Kulturwandel der IV? Fakten und Mythen



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Transkript:

Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Sozialversicherungen BSV Kulturwandel der IV? Fakten und Mythen Fortbildungsnachmittag Dialog 2000, OSGIM/HKO Arbon, 23. Mai 2013 Peter Eberhard, Bundesamt für Sozialversicherungen BSV

1. Die Gesetzesrevisionen 2

Der Sanierungsplan für die IV Defizit eliminieren, Schuld zurückzahlen IV-Revision 6b Defizit reduzieren IV-Revision 6a Defizit vorübergehend beseitigen Zusatzfinanzierung Defizit (rund 1 Mrd.) stabilisieren Sparmassnahmen der 4. und 5. IV-Revision 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 3

Finanzielle Situation der IV 2002-2012 4

5. IV-Revision: Verstärkung Eingliederung vor Rente Prozess vor der 5. IV-Revision: Anmeldung BM IV ist zu spät Prozessbausteine nach der 5. IV-Revision: Hohe Zugangshürden zu Massnahmen Wenig Flexibilität FE/Meldung Anmeldung FI IM BM IV ist rechtzeitiger IV ist bedarfsgerechter Case Management (CM Ansatz) 5

IV-Revision «6a»: Der erste Schritt zur nachhaltigen Sanierung der IV Eingliederungsorientierte Rentenrevision Paradigmenwechsel: weg von einmal Rente, immer Rente hin zu Rente als Brücke zur Eingliederung Rentenrevisionsverfahren zur Wiedereingliederung Massnahmen zur Wiedereingliederung vereinfacht und flexibilisiert Schutzfrist nach erfolgreicher Wiedereingliederung Überprüfung des Anspruchs bei Schmerzerkrankungen, die organisch nicht erklärbar sind Neuregelung Finanzierungsmechanismus Preissenkungen im Hilfsmittelbereich Einführung Assistenzbeitrag 6

IV-Revision «6b»: Der zweite Schritt zur nachhaltigen Sanierung der IV Stand Stand: im Parlament (Differenzbereinigung im Juni) Inkrafttreten 2015 geplant Inhalt Ausweitung der Prävention (Vermeidung von Invalidisierungsprozessen) Eingliederungsorientierte Beratung und Begleitung Erweiterte Früherfassung Einführung Personalverleih Stufenloses Rentensystem Interventionsmechanismus zurückgestellt: Kinderrenten und Reisekosten 7

2. Die Fakten 8

Gewichtete Renten 30'000 Neurenten (Schweiz und Ausland) Monitoring der IV: Zugänge in der Schweiz und im Ausland 25'000 20'000 15'000 10'000 28'000 28'200 25'700 23'200 19'600 18'800 17'700 15'900 14'900 15'400 14'600 5'000 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 9

Rentenbestand (Schweiz und Ausland) 10

Personen Anmeldungen 35'000 Anmeldungen, berufliche Eingliederung und Neurenten IV: Anmeldungen, berufliche (Schweiz) Eingliederung und Neurenten in der Schweiz 70'000 30'000 60'000 25'000 50'000 20'000 40'000 15'000 30'000 10'000 20'000 5'000 10'000 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Neurenten Berufliche Eingliederung insgesamt davon Massn. beruflicher Art davon Integrationsmassnahmen davon Massn. der Frühintervention Erstmalige Anmeldungen Erwachsene 0 11

Anteil Neurenten nach Altersgruppen 2002/2012 1.6% 1.4% 1.2% 1.0% 0.8% 0.6% 0.4% 0.2% 0.0% 18,19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 2002 2012 12

Neurenten nach Gebrechen 2002/2012 13

Neurenten 2012 nach Alter und Gebrechen 14

Integrationsmassnahmen zeigen Wirkung 18000 16000 16'600 14000 12000 10000 11'500 8000 9'000 9'300 6000 4000 5'800 6'000 2000 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Anzahl integrierte Personen im ersten Arbeitsmarkt Integration = Erhalt des Arbeitsplatzes, Umplatzierungen oder neue Stelle im ersten Arbeitsmarkt Quelle: IVSK 15

5. IV-Revision: Fazit der Evaluation Kulturwandel hat stattgefunden, Instrumente der 5. Revision werden eingesetzt; kant. Umsetzungsunterschiede graduell Kulturwandel bewirkt verstärkte Eingliederungsorientierung Rechtzeitigkeit und Bedarfsgerechtigkeit verbessert Instrumente erhöhen Wahrscheinlichkeit einer Eingliederung Anteil Personen mit Arbeitsplatz am Ende gestiegen Verbesserungspotenzial Häufigere Anwendung der Instrumente Bedarfsgerechtigkeit weiter steigern Kontakte insb. zu Arbeitgebern weiter pflegen Individuelle, auf Fall angepasste Auswahl der Instrumente bringt Eingliederungserfolg! Neurentenquote: langfristig ist ein positiver Effekt hinsichtlich Neurentenquote zu erwarten 16

Verschiebung in die Sozialhilfe? 3.4 3.3 3.3% 3.2 3.2% 3.1 3.1% 3.0 3.0% 3.0% 3.0% 2.9 2.9% 2.8 2.7 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Quelle: Bundesamt für Statistik Sozialhilfequote in Prozent 17

3. Die IV bewegt sich weiter 18

Handlungsfelder im medizinischen Bereich Eingliederung junger Erwachsener Frühkindliche Entwicklungsstörungen, Autismus Optimierung medizinische Massnahmen/Geburtsgebrechen Forschungsprojekt zur Abklärungspraxis Sicherstellung und Verbesserung der Qualität von Gutachten Erarbeitung von Leitlinien durch Fachgesellschaften Interinstitutionelle Zusammenarbeit IIZ Umgang mit neuen Beschwerdebildern (burn out) und Diagnosesystemen (DSM-V) 19

Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten 4 Phasen der Zusammenarbeit: Geburtsgebrechen Eingliederung Rentenprüfung Eingliederungsorientierte Rentenrevision Intensivierung der Zusammenarbeit im Eingliederungsprozess zwischen IV-Stelle und behandelnden Ärzten Forschungsprojekt zur Zusammenarbeit (aktuelle Formen Erwartungen, Erfolgsfaktoren, Hindernisse, best practice) Regelmässige Treffen zwischen BSV und FMH Informationsplattform iv-pro-medico ab Sommer 2013 20

Ärzteinformationsplattform 21

Schlusspunkt Die IV hat sich verändert in Bezug auf die Eingliederung Für eine erfolgreiche Eingliederung braucht es den Dialog mit den behandelnden Ärzten und den Arbeitgebern Der Veränderungsprozess ist noch nicht abgeschlossen, wir arbeiten dran - am liebsten mit Ihnen zusammen! 22

Schlusspunkt Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und die Zusammenarbeit 23