Nur mit intelligentem Multikanalmanagement kann die digitale Transformation bei Versicherern gelingen



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Transkript:

Detecon-Studie räumt mit gängigen Mythen zur Digitalisierung auf Nur mit intelligentem Multikanalmanagement kann die digitale Transformation bei Versicherern gelingen 50 Detecon Management Report dmr 2 / 2015

Für eine optimale Multikanalstrategie werden oft gängige Annahmen als allgemeingültig vorausgesetzt. Wir stellen drei gängige Thesen in Frage und liefern Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche digitale Transformation im Vertrieb und im Kundenmanagement von Versicherungsunternehmen. D ie direkte und fast ausschließliche Kundenbetreuung durch Versicherungsvermittler, -makler oder Bankberater ist durch eine komplexe Vielfalt an zusätzlichen, vor allem digitalen Interaktionsmöglichkeiten ergänzt worden. Kunden entscheiden nun selbst, welchen Kommunikationskanal sie wann und in welcher Art und Weise nutzen möchten. Eine der wichtigsten Aufgaben von Versicherungsgesellschaften ist daher die optimale Abstimmung und Vernetzung der verschiedenen multimedialen Kanäle. Wie eine Detecon Studie 1 branchenübergreifend zeigen konnte, setzt eine erhöhte Wechselhaftigkeit der Kunden eine Omnikanalarchitektur ohne Medienbrüche und Barrieren voraus. Es wird gezeigt, dass vor 1 Roos/Friedrich, Kunden lieben es einfach! Omnikanalarchitektur als Fundament für erfolgreiche Customer Journeys, DMR Impulse, Februar 2015 51 Detecon Management Report dmr 2 / 2015

allem die Implementierung von integrierten und konsistenten Customer Touch Points über alle Online- und Offlinekanäle hinweg starker Anpassungen in der klassischen IT-Architektur bedarf. Damit Versicherungsunternehmen die richtigen Justierungen vornehmen können und die notwendige digitale Transformation nicht an den Bedürfnissen der Kunden vorbei erfolgt, ist es unumgänglich, ihre Customer Journey zu verstehen. Darum hat Detecon in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut YouGov eine Umfrage unter Versicherungskunden durchgeführt, welche wertvolle Antworten liefert. Im Rahmen der repräsentativen Studie wurden mehr als 3.000 Versicherungskunden zu ihrem Verhalten entlang der Customer Journey befragt. Dazu wurde die Customer Journey in die vier Phasen Impuls, Information, Beratung und Produktabschluss unterteilt. Unter anderem beantwortet die Studie folgende Fragen: > Wie erfolgt der Produktabschluss im Vertriebsprozess, unterschieden nach Touch Point, Produkt und Kommunikationskanal? > Wie hängen soziodemographische Merkmale und die Medien-/Kanalwahl zusammen? > Wie beurteilen Versicherungsendkunden die Multikanal- Kommunikation ihres Hauptversicherers? > Welche Kommunikationsangebote fehlen aktuell aus Kundenperspektive? > Welche Cross- und Upselling-Möglichkeiten gibt es im telefonischen Kundenkontakt? > Wie werden sich die Präferenzen und Anforderungen in Zukunft ändern? Besonders auffallend und von entscheidender Bedeutung ist, dass die Studie gängige Dogmen des Web 2.0 widerlegt. Versicherungsunternehmen müssen daher bei der Wahl der Digitalisierungsstrategie das besondere Verhalten von Versicherungskunden berücksichtigen und dürfen nicht gängige Annahmen unhinterfragt übernehmen. Neben diesen Ergebnissen liefert die Studie zudem branchenspezifische Erkenntnisse, beispielsweise für Bankvertrieb, Direktvertrieb, Vertrieb über Vergleichsportale, Maklervertrieb oder Vermittlervertrieb. Ausgewählte Highlights der verschiedenen Branchen sind in den separat dargestellten Spotlights abgebildet. Mythos 1: Social Media ist für das Kundenmanagement bei Versicherungen von zentraler Bedeutung Social Media ist der allgemein verwendete Überbegriff für Medien und Technologien, die es Internetnutzern ermöglichen, Erfahrungen und Meinungen auszutauschen sowie mediale Inhalte zu erstellen. Unstrittig ist die