John Searle Das Chinesische Zimmer

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Transkript:

Leopold- Franzens- Universität Innsbruck Institut für Psychologie SS 2009 Forschungsseminar: Neuere psychologische Fachliteratur Cognitive Science John Searle Das Chinesische Zimmer Innsbruck, am 31.März 2009 (413. Geburtstag von René Descartes) LV-Leiter: Ao. Univ.-Prof. Dr. Karl Leidlmair LV- Titel: Forschungsseminar: Neuere psychologische Fachliteratur (Gruppe D) LV- Nummer: 720584 StudentInnen: Margaretha Eller: 0315174 Birgit Innerhofer: 0517342 Christoph Graf: 0316649 1

Inhaltsverzeichnis: Künstliche Intelligenz...3 Rene Descartes...4 Zur Person:...4 Descartes Überlegungen...4 Discours de la méthode...5 Alan Turing...6 Biographie...6 Der Turing Test...8 Der Turing Test...8 Kritik am Turing Test...8 John Searle...10 Biographie...10 Das chinesische Zimmer...11 Das Experiment...11 Roger Schank...12 Die Intentionalität...13 Intentionalität und Sprache...14 Starke und schwache Künstliche Intelligenz (KI)...16 Searle s Axiome...16 Kritik an Searle:...19 Die System Replik (Berkeley)...19 Die Roboter - Replik (Yale)...19 Die Gehirnsimulator - Replik ( Berkeley)...20 Kombinations - Replik (Berkeley und Stanford)...20 Die Replik im Geiste anderer...21 Die Replik mit den vielen Behausungen (Berkeley)...21 Der behavioristische Einwand...21 Quellen:...22 Bildernachweis:...23 2

Künstliche Intelligenz Der Begriff der "Artificial Intelligence" (Künstliche Intelligenz) wurde in den 50er Jahren von John McCarthy geprägt, der damals Mathematiker am Dartmouth-College war. Ziel war damals wie heute die Simulation menschlicher Intelligenz und der Bau von Maschinen, die sprechen, lernen und Probleme lösen können. Die Beiträge der Disziplin haben zu technischen Innovationen wie der Gesichtserkennung oder Internet-Suchmaschinen geführt und das Verständnis vertieft, wie das menschliche Gehirn Informationen verarbeitet. (vgl. http://www.kurier.at/nachrichten/124332.php am 26.03.2009, 18:42) Für die künstliche Intelligenz keine einheitliche Definition in der Literatur. Um dennoch eine Vorstellung über die Thematik der KI zu erklären, werden wir später den Turing-Test als Einstieg in die Thematik vorgestellen. (vgl. http://www.iicm.tugraz.at/greif/node5.html am 26.03.2008, 17:00 ) 3

Rene Descartes Zur Person: Rene Descartes wurde am 31. März 1596 in La Haye/ Touraine geboren. Descartes gilt als der Begründer des modernen frühneuzeitlichen Rationalismus. Viele kennen einen seiner berühmtesten Sätze: -COGITO ERGO SUM- ( ich denke, also bin ich ), welche die Grundlage seiner Metaphysik bildet, aber auch das Selbstbewusstsein als genuin philosophisches Thema eingeführt hat. Seine Auffassung nach gibt eszwei nicht miteinander wechselwirkenden, voneinander verschiedenen Substanzen, nämlich Geist und Materie. Rene Descartes starb am 11. Februar 1659 in Stockholm. Descartes Überlegungen Für Descartes waren physiologische Modellvorstellungen auch Bestandteil seiner Philosophie. Er reduzierte den Organismus des Menschen auf dessen Mechanik. Aus Furcht vor der Inquisition veröffentlichte Descartes seine Schrift Traité de l'homme ( Abhandlung über den Menschen, 1632) zeitlebens nicht; sie erschien erst 1662 unter dem Titel De homine. geblieben. René Descartes war allerdings durchaus religiös; seine Aufteilung des Menschen in einen mechanisch funktionierenden Organismus und eine Seele ist wohl sein bekanntester und auch meistkritisierter Denkansatz 4

Discours de la méthode Der Discours de la méthode, mit vollem Titel Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la verité dans les sciences ("Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung") erschien 1932 in französischer Sprache, 1644 folgte eine lateinische Fassung. Der Discours selbst besteht aus 6 Teilen, in denen Descartes verschiedene Komplexe seiner Überlegungen darstellt. 1. "Betrachtungen über die Wissenschaften" 2. "Hauptregeln der Methode" 3. "Einige moralische Regeln" 4. "Fundamente der Metaphysik" 5. "Naturphilosophische Fragen" 6. "Gründe, die den Autor zum Schreiben bewogen haben" Descartes überlegte wie man Maschinen, die wie Menschen aussehen von einem echten Menschen unterscheiden könnte. Descartes schlägt hier zwei Methoden der Unterscheidung zwischen Mensch und Maschine vor: 1) den Sprachtest 2) den Handlungstest, (weil Maschinen laut Descartes keiner Vernunft eigen sind.) 5

