Pflegende Angehörige. Die Versorgungssituation aus (haus-)ärztlicher Sicht. Tagung: Pflegende Angehörige Gemeinsam gute Versorgung sichern

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Transkript:

Pflegende Angehörige Die Versorgungssituation aus (haus-)ärztlicher Sicht Tagung: Pflegende Angehörige Gemeinsam gute Versorgung sichern KBV, Berlin 1. Juli 2014 Prof. Dr. Thomas Lichte, Claudia Höppner MPH

Fragen zur heutigen Veranstaltung an den Hausarzt und Verantwortlichen der Leitlinie Pflegende Angehörige : DEGAM Leitlinie 6 Pflegende Angehörige 1. Was hat DEGAM veranlasst, sich mit dem Thema zu beschäftigen? Langversion 2. Welche Studien gibt es zu Pflegenden Angehörigen aus med. Sicht? Kurzversion 3. Was war das Essentielle an dem Programm/Projekt? Faltblatt für 4. Warum fällt der Pflegende Angehörige häufig durch den Rost der Pflegende hausärztlichen Aufmerksamkeit? Fragebogen für Pflegende 5. Was sind die essentiellen medizinischen Probleme, die der Hausarzt in seiner Tätigkeit feststellt? 6. Warum habe ich bei der Erarbeitung des KBV-Vertrages mitgewirkt? Berlin 140701 Lichte T, Höppner C. 2

Fragen zur heutigen Veranstaltung an den Hausarzt und Verantwortlichen der Leitlinie Pflegende Angehörige : 1. Was hat DEGAM veranlasst, sich mit dem Thema zu beschäftigen? 2. Welche Studien gibt es zu Pflegenden Angehörigen aus med. Sicht? 3. Was war das Essentielle an dem DEGAM-Projekt/KBV-Programm? 4. Warum fällt der Pflegende Angehörige häufig durch den Rost der hausärztlichen Aufmerksamkeit? 5. Was sind die essentiellen medizinischen Probleme, die der Hausarzt in seiner Tätigkeit feststellt? 6. Warum habe ich bei der Erarbeitung des KBV-Vertrages mitgewirkt? Berlin 140701 Lichte T, Höppner C. 3

1. Was hat die DEGAM veranlasst sich mit dem Thema zu beschäftigen? Im DEGAM-Vorstand zu Beginn des 3. Jahrtausends war auch die Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin der MHH Frau Prof. Dr. med. G. C. Fischer. Die Leitlinienentwicklung stand am Anfang und wurde von den Zöglingen von Prof. Fischer u. a. F. Gerlach, J. Szecsenyi und auch T. Lichte vorangetrieben. T. Lichte gewann den institutsinternen Wettbewerb die erste Leitlinie in Bezug auf ein sich verstärkendes Versorgungsproblem Pflegende Angehörige zu erstellen eine Herausforderung auch wegen Erfüllung der S3-Kriterien! 2005 erfolgte die Veröffentlichung der 6. DEGAM-LL Pflegende Angehörige Die Revision benötigt viel Zeit, da eingeschränkte institutsinterne Ressourcen, wechselnde Personalsituationen bei kleinem Institut Grenzen aufzeigten! Nach finanzieller Unterstützung der DEGAM, auch wegen Aufmerksamkeit der KBV auf diese Leitlinie, macht die Arbeit konkrete Fortschritte! Abschluss Ende 2014 bei Ausweitung auf Versorgende Zugehörige ist jetzt geplant! Berlin 140701 Lichte T, Höppner C. 4

2. Die gesundheitliche Lage Pflegender Angehöriger I Zur Studienlage: Relativ wenig nationale Studien Mehr Untersuchungen zu Auswirkungen der Pflege auf psychische Gesundheit als auf physische Gesundheit Im Fokus der Forschung: Pflegende Angehörige von demenziell Erkrankten Einige Befunde: Pflegende Angehörige (von älteren Menschen) sind im Vergleich zu nicht Pflegenden häufiger von psychischen und physischen Beeinträchtigungen betroffen. Die Unterschiede zwischen Pflegepersonen und Nichtpflegepersonen sind in Bezug auf Depressionen und Stress größer als in Bezug auf körperliche Beschwerden (Pinquart & Sörensen 2003) Berlin 140701 Lichte T, Höppner C. 5

