Mit rund 90 % ist familienbäuerliche Landwirtschaft die vorherrschende Form in der Produktion unserer Nahrungsmittel weltweit.

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Anrede, Begrüßung Einleitung Mit rund 90 % ist familienbäuerliche Landwirtschaft die vorherrschende Form in der Produktion unserer Nahrungsmittel weltweit. Das verlangt Wertschätzung und Anerkennung für unsere bäuerlichen Familien. Das von den Vereinten Nationen erklärte International Year of Family Farming bietet den deutschen Bäuerinnen und Bauern die Gelegenheit, sich mit authentischer Stimme in die weltweite Diskussion um das Thema Welternährung einzubringen. Es ist auch eine fantastische Gelegenheit, die familienbäuerliche Landwirtschaft, ihre vielfältigen Leistungen, aber auch ihre Sorgen und Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert ist, ins politische und gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken. Das ist eine Chance! Und das macht Sinn, denn ca. 500 Millionen bäuerliche Familienbetriebe weltweit produzieren unser tägliches Brot und pflegen dabei die Umwelt. 1

Bäuerliche Familienbetriebe sind das Rückgrat der Welternährung 2 Mehr als 90 % der Landwirte weltweit sind bäuerliche Familienbetriebe. Das bedeutet, die unternehmerische Verantwortung und auch das unternehmerische Risiko liegen voll in den Händen der Landwirtsfamilien. Immer noch haben fast 850 Mio. Menschen nichts oder nicht genug zu essen; dabei sind es oft Bäuerinnen und Bauern. Laut der Ernährung- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) müssen künftig 70 % mehr Nahrungsmittel produziert werden, um die Weltbevölkerung zu ernähren. Der Schlüssel, dieser enormen Herausforderung zu begegnen, liegt bei den Bauernfamilien. Sie sind es, die säen und ernten, die Tiere züchten und sie zu Nahrungszwecken schlachten. Diese Binsenweisheit ist abhanden gekommen. Landwirtschaft war viele Jahre politisch marginalisiert und ist es teilweise noch heute, insbesondere in vielen Entwicklungsländern und in der Entwicklungspolitik. Deshalb müssen wir jetzt gemeinsam die Landwirtschaft, die Bauernfamilien, stärken!

Familienbetriebe lassen sich nicht an der Größe messen 3 Die von Familien dominierte Landwirtschaft hat unterschiedliche Gesichter: 85 % der weltweit ca. 500 Millionen Bäuerinnen und Bauern, vorrangig in Afrika und Asien, bewirtschaften weniger als 2 Hektar Land; in der EU beträgt die Durchschnittsfläche je Betrieb knapp 14 Hektar, in Lateinamerika knapp 70, und in Nordamerika 120 Hektar. Daraus ergeben sich sehr ungleiche Bedingungen in der landwirtschaftlichen Produktivität. Entscheidend ist, dass die Verbindung von Eigentum und Arbeit sowie von Erfolg und Risiko in den Händen der Einzel- und Mehrfamilienbetriebe liegt. Diese Paarungen gelten überall auf der Welt, unabhängig von der Betriebsgröße. Bäuerliche Landwirtschaft in den Fokus zu stellen, darf nicht dazu führen, Gegensätze zwischen den Betrieben zu konstruieren. Gerade die Erfahrungen der deutschen Wiedervereinigung zeigen, dass eine erfolgreiche Landwirtschaft in Familien- und Mehrfamilienunternehmen nichts mit der Betriebsgröße zu tun hat.

Rund 240.000 Betriebe vom einzelnen Familien- bis zum ostdeutschen Mehrfamilienbetrieb zeigen die Vielfalt der Agrarproduktion in Deutschland. 4 Die landwirtschaftliche Produktion hat sich zu arbeitsteiligen Spezialisten entwickelt, die aber immer noch regional verwurzelt sind. Das Modell der Genossenschaft als Mehrfamilienbetrieb ist ein zukunftsweisendes Kooperationsmodell für die bäuerliche Landwirtschaft in Europa. Dort wo Landwirte gut organisiert sind, ist die Ernährungssituation besser. Davon bin ich fest überzeugt! Vermehrt wird gefordert, in kleinbäuerliche Landwirtschaft zu investieren. Kann es denn sinnvoll sein, in einen zwei, drei oder vier Hektar großen Betrieb zu investieren? Wer soll das tun? Einzig den Fokus auf den Schutz kleinbäuerlicher Landwirtschaft zu richten, ist nicht die Lösung. Das bedeutet eine Zementierung der Armut. Kleinbauern müssen vielmehr ertüchtigt werden, sich zu produktiven Einheiten zu entwickeln.

Dazu sind mehrere aufeinander abgestimmte politische wie wirtschaftliche Maßnahmen zwingend. 5 Blicken wir einige Jahrzehnte zurück; damals waren die Agrarstrukturen in Europa vergleichbar mit der in Afrika und Asien heute. Kleinbäuerliche Betriebe mit einer geringen Effizienz herrschten vor. Das hat damals auch in Europa zu Mangelernährung, gar zu Hunger, geführt. Eben deswegen haben zu dieser Zeit viele Europäer ihr Land verlassen. In den Industrieländern herrscht heute Überfluss an Nahrungsmitteln. Wie wurde das erreicht? Was waren die Bedingungen und die Voraussetzungen dafür? Um die Ernährungssituation einer wachsenden Weltbevölkerung zu gewährleisten, muss sich die Welt zu einer modernen, innovativen und zugleich nachhaltigen Landwirtschaft bekennen. Drei wichtige Bausteine sind zur Entwicklung einer prosperierenden Landwirtschaft erforderlich: 1) verlässliche politische Rahmenbedingungen, 2) konsequente landwirtschaftliche Aus- und Fortbildung, 3) bäuerliche Selbsthilfeorganisationen,