Tatsache, dass die Nutzung von Social Media die Kommunikation zwischen Menschen grundlegend verändert hat. Jedoch ist zu prüfen, ob die allgemein gängige These, dass Social Media für jedes Unternehmen von Bedeutung ist, auch für den Vertrieb von Versicherungsprodukten zutrifft. Gemäß der Detecon-Studie stammt der Impuls für den Abschluss einer einfachen Versicherung, zum Beispiel der KFZoder Hausratversicherung, bereits zu fast einem Drittel aus Online-Quellen. Über Social Media haben jedoch weniger als ein Prozent aller Befragten Hinweise zu Versicherungsprodukten erhalten. Ähnlich sind die Aussagen der Versicherungskunden bei den Fragen zur Informations- und Beratungsquelle sowie zum Abschlussort. Auf diesen drei Stufen der Customer Journey haben ebenfalls weniger als ein Prozent aller Befragten über Social Media mit dem Versicherungsunternehmen kommuniziert. Stattdessen dominieren nach wie vor die klassischen Kanäle. Selbst bei innerhalb der letzten zwei Jahre getätigten Abschlüssen erfolgen Impuls zum Abschluss, Information und Beratung bei komplexen Versicherungen, zum Beispiel Kapital-Lebensversicherung, private Rentenversicherung oder Berufsunfähigkeitsversicherung) noch zu über 60 Prozent bei Versicherungsvertretern, -maklern oder Bankberatern. Beim Abschluss sind es sogar knapp 80 Prozent. Auch der Blick auf die zukünftig präferierte Customer Journey liefert keine anderen Ergebnisse: Social Media wird weder zu Informationszwecken, noch zu Beratungszwecken, noch zum Abschluss von Versicherungen genutzt werden. Unbestritten ist aber, dass Onlinekanäle wie Vergleichsportale oder Versicherungshomepage generell auf dem Vormarsch sind. Bezüglich Social Media lässt sich festhalten, dass der Kunde in keiner Phase seiner Customer Journey via Social Media mit seiner Versicherung interagieren möchte und aus vertrieblicher Sicht der Einsatz von Social Media für das Versicherungsunternehmen somit einen sehr begrenzten Nutzen stiftet. 52 Detecon Management Report dmr 2 / 2015

Detecon-Studie Auszug Kunden von Bankberatern sind deutlich stärker Offline-Offline orientiert als der durchschnittliche Versicherungskunde. Research-Offline/Online-Purchase-Offline/Online letzter Abschluss. Bankberaterkunden lassen sich überdurchschnittlich häufig über komplexe Produkte wie private Rentenversicherungen beraten. Unter anderem aufgrund der hohen Beratungsintensität der Produkte erfolgen Information und Abschluss bei Bankberaterkunden überwiegend offline. Sie weisen aber auf ihrer Customer Journey in Richtung Abschluss eine höhere Kanaltreue auf als online-affine Kunden. Das bietet Bankberatern die Chance, nah am Kunden zu bleiben und Cross Selling für weniger komplexe Versicherungsprodukte zu betreiben. Versicherungen sollten ihre Bancassurance-Prozesse aber im Griff haben: Bankberaterkunden erwarten eine schnelle Bearbeitung ihrer Anträge. Und auch bei Bankberatern wächst der Anspruch, zukünftig einzelne Schritte der Customer Journey auch online gehen zu können. Gesamtheit 4% 7% Online Info und Online Kauf Online Info und Offline Kauf Offline Info und Online Kauf 5% 19% 7% 4% 70% 85% Bankberaterkunden Basis: alle Befragten; n = 2580, Impuls letzter Abschluss durch Bankberater, n=150 Angaben in % Offline Info und Offline Kauf Vergleich von Wunsch und Wirklichkeit : Vergleichsportale werden bei einfachen Produkten vor allem in der Informationsund Beratungsphase an Bedeutung gewinnen. Vergleichsportale gewinnen entlang der gesamten Customer Journey an Bedeutung, insbesondere für einfache Produkte wie Kfz- oder Haftpflichtversicherungen. Zukünftig wird sich jeder dritte Versicherungskunde via Vergleichsportal über einfache Versicherungsprodukte informieren. Allerdings ist die Kanaltreue von Vergleichsportalnutzern sehr gering. Ein Versicherungsabschluss über ein Vergleichsportal wird auch zukünftig von weniger als 15% der Kunden gewünscht. Vielmehr