2. Die gesundheitliche Lage Pflegender Angehöriger II Psychische Beeinträchtigungen: Ca. 35% der pflegenden Angehörigen (von Demenzkranken) weisen klinisch bedeutsame depressive Symptome auf. Der Wert ist nahezu doppelt so hoch wie der der Allgemeinbevölkerung (17,4%) (Zank & Schacke 2007) Höhere Belastungswerte korrelieren mit höheren Depressionswerten (Pinquart & Sörensen, 2003); weibliche Hauptpflegepersonen von Demenzkranken zeigen signifikant höhere Depressionswerte als Männer (Schäufele et al. 2005) Eine finanziell instabile Situation kann die möglichen negativen Auswirkungen der Pflegetätigkeit auf die psychische Gesundheit von Pflegenden noch verstärken. Qualitative soziale Unterstützung kann sich positiv auswirken (Savage & Bailey 2004). Bei pflegenden Ehepartnern mit hohem emotionalen und mentalen Stress ist das Mortalitätsrisiko gegenüber nicht Pflegenden um 63% erhöht(schulz & Beach 1999) Berlin 140701 Lichte T, Höppner C. 6

2. Die gesundheitliche Lage Pflegender Angehöriger III Körperliche Beeinträchtigungen: Der Umfang von selbstberichteten körperlichen Beschwerden liegt bei pflegenden Angehörige signifikant über den Normwerten der Bevölkerung. Pflegende Angehörige Demenzkranker berichten über ausgeprägtere Beschwerden als Pflegepersonen, die Angehörige ohne kognitive Einschränkungen pflegen (Gräßel 1998) Die Hauptpflegepersonen von demenzkranken Angehörigen leiden unter Erkrankungen der Wirbelsäule (44.1%), Bluthochdruck (35,4%), Arthrose, Osteoporose oder Gicht (30,7%) und Schlafstörungen (26,0%) (Schäufele et al. 2005, Lichte 2000) Ein höherer sozioökonomischer Status sowie soziale Unterstützung können Schutzfaktoren in Bezug auf die physische Gesundheit darstellen allerdings ist die Studienlage nicht eindeutig (Pinquart & Sörensen 2007) Berlin 140701 Lichte T, Höppner C. 7

3. Was war das Essentielle an dem Projekt/KBV-Programm Am DEGAM-Leitlinien-Projekt ist essentiell, dass ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen. Die Notwendigkeit, dass Projekt am Leben zu erhalten, resultierte aus den alltäglichen Anforderungen, die man als aktiver Hausarzt täglich erfährt, besonders im Umgang mit den teilweise stark belasteten und damit herausfordernden Pflegefamilien; hier war natürlich in eigener Praxis das Augenmerk zunehmend stärker auf die Pflegenden gerichtet man sieht nur, was man weiß! (J. W. v. Goethe 1748-1832) Das KBV-Programm zur besseren Versorgung der Pflegenden Angehörigen wird essentiell für die Betroffenen, da in Zukunft die Belastungen allgemein eher zunehmen werden. Eine sinnvolle Begleitung wird von engagierten (Haus-) Ärzten, im Sinne der Versorgung - insbesondere der Prävention - koordinierend, entlastend und unterstützend geleistet werden. Dies wird auch in Zukunft besonders gewährleistet sein, da auf Veranlassung der KBV diese Leistung ab jetzt gezielt gefördert werden soll! Berlin 140701 Lichte T, Höppner C. 8

4. Pflegende Angehörige als versteckte Patienten Warum werden Bedürfnisse und Belastungen Pflegender Angehöriger oftmals nicht oder nur bedingt erkannt? Warum fallen Pflegende durch den Rost? Einseitige Wahrnehmung des Pflegenden Angehörigen als Unterstützer und Partner in der Betreuung des zu Pflegenden Pflege von Angehörigen wird als praktische Ausübung einer Rolle wahrgenommen psychosoziale bzw. körperliche Auswirkungen werden eher übersehen! Belastungen werden von Pflegenden in Anbetracht der Schwere der Erkrankung des zu Pflegenden Angehörigen relativiert, aufgrund von Schuldgefühlen oder Abgrenzungsproblemen verdrängt, Bedürfnisse werden nur in Bezug auf den zu Pflegenden thematisiert, aufgrund von wahrgenommenem Zeitmangel des Arztes nicht angesprochen Schwierigkeiten abzuschätzen, ob Behandlungs- und Interventionsbedarf vorliegt Mögliche Normen in der Behandlungssituation: Ärzte ergreifen nicht von sich aus die Initiative ( wenn keine Bedürfnisse und Belastungen geäußert werden, liegen auch keine vor ) Zeitmangel Berlin 140701 Lichte T, Höppner C. 9