Alan Turing Biographie Alan Mathison Turing wurde am 23. Juni 1912 in London geboren. Schon in frühester Kindheit machten sich bei Turing Anzeichen von Genialität bemerkbar. Es wird berichtet, dass er sich innerhalb von drei Wochen selbst das Lesen beibrachte und sich schon früh zu Zahlen und Rätseln hingezogen fühlte. So löste er für sein Alter fortgeschrittene Aufgabenstellungen, ohne zuvor irgendwelche Kenntnisse der elementaren Infinitesimalrechnung erworben zu haben. Im Jahr 1928 stieß Turing auf die Arbeiten Albert Einsteins. Er verstand sie nicht nur, sondern entnahm einem Text selbständig Einsteins Bewegungsgesetz, obwohl dieses nicht explizit erwähnt wurde. Turings Widerstreben, für Geisteswissenschaften genauso hart wie für Naturwissenschaften zu arbeiten, hatte zur Folge, dass sich sein Notendurchschnitt verschlechterte, und er 1931 auf ein College zweiter Wahl, das King s College, Cambridge, gehen musste. Turing studierte bis 1934 unter G. H. Hardy, einem respektierten Mathematiker, der einen Lehrstuhl in Cambridge innehatte, das zu der Zeit ein Zentrum der mathematischen Forschung war. 1938 und 1939 verbrachte Turing zumeist an der Princeton University. 1938 promovierte Turing in Princeton. Seine Doktorarbeit führte den Begriff der Hypercomputation ein, bei der Turingmaschinen zu so genannten Orakel- Maschinen erweitert werden. 6

Die Strafverfolgung aufgrund Turings Homosexualität vernichtete seine Karriere. 1952 half sein Freund einem Komplizen, in Turings Haus einzubrechen. Turing meldete daraufhin einen Diebstahl bei der Polizei, die ihm infolge der Ermittlungen eine sexuelle Beziehung zu einem 19-Jährigen vorwarf. Er wurde wegen grober Unzucht und sexueller Perversion angeklagt. Turing verzichtete darauf, sich vor Gericht zu verteidigen. Turing mußte sich psychiatrisch behandeln lassen (u. a. durch Verabreichung von Hormonen, denen eine triebhemmende Wirkung zugeschrieben wurde). Die Östrogen-Behandlung dauerte ein Jahr an und führte zu Nebenwirkungen wie der Entwicklung einer Depression. 1954 starb Turing an einer Cyanid- Vergiftung. Es wird angenommen, dass es sich um einen Suizid handelte. Turing gilt heute als einer der einflussreichsten Theoretiker der frühen Computerentwicklung und Informatik. Das von ihm entwickelte Berechenbarkeitsmodell der Turingmaschine bildet eines der Fundamente der theoretischen Informatik. Während des Zweiten Weltkrieges war er maßgeblich an der Entzifferung der mit der Enigma verschlüsselten deutschen Funksprüche beteiligt. Der Großteil seiner Arbeiten blieb nach Kriegsende jedoch unter Verschluss. Turing entwickelte 1953 eines der ersten Schachprogramme, dessen Berechnungen er mangels Hardware selbst durchführte. Nach ihm benannt ist der Turing-Preis, die bedeutendste Auszeichnung in der Informatik. 7

