Die Herzschwäche sehen, riechen und hören

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Transkript:

1 steigt auf 50 bis 80 Prozent bei den über 85-Jährigen (Abbildung 1). Da die Lebenserwartung in den meisten Ländern Europas wie auch in Österreich weiter ansteigt, ist mit einer weiteren Zunahme der an einer HI leidenden Patienten zu rechnen Gender Aspekt Die Herzschwäche sehen, riechen und hören Epidemiologie, Prognose und Klinik der. Von Prof. Dr. Heinz Weber Die ist Folge verschiedenster Ursachen und verkürzt drastisch die Lebenserwartung. Dabei kann die sie bereits mithilfe genauer Beobachtung klassifiziert werden. Es gilt jedoch, schon bei der Diagnose alle Sinne zu schärfen. Schätzungen zeigen, dass in Europa rund zwei Prozent der Bevölkerung an einer erkrankt sind, das sind bei 500 Millionen Einwohnern nach der letzten EU-Erweiterung zehn Millionen Menschen, die innerhalb dieser Grenzen wohnen und an einer (HI) leiden! In den USA sind rund fünf Millionen Menschen an einer HI erkrankt, wobei jährlich etwa 500.000 Menschen neu hinzukommen. In Österreich können wir bei acht Millionen Einwohnern demnach mit ca. 160.000 herzinsuffizienten Patienten rechnen. Die Inzidenz der HI nimmt mit dem Alter zu (Framingham-Studie), ja sie verdoppelt sich pro Dekade. Die Prävalenz bei über 65-Jährigen beträgt bereits sechs bis zehn Prozent und Die durchschnittliche Lebenserwartung der Frauen ist höher als jene der Männer. Die HI ist eine Erkrankung des älteren Menschen. Außerdem ist bei 60 Prozent eine koronare Herzkrankheit Ursache der HI, die ebenfalls bei älteren Frauen häufiger und mit einer deutlich schlechteren Prognose auftritt. Dies erklärt, warum Frauen öfter von einer HI betroffen sind und dass mehr Frauen an einer HI versterben: Frauen machen 51 Prozent der an HI Erkrankten, 55 Prozent der mit einer HI stationär aufgenommenen Patienten und 62 Prozent der an einer HI Verstorbenen aus (USA, AHA, Heart and Stroke Statistical Updates 2000). In Österreich sind 57 Prozent der mit einer HI hospitalisierten Patienten weiblich. Der Anteil der verstorbenen Frauen liegt bei 63 Prozent (vs. 57 Prozent bei Männern). Die geschlechtsspezifische Mortalität beträgt bei Frauen 16,6 Prozent verglichen mit jener der Männer von 13,7 Prozent (durchschnittliche Mortalität 16,5 Prozent, Statistik Austria 2004).

2 Ärzte Woche Verlauf und Prognose Grundsätzlich ist die Prognose der HI schlecht. Sie wird durch therapeutische Maßnahmen signifikant verbessert, erreicht jedoch nie die Prognose eines Herzgesunden: Nach klinischen Kriterien unter Verwendung der NYHA-Stadien (siehe Tabelle) leben nach einem Jahr nur mehr 5 15 Prozent der HI-Patienten im klinischen Stadium IV mit Ruhebeschwerden, aber auch nur mehr rund die Hälfte mit Symptomen bei geringer Anstrengung (NYHA III). Auch die linksventrikuläre Auswurffraktion, also das Verhältnis zwischen endsystolischem und enddiastolischem Volumen, das normalerweise bei => 50 Prozent liegen soll, beeinflusst die Prognose: Je schlechter die systolische Pumpleistung des linken Ventrikel gemessen im Echo, in der Links-Ventrikulographie, desto schlechter die Prognose. Ein weiterer Parameter zur Abschätzung der Prognose ist die Bestimmung natriuretischer Peptide wie des BNP und des NT-proB- NP. Sie dienen primär zur Differenzierung der pulmonalen von einer kardialen Dyspnoe, wobei ein normaler Wert eine kardiale Ursache einer Atemnot bzw. eine praktisch ausschließt (negativ prädiktiver Wert: 97%; positiv prädiktiver