wird ein Onlineabschluss direkt über die Homepage des Versicherers und ein Offlineabschluss überwiegend bei einem Versicherungsvertreter präferiert. Für Versicherer sind dementsprechend ein einheitlicher Markenauftritt bei Vergleichsportalen und ein einfacher Wechsel hin zur eigenen Website von zentraler Bedeutung. Anteil an der Gesamtheit in % 0 Impuls Information Beratung Abschluss Basis: Einfache Produkte; Letzter Abschluss ( Wirklichkeit ): n=1.883; Nächster Abschluss ( Wunsch ): n=991;angaben in % Direktversicherungskunden sind sehr onlineaffin und gleichzeitig sehr anspruchsvoll im Hinblick auf telefonischen Service. 50 40 30 20 10 Versicherungsvertreter = Wirklichkeit = Wunsch Homepages von Versicherern = Wirklichkeit = Wunsch Vergleichsportale = Wirklichkeit = Wunsch Direktversicherungskunden schließen überdurchschnittlich häufig einfache Produkte, wie Kfz- oder Haftpflichtpolicen ab. Sie sind zudem deutlich online-affiner als die Gesamtheit der Versicherungskunden. Während nur 19% aller Kunden in ihrer Customer Journey ausschließlich online unterwegs sind, liegt der entsprechende Wert bei Direktversicherungskunden bei 41%. Weiterhin zeigt die Studie, dass diese Kunden hinsichtlich der Anforderungen an die telefonische Erreichbarkeit sehr viel anspruchsvoller sind als die Gesamtheit der Kunden. Direktversicherer bewegen sich in einem wettbewerbsintensiven Markt mit einer i.d.r. anspruchsvollen und preissensiblen Kundschaft. Der Ausbau der Onlinekanäle und eine Fokussierung auf die digitale Customer Journey sind für sie daher von großer Bedeutung. Telefongespräch mit Versicherungsgesellschaft 62% 7% 31% Erwartung an Erreichbarkeit: = Mo-Fr 8-20 Uhr = Sa 9-16 Uhr = So 10-15 Uhr Online-Chat mit Versicherungsgesellschaft 46% 16% 39% = Nur an Wochentagen = An Wochentagen und am Wochenende = Keine Erreichbarkeit notwendig 53 Detecon Management Report dmr 2 / 2015

Mythos 2: Die Zukunft des Versicherungsvertriebs liegt in der App Der Trend zur Nutzung mobiler Kommunikationstechnologien ist nicht mehr zu übersehen. Das Smartphone ist immer und überall mit dabei. Neben der Rolle als mobiler Begleiter werden Smartphones zunehmend auch zum Shoppen eingesetzt. So findet mittlerweile am Umsatz gemessen in Deutschland ein Drittel des Onlinehandels bereits über mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets statt. Die Anwendungssoftware für mobile Betriebssysteme, sogenannte Apps, ist in diesem Zusammenhang von zentraler Bedeutung. Etwa 175 Milliarden Apps werden weltweit im Jahr 2015 heruntergeladen werden. Doch lässt sich der Trend zum mobilen Shoppen auch ohne weiteres auf die Versicherungsbranche übertragen? Die Detecon-Studie hat gezeigt, dass Versicherungskunden ähnlich der Nutzung von Social Media einem Gebrauch von mobilen Apps eher zurückhaltend gegenüberstehen. Trotz einer allgemein steigenden Bereitschaft, sich online zu informieren, beraten zu lassen oder Versicherungen online abzuschließen siehe Spotlight Vergleichsportale, ist eine Interaktion mit dem Versicherer über mobile Applikationen vom Kunden aktuell nicht gewünscht. Weitaus weniger als ein Prozent aller befragten Versicherungskunden nutzen derzeit eine App ihres Versicherungsanbieters während des Informations-, Beratungsoder Abschlussprozesses. Die bisher vernachlässigbare Anzahl von App-Nutzern liegt natürlich auch am derzeit nur begrenzt vorhandenen Angebot. Befragt nach ihren Präferenzen bezogen auf den nächsten Versicherungsabschluss lässt sich jedoch auch für die Zukunft keine signifikante Nachfrage nach Apps erkennen. Nur gut zwei Prozent der Befragten wollen sich zukünftig per App über ein Versicherungsprodukt informieren. Auch bleiben Versicherungskunden bei der Beratung und beim Abschluss eher skeptisch gegenüber einer Nutzung von mobilen Apps. Nur etwas mehr als ein Prozent aller Befragten wäre zukünftig dazu bereit, sich per App beraten zu