Der Turing Test 1950 entwickelte Alan Turing den Turing Test. Dieser Test sollte die Frage Können Maschinen denken? beantworten. Mit dieser Frage wirbelte er in der künstlichen Intelligenz viel Staub auf. Dies hatte zur Folge, dass dieser Test sehr kritisiert wurde und einer dieser Kritiker war auch John Roger Searle. Bevor nun aber der Blick auf den Philosophen und seiner Kritik geworfen wird, folgt eine Beschreibung des Turing Tests. Der Turing Test Beim Turing Test unterhält sich eine Person mit zwei verschiedenen Terminalen. Ein Terminal ist ein Mensch, der andere ist ein Computer. Die Person weiß aber nicht, ob Terminal A oder Terminal B der Computer ist. Die Person muss beide Gesprächspartner intensiv befragen und wenn sie am Ende des Tests nicht genau sagen kann, welche der beiden Parteien der Computer war, so hat der Computer den Test bestanden. Die Anzahl der Identifikationen, bei denen die Person ihren Partner korrekt angeben konnte, wurden aufgezeichnet. Der Test wurde mehrmals mit verschiedenen Personen durchgeführt, doch insgesamt wurde bei einer 50%igen Wahrscheinlichkeit der richtigen Identifikation nur geraten. Turing erbrachte daraufhin einen Vorschlag, der lautete, dass ein Computer genau dann als intelligent betrachtet werden sollte, wenn er in diesen Unterhaltungen die Person genügend täuschen kann. Kritik am Turing Test Turing wurde mit dieser Aussage heftig kritisiert. Die Befürworter dieses Tests sind der Meinung, dass in dieser Unterhaltung viele Wissensbereiche miteinbezogen werden und somit behauptet werden kann, dass diese Maschinen sich intelligent verhalten würden. Mit dieser Leistung sind eine gewisse Flexibilität und ein schneller Wechsel zwischen den verschiedenen Situationen verbunden. Die Gegner dieses Experimentes fanden, dass man diese Täuschung am Menschen nicht als Intelligenz an sich betrachten könne. John R. Searle war einer dieser Kritiker. Er bezweifelte, 8

dass Computer je dazu gebracht werden können, natürliche Sprache zu verstehen oder gar zu denken. Um seine Kritik zu bestätigen entwickelte er ein neues Experiment das chinesische Zimmer. 9

John Searle Biographie John Rogers Searle wurde am 31. Juli 1932 in Denver, Colorado geboren. Searle studierte zunächst an der University of Wisconsin und später an der Oxford University. In Oxford lehrte Searle von 1957 bis 1959 am College und erwarb dort 1959 seinen Doktor. 1959 wurde er mit nicht einmal 30 Jahren als Professor an die renommierte University of California, Berkeley, berufen. Der dortigen philosophischen Fakultät gehört er noch immer seit fast 50 Jahren an. In Berkeley unterstützte Searle die aufkommenden Studentenproteste und wurde zum ersten festangestellten Professor, der am Free Speech Movement partizipierte. 1969 publizierte Searle sein sprachphilosophisches Hauptwerk Speech Acts, das unter anderem weit in die Linguistik hineinwirkte. In den Folgejahren wandte sich Searles anderen Themengebieten zu, so unter anderem der Philosophie des Geistes, in der er wiederholt Kritik an reduktionistischen Ansätzen übte. Für seine Arbeiten in diesem Gebiet wurde er 2000 mit dem Jean-Nicod-Preis ausgezeichnet. Der Jean Nicod Preis wird jährlich seit 1993 in Paris für außergewöhnliche Leistungen im Bereich Philosophie des Geistes oder Kognitionswissenschaft vergeben. Der Preis wurde mit dem Ziel ausgelobt, den Austausch zwischen der Philosophie und den Kognitionswissenschaften in Frankreich zu verstärken. Mittlerweile gilt der Nicod Preis als eine der international wichtigsten Auszeichnungen in der Philosophie des Geistes oder Kognitionswissenschaft. 10

Das chinesische Zimmer Das chinesische Zimmer ist ein Gedankenexperiment, das von John Roger Searle 1980 entwickelt wurde. Mit diesem Experiment wollte er der Meinung, menschliche Intelligenz könne von Computerprogrammen nachgeahmt oder verbessert werden, entgegentreten und sie revidieren. Der Philosoph zweifelte nämlich an der so genannten künstlichen Intelligenz und der Frage, ob Programme wirklich denken können. Um seiner Kritik gegen den Turing Test gerecht zu werden, kreierte er ein Experiment, das die These, ein Programm könne menschliches Denken, Sprechen und Handeln ersetzen, widerlegen sollte. Das Experiment: Angenommen, eine Person sitzt in einem Zimmer, das von der Außenwelt total isoliert ist. Die Person sitzt an einem Tisch und vor ihr steht ein Korb mit Kärtchen. Auf diesen Kärtchen sind chinesische Zeichen (oder andere Symbole, wie α, β, γ, δ, 0,1,) angebracht, doch die Person kann kein chinesisch, weder lesen und schreiben noch verstehen. Neben dem Korb mit den Kärtchen liegt ein Regelbuch, in dem in der Muttersprache der Person erklärt wird, wie man die chinesischen Schriftzeichen miteinander kombiniert. In diesem Regelbuch sind nur rein formal angebrachte Regeln, die erklären, was mit den verschiedenen Symbolen gemacht werden soll. So eine Regel wäre zum Beispiel: Nimm ein Kritzel- Kratzel- Zeichen und lege es neben ein Schnörkel- Schnarkel- Zeichen. Dies ist eine verständliche Anweisung die die Person erhält. Mehr Informationen außer diesem Regelbuch bekommt sie nicht. Nun werden der Person von draußen immer wieder Kärtchen reingereicht, auf denen weitere chinesische Zeichen zu sehen sind. Mit Hilfe der Handanweisung kann die Person die Kärtchen identifizieren und eine formale Struktur in der Anordnung der Symbole erkennen. Weitere Kärtchen mit chinesischen Schriftzeichen werden durch die Tür hereingereicht und die Person erkennt, dass sie die verschiedenen Kärtchen miteinander in Verbindung setzen kann. So versteht sie auch, dass sie einige Kärtchen wieder nach draußen schicken muss. 11