Wert: 70%). Hinsichtlich der Prognose einer HI ist diese umso schlechter, je höher der Plasma-BNP- Spiegel ist. Vergleicht man die Prognose der HI mit der von malignen Erkrankungen, so ist nur die Mortalität beim Bronchus-Karzinom höher. Die Prognose diverser anderer maligner, herkömmlicher Erkrankungen, wie Mama-, Magen-, Prostata- und Ovarial-Karzinom, aber auch des Herzinfarktes ist besser als die der HI! Typische Symptome Das Leitsymptom der ist die subjektiv empfundene Atemnot. Die Dyspnoe per se ist jedoch nicht nur ein Leitsymptom der, sondern desgleichen von pulmonalen Erkrankungen und kann auch funktionell etwa im Rahmen einer Anämie verschiedenster Ursache auftreten (Abbildung 2). Es wundert daher nicht, dass die Spezifität mit 52 Prozent, die Sensitivität mit 66 Prozent und der positive prädiktive Wert mit nur 23 Prozent angegeben wird, dass sich eine Atemnot auf eine HI zurückführen lässt. In der praktischen Differentialdia gnose bewährt sich bei der Anamnese die Frage, ob der Tabelle: Klassifikation der Herzerkrankungen NYHA Klasse NYHA I NYHA II NYHA III NYHA IV Definition ohne Beschwerden bei normaler körperlicher Belastung Beschwerden bei stärkerer körperlicher Belastung Beschwerden bei leichter körperlicher Belastung, in Ruhe meist beschwerdefrei manifeste Ruheinsuffizienz, Beschwerden in Ruhe Einjahres Überleben 95% 80 90% 55% 5 15% Klassifikation nach klinischen Kriterien unter besonderer Berücksichtigung der Einjahres-Überlebensrate von Patienten mit einer. NYHA = New York Heart Association Patient die Luft eher nicht herein bekommt oder nicht hinaus, also die Frage nach einer inspiratorischen, i.e. kardialen Dyspnoe gegenübergestellt der exspiratorischen, pulmonalen Dyspnoe, wo der Patient gegen einen Widerstand der obstruierten Bronchien (COPD) ausatmet. Hinsichtlich des Dyspnoe- Schweregrades kann man die nach den NYHA- Kriterien einteilen, wobei die Belastungs-Dyspnoe bei Verschlechterung über eine Sprechdyspnoe zur Ruhedyspnoe übergeht bzw. als Vorstadium eines manifesten Lungenödems in den Nachtstunden als so genannte Orthopnoe auftreten kann. Welche pathophysiologischen Mechanismen können also zum HI-Leitsymptom Dyspnoe führen? (Ausgeklammert werden hier zunächst die pulmonalen und funktionellen Ursachen der Dyspnoe, aber auch die Dyspnoe als Ischämie-Äquivalent des älteren Menschen bzw. der Frauen, Abbildung 2). Am offensichtlichsten ist die kardiale Dekompensation durch eine herabgesetzte Links- Ventrikel-Funktion, etwa im Rahmen einer primären Kardiomyopathie (postentzündlich, äthylisch, unklarer Genese etc.). Vitien führen ebenfalls in ihrem Verlauf zur : --Sind Belastungsschwindel und Belastungssynkope die Leitsymptome der (sklerotischen) Aorten stenose, so ist die sekundäre Schädigung der Pumpfunktion mit HI und Dyspnoe neben typischen Angina-pectoris-Beschwerden (mit, aber auch ohne koronare Herzkrankheit) ein überaus häufig anzutreffendes Symptom. Eine mit Dyspnoe der HI zeichnende Aortenstenose weist eine schlechte Prognose mit einer hohen Mortalität auf, sodass ein rascher Aortenklappenersatz überlegt werden muss, wenn bei diesen Patienten eine kardiale Dyspnoe auftritt. --Eine Mitralinsuffizienz kann durch Dehnung des Mitralklappen-Ringes im Rahmen einer chronischen, länger bestehenden herabgesetzten Links-Ventrikel-Funktion (LVF) verschiedenster Genese die HI verstärken. Sie kann aber auch primär (heute selten) als rheumatisches Vitium oder im Anschluss an einen Herzinfarkt (häufiger) als Folge