Willkommenskultur - eine kommunale Strategie im Wettbewerb um hochqualifizierte Migranten

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Transkript:

Willkommenskultur - eine kommunale Strategie im Wettbewerb um hochqualifizierte Migranten Stefanie Föbker und Daniela Imani Geographisches Institut Universität Bonn Willkommenskultur in Deutschland Herausforderungen für Wirtschaft, Gesellschaft und Bildung SIETAR Deutschland Forum 4. Oktober 2014, Jena

Inhalt Rechtliche Rahmenbedingungen Empirische Basis Fragen: Welche Maßnahmen entwickeln Kommunen zur Etablierung einer Willkommenskultur? Welche Unterschiede zeigen sich zwischen verschiedenen Kommunen? Welche Problematiken sind mit den verschiedenen Maßnahmen verknüpft? Fazit und Diskussion

Rahmenbedingungen: Zuwanderung Zuwanderung von Hochqualifizierten EU Bürger Bürger aus Drittstaaten Freizügigkeit (Art. 45 TFEU) Hochqualifizierte ( 19 ZuwandG) (2005) Forscher ( 20 ZuwandG) (2007) Blaue Karte EU ( 19a ZuwandG) (2012)

Rahmenbedingungen: Rolle der Kommunen keine gesetzgebende Kompetenz im Bereich der Zuwanderung Pflichtaufgaben / Auftragsangelegenheiten, z.b. administrative Bearbeitung von Einbürgerungen Organisation von Integrationskursen Freiwillige Aufgaben, z.b. Erarbeitung von Integrationskonzepten Kulturangebot

Empirische Basis: Datengrundlagen Hochqualifizierte ausländische Universitätsmitarbeiter in der städtischen Gesellschaft (DFG 7/2009 6/2010) Aachen, Köln und Bonn Quantitative und qualitative Befragung ausländischer WissenschaftlerInnen Experteninterviews Stadt- und Universitätsverwaltungen Hochqualifizierte Ausländer in nordrhein-westfälischen Städten Zur Eingliederung der Migranten in die städtischen Gesellschaften vor dem Hintergrund kommunaler Integrationsund Internationalisierungspolitiken (DFG 4/2012-3/2015) Essen, Düsseldorf, Köln und Bonn Qualitative Interviews mit internationalen Hochqualifizierten & begleitenden PartnerInnen Experteninterviews Stadtverwaltungen & Dokumentenauswertungen

* Bevölkerungsstand Basis Zensus 2011 nach Nationalität und Geschlecht - Gemeinden - Stichtag http://www.it.nrw.de/index.html Empirische Basis: Untersuchungsstädte Aachen Universätsstadt 240.086 EW* Köln Millionenstadt 1.024.373EW* Bonn UN-City 309.869 EW* http://www.route-charlemagne.eu/images/ content/stationen/stationen_superc.jpg http://www.chinajahr-koeln.de/chinajahr/ Essen Konzernstadt 566.862 EW* Quelle: Autoren 2012 Düsseldorf Little Tokyo 593.682 EW* http://www.messe-essen.de/de/messeessen/fraussteller/anreiseaufenthalt/ stadtessen/stadtessen.html http://www.duesseldorf.de/wirtschaftsfoerderung/business/japan.shtml

Ergebnisse: Maßnahmen zur Etablierung einer Willkommenskultur Bereitstellung von Informationen z.b. Websites, TV, Broschüren Persönliche Beratung z.b. durch Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung, Integrationslotsen Umstrukturierung bürokratischer Abläufe z.b. beschleunigte Genehmigungsverfahren, Umstrukturierung Ausländeramt Begrüßungsevents Symbolische Repräsentationen z.b. Plakate, Welcome Center Interkulturelles Bewusstsein in der Stadtgesellschaft z.b. Abbau von Vorurteilen Attraktive Infrastruktur z.b. Internationale Schulen, kulturelle Angebote Ankunft Zeit Quelle: Eigene Erhebung

Maßnahmen: Informations- und Beratungsangebote Broschüren, DVDs,Websites Kinderbetreuung / Schulen Wohnen Kulturangebote Persönliche Beratung Integrationslotsen Exklusive Services http://www.a achenemotion.com/ enprofessionals/ content/home

Maßnahmen: Umstrukturierung bürokratischer Abläufe Beschleunigte Genehmigungsverfahren z.b. Kooperation zwischen IHK, Arbeitsagentur und Ausländeramt Nutzung von Handlungsspielräumen Also da können wir auch ganz gute Hilfe leisten, indem wir an unser Ausländeramt rangehen und sagen: `Also das ist [Name des Unternehmens], unbedenklich, schnell handeln.` ( ) Ich glaub unser Ausländeramt hat in den letzten Jahren da auch eine ganz gute Entwicklung gemacht und weiß da auch zu differenzieren. [Expertin 1 Stadtverwaltung]

Maßnahmen: Umstrukturierung bürokratischer Abläufe Beschleunigte Genehmigungsverfahren z.b. Kooperation zwischen IHK, Arbeitsagentur und Ausländeramt Nutzung von Handlungsspielräumen Differenzierung innerhalb der Gruppe der MigrantInnen entsprechend ihrer Qualifikation und / oder Tätigkeit Sensibilität im Umgang mit hochqualifizierten MigrantInnen Umstrukturierung Ausländerämter (Sprachkenntnisse, spezifische Fachkenntnisse, interkulturelles Bewusstsein)

Maßnahmen: Attraktive Infrastruktur Kulturangebot Ethnische Versorgungsinfrastruktur Internationale Kinderbetreuung / Schulen Bedeutender Bestandteil des internationalen Profils Internationale Mobilität vs. lokale Integration Ausbau internationales Image vs. Unterstützung ökonomischer Elite http://www.stgeorgesschool.de/ http://www.bonn-is.de/

Fazit und Diskussion Willkommenskultur drückt sich in einer Fülle von Maßnahmen aus. Kommunen konzentrieren sich auf unterschiedliche Gruppen von Hochqualifizierten und orientieren sich dabei am erwarteten ökonomischen Nutzen der Zuwanderer. Sie etablieren eine selektive Willkommenskultur. Welche Erfahrungen (Best Practice Beispiele?) gibt es bei der Lösung des Dilemmas aus knappen kommunalen Ressourcen und der Vermeidung einer Zweiklassen-Willkommenskultur? foebker@geographie.uni-bonn.de