Was die Person nicht weiß ist, dass außerhalb des Zimmers die Kärtchen nach verschiedenen Gesichtspunkten angeordnet waren. So bekam die Person zuerst Kärtchen mit Schrift, die bereits auf dem Tisch standen zur Verfügung gestellt und im Laufe der Zeit wurden ihr Kärtchen mit einer Geschichte und Kärtchen, auf denen Fragen formuliert waren zugestellt. Die Person hat ohne es zu merken auf Fragen dieser Geschichte geantwortet und diese Antworten durch die Tür nach draußen gereicht und so mit Personen kommuniziert, deren Muttersprache chinesisch ist. Diese Personen außerhalb des chinesischen Zimmers waren der Meinung, dass ein Chinese (oder eine Person, die der chinesischen Sprache mächtig ist) ihre Fragen beantwortet hat. Mit diesem Experiment wollte Searle zeigen, dass die Person wie ein Programm gehandelt hat. Sie hat die Zeichen und Symbole rein formal bearbeiten können, man kann aber nicht behaupten, dass sie die Fragen oder die Geschichte verstanden hat. Genauso würde ein Programm oder ein Computer arbeiten. Er wird die Zeichen, die ihm von außen gegeben werden bearbeiten, aber man kann nicht bestätigen, dass diese Arbeit auch verstanden wird. Searle war ein starker Gegner der künstlichen Intelligenz. Er behauptete, dass Computerprogramme prinzipiell nicht die Bedeutung der von ihnen bearbeiteten Zeichen verstehen würden, da ein wichtiges Merkmal fehlt: Die inhärente Semantik. So messen wir den Symbolen und Zeichen, die vom Computerprogramm bearbeitet wurden eine Bedeutung zu. Genauso war es bei diesem Experiment. Den bearbeiteten Symbolen (Kärtchen) wurde von außen Bedeutung zugeben, aber was innen (im Zimmer selbst) passiert ist, weiß niemand genau. So weiß auch niemand von den außen stehenden Personen, wie die Person im Zimmer vorgegangen ist und was sich zugetragen hat. Roger Schank Roger Schank, ein amerikanischer Kognitionswissenschaftler, entwickelte diverse Programme für die künstliche Intelligenz. Diese Programme, wie zum Beispiel das Konzept der Case Based Reasoning oder das Dynamic Memory, waren in den 70er und 80er des 20. Jahrhunderts innovative Forschungsbeiträge des Informatik- und Psychologieprofessors. Auch ein Gedankenexperiment stammt von ihm. Es ist ein 12