eines restriktiven Mitral-Klappen Segels zur HI mit Dyspnoe als Leitsymptom führen. Eine Hypertonie kann über den Weg der koronaren Herzkrankheit eine ischämische Kardiomyopathie (CMP) mit HI verursachen. Dabei korreliert die Koronarmorphologie mit dem Ausmaß der Wandbewegungsstörungen. Ist dies nicht der Fall, besteht also beispielsweise nur eine geringe KHK bei global herabgesetzter LVF, dann wird die Diagnose KHK und CMP lauten müssen. Es bestehen demnach eine Erkrankung der Herzkranzgefäße und des Herzmuskels nebeneinander! Auch eine akut auftretende Global-Ischämie, wie dies etwa bei einer Hauptstammstenose links der Fall ist (Abbildung 2), kann zu einer akuten HI mit kardialer Dyspnoe, ja bis hin zum Lungenödem führen. Besonders verdächtig auf ein Ischämie-induziertes Lungenödem ist eine außerhalb desselben völlig normale LVF. In seltenen Fällen führt eine akute Papillarmuskel-Ischämie über eine akute Mitralinsuffizienz zu einer akuten kardialen Dekompensation, die sich außerhalb der Ischämie

3 weder klinisch noch echokardiographisch nachweisen lässt. Bradykarde Arrhythmien, z.b. AV-Blockierungen, führen über das erhöhte enddiastolische Volumen zu einer Überdehnung der Myofibrillen, sodass die Kontraktilität nicht mehr gesteigert werden kann (nach LaPlace) und darüber hinaus sogar abnimmt sowie über einen erhöhten O 2 -Verbrauch eine systolische HI hervorruft (Abbildung 2). Die Schrittmacher-Implantation kann in einem Teil der Fälle die HI wieder rückgängig machen. Umgekehrt können auch über Tage und Wochen anhaltende Tachy-Arrhythmien durch Entleerung der energiereichen Phosphat-Träger eine sogenannte Tachykardie-induzierte Kardiomyopathie hervorrufen, welche bei einem Großteil der Patienten völlig reversibel ist (Abbildung 2). Infrage kommen hier vor allem atriale Tachykardien. Verdächtig auf eine Tachykardie-induzierte Kardiomyopathie sind jene Patienten, die im Langzeit- EKG permanent eine Herzfrequenz (HF) von unter 100 pro Minute aufweisen und Zeichen der eingeschränkten LVF mit HI-Symptomen zeigen (Abbildung 3). Die Schwierigkeit besteht darin zu unterscheiden, ob die Tachykardie Ursache oder Folge der herabgesetzten LVF und somit der HI ist (Henne-Ei-Problematik!). Aus klinisch praktischen Gesichtspunkten sei noch das Hüsteln des kardial Dekompensierten (z.b. im Wartezimmer oder am Kathetertisch) erwähnt, welches verdächtig für ein beginnendes Lungenödem ist! Beinödeme haben bei der anamnestischen Erhebung mit 23 Prozent eine noch geringere Sensitivität als die Atemnot, jedoch eine deutlich höhere Spezifität von 80 Prozent. Daraus berechnet sich jedoch ein mit der Dyspnoe fast identer positiver prädiktiver Wert von nur 22 Prozent (Cowie). Natürlich gibt es bei Patienten mit einer HI noch weitere Symptome, die genauer zu explorieren sich lohnt, die aber wesentlich seltener auftreten bzw. andere Ursachen haben können, die im Weiteren zu dieser HI führten etwa Palpitationen. Die klinisch-physikalische Krankenuntersuchung Der Einsatz unserer fünf Sinne ist nach der Anamnese-Erhebung Grundlage jeder weiteren Untersuchung noch vor Anwendung der übrigen Technik-basierten, artifiziellen diagnostischen Hilfsmittel wie Laboruntersuchungen, Röntgen, EKG, Echo und so weiter. Aus den Ergebnissen der Inspektion, der Palpation, der Perkussion und der Auskultation lassen sich die ökonomisch einzusetzenden Hilfsuntersuchungen ableiten. Die physikalische Krankenuntersuchung ist Basis der kosteneffizienten Anwendung medizinisch-technischer