1) Verlässliche politische Rahmenbedingungen 6 Eine vernünftige Politik, mit verlässlichen Rahmenbedingungen, ist der Ausgangspunkt für jede wirtschaftliche Aktivität, auch in der Landwirtschaft. Entsprechende Bedingungen haben die Landwirtschaft in Europa vorangebracht. Kernpunkte dabei sind Rechtssicherheit und Gewährleistung von Eigentum. Beides sind absolute Grundvoraussetzungen für Investitionen in Landwirtschaft. Wenn es gelingen soll, die Welternährung zu verbessern, gehören diese Kernpunkte in den Fokus der nationalen Politiken, sowie der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit. 2) Konsequente landwirtschaftliche Aus- und Fortbildung Eine gute landwirtschaftliche Aus- und Fortbildung ist zwingend für eine langfristig effiziente und nachhaltige Landwirtschaft. Landwirt ist ein anspruchsvoller Beruf, heute mehr denn jemals zuvor. Er fordert viele Kenntnisse und Fertigkeiten. In der industrialisierten Welt hat sich diese Erkenntnis auch erst während der letzten Dekaden durchgesetzt.

7 Früher wurde landwirtschaftliches Wissen in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben, wie das heute in vielen Entwicklungsländern praktiziert wird. Eine konsequente und systematische landwirtschaftliche Aus- und Fortbildung hat sich z. B. in Deutschland erst in den 40iger und 50iger Jahren etabliert. Die neuen Herausforderungen, mit denen Landwirte heute konfrontiert sind, z. B. Marktvolatilitäten und Klimawandel, erfordern weltweit eine weitere sehr dynamische Anpassung der Aus- und Fortbildung. Lebenslanges Lernen gilt auch oder gerade für die Landwirtschaft. Dabei sind Bildung und Qualifizierung eine politische als auch wirtschaftliche Aufgabe. 3) Bäuerliche Selbsthilfeorganisationen Nicht zuletzt sind politisch wie wirtschaftlich unabhängige bäuerliche Selbsthilfeorganisationen ein zentraler Baustein zur Entwicklung einer prosperierenden Landwirtschaft. Zuvorderst sind es Bauernverbände, die sich in den politischen wie gesellschaftlichen Dialog mit einheitlicher Stimme einbringen müssen. Sie müssen als repräsentative Kraft die Stärke haben, verlässliche politische Bedingungen mit Nachdruck einzufordern.

8 Ferner sind es bäuerliche Erzeugergemeinschaften und Genossenschaften, die helfen, lokale, regionale und nationale Märkte zu erschließen und eine gemeinsame Vermarktung zu organisieren. Sie können die Landwirte dabei unterstützen, die Qualität ihrer Produkte den Marktanforderungen anzupassen. Schließlich sind Maschinenringe und Maschinengemeinschaften zu nennen, die es den Bauern ermöglichen, beste Technik zu nutzen, ohne selbst teure Maschinen alleine kaufen zu müssen. Ein umfassender Austausch von Wissen und Erfahrung kann und sollte dabei helfen, bäuerliche Organisationen zu profilieren. Für eine bäuerliche Landwirtschaft vor Ort, auch in Deutschland Landwirtschaftliche Familienunternehmen in Deutschland brauchen eine mittelstandsfreundliche Wirtschafts-, Steuer- und Umweltpolitik mit mehr Rücksichtnahme auf das Eigentum der Bauernfamilien. Ausgelöst durch den Einstieg von nicht-landwirtschaftlichen Investoren und der Herausbildung sehr großer Strukturen gibt es in Deutschland eine neue Leitbilddiskussion in der Landwirtschaft. Diese Diskussion will ich nicht verkennen.

Die freie Verfügung über den Boden als Eigentum ist ein hohes Gut in unserem demokratischen Rechtssystem. 9 Das möchte ich in keiner Weise in Frage stellen oder durch Reglementierungen ausgehöhlt sehen. Dass wir punktuell ein Interesse von außerlandwirtschaftlichen Investoren an landwirtschaftlichen Nutzflächen verzeichnen, hat zwei Gründe: Zum einen suchen Investoren wegen der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise nach alternativen Anlageformen. Zum anderen spielt aber auch die deutsche Energiepolitik eine treibende Rolle. Beide Politikbereiche müssen wieder ins Lot gebracht werden. Wir setzen für den Agrarstandort Deutschland weiterhin auf eine breite landwirtschaftliche Betriebsstruktur, die von den bäuerlichen Einzel- und Mehrfamilienbetrieben vor Ort getragen wird. Die bäuerlichen Unternehmer müssen frei über die Größe und Ausrichtung ihrer Betriebe entscheiden können. Das schließt auch eine breite Eigentumsstreuung der land- und forstwirtschaftlichen Flächen in der Hand von Land- und Forstwirten und der Landbevölkerung ein. Der Vorrang aktiver Landwirte vor Investoren, die lediglich den Erwerb land- und forstwirtschaftlicher Flächen als eine sichere

Anlagemöglichkeit betrachten, muss dabei in jedem Fall sichergestellt werden. 10 Schlussbemerkung Familienbäuerliche Landwirtschaft ist das Rückgrat unserer Ernährung. Einzel- und Mehrfamilienbetriebe haben das Potenzial unter Bedingungen eine auch wachsende Weltbevölkerung sicher zu ernähren. Die Perspektiven auf den Agrarmärkten sind durchweg gut: Das verspricht bessere Erlöse für die Bäuerinnen und Bauern. Lassen Sie uns zusammenarbeiten für verlässliche politische Bedingungen für unsere Betriebe in allen Teilen der Welt!