Gedächtnismodell, das sich in Form von Episoden formatiert und die Prozesse Lernen und Problemlösen abbildet. Schank postuliert, dass der Mensch eine gewisse Fähigkeit hat, bei einer gehörten Geschichte mehr zu erfassen, als die Geschichte selbst eigentlich wiedergibt. So werden gewisse Informationen zur Geschichte hinzugefügt, obwohl diese Hinweise gar nicht erwähnt werden. Teilweise liegt das an den Vorkenntnissen, die wir Menschen im Laufe der Zeit uns aneignen und erwerben. Diese Vorkenntnisse nennt man Skripte. Diese Skripte kann man auch als Erwartungsset ansehen. So sind gewisse Regeln und Normen in unserer Gesellschaft unausgesprochen und müssen nicht extra noch einmal in der erzählten Geschichte genannt werden, sie werden vorausgesetzt. Ein Beispiel hierfür wäre: John ging in ein Restaurant. Nach dem Essen half ihm der Kellner in den Mantel und wünschte ihm noch einen schönen Tag. 1 Wir wissen, dass John in ein Restaurant gegangen ist und dort gegessen hat. Dass er aber die Rechnung bezahlt hat, wird mit keinem Wort erwähnt, doch unsere Erwartungen, die Normen der Gesellschaft lassen uns annehmen, dass John die Rechnung beglichen haben muss. Diese Skripte, diese Erwartungen und Voraussetzungen sind Teil des menschlichen Denkens. Der Versuch, diese Stereotypien auf eine Maschine zu übertragen würde scheitern, da es auch Ausnahmefälle gibt und wir Menschen die Möglichkeit haben darauf flexibel zu reagieren. Eine Maschine oder ein Programm kann nicht auf individuelle Probleme flexibel reagieren. Daher kann eine Maschine oder ein Programm nie dieselbe Leistung erbringen wie ein Mensch oder durch diesen ersetzt werden, kritisiert John Roger Searle. Die Intentionalität Intentionalität kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Aufmerksamkeit, Absicht (lat. intentio). Diese Aufmerksamkeit wird dabei auf das Bewusstsein. Den Begriff der Intentionalität verwendete der Philosoph Franz Brentano um in der modernen philosophischen Moderne zu debattieren. So wird, laut Brentano, ein Zustand oder ein Sachverhalt bewusst gemacht. Ein Gedanke, der sich auf einen Sachverhalt 1 aus dem Skript von Prof. Karl Leidlmair zum Seminar Grundlagen der Cognitive Science I und II. S. 31 13

bezieht, der besteht, so ist dieser Sachverhalt wahr. Ein nicht existierender Sachverhalt ist dementsprechend auch nicht wahr. John Roger Searle hat den Begriff der Intentionalität ausgedehnt. Die Intentionalität wird hierbei definiert als Zielbewusstsein. Dieses Zielbewusstsein kann man vergleichen mit einem geistigen Zustand der sich auf Gegenstände und Sachverhalte richtet. Dabei ist die Funktionsweise des menschlichen Bewusstseins nun nach Searle die Intentionalität. Dieses menschliche Bewusstsein und -werden ist unweigerlich mit der Sprache verknüpft. So ist sprachliches Handeln ein Teil der Intentionalität, nicht aber unbedingt die sprachliche Kommunikation selbst. So liegt einem Sprechakt ein intentionaler Zustand zu Grunde, da es ein kognitiver Zustand ist, der in der Sprache ausgedrückt wird. Auch Emotionen können intentionale Zustände sein, wenn sie sprachlich benannt werden können (zum Beispiel: Ich liebe dich.) Wenn also der Zustand, der Gedanke, die Absicht mit Hilfe der Sprache ausgedrückt werden kann, so ist eine sprachliche Handlung gelungen und ein intentionaler Zustand geschaffen. Dieses Phänomen kann man biologisch im Gehirn lokalisieren, da sie von Hirnvorgängen verursacht wurden. Searle definiert in seinem Buch Intentionality (1987) Intentionalität als zentrale Rolle in einem Sprechakt, da eine Sprechhandlung ohne intentionale Bezugnahme keine Bedeutung hat. Würden die Äußerungen ohne Intention entstehen, so wären es nur Schallwellen ohne jegliche Bedeutung.Und niemand könnte mit diesen Schalwellen etwas anfangen. Daher ist es niemals ausreichend ein Computerprogramm zu erschaffen, um Intentionalität zu erzeugen. Ein Programm hat kein organisches Gehirn und ist somit auch nicht in der Lage zu denken und diese Gedanken sprachlich auszudrücken. Jede Maschine, jedes Programm müsste also dieselben Kräfte haben wie ein Gehirn, um einen intentionalen Zustand zu erzeugen. Mit dieser Aussage übt Searle starke Kritik gegen die künstliche Intelligenz und behauptet sogar, dass das der menschliche Akt des Sprechens selbst auch nicht intentional ist, sondern nur der reine Zustand des Gehirns sei intentional. Intentionalität und Sprache Nach Searle hat die Sprache eine wichtige Bedeutung für die Intentionalität. Deshalb soll diese Kombination hier kurz erläutert werden. 14

Die Sprache ist ein System das aus Zeichen besteht. So sind Entitäten (Laute) das Grundprinzip der Sprache. Um diese Sprache verstehen zu können ist Intentionalität nötig. Daher kann man sagen, dass sich aus Intentionalität Sprache ergibt und nicht umgekehrt. Dies sieht man vor allem bei Kleinkindern, die der Sprache noch nicht mächtig sind, sich aber dennoch verständigen können und bei denen ein Zielbewusstsein ausgemacht werden kann. Diese Intentionen können durch sprachliches Handeln realisiert werden. Durch das Sprechen, Hören, Lesen oder Schreiben kann eine Intention sprachlich geäußert werden. Also nennt man diese Handlungen Sprachhandlungen. Sprachhandlungen sind aber nicht nur Produkte von Lautfolgen oder von graphischen Zeichen die man aneinanderreiht, sondern Sprache mit dem was wir tun als Ganzes gesehen. So zählen auch Mimik und Gestik dazu. Der Sprechakt ist ein Teil der Sprache und laut Searle ein Grundelement der sprachlichen Kommunikation. Einen Sprechakt kann man daher darlegen als einen Akt in dem eine Person zu einer anderen etwas sagt. Ein solcher Sprechakt besteht nun aus drei Teilen: dem Äußerungsakt, dem Propositionalen Akt und dem dem illokutionären Akt. Der Äußerungsakt ist der biologische und physikalische Teil des Sprechaktes. In diesem Akt gibt man Laute von sich und es werden abstrakte Muster (Phoneme, Sätze, texte) realisiert. Beim Propositionalen Akt bezieht man sich mit der Sprache auf die realen (oder nicht realen) Dinge in der Welt. So zählen jegliche Aussagen, die sich auf Gegebenheiten in der Welt beziehen, dazu, egal ob sie wahr oder falsch sind. Die Proposition ist daher als Satzinhalt zu verstehen, als realistische Bedeutung eines Satzes. Der illokutionäre Akt ist der Abschluss des Sprechaktes. Bei diesem Akt wird eine Behauptung aufgestellt, eine Frage gestellt oder ein Befehl gegeben - kurz, es wird eine Absicht ausgesprochen. Ein Sprechakt ist eng verbunden mit der Intentionalität und da Computerprogramme weder über ein Gehirn verfügen, das Sitz der Intentionalität ist, noch über die Fähigkeit sich sprachlich zu verständigen ist es nach John Roger Searle nicht möglich, dass diese Programme den Menschen ersetzen könnten. 15

Starke und schwache Künstliche Intelligenz (KI) Searle unterscheidet zwei Formen künstlicher Intelligenz, die schwache und die starke Künstliche Intelligenz. Schwache Künstliche Intelligenz: Computer werden als Instrumente gesehen, die der Untersuchung des menschlichen Geistes dienen. Sie können dabei helfen Hypothesen zu überprüfen und die Vorgänge in unserem Geist besser erklärbar zu machen. Computerprogramme werden also als brauchbares Hilfsmittel gesehen um menschliche Kognition zu simulieren, eigenständiges Denken ist ihnen aber nicht möglich. Starke Künstliche Intelligenz: Computerprogramme sind nicht nur als Modelle des menschlichen Geistes, sie werden selbst als Geist gesehen, sie können kognitive Zustände wie Verstehen aufweisen und es ist ihnen möglich eigenmächtig zu handeln. Ein Beispiel für die starke KI ist das Programm SAM von Roger Schrank. Searle glaubt nicht an die Annahmen der starken KI, gegen die schwache KI hat er aber nichts einzuwenden. Er ist der Meinung, dass die starke KI eindeutig widerlegbar ist und versucht dies mit seinem Gedankenexperiment des Chinesischen Zimmers. Searle s Axiome Um die starke KI zu widerlegen hat Searle vier Axiome entwickelt: 1. Computerprogramme sind formal (syntaktisch) 2. Dem menschlichen Denken liegen geistige Inhalte (Semantik) zu Grunde 3. Syntax ist weder konstitutiv noch hinreichend für Semantik 4. Gehirne verursachen Geist 16

Axiom 1: Computerprogramme sind formal (syntaktisch) Computerprogramme sind rein abstrakt, ohne physikalische Eigenschaften. Sie können auf unterschiedlichen Maschinen implementiert werden. Informationen werden in eine eigene Symbolsprache verschlüsselt und mit diesen Symbolen wird dann hantiert. Der Umgang mit den codierten Daten erfolgt nach genau definierten Regeln. Syntax ist vorhanden, Semantik allerdings nicht. Axiom 2: Dem menschlichen Denken liegen geistige Inhalte (Semantik) zu Grunde: Geistige Inhalte, die in Gedanke und Wahrnehmungen stecken werden anderen durch Kommunikation mitgeteilt. Um Sprache verstehen zu können braucht man Semantik. Ohne Semantik ist es nicht möglich Gehörtes zu deuten, da es einen semantischen Rahmen braucht um den Wörtern eine Bedeutung zuordnen zu können. Axiom 3: Syntax ist weder konstitutiv noch hinreichend für Semantik: Durch bloßes Hantieren mit den Symbolen (Syntax) kann die Bedeutung die im Zusammenhang mit den Symbolen stehen nicht verstanden werden, es gibt also keine Semantik. Axiom 4: Gehirne verursachen Geist: Simulierte Kognition kann niemals dieselben Effekte wie die neurobiologische Kognition verursachen. Die Simulation von Gehirnfunktionen wird immer nur ein Modell bleiben. Searle zieht den Vergleich mit einem Modell, welches Verdauung simuliert, heran. Anhand des Modells kann man zwar erkennen wie der Prozess der 17