Einrichtungen. Andererseits erfasst die klinisch-physikalische Krankenuntersuchung praktisch nur die systolische Dysfunktion. Die diastolische Dysfunktion kann nicht mit den Symptomen oder herkömmlichen Untersuchungsmethoden allein erfasst werden. Sie bleibt demnach Domäne der Echokardiographie. Die richtige Inspektion Abb. 1: inzidenz der Herzinsuffizenz Jährliche Inzidenz / 1.000 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 a) Dyspnoe (s.o.) Das (unspezifische) Leitsymptom der HI löst ein subjektives Unbehagen und Angst aus. Beides kann gesehen werden, nach kurzem Sprechen, nach geringer Anstrengung. Lagerung: Ein Patient mit einer Links- Herz-Insuffizienz wird sich charakteristischerweise immer mit höher gelagertem Oberkörper, aufrecht sitzend im Bett oder im Lehnstuhl, aufhalten, was zu einer Verminderung seiner subjektiven Dyspnoe durch Verringerung der hämodynamischen Vorlast beiträgt. Die Frage nach der Zahl der Polster beim Schlafen ist somit überaus hilfreich bei der Differenzierung einer Links- von einer Rechts-HI. Beim Betreten eines Krankenzimmers kann bei einem im Bett flach liegenden Patienten eine manifeste Links-HI bereits visuell ausgeschlossen werden. Ein flach im Bett liegender Herzkranker ist entweder rechts-insuffizient (Beinödeme, Jugularis-Venen-Stauung, Hepatomegalie etc.) oder bei einer Links-HI bereits gut rekompensiert. b) Inspektion der Jugularisvenen Die unmittelbare Verbindung zur V. cava superior erlaubt Rückschlüsse auf den Druck im rechten Vorhof, bei Trikuspidal-Insuffizienz auch auf den rechten Ventrikel. Stauung der Jugularisvenen: Beim Rückwärtsversagen, wie dies bei einer systolischen HI auftritt, steigt der Druck nicht nur im rechten Ventrikel, sondern auch im rechten Vorhof an, was über die V. cava sup. zu einer Stauung der Vv. jugulares führt. Die Abschätzung, ob der Druck im kleinen Kreis- n Männer n Frauen 45 54 J. 55 64 J. 65 74 J. 75 84 J. 85 94 J. Alter Jährliche inzidenz der in der Gesamtbevölkerung nach Framingham in Abhängigkeit vom Alter.

4 Ärzte Woche lauf erhöht ist oder nicht, erfolgt zunächst in der Praxis rein visuell bei einem halbsitzenden Patienten (Winkel ca. 45 ): die Halsvenen sind gestaut. Bei der in den USA gerne gelehrten und angewandten Lewis-Methode ist der Abstand vom Manubrium sterni zur Höhe der gestauten Jugularisvene in dieser Position normalerweise nicht mehr als 3 cm, was einem rechts-atrialen Druck von ca. 8 cm H 2 O entspricht (3 cm + 5 cm, das ist der Abstand des RA vom Manubrium). Ist der Abstand größer, ist der zentral-venöse Druck erhöht (Badget). Positiver Jugularis-Puls: Das Pulsieren der Vv. jugulares, das vom Karotis-Pulsieren unterschieden werden muss, ist charakteristisch für eine Trikuspidal-Insuffizienz, wie dies auch beim Syndrom der HI immer wieder vorkommt. Die Inspektion der Halsvenen weist bei HI-Patienten eine Sensitivität von zehn Prozent, eine Spezifität von 97 Prozent und einen positiven prädikativen Wert von nur zwei Prozent auf. Sie sind in der Praxis wohl einfach zu erfassen, klinisch jedoch wenig relevant. c) Beinödeme Beinödeme sind typisch für eine Linksund Rechts-HI. Ähnlich wie die Halsvenenstauung zeigen sie eine Sensitivität von nur zehn Prozent, eine Spezifität von 93 Prozent und ergeben einen positiven prädiktiven Wert von nur drei Prozent. Zu differenzieren sind Beinödeme von Lymphödemen, bei denen sich auf Fingerdruck keine Delle erzielen lässt. Auch venöse Stauungsödeme, sei es durch Varikositäten, sei es durch