Fortbildung Kat.4 NÖ-Lindabrunn, 25.01.2014 Kinderfußball technisch-taktische Vorbereitung des Spiels in Ballbesitz auf den Großfeldfußball
Tilo Morbitzer Sportwissenschaftler (Uni Stuttgart) UEFA-A Lizenz Trainer, UEFA Elite Junioren Profi- Lizenz, derzeit UEFA Pro-Lizenz Sportlicher Leiter WFV, Admira U15 2011/2012, davor 4 Jahre LAZ Wien Seit 2003 in Wien (inzwischen verheiratet, ein Sohn, eine Tochter) Davor: Amateurfußball in Deutschland 5 Jahre Uni-Auswahl unter Michael Oenning
Um Ziele und Aufgaben für den Nachwuchs formulieren zu können, muss man sich die Spitze ansehen! Was braucht ein Spitzenfußballer?
Anforderungen und Belastungen Spiel in Ballbesitz Bis zu über 100 Ballkontakte in 90 Minuten (davon 60-70 Zuspiele, 4-5 Torschüsse, 10-15 Kopfbälle, 10-14 Dribblings Zweikampfstärke 6 Grätschen, 57 Zweikämpfe (27 mit Ball, 30 ohne Ball)
Anforderungen und Belastungen Straffe Organisation im Abwehrbereich (Mann im Raumdeckung) Zunehmende Schnelligkeit des Spiels Hohe Dynamik wechselnder Spielsituationen 40-70 Abbremsungen u. Richtungswechsel, 70-110 schnelle und kurze Beschleunigungen (90% bis 20m), 10-11 km Gesamtlaufstrecke Ausgeprägte Willenseigenschaften
Hohe Anforderungen in den Bereichen: Koordination/Technik Taktik Athletik - Kondition Psyche Alles in ÜF und SF trainieren!!! Kinderfußball grundlegender Bestandteil!!
Spielleistung Spielfähigkeit Kondition Taktik Psyche Technik Leistungsvoraussetzungen Konstitution Persönlichkeit Koordination Brack 2002 Externe Faktoren (Spielumfeld, Gegner, Schiedsrichter)
Athletik (Kondition) mit Ball durch ÜF und SF Schnelligkeit - Dynamik Kraft Stabilisation Ausdauer Ökonomisierung Beweglichkeit Mobilisation Physische Voraussetzungen sind wichtig, aber
Eintrittskarte ins Spiel: Koo/Technik - Taktik Welche Spielanlagen gibt es in der Offensive? Und welche sollte im Nachwuchs entwickelt werden? Welche Systeme werden gespielt? Welche Aufstellungsformen bieten sich daher für den Nachwuchs an? Welche Prinzipien gibt es im Spiel in Ballbesitz? Sind implizite Lernprozesse möglich? Welche Inhalte sind demnach am wichtigsten in welcher Altersgruppe? Positionstraining ja oder nein? Wie sieht die technisch-taktische Vorbereitung im Kinderfußball auf den Großfeldfußball (Jugendfußball) auf der Basis dieser Fragestellungen aus?
Spielanlagen in der Offensive Kontinuierlicher Spielaufbau (Normalangriff durch die Mitte oder über die Flügel) Konterspiel (Schnellangriff direkt in die Spitze oder über die Flügel)
Welche Systeme werden im Großfeld gespielt? 4:4:2 4:3:3 4:2:3:1 4:1:4:1 4:4:1:1 3:5:2
5er FB 7er FB 9er FB 11er FB Systeme Aufstellungsformen müssen im Kinderfußball dazu genutzt werden, dass die Kinder mit so wenig (taktischen) Erklärungen wie möglich, ihre Positionen/Räume erkennen können und automatisch in die entsprechenden Spielsituationen kommen!