Verdauung funktioniert, das Modell ist allerdings nicht in der Lage ein echtes Stück Fleisch zu essen und es zu verdauen. Aufgrund von seinen vier Axiomen kommt Searle zu diesen Schlussfolgerungen: Schlussfolgerung 1: Computerprogramme stellen weder selbst Verstand dar, noch beinhalten sie welchen. Dies würde bedeuten, dass die Annahme es gäbe eine starke Künstliche Intelligenz falsch ist. Schlussfolgerung 2: Es können nur diejenigen Systeme denken, die eine verursachende Wirkung haben, die mindestens der des menschlichen Gehirns gleichkommt. Ansonsten ist es nicht möglich Verstand zu erzeugen. Schlussfolgerung 3: Ein Computerprogramm kann niemals die gleichen mentalen Phänomene hervorbringen wie ein menschliches Gehirn. Nur durch die Ausführung von formalen Programmen kann nie so etwas wie menschliche Emotion erzeugt werden. 18

Kritik an Searle: Searle s Kritiker haben folgende Einwände: Die System Replik (Berkeley) Die System Replik betont, dass die Person im Raum nur ein Teil eines ganzen Systems ist. Das System kann die Geschichte verstehen, die Person allein allerdings kann dies nicht. Außer der Person selbst umfasst dieses System das Regelbuch, die Symbole, Papier und Bleistifte, und auch das Zimmer. Das Gedankenexperiment kann nur als ein Ganzes angesehen und nicht in seine Einzelteile aufgespaltet werden. Searle ist hier aber der Meinung, dass die Person als das gesamte System angesehen werden sollte und nicht als ein Teil desselbigen. Er begründet es damit, dass die Person das komplette System in sich aufnimmt indem sie alle Regeln und Symbole in ihrem Kopf abspeichert. Wenn man davon ausgeht, dass Person und System ein und dasselbe ist, ist es der Person wohl möglich die Geschichte zu verstehen. Die Roboter - Replik (Yale) Hier geht es um die Vorstellung einen Computer in einen Roboter ein zubauen. Dieser Roboter hätte Arme und Beine um sich zu bewegen und eine Kamera mit der er sehen kann. Die Steuerung von Wahrnehmung und Bewegung würde von einem Robotergehirn gesteuert. Vertreter dieses Einwandes sind der Meinung, dass ein solcher Roboter wissen würde, welches Objekt welchem Symbol zuzuordnen ist, außerdem würde er die Geschichte der Symbole verstehen. Er würde also mentale Zustände und echtes Verstehen aufweisen. Searle entgegnet, dass ein Roboter keine intentionalen Zustände kennen würde, und dass er aufgrund dessen niemals fähig wäre die Außenwelt zu begreifen. 19

Bewegungs- und Wahrnehmungsfähigkeiten allein führen noch nicht zum Verstehen. Die Tätigkeiten der Maschine wären nichts anderes als Systemmanipulationen. Searle wirft auch ein, dass wenn man den Computer durch einen Menschen ersetzten würde, der exakt dieselben Anweisungen ausführt wie die Maschine, auch der Mensch nichts verstehen könnte. Die Gehirnsimulator - Replik ( Berkeley) Wenn man ein künstliches neuronales Netz entwickelt, dass genau die Gehirnaktivität eines Menschen mit Muttersprache Chinesisch simulieren kann, dann wäre es laut Gehirnsimulationsreplik diesem Netz möglich die Geschichten zu verstehen. Wenn es dies nicht tut, dann müsste angenommen werden, dass selbst jemand mit Chinesisch als Muttersprache hier nichts verstehen könnte. Nach Searle würde ein solches künstliches neuronales Netz zwar die formale Struktur der Neuronenaktivierungen in den Synapsen simulieren können, wäre aber kaum fähig intentionale Zustände hervorzubringen. Die kausalen Eigenschaften des menschlichen Gehirns können also nicht simuliert werden. Kombinations - Replik (Berkeley und Stanford) Ist eine Zusammenfassung von System Replik, Roboter - Replik und Gehirnsimulator - Replik. Man stellt sich einen Roboter mit Computerhirn vor, das mit allen Synapsen des menschlichen Gehirns programmiert ist. Dieser Roboter weist ein Verhalten auf, welches von menschlichem Verhalten nicht unterschieden werden kann. Außerdem stellt man sich das Ganze nicht als Computer vor, sondern als vereinigtes System. Unter dieser Annahme müsste es dem System möglich sein Intentionalität hervorzubringen. Searle entgegnet, dass wenn jeder der drei hier zusammengefassten Repliken allein keine Aussagekraft besitzen würde, dann könnte auch deren Kombination diese 20