Bewegungsmangel, der häufig bei HI-Patienten vorkommt, müssen als zusätzliche oder differentialdiagnostisch als alleinige Ursache von Beinödemen überlegt werden. Bei bettlägerigen Patienten rinnen diese Beinödeme ab. Sie werden teilweise durch Anasarka ersetzt. Das Ödemwasser sammelt sich am tiefstgelegenen Punkt des Körpers. Durch diuretische Maßnahmen lassen sich Beinödeme zum Verschwinden bringen, vor allem bei der Links-HI, wohingegen sie sich bei der Rechts-HI als überaus hartnäckig und therapierefraktär erweisen können. Abb. 3: EKG: atriale tachykardie HR 150 100 50 E S S = Start E = End = m. HR = max. und min. HR 8 12 16 im LZ-EKG-trend permanent hohe Herzfrequenz mit fehlender zirkadianer rhythmik. Das EKG bzw. die elektrophysiologische Untersuchung verifizierte die incessant atriale tachykardie. Nach medikamentöser Unterbrechung der tachykardie erholte sich die auf < 30% herabgesetzte LVF wieder, die Zeichen der Hi bildeten sich völlig zurück. Abb. 2: Ursachen der Dyspnoe Funktionell - Anämie Vitium - AS - MI And. CMP CMP DCM d) Periphere Zyanose Diese entsteht bei einer HI, wenn das Herz- Minuten-Volumen stark vermindert ist und es zu einer Fließverlangsamung des Blutes in den Gefäßen kommt, sodass die O 2 -Ausschöpfung zu einer Erhöhung des reduzierten Hämoglobins mit der bekannten Blaufärbung der kalten, zentralisierten peripheren Körperanteile führt. e) Kardiale Ascites Die kardiale Ascites tritt als Folge einer chronischen Leber-Stauung bei einer Rechts- HI mit bzw. auch ohne Trikuspidal-Insuffizienz Leitsymptom: DYSPNOE Hypertonie Isch. DMP Kardial Susp. Atrial Tachycardia 20 Ischämie Tachy. ind. CMP 24 Zeit (hr) Pulmonal Kard. Dekomp. Angina pectoris Arrhythmie CmP = Kardiomyopathie, ; AF = Vorhofflimmern; SVt = supraventrikuläre tachyarrhythmie, Vt = ventrikuläre tachyarrhythmie; Brady = Bradykardie verschiedenster Genese; tachy. ind. CmP = tachykardieinduzierte Kardiomyopathie; AS = Aortenstenose; mi = mitralinsuffizienz. AF SVT Brady auf, die zu einem zirrhotischen Umbau der Leber geführt hat (Cirrhose cardiaque). Diese kann auch von einem Foetor hepaticus begleitet sein (Riechen!). Insgesamt muss das Sehen ebenso geübt werden wie das Riechen, Tasten und Hören. Die Inspektion ist für die Tätigkeit am Kran- VT

5 kenbett überaus hilfreich, wenngleich objektivierbar die damit erfassbaren Parameter kaum einen prädiktiven Wert haben. Palpation und Perkussion Palpation und Perkussion lassen sich nicht unbedingt komplett vom Sehen trennen: Die Halsvenen-Stauung, der positive Jugularispuls, die Beinödeme, der Aszites lassen sich nicht nur sehen, sondern auch tasten. Hinzu kommen noch die Beurteilung des Herzspitzenstoßes bei den verschiedenen zu einer HI führenden Vitien bzw. das Sehen und Palpieren eines paradox pulsierenden Zentrums als Folge eines (infarktbedingten) Vorderwand-Aneurysmas. Abb. 4: Auskultationspunkte des Herzens a) Bei der Palpation des Herzspitzenstoßes findet sich dieser normalerweise im fünften Interkostalraum (ICR) links innerhalb der Medioclavicular-Linie (MCL). Er kann palpabel sein oder nicht, vor allem bei einer Mitralstenose und wenn er hinter einer Rippe zu liegen kommt. Ist er palpabel, kann er nach links lateral verlagert sein, also in Richtung Axillarlinie. Ursache ist häufig eine Vergrößerung des Herzens, wobei bei der Palpation keine Aussage getroffen werden kann, ob es sich dabei um den linken oder rechten Ventrikel oder um eine andere Struktur (z.b. Perikarderguss) handelt. b) Positiver Lebervenen-Puls Eine Trikuspidal-Insuffizienz, etwa bei einer Rechts-HI, führt nicht nur zum Pulsieren der Jugularis, sondern wird auch in die gestaute Leber fortgeleitet, was beim Auflegen der Hand auf die Leber als Pulsieren verspürt wird. c) Ein positiver Traubescher-Handgriff Das Auflegen des Handballens auf das untere Sternum, der pulssynchron weggedrückt wird, gilt als Ausdruck eines vergrößerten und volumsbelasteten rechten Ventrikels, wie er bei der HI, aber auch bei verschiedenen, das rechte Herz belastenden Vitien vorkommt. d) Die Perkussion wurde fast völlig vom Thorax-Röntgen bzw. von der Echokardiographie abgelöst. Nur dort, wo diese Methoden nicht bettseitig oder rasch zu Verfügung stehen, hat sie sich als grundlegende und einfache diagnostische Methode, in der man jedoch geübt und erfahren sein sollte, erhalten. Die Perkussion ist halt an jedem Krankenbett und an fast jedem Ort ohne weitere Hilfsmittel anwendbar. Sie erlaubt uns, relativ genau die Herzgrenzen festzustellen und bei entsprechenden Kenntnissen Rückschlüsse auf die sich dahinter verbergenden nach N. Jagic 1 = Herzspitze (5. intercostalraum links mcl); 2 = ErBscher Punkt (3. intercostalraum links parasternal); 3 = trikuspidal-klappe (5. intercostalraum über dem Sternum); 4 = Pulmonal-Klappe (2. intercostalraum links parasternal); 5 = Aorten-Klappe (2. intercostalraum rechts parasternal). Strukturen zu ziehen. Übrigens sollte immer der Plessimeter- Finger, also der dem Körper aufliegende Finger parallel zur perkutierenden Struktur gehalten werden! Lungen-Lebergrenze: Diese ist am Oberrand der fünften Rippe zu erwarten und dient der Abschätzung eines eventuellen Zwerchfell- Hochstands. Das rechte Gefäßband liegt im 2. ICR rechts, der sich normalerweise parasternal befindet. Ist er verbreitert, so können sich dahinter die Aorta ascendens, aber auch die A. pulmonalis als randbildende, kardiale Strukturen verbergen. Rechter Herzrand im 3. und 4. ICR rechts parasternal: Bei einer Verbreiterung befindet sich niemals der rechte Ventrikel dahinter, denn dieser liegt auf dem Zwerchfell und verlagert bei einer Vergrößerung den linken Herzrand nach lateral. (Außerdem ist der Traubesche Handgriff positiv.) Eine Verbreiterung des rechten Gefäßbandes weist entweder auf einen vergrößerten rechten oder linken Vorhof hin. Rechts erscheint plausibel. Aber wieso der linke Vorhof? Dieser breitet sich z.b. bei einem Mitralivitium, nach dorsal aus und verlagert daher den Ösophagus in Richtung Wirbelsäule er dellt also den Ösophagus im seitlichen Thoraxröntgen beim Kontrastmittelschluck ein. Eine Vergrößerung des linken Vorhofs führt perkutorisch zu einer Verstreichung der Herztaille links (s.u.). Schließlich rotiert der linke Vorhof bei weiterer Zunahme der Vergrößerung nach rechts und wird somit rechts randbildend. Im Thorax-Röntgen entspricht dies einer Doppelkontur des rechten Herzrandes. Somit wird eine Verbreiterung des rechten Herzrandes üblicherweise entweder durch eine Vergrößerung des rechten oder linken Vorhofs verursacht. Gefäßband links, ähnlich dem Gefäßband rechts (2. ICR links): Dahinter sich verbergende Strukturen sind der Aortenbogen oder/ und die A. pulmonalis. Herztaille (3. ICR links): Diese kann erhalten ( aortale Konfiguration) oder verstrichen ( mitrale Konfiguration) sein. Letzteres entsteht normalerweise durch einen vergrößerten linken Vorhof. Linker Herzrand: Er zieht sich im vierten und fünften ICR links Richtung Herzspitze, also zur MCL. Hinter einer Verlagerung nach links in Richtung Axillarlinie kann sich sowohl eine Vergrößerung des linken Ventrikels (häufiger), aber auch des rechten Ventrikels verbergen, wobei Letzterer dann den linken Ventrikel nach links lateral wegdrückt und anhebt. Die Perkussion des Herzens ist zur groben Orientierung am Krankenbett eine nach wie