1:2:1 3:2:1 3:3:2 4:4:2
1:2:1 3:2:1 3:2:3 4:3:3
1:2:1 3:2:1 4:1:2:1 4:2:3:1
Prinzipien kontinuierlicher Spielaufbau Dynamisches Öffnen der Räume in Tiefe und Breite Raumaufteilung Vertikales Spiel Tiefe vor Breite Kombinationsspiel Dreiecke, offene Mitnahmen Anbieten/Freilaufen Räume erkennen Konsequenter Torabschluss Mut zum Risiko Überzahl in Ballnähe schaffen
Für Kinder leichter zu erkennen? 5er FB vs
Für Kinder leichter zu erkennen? 7er FB vs
Für Kinder leichter zu erkennen? 9er FB vs
Inhalte 5er FB Technik (ÜF/TF) (Erwerb+Anwendung) Zuspiel Mitnahme (offen, geschlossen) Dribbling Finten Torschuss Kopfball Flanken Taktik (TF/SF) (Anwendung + Abschirmung) 1:1 off/def ÜZ UZ (2:1/3:2) 4+1 : 4+1 (Raumaufteilung) Anbieten Freilaufen Differenzielles Lernen variable Wiederholungen
Inhalte 7er FB Technik (ÜF/TF) (Erwerb+Anwendung) Zuspiel Mitnahme (offen, geschlossen) Dribbling Finten Torschuss Kopfball Flanken Taktik (TF/SF) (Anwendung + Abschirmung) 1:1 off/def ÜZ UZ (2:1/3:2) 4+1 : 4+1 6+1 : 6+1 (Raumaufteilung) Anbieten Freilaufen Differenzielles Lernen variable Wiederholungen
Inhalte 9er FB Technik (ÜF/TF) (Erwerb+Anwendung) Zuspiel Mitnahme (offen, geschlossen) Dribbling Finten Torschuss Kopfball mit Richtungsänderung Flanken Seitlicher Volley Fallrückzieher Taktik (TF/SF) (Anwendung + Abschirmung) 1:1 off/def ÜZ UZ (2:1/3:2) 4+1 : 4+1 8+1 : 8+1 (Raumaufteilung) Anbieten Freilaufen Differenzielles Lernen variable Wiederholungen
Positionstraining Ja oder Nein? Maximal mögliche variable Wiederholungszahl in Übungsformen ist wichtig, um für den variablen Technikerwerb eine hohe Ballkontaktanzahl zu gewährleisten ABER: Transfer ins Spiel nicht überschätzen!! Deshalb: ÜF niemals ohne Positionsbezug immer Abläufe trainieren, die im Spiel passieren! Technikanwendung in Spielsequenztraining (Trainingsformen mit Gegenspieler / Spielformen)
Positionstraining Ja oder Nein? Deshalb: Ja zum Positionstraining, aber: U7: jeder alle Positionen U8: jeder alle Positionen U9: jeder alle Positionen U10: jeder alle Positionen U11: 3-4 Positionen U12: 3-4 Positionen
Praxis ÜF TF SF 5er FB ÜF TF TF SF
Praxis ÜF TF SF 7er FB ÜF TF TF SF
Praxis ÜF TF SF 9er FB ÜF TF SF
Training der Sensomotorik Aktueller Wissenstand und Klassifizierung von Belastungsnormativa Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Einleitung Die Gestaltung von optimalem Training ist einer der Hauptbestandteile der Sportwissenschaft. Sensomotorisches Training gliedert sich hierbei als eine Fachrichtung in die Disziplin ein und beschreibt die Aufnahme von Informationen über die Bahnen der Nerven und des Rückenmarks und deren Weiterleitung an das Gehirn, die Folge daraus ist die Motorik (Meier, 2011). Der Begriff Sensomotorik findet bisher keine eindeutige Klassifizierung in der Trainingslehre. (Brand, 2007; Willardson, 2011; Taube, 2012; Pfeifer et al., 2008) Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Fragenpool F1: Welche physiologischen Wirkungen hat sensomotorisches Training? F2: Wie kann sensomotorisches Training strukturiert werden? F3: Welche Trainingsmittel können dabei für die Sportart Fußball eingesetzt werden? F4: Wie kann einfach eine Leistungssteigerung quantifiziert werden? Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Sensomotorisches Training 1. Automatisierte, rasche Handlungen (ca. 40 50 Millisek.) werden über das Spinalsystem abgehandelt. (zb Reflexantwort beim ausrutschen auf glatter Oberfläche). 2. Bei komplexerer, afferenter Information erfolgt die Weiterleitung zum Kortex ab ca. (50 Millisek.). Nach einer Informationsverarbeitung von rund (10 Millisek.) erfolgt eine motorische Erregung an die Muskulatur. Antwort auf eine Situation ist länger, aber auch differenzierter und genauer an die Umweltsituation angepasst. Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Sensomotorisches Training 3. Im Bereich des Kleinhirns werden Koordinationsbewegungen, Agonisten- und Antogonistenaktivität abgestimmt. Das Kleinhirn ist ebenso in der Lage, Kontrolle kontextspezisch an die Störsituation des Körpers anzupassen und dabei sich die korrekte Situation und Antwortreaktion zu speichern. Training auf wackeligen, instabilen Untergrund scheint zu einer Verbesserung der Reizantwort des Nervensystems auf die Muskelspindel zu führen (Brand, 2007; Granacher, 2003; Taube, 2010 & Hrysomallis, 2011). Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Neurophysiologische Adaptation Eine geringe Erregung des Kortex wird mit einer verbesserten Gleichgewichtsfähigkeit gebracht, Verbschiebung der Bewegungssteuerung vom Kortex zur Subkortikalen- und Kleinhirnbereichen (Hrysomallis, 2011). Koordinative Verbesserungen lassen sich durch eine optimierte Selektion und Gewichtung unterschiedlicher afferenter Signale (aus der Umwelt einwirkende Reize) erklären (Hettenrot et al., 2011). Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Neurophysiologische Adaptation Neuronale Strukturen des ZNS verarbeiten afferenten Informationen und erhalten dadurch die Information den Funktionszustand des Körpers und seiner Rezeptoren (sensorisches Gedächtnis). Ablauf zum Teil bewusst und unbewusst (Brand, 2007). Prozess von Hemmung und Bahnung einer Filterung aus wichtigen Informationen. Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Leistungsbestimmende Faktoren Gleichgewicht Motorische Lernfähigkeit Bewegungsschatz Inter- und intramuskuläre Koordination Ermüdung Gleichgewichtsfähigkeit Analysatorische Signalerfassung Segmentale Stabilität Mod. nach Rainer (2007, S. 57-60) Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Ergebnisse F1: Welche physiologischen Wirkungen hat sensomotorisches Training? -Steigerung der Maximalkraft, sowie der Explosivkraft (Gruber et al.,2003; Bruhn, Gollmann & Gollhover, 2004; Granacher et al., 2007; Bruhn, Kullmann & Gohlhofer, 2006; Bruhn, Mau-Möller & Felser, 2007) -Verbesserte Leistungen von Squat- und Countermovement Jump, sowie vom Drop Jump. ( Bruhn, Gollmann & Gollhofer, 2004; Granacher et al., 2009; Bruhn, Mau-Möller & Felser, 2007; Kean, Behm & Young, 2006; Taube et al., 2007) -Absolvierung von Gleichgewichtsaufgaben führt zu einer Neubildung von Nervenzellen (Gisler, 2007) Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Ergebnisse F1: Welche physiologischen Wirkungen hat sensomotorisches Training? Erklärt durch eine Vermehrte neurophysiologische Adaption auf spinal und supraspinaler Ebene, sowie verbesserter inter- und intramuskuläre Muskelkoordination. Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Ergebnisse F2: Wie kann sensomotorisches Training strukturiert werden? Ergebnis Empfehlung Belastungsnormative für den Sport Empfehlung aus Studienergebnisse Empfehlung von Experten/innen Abb.: Grafisch dargestelltes Studiendesign (Mistelbauer-Obernberger, 2013) Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Ergebnisse F2: Wie kann sensomotorisches Training strukturiert werden? Belastungszeitraum: Belastungshäufigkeit: Trainingsdauer/Einheit Trainingsbelastung/Übung: Trainingspause/Übung: Belastungsintensität: 7 Wochen 3 mal pro Woche 27 Minuten 35 Sekunden (Ergebnis aufgerundet) 46 Sekunden Hoch, bezogen auf die Konzentrationsfähigkeit Belastungsform: Variationen der Untergründe und Übungsaufgaben Abb: Empfehlung Belastungsform des sensomotorischen Trainings für den Sport (Mistelbauer-Obernberger, 2013) Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Ergebnisse F3: Welche Trainingsmittel können dabei eingesetzt werden? Sensomotorisches Training kann auf einem stabilen, instabilen und labilen Untergrund durchgeführt werden. Stabil bedeutet hierbei Training auf dem Boden, ohne einer hinzunahme von Trainingsmittel. Alle Trainingsgeräte, die einen harten Untergrund haben und rasche, aggressive Reize verursachen, werden als instabil definiert (Beispiel MFT-Disc, Indo-Board). Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Ergebnisse F3: Welche Trainingsmittel können dabei eingesetzt werden? Als labil werden Geräte bezeichnet, die den/die Sportler/in fordern, unter einem weichen Untergrund die Gleichgewichtsfähigkeit zu halten (Beispiel Balancekissen, Luftkissen). Bei allen Trainingsmittel und Untergründen gilt, dass Gleichgewicht während einer statischen oder dynamischen Ausführung zu halten. Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Quantifizierung F4: Wie kann einfach eine Leistungssteigerung quantifiziert werden? Eine Dokumentation ist mittels Feldtests und computergestützter Messung möglich. Unter den statischen Feldtests fallen unter anderem der Single Leg Test (Standfähigkeit im Einbeinstand, mit/ohne geschlossenen Augen, in Sek.). Ein gängiger dynamischer Test ist der Lower Quarter Y Balance Test (Gorman et al., 2012, S. 149) Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Für die Praxis 1. Übungsvariation statisch und dynamisch mit oder ohne Fußball mit oder ohne Abschlussaktion 2. Standvariation beid-, einbeinig, Tandemstand, versetzter Stand 3. Untergrundvariation stabil, instabil oder labil Methodik: vom Leichten zum Schweren Qualität vor Quantität Variation, Variation. Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Für die Praxis Multifaktorielle Trainingsformen Variation aus Kräftigung, Rumpfaktivierung, Sprungserien und Gleichgewichtsübungen für zu einer Verbesserung der Sensomotorik als auch der Verletzungsprophylaxe für die Sportart Fußball (Peterson et al., 2005; Emery & Meeuwisse, 2010; Emery et al., 2005; Laudner, 2012; Herman, Barton, Mallaiaras & Morissey, 2012; Holm et al., 2004; Alentorn-Geli et al., 2009; Renstrom et al., 2008).. Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter & Sporttherapeut www.teamobernberger.at
Mag. Andreas Mistelbauer-Obernberger Sportwissenschafter und Sporttherapeut www.teamobernberger.at Sensomotorisches Training 1. Beispiel Übung stabiler Untergrund Hallenboden, Wiese, Sand 2. Beispiel labiler Untergrund 3. Beispiel instabileruntergrund Kombinationenbahn: ALTERNATIVEN labiler Untergrund: ALTERNATIVEN instabiler Untergrund: