. Nur in der Provinz Uppland überlebte die Tradition des Nyckelharpa-Spiels, und von dort nahm auch die erstaunliche Renaissance und Wiederverbreitung des Instruments ihren Anfang. Ich frage Marco, was der schwedische Ausdruck Nyckelharpa bedeutet. Marco Ambrosini (OT 09): Nyckel ist ein Pseudonym für Schlüssel, weil die Schlüssel früher aus Nickel waren. Und harpa sagte man in Schweden zu allen Saiteninstrumenten, also ein Saiteninstrument mit Schlüsseln. Man hat im 19. Jh. auch teilweise Nyckelgiga gesagt, also Schlüsselgeige. Den deutschen Namen Schlüsselfidel - nur mit i, ohne ie kennen wir von Michael Praetorius und Agricola. Die allererste sichere Abbildung des Instruments kommt aus Italien: 1408 in Siena gibt es eine sehr schöne Abbildung von einem Engel, der Schlüsselfidel spielt oder Viola chiavi. Und kurze Zeit gibt es in Schweden ganz viele Fresken, die solche Instrumente abbilden, auch in Dänemark, und in Deutschland zwei Abbildungen aus der Spätrenaissance und dem Frühbarock. Die letzte Abbildung, die wir kennen, stammt aus Hildesheim Mitte des 16. Jahrhunderts. Musik: Supersonus: Rosenkranz-Sonate Nr.1 (H. I. F. Biber) (5 53) Autor: Eines der gelungensten Stücke aus dem Programm von Supersonus ist die Rosenkranz-Sonate Nr.1 von Heinrich Ignaz Franz Biber. Der 1644 geborene böhmische Komponist war Kapellmeister im Dienst des Erzbischofs von Salzburg und galt in seiner Zeit als genialer Violinvirtuose. Um besondere Klangeffekte zu erzielen und schwierige Doppelgriffe in den unteren Lagen zu ermöglichen, stimmte er die Saiten um, wie in seinen 16 berühmten Mysterien- oder Rosenkranz-Sonaten. (Musik wieder freistehend) Marco Ambrosini (OT 18): Biber ist für mich einer der größten Komponisten, die es jemals gegeben hat. Also ich bin total verliebt in Biber. Ich spiel wahnsinnig gerne Biber. Er war ein sehr guter Geiger und hat seine Kompositionen bin mir absolut sicher nicht am Schreibtisch geschrieben, sondern mit der Geige in der Hand improvisiert und aufgeschrieben. So klingen sie, so sind sie auch aufgeschrieben. 8

Man sieht, sie sind freirhythmisch gemeint, obwohl sie mensural notiert sind. Man sieht an den Läufen, dass er einfach rumprobiert hat:,oh, das klingt gut, das schreib ich auf! - Es sind aufgeschriebene Improvisationen. (Musik freistehend bis Ende) Anna-Maria Hefele (OT 09): Also mir macht s eine irrsinnige Freude, zu spielen mit den anderen. Sowohl musikalisch, weil ich auch die Alte Musik sehr mag, als auch menschlich, weil s mit uns in der Konstellation zu fünft auch sehr fein ist und wir uns jeder mit jedem gut verstehen. Was sich wiederum auswirkt auf das musikalische Arbeiten. Es ist einfach eine große, große Freude. Und auch einen Platz zu haben, wo ich mich so einbringen kann, mit dem was ich mache, auch einfügen. Weil ich im Obertonsingen meine Stimme mehr instrumental nutze und im Ensemble nicht die Rolle einer Sängerin oder einer Solistin habe, wie wenn man normalerweise vor dem Orchester steht und eine große Arie singt. Ich singe zwar, aber ich denke instrumental, mit dem was ich tue, und singe auch keinen