Aussagekraft erhöhen. Mit anderen Worten ist er der Meinung, dass Null mal Null eben Null ergibt. Die Replik im Geiste anderer Denken und Verständnis anderer kann anhand ihres Verhaltens erkannt werden. Vertreter der Replik im Geiste anderer sind der Meinung, dass auch ein Computer dazu fähig wäre solche Verhaltestests zu bestehen und man ihm deshalb ebenso Verständnis zuschreiben kann. Searle glaubt, dass es primär darum geht, was man mit Verständnis meint, weniger wichtig ist es warum man es jemanden zuschreibt. Searle s Auffassung von Verständnis ist etwas, das mehr beinhaltet als nur Computerprozesse. Die Replik mit den vielen Behausungen (Berkeley) Als Grundannahme steht hier, dass Computer nur nicht fähig sind Intentionalität hervorzubringen, weil sie auf eine falsche Art und Weise gebaut wurden. Irgendwann wird es aber möglich sein, Computer zu bauen, die über Intentionalität verfügen. Searle s Antwort auf diese Replik ist, dass kausale Prozesse, die für Intentionalität notwendig sind immer einen Organismus benötigen, der eine bestimmte biologische Struktur aufweist. Diese Struktur enthält die Fähigkeit Dinge wahrzunehmen und zu handeln. Einem formalen Modell fehlt diese Struktur, und daher kann es nie Intentionalität aufweisen. Der behavioristische Einwand Neben den sechs zuvor genannten Repliken übt auch der behavioristische Einwand Kritik an Searles Gedankenexperiment, dieser vertritt die Meinung, dass auch menschliche Gehirne nichts mit Bewusstsein oder Geist zu tun hätten. Begründet wird diese Aussage damit, dass das Gehirn nur nach dem Reiz-Reaktions-Prinzip 21

funktioniert, entweder die Neuronen feuern oder nicht. Die Trennung von Geist und Gehirn wird analog zur Trennung von Software und Hardware gesehen. Nachdem hier angenommen wird, dass auch der Mensch eine Maschine ist kommt man zu der Schlussfolgerung, dass Maschinen sehr wohl denken können. Quellen: http://www.kurier.at/nachrichten/124332.php am 26.03.2009, 18:42 http://www.iicm.tugraz.at/greif/node5.html am 26.03.2009, 17:00 Googlesuche: Marc Wilnauer: Handout zum Kurzreferat über das chinesische Zimmer Simon J. Büchner: John R. Searle und das chinesische Zimmer Silke Köhler: Intentionalität und Sprache Carina Engler: John R. Searle - Geist, Gehirn, Programm Das chinesische Zimmer Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/roger_schank am 23.03.2009, 11:00 http://de.wikipedia.org/wiki/turing-test am 24.03.2009, 16:00 http://de.wikipedia.org/wiki/chinesisches_zimmer am 22.03.2009, 12:30 John R. Searle: Geist, Gehirn, Programm in: Zimmerli, Walter Ch. und Wolf, Stefan (Hrsg.): Künstliche Intelligenz: Philosophische Probleme. Stuttgart: Reclam 1994 Searle, John R.: Minds, Brains and Science. The 1984 Reith Lectures. British Broadcasting Corporation 1984. Searle, John R.: Intentionalität. Eine Abhandlung zur Philosophie des Geistes.Cambridge: Cambridge University Press 1983. 22

Bildernachweis: Descartes Bild Seite 4: http://www.mlahanas.de/physics/bios/images/renedescartes03.jpg Mensch Maschine Seite 4:: http://www.gaffling.com/media/1/20080821-der_mensch.jpg Turing Bild Seite 6: http://blogs.nyu.edu/blogs/gc69/stdin/turing.jpg Searle Bild Seite 10: http://www.soc.ucsb.edu/ct/pages/ct4/speakers/pictures/searle.jpg 23