6 Ärzte Woche vor nicht zu unterschätzende einfache, praktische und vor allem auch billige Methode, deren kurzer Zeitaufwand sich beim geschulten Kliniker im Vergleich zum Nutzen immer bezahlt macht. Abb. 5: typische Auskultationsbefunde bei Auskultation des Herzens bei Nachdem bereits im Altertum Hippokrates den Wert der Auskultation erkannt hatte und anwandte, führte 1816 Laennec die heute noch übliche Auskultation mit dem Stethoskop ein. Sie wurde durch verschiedene Methoden, vor allem durch bildgebende Verfahren, weitgehend ersetzt, ist aber dennoch ähnlich der Perkussion ein für den Kliniker am Krankenbett unersetzliches einfaches diagnostisches Werkzeug. Bekanntlich werden über den typischen fünf Auskultationspunkten, die in der von Jagic angegebenen Reihenfolge auskultiert werden sollten, (Abbildung 4) die Herztöne, eventuelle Extratöne und allfällige Herzgeräusche beurteilt. Aus der Synopsis von Anamnese, Perkussion und Auskultation lassen sich bereits Rückschlüsse auf eine eventuell zugrunde liegende Herzerkrankung (Kardiomyopathie, Vitium etc.) und deren hämodynamische Relevanz ziehen, sodass die übrigen Hilfsmethoden anschließend mit gezielteren Fragestellungen eingesetzt werden können. Herztöne (Abbildung 5): --Der erste Herzton (S ) wird über der Herzspitze beurteilt. Da er ein Muskelanspan- 1 nungston ist, wird er bei einem myogenen Prozess, etwa einer HI, leise. Die HI ist allerdings nicht die ausschließliche Ursache für einen abgeschwächten, leisen S 1. --Der zweite Herzton ist ein Klappenschluss- Ton, der aus zwei Komponenten besteht, einer aortalen (A 2 ) über dem Auskultationspunkt der Aortenklappe und einer pulmonalen Komponente (P 2 ). Letztere wird naturgemäß über der Pulmonalklappe (Abbildung 4) beurteilt. Da der Druck im kleinen Kreislauf üblicherweise niedriger ist als im großen, schließt die Pulmonalklappe nicht so heftig wie die Aortenklappe und ist auskultatorisch verglichen mit dem A 2 deutlich leiser vernehmbar. Steigt jedoch der Druck in der Pulmonalis, wie dies im Verlauf einer HI vorkommt, so wird der P 2 auskultatorisch lauter, akzentuiert, gleich laut wie der A 2, eventuell sogar lauter als jener. Der akzentuierte P 2 ist im Rahmen einer HI Ausdruck einer pulmonalen Hy- Die Höhe der die töne symbolisierenden Striche weist auf die Lautstärke hin, die Strichstärke auf die Frequenz: Dickerer Strich = niederfrequent. S 1 = erster Herzton; A 2 = aortale Komponente des zweiten Herztones; P 2 = pulmonale Komponente des zweiten Ht; S 3 = dritter, protodiastolischer, niederfrequenter Herzton; S 4 = vierter, durch die Kontraktion des Vorhofs entstehender präsystolischer Extraton. Auskultationspunkte siehe Abbildung 4. Abb. 6: Diagnose-Algorithmus bei chronischer Verdacht auf HI (klinische Zeichen) Nachweis einer Herzerkrankung (EKG, CP-Rö, NT-BNP) Tests pathologisch Imaging (Echo, Tc, MRI) Tests patholog. Beurteilen Ätiologie, Schweregrad Art der kard. Dysfunktion Therapie Auswahl Aktuelle Guidelines der European Society of Cardiology. Verdacht auf HI (Symptome und klinische Zeichen) Tests normal unwahrscheinlich Tests normal unwahrscheinlich Weitergehende Diagnostik: Koronar-Angiographie, etc.