lassen oder eine Versicherung abzuschließen. Ein Grund für diese geringe Bereitschaft liegt vor allem in der sehr unregelmäßig stattfindenden Kommunikation zwischen Kunde und Versicherer. Im Gegensatz zu Bankkunden, die in regelmäßigem Kontakt mit dem Finanzdienstleister stehen, beschränkt sich die Interaktion mit Versicherungskunden oftmals auf den Abschluss und die Regulierung im Schadensfall. Darüber hinaus sind Versicherungsprodukte häufig derart komplex, dass eine Information und Beratung über mobile Apps nicht zielführend oder realisierbar ist. Mythos 3: Vertriebskanäle sollten speziell auf die Onlineaffinität der Generation Y angepasst werden Die sogenannte Generation Y (bis 35 Jahre) gilt allgemein als sehr technologie- und online-affin. Diese in der digitalen Welt aufgewachsenen Digital Natives trennen Online- und Offlinewelt nicht mehr. Anders als die älteren Generationen über 35 Jahre, die auch Digital Immigrants genannt werden, nutzt diese Bevölkerungsgruppe das Internet sehr aktiv und in fast allen Lebenssituationen. So wird dieser Generation beispielsweise eine höhere Affinität zum Onlineshopping nachgesagt. Ähnlich zu den vorherigen Mythen der Digitalisierung stellt sich auch hier die Frage, ob diese Annahmen auch auf das Verhalten von Versicherungskunden übertragbar sind. Betrachtet man die Nutzung von Informations- und Abschlusskanälen (ROPO = Research Online, Purchase Online) sowie von Beratungs- und Abschlusskanälen (COPO = Consulting Online, Purchase Online), lässt sich ein generelles Bild über die Online- oder Offlineaffinität von Versicherungskunden ableiten. Berücksichtigt man zudem sozio-demografische Merkmale wie das Alter der Befragten, so zeigt diese Studie eindeutig, dass ältere Versicherungskunden digitale Kanäle sogar stärker nutzen als jüngere Kunden. Demnach nutzen zirka 22 Prozent der 35- bis 49-Jährigen und nur 17 Prozent der 20- bis 34-Jährigen das Internet als Informations- und Abschlusskanal. Ähnlich ist das Ergebnis bei der Nutzung von Beratungs- und Abschlusskanälen. Nur knapp 16 Prozent der jüngeren Versicherungskunden und mehr als 20 Prozent der 35- bis 49-Jährigen nutzen auf diesen Stufen der Customer Journey die angebotenen Online-Dienste. Interessant ist zudem die zukünftige Einstellung der 20- bis 34-Jährigen gegenüber einer reinen Onlineabwicklung von Versicherungskäufen. So fällt der Anteil an Digital Natives, die sich online informieren und online einen Vertrag abschließen wollen, von 17 auf 10 Prozent. Bei der Betrachtung der Beratungs- und Abschlusskanäle für den nächsten Vertragsabschluss fällt diese Entwicklung noch extremer aus. Nur noch sieben Prozent anstelle von 16 Prozent sind in Zukunft bereit, sich online beraten zu lassen und online den Vertrag abzuschließen. Eine höhere Online-Affinität der Digital Natives bezogen auf Versicherungsprodukte lässt sich somit nicht nachweisen. Im Gegenteil, die Generation der 35- bis 49-Jährigen ist gemäß der Detecon-Studie deutlich onlineaffiner und nutzt das Internet sowohl als Informations-, Beratungs- als auch Abschlusskanal. Eine Bestätigung dieser These findet sich zudem in einer aktuellen, durch arvato/bertelsmann durchgeführten Studie 2 zum Thema Omnikanal. So ist gemäß dieser Studie bei der Generation der unter 30-Jährigen für viele Branchen die stationäre Filiale der bevorzugte Kanal. 2 Omnikanal Monitor 2015 54 Detecon Management Report dmr 2 / 2015

