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Transkript:

Manuskript Beitrag: Kinder als Kunden Die Werbetricks der Industrie Sendung vom 12. November 2013 von Jörg Göbel und Julian Prahl Anmoderation: Deutsche Kinder sind reich. So reich wie nie zuvor: Sie verfügen über immerhin 20 Milliarden Euro. Auch an Taschengeld. Das können sie jedes Jahr für Süßigkeiten, Getränke, Spielzeug raushauen. Und die Eltern legen nochmal 70 Milliarden drauf. Kein Wunder, dass die Industrie kindliche Kunden liebt - und ihre Wünsche nach ungesundem dickmachendem Zeug. Eine geradezu aggressive Werbung setzt auf wahre Konsum- Inszenierungen. Und weiß genau, wie sie mit Online-Spielen und Comic-Figuren Kinder fängt. Die kennen kaum Werbepausen berichten Jörg Göbel und Julian Prahl. Text: Wenn sie dürften, würden sie alles kaufen, was bunt ist und Figuren drauf hat. Kinder wie Lena, Maja und Line sind eine begehrte Zielgruppe der Lebensmittelindustrie. Und die wird ganz besonders beworben. Kung Fu Panda! Lecker. Und Chocos. Die Hersteller ködern Kinder gerne mit Comic-Figuren. Zum Beispiel die Dr. Oetker Muffins-Backmischung - für die Jungs den Piraten, für die Mädchen eine Prinzessin. O-Ton Frontal21: Und würdest du das auch kaufen, wenn da nicht Lillifee drauf ist? Nein! O-Ton Frontal21:

Warum nicht? Weil da keine Figur drauf ist. Das ist dann unfair. Es geht um einen Milliardenmarkt. O-Ton Anne Markwardt, Foodwatch: Kinderlebensmittel auf dem deutschen Markt sind zu drei Vierteln ungesunde, unausgewogene Lebensmittel - also Snacks, Softdrinks, Fastfood und so weiter, und so fort. Das heißt, wir sehen hier ganz klar, dass die Lebensmittelindustrie gerade solche Produkte an Kinder vermarkten kann und zwar deshalb, weil sie damit besonders hohe Umsatzmargen erzielen kann. Niedliche Tiergesichter kommen besonders gut an. O-Ton Line: Ich kenne die Milka-Kuh, auch diesen komischen Frosch, dann von irgendwas noch so einen Affe, Nilpferd und eben den hier und meistens haben die dann eben auch noch so Gutscheine drauf. Und die sind lecker, viel zu lecker. Und vor allem süß und ungesund. Die Eltern kommen gegen das Gequengel der Kinder, ausgelöst durch die Werbeflut, kaum noch an. O-Ton Petra Eggers, Mutter: Man muss ständig dann diskutieren, gegen andiskutieren. Nein, das nicht - wir kaufen lieber das, das ist gesünder. Man hat ständig Diskussionen, ne. Manchmal hat man dann keine Lust und sagt: Okay, heute nehmen wir mal irgendwas davon mit. Aber man muss aufgrund dieser bunten Verpackung oder der Form, die die Dinge haben, hat man einfach mehr Gerede. Seit den 80er Jahren hat sich die Zahl übergewichtiger Kinder verdoppelt. Das hängt auch mit vermehrtem Kindermarketing zusammen, hat der Wirtschaftswissenschaftler Tobias Effertz herausgefunden. Vor allem mit Spielangeboten werden Kinder gelockt. O-Ton Tobias Effertz, Wirtschaftswissenschaftler, Universität Hamburg: Im Vergleich zu früheren Jahren kann man fast sagen, es ist leider mehr geworden, weil vielleicht auch die Lupe der Öffentlichkeit nicht mehr so sehr auf dem Thema momentan liegt. Im vergangenen Jahr haben wir noch sehr stark sehen