Text im Ensemble. Marco Ambrosini (OT ): Wie ich schon sagte, bei mir geht es nicht um Melodien oder eine Stilrichtung. Es geht um Klang. Und wenn irgend etwas gut klingt oder so klingt, dass es mich berührt dann ist es ein gutes Stück. Egal ob dieses Material aus der Barockzeit kommt, neu komponiert oder Klassik ist oder nur aus einer Improvisation entsteht. Es gibt Stücke von Supersonus, die einfach aus einer Improvisation entstanden sind. Anna-Maria hat angefangen zu singen, wir haben darüber improvisiert und so ist ein Stück entstanden. Musik: Supersonus: Erimal (3 38) Autor: Das europäische Resonanz-Ensemble Supersonus, das erst 2014 zu seiner endgültigen Besetzung fand, steht erst am Anfang. Wir sind gespannt, ob es den fünf MusikerInnen und Musikern gelingt, was sie auf ihrer Homepage so poetisch ankündigen: Die Hörer zum imaginativen Reisen einzuladen - mit musikalischen Bildern, die von himmelsgleicher Weite, tanzender Ekstase zu stoischer Ruhe reichen, in denen sich barocke Lustgärten... ebenso wiederfinden wie einsam karge Berggipfel, die Ausblicke von erhabener Schönheit offenbaren... Was jetzt schon deutlich zu spüren ist, dass sich das Supersonus-Quintett als Brückenbauer zwischen Tradition und Imagination versteht und an einem neuen Klang arbeitet, den man in dieser Konstellation: Nyckelharpa, Cembalo, Kannel, Maultrommel und Obertongesang noch nicht gehört hat. (Musik wieder freistehend) Autor: Die letzte Komposition, die ich Ihnen vorstellen möchte, stammt von Wolf Janscha, dem Maultrommelspieler. Das ursprüngliche Solostück wurde im Probenprozess der Gruppe neu arrangiert und erhielt so seine faszinierende musikalische Form. Ritus von Wolf Janscha mit dem Ensemble Supersonus. Musik: Supersonus: Ritus (Wolf Janscha) (8 45) *** 9

Musikliste: Wolf Janscha: Sleipnir (K: Wolf Janscha) (2 51) Wolf Janscha: Sulfur, wolfsonium records 2009 (Eigenproduktion) Anna-Maria Hefele: For the nonce (K: Anna-Maria Hefele/ Florian Zack) (3 55) Anna-Maria Hefele: Sweven (Eigenproduktion), o. A. Marco Ambrosini: Präludium from the Rosary Sonata Nr. 1 (K: H.I.F. Biber) (0 48) Jean-Louis Matinier/Marco Ambrosini: Inventio, ECM 2348, LC 02516 Oni wytars: Follia d Arcangelo (Arr.: Marco Ambrosini) (1 51) ensemble Oni wytars: Follia - The Triumph of Folly, deutsche harmonia mundi 88765449782/Sony Music, LC 00761 Supersonus: Follia (trad. / Arr.: Supersonus) (5 48)) Supersonus - Eigenproduktion, o. A. Anna-Maria Hefele: Komm lieber Mai und mache (K: W. A. Mozart) (2 19) Anna-Maria Hefele: Sweven (Eigenproduktion), o. A. Bujan Dondak: Kargyraa (2 02) Tuvinian Singers & Musician: Chöömej - Throatsinging From The Center Of Asia, World Network 55.838, LC 6759 Wolf Janscha: Furor (K: Wolf Janscha) (0 40) Wolf Janscha: Sulfur, wolfsonium records 2009 (Eigenproduktion) Supersonus: Rosenkranz-Sonate Nr. 1 (K: H. I. F. Biber) (5 53) Supersonus - Eigenproduktion, o. A. Supersonus: Erimal (K: Eva-Maria Rusche/Arr.: Supersonus) (3 38) Supersonus - Eigenproduktion, o. A. Supersonus: Ritus (K: Wolf Janscha/Arr.: Supersonus) (8 45) Supersonus - Eigenproduktion, o. A. 10