Fazit: Nur wer die Customer Journey seiner Kunden kennt, kann mit Hilfe einer intelligenten Kanalvernetzung die digitale Transformation erfolgreich meistern. Lassen sich generelle Erkenntnisse über die Nutzung von digitalen Medien auf das Kommunikationsverhalten von Versicherungskunden mit Versicherern übertragen? Die Detecon- Studie liefert auf diese Fragestellung eine eindeutige Antwort. Anders als generell angenommen, sind Verbraucher an einer Kommunikation mit ihrem Versicherer über Social Media- Kanäle nicht interessiert. Der Einsatz von Social Media stiftet somit aus vertrieblicher Sicht für Versicherungsunternehmen keinen Nutzen. Auch die allgemeine Annahme, dass sich zukünftig ein Großteil der Kommunikation über Applikationen auf dem Smartphone oder Tablet abspielen wird, lässt sich nicht ohne weiteres auf die Versicherungsbranche übertragen. Die Studie zeigt deutlich, dass Versicherungskunden weder bereit sind, sich per App zu informieren, noch beraten zu lassen, noch eine Versicherung abzuschließen. Entgegen der generellen Vermutung, dass Digital Natives wesentlich online-affiner sind als andere Generationen, zeigt diese Studie zudem das deutlich stärkere Interesse älterer Generationen an Online- Diensten entlang der Customer Journey. Wie sollten sich Versicherungsunternehmen in einer digitalen Welt daher strategisch ausrichten? Die Studienergebnisse zeigen, dass nicht alle digitalen Kanäle von gleicher Bedeutung für Versicherungskunden sind. Von hoher Wichtigkeit werden zukünftig beispielsweise Kunden- und Vergleichsportale sein. Auffällig ist andererseits die nach wie vor wichtige Rolle der klassischen Offlinekanäle. Versicherungsvermittler, -makler und Bankberater werden auch zukünftig für viele Kunden eine zentrale Schnittstelle zum Versicherungsunternehmen darstellen insbesondere für komplexe Versicherungen. Da vom Versicherungskunden ein reibungsloser Wechsel zwischen den klassischen Offlinekanälen und den präferierten Onlinekanälen erwartet wird, ist eine intelligente Vernetzung unter allen Umständen sicherzustellen. Dabei ist genau zu betrachten, welche Kunden wie und auf welchem Kanal angesprochen, informiert oder beraten werden sollten. Um eine solche intelligente Vernetzung zu ermöglichen, ist im ersten Schritt eine unternehmensspezifische Auswertung der Customer Journey notwendig. Dass signifikante Unterschiede zwischen den Kunden unterschiedlicher Vertriebsmodelle, zum Beispiel dem Bankvertrieb oder Direktvertrieb, bestehen, hat die Detecon-Studie gezeigt. Neben dem vom Kunden präferierten Kanal ist auch zu berücksichtigen, welche Kanäle von Seiten des Versicherungsunternehmens strategisch gewünscht sind häufig zum Beispiel Offlinekanäle für provisionsstarke Lebensversicherungsprodukte, um die Vertreterschaft zu binden. Hierdurch wird die Komplexität der Thematik noch einmal wesentlich gesteigert. Mit Hilfe einer bewährten Detecon-Vorgehensweise wird anschließend die strukturierte Entwicklung eines optimalen, unternehmensspezifischen Omnikanalmanagements aufgezeigt. Im Rahmen dieser Vorgehensweise werden zur tiefgreifenden Analyse des dynamischen Verhaltens von Online-Kunden neben der Auswertung der Studienergebnisse relevante Onlinetrends für die Versicherungswirtschaft identifiziert und evaluiert. Diese Ergebnisse werden anschließend in eine Vision für eine effiziente und kundenorientierte Onlinepositionierung projiziert. Zusammen mit der Bewertung vorhandener Onlinefähigkeiten und der Erhebung von Onlineanforderungen entsteht ein strategisches Gesamtbild, welches die notwendigen Handlungsfelder der Wertschöpfungskette den online-relevanten Schwerpunkten zuordnet. Das Wissen über das Kundenverhalten ist damit Ausgangs-, Dreh- und Angelpunkt einer erfolgreichen digitalen Transformation für Versicherungsunternehmen. Christof Strohkark, Client Partner Financial Services, ist seit mehr als 15 Jahren im Finanzsektor tätig und berät Banken und Versicherungen zu strategischen Themen, Kundenservice und zur digitalen Transformation. Lorenz Volbers ist Senior Consultant mit Branchenschwerpunkt Versicherungen. Er berät Kunden zu IT-Management- und CRM-Themen. Aktuell unterstützt er ein Versicherungsunternehmen bei der Einführung einer einheitlichen Identity- und Access-Management-Lösung. Wir danken Christopher Pohlkamp für die Mitarbeit an diesem Artikel. 55 Detecon Management Report dmr 2 / 2015