können, dass auch von Seiten der Politik her Interesse bestand. Mittlerweile ist das etwas abgeflaut und es scheint so zu sein, dass die Unternehmen das auch ausnutzen. Da schon Kinder gerne und immer länger im Internet sind, versuchen die Hersteller sie dort abzuholen. Beispiel Pom-Bär: Hier gibt es eine ganze Internetwelt mit Werbespots und interaktiven Spielen. Kinder können ihre Avatare schmücken, mit Brillen oder Kleidung. Dafür brauchen sie Taler, die verdienen sie sich, in dem sie Chips oder andere Pom-Bär- Produkte kaufen. Lena und Maja sind fasziniert von Paulas Welt. Paula ist ein Pudding von Dr. Oetker. Hier können sie zum Beispiel ihre eigene Party dekorieren. Ein paar Girlanden anbauen und denn anmalen. Zum Beispiel in schwarz oder blau. O-Ton Maja: Es macht Spaß. Und ist cool. Werbung für Süßes, Salziges und Fettes - und das gerichtet an Kinder? Wir fragen nach bei der Lebensmittelindustrie. Intersnack, der Hersteller von Pom-Bär, weist drauf hin, gegen keine Gesetze zu verstoßen. Dr. Oetker, der Hersteller von Paula, schreibt, Zitat: Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst, die Unbedarftheit von Kindern nicht auszunutzen, sondern ihrer Schutzbedürftigkeit durch verantwortungsbewusste Bewerbung der Produkte Rechnung zu tragen. Verantwortungsbewusste Werbung - da hat Professor Wabitsch seine Zweifel. Der Vorsitzende der Deutschen Adipositas Gesellschaft fordert auf Veranstaltungen immer wieder strengere Regeln. O-Ton Prof. Martin Wabitsch, Präsident Deutsche Adipositas Gesellschaft: Werbung beeinflusst Kinder, beeinflusst ihr Verhalten unbewusst und sie sind in unserem Land ungeschützt, bezüglich dieser Einflussnahme. Und das sehe ich als Kinder- und Jugendarzt als großes Problem und da ist auch ein Handlungsbedarf.

Doch die Unternehmen finden immer neue Wege zu ihren kleinen Kunden. Dringen auch in früher geschützte Bereiche ein. Schulen, Kitas und Sportvereine. Nicht nur über das Internet. Das sind Werbebroschüren, die Grundschulen und Kitas angeboten wurden. O-Ton Anne Markwardt, Foodwatch: Es werden in diesen Unterrichtsmaterialien mitunter sehr subtil, mitunter sehr auffällig einfach verzehrte irreführende Botschaften über Ernährung verbreitet. Also da heißt es dann, Capri-Sonne ist ein Getränk, was viele Vitamine enthält. Also sprich die Kinder nehmen wahr, das ist ein gutes Getränk für mich. - Ist Zuckerwasser. Capri-Sonne hat die Broschüre inzwischen zurückgezogen, andere Hersteller nicht. Immer mehr übergewichtige Kinder: Daran, sagt die Lebensmittelindustrie, sei nicht nur unausgewogene Ernährung schuld, sondern vor allem mangelnde Bewegung. Das betonen Hersteller immer wieder zum Beispiel auf der Seite clever naschen von Mars oder auf den Internetseiten von Ferrero. Und viele Hersteller sponsern Sportveranstaltungen: Capri-Sonne zusammen mit dem ADAC Fahrradturniere. Am Ende bekommt jedes Kind zum Beispiel zuckrige Capri-Sonne in die Hand. Intersnack macht seit Jahren fit am Ball, mit Fußballprofi Bastian Schweinsteiger, der für Chips wirbt. O-Ton Roland Stroese, Geschäftsführer Intersnack: Fit am Ball ist eine Initiative der Firma Intersnack. Wir wollen damit die Bewegung von Kindern fördern, weil wir überzeugt davon sind, dass die gesunde Lebensweise wichtig ist in der Erziehung der Kinder. O-Ton Tobias Effertz, Wirtschaftswissenschafter, Universität Hamburg: Das Problem des Übergewichtes kommt in erster Linie aufgrund falscher Ernährung und übermäßiger Ernährung zustande und die wird maßgeblich beeinflusst durch das Kindermarketing, gerade bei Kindern. Und das Argument, mit Sport könnte man dem entgegenwirken, stimmt zwar, aber so viel Sport können sie als Kind und Jugendlicher gar nicht machen, um dem entgegenzuwirken, was auf der anderen Seite ernährungstechnisch passiert. Kritiker fordern neue Gesetze gar ein Verbot von Kindermarketing. Doch die Politik setzt nach wie vor auf die

freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie. Zur Beachtung: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Der vorliegende Abdruck ist nur zum privaten Gebrauch des Empfängers hergestellt. Jede andere Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtgesetzes ist ohne Zustimmung des Urheberberechtigten unzulässig und strafbar. Insbesondere darf er weder vervielfältigt, verarbeitet oder zu öffentlichen Wiedergaben benutzt werden. Die in den Beiträgen dargestellten Sachverhalte entsprechen dem Stand des jeweiligen Sendetermins.