6. Geriatrischer Ernährungstag

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Transkript:

6. Geriatrischer Ernährungstag Enterale Ernährung: Was tun, wenn s mal nicht so klappt? Dr. rer. physiol. Bettina Jagemann

Die individuelle Betrachtung des Patienten ist notwendig, um eine bestehende Mangelernährung zu erkennen Ermittlung des Ernährungszustands bei Aufnahme: Bestimmung des BMI (kg/m 2 ) Erfragen des üblichen Gewichts Erfragen des üblichen Ernährungsverhaltens Beachte: Übergewicht schließt eine Mangelernährung nicht aus!

Bei ca. 2 von 3 Patienten verschlechtert sich der Ernährungszustand während ihres stationären Aufenthaltes. McWhirter et al. Br Med J 1994: 308: 945-948

Ursachen: Kein Zugang zum Essen nach individuellem Bedarf Krankenhausessen schmeckt nicht wie zu Hause Zeit- und Personalmangel, Outsourcing, Essen anreichen etc. Notwendige Nüchternphasen aufgrund von Untersuchungen z.b. Koloskopie, Sonographie, perioperativ Therapien, die Inappetenz fördern oder die Verdauung beeinflussen: z.b. Chemotherapie, Antibiotika etc. Folge: Ernährungsrelevante Beschwerden: z.b. Übelkeit, Geschmacksveränderungen, Appetitlosigkeit Zu wenig ernährungsmedizinische Betreuung Eingeschränkte Bewegung

Orale Ernährung: kann ein Patient essen, sollte er versuchen zu essen Künstliche Ernährung: Enterale Ernährung Parenterale Ernährung Kombinationen sind möglich und sinnvoll: orale + enterale Ernährung orale + parenterale Ernährung orale + enterale + parenterale Ernährung

Was kann die Pflege leisten? Patientenbeobachtung: Zufriedenheit, Sättigung erfragen etc. Rücksprache mit Versorgungsassistenten bezüglich tatsächlich gegessener Nahrungsmenge, Kostform Ergänzung des Angebotes durch Stationsbedarf Ggf. Dokumentation der Nahrungsmenge (Protokoll durch Pflegekraft/Patient) Info an Ärzte / Ernährungsteam

Orale Ernährung: Vielfältige Möglichkeiten liefern essentielle Nährstoffe. Hauptkomponenten einer Standarddiät sind: Kohlenhydrate: 50-55% Proteine: 10-15 % Fette: 30-40 %

Wenn oral nicht ausreicht, sollte enteral ergänzt werden. Enterale Ernährung = Ernährung über den Verdauungstrakt = Sondennahrung Verabreichungsform: Magensonde PEG-Sonde Jejunalsonde

Orale Zufuhr nicht möglich oder nicht ausreichend Kurzfristig / Dauer unbekannt Länger als 2 3 Wochen Keine Operation Keine Operation Operation Aspirationsrisiko Aspirationsrisiko nein ja nein ja Nasogastral Nasojejunal PEG PEJ FKJ

Sondennahrung (auch Trinknahrung): diätetische Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke die für eine besondere Ernährung bestimmt sind die gewerbsmäßig als Fertignahrung in den Verkehr gebracht werden dürfen. DGEM-Leitlinie Enterale Ernährung: Grundlagen 2003

Standarddiäten: = hochmolekulare Nahrung Bedarfsdeckend nach den D-A-CH Referenzwerten Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette zur Energiedeckung mit und ohne Ballaststoffe erhältlich Der Energiegehalt der Standardnahrung liegt bei 1 kcal / ml.

Standarddiäten: adäquate Nährstoffverwertung ist essentiell Kohlenhydrate = Poly- und Oligosaccharide lactosefrei Proteine = Milch- und Soyaeiweiß mind. 10% des Gesamtenergiegehalts Fette = Triglyceride, vorwiegend LCT ggf. Ballaststoffe > 10 g / 1000 ml

Verdauung braucht seine Zeit Die Zusammensetzung der Nahrung entscheidet über die Verdauungsgeschwindigkeit Zu große Nahrungsmengen in zu kurzer Zeit sind die häufigste Ursache für Unverträglichkeiten Taschenatlas der Physiologie, Silbernagel, Despopoulos 8. Auflage 2012

Standarddiäten: adäquate Nährstoffverwertung ist essentiell Kohlenhydrate = Poly- und Oligosaccharide lactosefrei Proteine = Milch- und Soyaeiweiß mind. 10% des Gesamtenergiegehalts Fette = Triglyceride, vorwiegend LCT ggf. Ballaststoffe > 10 g / 1000 ml