5. Was sind die Probleme bei Pflegenden Angehörigen, die der Hausarzt bei seiner Tätigkeit feststellt? - oder auch nicht? Probleme werden bei Pflegenden Angehörigen oft nur auf Nachfrage zugeordnet: Pflege von Angehörigen tritt oft neben dem Focus Pflegebedürftiger in den Hintergrund; diese wird als krankmachend oft verdrängt bzw. nicht wahrgenommen! Belastungen von Pflegenden werden eher in psychischen Belangen und z. B. in besonderen Situationen bei der Versorgung von Dementen angenommen. Indirekte Wünsche an den Hausarzt in Bezug z. B. auf Ruhigstellung der Pflegebedürftigen wird eher nicht als Überlastung des Pflegenden gedeutet! Verwahrlosung, bzw. nachlassende Versorgungsqualität wird eher selten durch Ärzte als Zeichen der Überforderung von Pflegenden gesehen. Körperliche Beschwerden könnten durchaus bei anstrengender Pflegearbeit zugordnet werden; hier spielen z. B. Knie- und Rückenbeschwerden eine wichtige Rolle! Die Konsequenz könnte somit heißen: Pflegende sollen sich ihren eigenen Hausarzt suchen, da sonst evtl. eigene Probleme nicht erkannt werden!? Berlin 140701 Lichte T, Höppner C. 10

6. Warum habe ich bei der Bearbeitung des KBV-Programms mitgewirkt? Die Entdeckung der DEGAM-Leitlinie Pflegende Angehörige durch die KBV bedeutet für mich die große Chance, dass die insbesondere hausärztliche Versorgung der Pflegenden eine größere Wertschätzung erfährt und in diesem Sinne eine Win-Win-Win-Situation für das Dreieck Pflegebedürftige Versorgende Zugehörige (Haus-)Ärzte entsteht! In diesem Sinne wünsche ich der Veranstaltung heute und den weiteren Vertragsgestaltungen einen günstigen Verlauf! Danke! Berlin 140701 Lichte T, Höppner C. 11

7. Literatur Gräßel E Häusliche Pflege dementiell und nicht dementiell Erkrankter. Teil II: Gesundheit und Belastungen der Pflegenden Z Gerontol Geriat 1998; 31: 57-62 Lichte T, Beyer M, Renz P, Rohde-Kampmann R, Fischer GC. Belastung und Wünsche pflegender Angehöriger Befragung Betroffener im Rahmen der Leitlinienentwicklung "Pflegende Angehörige. Z Allg. med. 2000; Kongreßabstracts: 16 Pinquart M, Sörensen S Differences between Caregivers and Noncaregivers in Psychological Health and Physical Health : A Meta-Analysis Psychology and Aging 2003; 18: 250-267 Pinquart M, Sörensen S Correlates of Physical Health of Informal Caregivers: A Meta-Analysis. Journal of Gerontology: Psychological Sciences 2007; 62B: 126-137 Savage S, Bailey S The impact of caring on caregivers mental health: a review of the literature Aust Health Rev. 2004; 27:111-117 Schäufele M, Köhler L, Teufel S, Weyerer S (2005). Betreuung von demenziell erkrankten Menschen in Privathaushalten: Potenziale und Grenzen. In: Schneekloth U, Wahl H.-W. (Hg.). Möglichkeiten und Grenzen selbständiger Lebensführung in privaten Haushalten (MuG III), 99-144. Integrierter Abschlussbericht im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. München. Schulz R, Beach SR Caregiving as a risk factor for mortality. JAMA 1999; 282: 2215-2219 Zank S, Schacke C. (2007). Abschlussbericht der Phase 2 der Längsschnittstudie zur Angehörigenbelastung durch die Pflege demenziell Erkrankter (LEANDER). Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Berlin 140701 Lichte T, Höppner C. 12