Vernetzt mit den Pflegebedürfnissen der Zukunft

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Transkript:

Vernetzt mit den Pflegebedürfnissen der Zukunft Agnes Glaus

Pflegebedürfnisse der Zukunft Epidemiologische Entwicklungen Bevölkerungsgruppen im Fokus Krankheiten die Pflegebedürftigkeit schaffen Soziologische und gesellschaftliche Veränderungen welche die Pflegebedürfnisse beeinflussen Entwicklung neuer Tätigkeitsfelder in der Pflege Vernetzt mit den Bedürfnissen der Zukunft?

Europa s Bevölkerung in Altersgruppen: 1950-2050 Source: United Nations, 2007

Mehr ältere Menschen; mehr Krankheiten Aktuelle Lebenserwartung in der Schweiz: Frauen Ø 84 Jahre; Männer Ø 79 Jahre (BAG 2008) 2030: Zunahme über 80 Jährige um 83% (625 000) Erwartung einer Verdoppelung der Pflegebedürftigen Häufigste Krankheiten: Polymorbidität (steigt mit dem Alter) Zunahme neurologischer Erkrankungen: Demenz; Schlaganfall; Parkinson, Depression Krebs

Mehr ältere Personen mit Krebs Source: United Nations, 2007

Medizin beeinflusst Pflegebedürftigkeit Segen des medizinischen Fortschritts: Viele Krankheiten, früher rasch zum Tode führend, sind heute chronisch geworden Mehr Menschen werden heute geheilt Ueberlebende Survivors Gesunde mit neuem Betreuungsbedarf : Verhütung von Spätfolgen, Zweittumoren Fehlinterpretation, Todesverdrängung Wenn man sieht, was die heutige Medizin fertig bringt, fragt man sich unwillkürlich, wie viele Etagen hat der Tod? (Jean-Paul Sartre)

Soziale Einflüsse auf die Pflegebedürfnisse Mehr Menschen leben alleine Kleine Familien Abnahme der ländlichen Bevölkerung Sich verändernde Verantwortlichkeit für bedürftige Angehörige Migration Sozialer Support und informale Pflegende nehmen ab Gesellschaftspolitische Veränderungen prägen die Pflegebedürfnisse

Bevormundete oder kompetente Patienten?

Kompetent +Unerfüllte Pflege-Bedürfnisse? Wunsch: bei Pflegebedürftigkeit möchten 43% zu Hause gepflegt werden 13% im Heim gepflegt werden (N=1000, über 50 jährige Deutsche, 2005 www.vincentz.net/altenpflegemonitor) Realität: Sterben zu Hause ist von 31% auf 18% gesunken (Gomes & Higginson 2008) Menschen werden zunehmend in hohem Alter sterben; Anstieg der über 85 jährigen, sterbenden Menschen von 32% im 2003 auf 44% im Jahr 2030 (England/Projektion)

Wer wird pflegen? Durchschnittsalter der Pflegenden in der Schweiz über 45 Jahre (greying nursing workforce) Verlust eines enormen Erfahrungsschatzes Brisanz: Pflege in reichen Ländern durch Pflegende aus armen Länder: Internationaler Pflegehandel (34% Pflegepersonal aus dem Ausland) Gegen den Mangel an Fachpersonal: die neue Bildungssystematik in der Schweiz stimmt hoffnungsvoll, Not macht erfinderisch

Sich heute auf die Praxis von morgen vorbereiten Re-Organisation der Pflegepraxis und -Lehre Pflegezentren/ -Praxen Advanced practitioners Care manager Fallmanager, Skill- und Grade Mix Neue Teamzusammensetzungen Fachangestellte Gesundheit Einsatz von Laien Integration von Informationstechnologie Finanzpolitik: Abgeltungsberechtige Leistungen

Prävention: die neue Dimension Primär- und Sekundär-Prävention kann Den Beginn einer Erkrankung aufschieben Eine Frühdiagnose ermöglichen Frühzeitige und einfachere Behandlung erlauben Das Ueberleben fördern Selbständigkeit unterstützen Die Lebensqualität erhöhen Leiden vermindern, Kosten senken Pflegende entlasten

Brustkrebs-Früherfassung vor Sterblichkeit und Pflege (n=12423) Beitrag der Pflege zur Früherfassung? (Munich Cancer Registry 2002) Fig.

Johannes Heesters ist auch 2008 auf Tournée Körperliche Aktivität wirkt sich auf kognitive Fähigkeiten aus (Weuve J, 2004) Körperliche Aktivität wirkt sich auf das Demenzrisiko aus (Abbot R, 2004)

Ziele der Prävention im Alter Den Alterungsprozess mit seinen funktionellen Einschränkungen und dem drohenden oder tatsächlichen Verlust an körperlicher und mentaler Fitness beeinflussen (Parketny P 2008) hypothetische gegenwärtige Morbidität Morbidität Ziele: Erhalt der Selbständigkeit Szenario Kompression O Jahre 55 68 75 80 Verringerung von Krankheit (Kompression von Morbidität) Erhöhung der behinderungsfreien Lebensjahre

Zukünftige Tätigkeitsfelder der Pflege Primär- / Sekundärprävention: Molekulargenetik, Risiko-Assessment, Vorsorgeberatung, Früherkennung. Beratung, ambulant Akut-Pflegebedarf bei Therapie: Orale, individualisierte Therapie (Onkologie) Patienten-Schulung, Beratung, Inform.Technol. ambulant Pflege Chronischkranker, älterer Menschen, Palliativpflege, End of life Care Praxis, Beratung, Begleitung (Spital, Hospice, zu Hause) Nachsorge-Prävention für Survivors: Survivorship-Pläne, Umgang mit Langzeitfolgen, Follow-Up Beratung, Schulung, Begleitung, ambulant

Sich mit den zukünftigen Bedürfnissen vernetzen Fokus auf Bevölkerungsgruppen mit hohem Alter Sich auf spezifische Krankheitsarten einstellen Sozialen Veränderungen Rechnung tragen Informationstechnologie integrieren /amb. Pflege Organisations-/ Betreuungsformen für Pflege und Sterben zu Hause vorantreiben Prävention zur Senkung der Morbidität und Förderung der Lebensqualität als Form wirksamer Pflege Neue Tätigkeitsfelder der Pflege explorieren Ursprüngliche Pflege neu entdecken; pflegerische Perspektive / Denkmuster durchsetzen Die Patientenbedürfnisse am 1. Stelle setzen