Grundlagen der Kohlenhydratverdauung Taschenatlas der Physiologie, Silbernagel, Despopoulos 8. Auflage 2012

Standarddiäten: adäquate Nährstoffverwertung ist essentiell Kohlenhydrate = Poly- und Oligosaccharide lactosefrei Proteine = Milch- und Soyaeiweiß mind. 10% des Gesamtenergiegehalts Fette = Triglyceride, vorwiegend LCT ggf. Ballaststoffe > 10 g / 1000 ml

Taschenatlas der Physiologie, Silbernagel, Despopoulos 8. Auflage 2012

Standarddiäten: adäquate Nährstoffverwertung ist essentiell Kohlenhydrate = Poly- und Oligosaccharide lactosefrei Proteine = Milch- und Soyaeiweiß mind. 10% des Gesamtenergiegehalts Fette = Triglyceride, vorwiegend langkettige FS ggf. Ballaststoffe > 10 g / 1000 ml

Taschenatlas der Physiologie, Silbernagel, Despopoulos 8. Auflage 2012

Bilanzierte Ernährung oral und enteral liefert komprimierte Nährstoffe und kann der normalen Verdauungsleistung eines Nahrungsmittels nicht gleichgesetzt werden.

Man unterscheidet: isokalorisch (1 kcal/ml) hyperkalorisch (1,2-2 kcal/ml) hypokalorisch (0,75 kcal/ml) Hypokalorische Sondennahrung ist nur für die Klinik geeignet, da sie nicht erstattungsfähig ist

Sonderdiäten = niedermolekulare Sondennahrung eingeschränkte Absorptionsleistung fehlende / eingeschränkte Digestion Kohlenhydrate = Mono-, Di- und Oligosaccharide lactosefrei Proteine = Aminosäuren und / oder Peptide Fette = Triglyceride, vorwiegend MCT Der Energiegehalt der Sonderdiäten liegt bei 1 kcal / ml.

Welche Probleme können auftreten? Diarrhoen Abdominelle Krämpfe Meteorismus Ggf Übelkeit und Erbrechen

Welche Probleme können auftreten? Diarrhoen Abdominelle Krämpfe Meteorismus Ggf. Übelkeit und Erbrechen

Welche Probleme können auftreten? Ursache Vorgehen Mangelnde Aufbauphase Bolusgabe Substrat zu kalt Intestinale Sondenlage Langsam mit der Ernährung beginnen Übergang auf kontinuierliche Zufuhr Nahrung auf Raumtemperatur bringen Zufuhrgeschwindigkeit reduzieren (max. 120 150 ml/h) DGEM-Leitlinie Enterale Ernährung: Grundlagen 2003

Welche Probleme können auftreten? Ursache Vorgehen Medikamente Dysbiose Chemo- und Strahlentherapie Grunderkrankung z.b. entzündliche Darmprozesse, verkürzter Darm oder Pankreaserkrankung Alternativen prüfen, z.b. Antibiotika, Mg- Präparate, Tetrazycline Probiotika erwägen ggf Einsatz von niedermolekularer Sondennahrung ggf. Einsatz von niedermolekularer Sondennahrung bzw Sonderdiäten DGEM-Leitlinie Enterale Ernährung: Grundlagen 2003

Welche Probleme können auftreten? Ursache Hypoalbuminämie Hypotriglyceridämie Bakterielle Kontamination Vorgehen Bei Malabsorption: niedermolekulare Produkte, ggf. vollständig parenterale Ernährung Bei Malabsorption niedermolekulare Produkte einsetzen, ggf verändertes Fettmuster (MCT) Überleitgerät wechseln, Nahrung verwerfen, Sonde durchspülen, Hygiene beachten, Zugänge pflegen DGEM-Leitlinie Enterale Ernährung: Grundlagen 2003

Parenterale Ernährung Wenn auf oralem und / oder enteralem Weg keine ausreichende Nahrungszufuhr möglich ist, sollte parenteral ergänzt werden. Parenterale Ernährung = Ernährung unter Umgehung den Verdauungstrakt Verabreichungsform: periphervenös (max 7-10 Tage) zentralvenös (länger als 7-10 Tage) Langzeiternährung: Portanlage erforderlich DGEM-Leitlinien Enterale und Parenterale Ernährung; Thieme Verlag 2008

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dr. Bettina Jagemann b.jagemann@uke.de