7 pertension, die echokardiographisch nichtinvasiv bzw. invasiv mittels Herzkatheter quantifiziert werden kann. Extratöne bei HI sind der dritte und der vierte Herzton, beide selten, der dritte noch etwas häufiger zu hören. --Der dritte Herzton kommt schon physiologisch bei Kindern und Jugendlichen vor. Im späteren Alter weist er auf eine HI hin. Er entsteht durch das Auftreffen des Bluteinstromes aus den Vorhöfen, vor allem dem linken, auf ein sich noch im Ventrikel befindliches Restvolumen in der Protodiastole, also kurz nach dem Öffnen der Mitralklappe bzw. der Trikuspidalklappe (Abbildung 5). Er wird üblicherweise bei einer HI über dem ERBschen Punkt bei gleichzeitigem Atemanhalten des Patienten als leiser, niederfrequenter, protodiastolischer Extraton auskultiert ( S 3 -Galopp ). Ein dritter Herzton weist hinsichtlich einer HI eine Sensitivität von 31 Prozent, hingegen eine Spezifität von 95 Prozent und einen positiven prädiktiven Wert von 61 Prozent auf. --Der vierte Herzton entsteht dadurch, dass am Ende der Diastole, also in der Präsystole, die VH-Kontraktion noch ein Restvolumen durch die Mitralklappe presst. Er tritt daher naturgemäß nur bei Sinus-Rhythmus auf. --Fallen im Rahmen eines tachykarden Rhythmus beide Töne zusammen, also der protodiastolische dritte mit dem präsystolischen vierten Herzton, spricht man vom sog. Summations-Galopp. Herzgeräusche bei HI ( Abbildung 5) --Im wesentlichen, wenn nicht ein anderes Vitium vorliegt, das selbst zur HI führt, kommt es durch die Volumen-Überladung des linken und die Drucküberladung des rechten Ventrikels (bei einer pulmonalen Hypertension) zu einer Dehnung der AV- Klappenringe und somit im Weiteren zu einer Mitral- bzw. Trikuspidal-Insuffizienz. Beide machen hochfrequente, proto-mesobis holosystolische Geräusche. Das Punktum maximum der häufiger vorkommenden und auch leichter auszukultierenden Mitralinsuffizienz liegt über der Herzspitze und strahlt nach links aus: In linker Seitenlage wird das Geräusch lauter. Die Form ist meist bandförmig oder decrescendoartig. Das Punctum maximum der Trikuspialinsuffizienz befindet sich hingegen über dem Sternum in Höhe des 5. ICR. Die Lautstärke nimmt bei In spiration als Phänomen des rechten Herzens zu. Naturgemäß finden sich bei einer signifikanten Trikuspialinsuffizienz auch noch andere klinische, für dieses Vitium typische Zeichen, wie der positive Jugular-Venen- Puls oder ein positiver Leberpuls. Bei Vorliegen einer Mitral- bzw. Trikuspidal-Insuffizienz stellt sich immer die Frage, ob ein primäres Vitium cordis vorliegt, welches zur HI geführt hat, oder ob die Klappeninsuffizienz Folge der HI ist. Die echokardiographische Untersuchung ist für diese Differenzierung unersetzlich geworden. Die den Patienten zum Arzt führenden Symptome, die ergänzende Anamnese und die klinisch-physikalische Krankenuntersuchung sind nach wie vor Voraussetzung zum gezielten und ökonomischen Einsatz aller weiteren kostenintensiven, diagnostischen Möglichkeiten, wie Labor (BNP), Thoraxröntgen, nicht-invasive und invasive Imaging Methoden (Echo, MR etc.). Darauf baut auch der Diagnose-Algorithmus der European Society auf (Abbildung 6). n Ve r fa sse r: Pr i m. Pro f. Dr. He i n z We be r, SMZ-Ost, Donauspital Wien Lecture Board: Pr i m. Do z. Dr. Jo a c h i m Ness e r, Krankenhaus der Elisabethinen Linz; Pr i m. Do z. Dr. An d r e a Po d c z e c k-sch w e i g h o f e r, Kaiser-Franz-Josef-Spital Wien; Pr i m. Pro f. Dr. Fr a n z We i d i n g e r, Krankenanstalt Rudolfsstiftung Wien Re d a k t i o n: Raoul Mazhar Herausgeber: SMZ Ost Donauspital, 1. Medizinische Abteilung