Smart Tourism Share Economy in der Tourismuswirtschaft

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Transkript:

1 Smart Tourism Share Economy in der Tourismuswirtschaft Martin Linne, ITD-VERLAG 2013 Smart Tourism Share Economy in der Tourismuswirtschaft Dr. Martin Linne IMPRESSUM Linne, M. 2013: Smart Tourism Share Economy in der Tourismuswirtschaft ITD-VERLAG 2013, Elmshorn Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. INHALTSVERZEICHNIS 1 Geteiltes Leid ist halbes Leid? - Einführung... 2 2 Share Economy Entwicklung... 2 3 Share Economy Strukturen... 3 4 Share Economy im Tourismus: Smart Tourism... 4 4.1 Erscheinungsformen... 4 4.1.1 Geteilte Meinung Bewertungsportale, Weblogs und Twitter... 4 4.1.2 Geteilte Stimmung Urlaubsbekanntschaften und Gruppenreisen... 5 4.1.3 Geteiltes Dach Das eigene Ferien- oder Wochenendhaus... 5 4.1.4 Geteiltes Bett Couchsurfing... 6 4.1.5 Zwischenfazit... 7 4.2 Grenzen... 7 5 Fazit... 8 5.1 Das share economy Paradoxon... 8 5.2 Tourismus ist share economy... 8 5.3 Tourismus braucht share economy... 9 6 Quellen... 10 ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb. 1: Share economy Grundlegende Struktur... 4 Abb. 2: Buchungen über airbnb.com 2008-2012... 6 Abb. 3: Innovation Smart Tourism (ST)... 7 SHARE SCIENCE Diese Analyse steht kostenlos auf www.tourismusliteratur.de zum Download bereit geteiltes Wissen. Eine ausführlichere Version mit konkreten Produktmöglichkeiten gibt es ab ca. Mai 2013 auf www.tourismus-fachwissen.de. DER AUTOR Martin Linne war bis 2012 Professor für Tourismuswirtschaft. Nach 10 Jahren in der Lehre an verschiedenen Hochschulen und in verschiedenen Positionen hat er sich 2013 aus der Lehre zurückgezogen, um sich wieder der Forschung zuwenden zu können. Er gründete die Gesellschaft für TourismusForschung (www.gftf.de). Die Gesellschaft betreibt u. a. die Portale www.tourismusliteratur.de, www.wein-undtourismus.de und www.tourismus-fachwissen.de. Über die Portale sollten Forschungsergebnisse verbreitet geteilt werden.

2 Smart Tourism Share Economy in der Tourismuswirtschaft Martin Linne, ITD-VERLAG 2013 1 GETEILTES LEID IST HALBES LEID? - EINFÜHRUNG 2013 ein neues Thema fasziniert das Land. Share economy wird, durch die Cebit initiiert 1, von der Presse begeistert aufgegriffen. Der neue Trend, die Zukunft des Konsums, weg vom Kapitalismus des Überflusses, das sind einige Thesen, mit denen das Thema des gemeinschaftlichen Konsums aufgegriffen wird. Der Stern titelt in seiner 10. Ausgabe: meins deins unsers Teilen ist das neue Haben. 2 Ist das eine Chance für den Tourismus? Lassen sich touristische Produkte überhaupt teilen und wenn ja, wie? Oder ist Teilen gar nichts Neues, sondern etwas selbstverständliches im Tourismus? Es könnte ein Ansatz sein, mit der Unzufriedenheit über schlechte Leistungen fertig zu werden. Wir leben manchmal immer noch in einer Servicewüste. Der Kunde stört bei der Arbeit, will stets beraten werden und verlangt nach Extrawürsten. Geteiltes Leid ist schließlich halbes Leid. Lässt sich das Reisen so besser ertragen? Nein, das war zu zynisch. So schlimm ist es schließlich nicht (mehr!). Mit diesem Beitrag soll eine erste theoretische Analyse vorgenommen werden, ob es sinnvolle Möglichkeiten gibt, die Ansätze der share economy auf eine professionalisierte Produktentwicklung im Tourismus zu übertragen. Der Grundgedanke einer besseren Auslastung starrer Kapazitäten treibt die Branche um. Yield Management ist ein möglicher Ansatz. 3 Lassen sich mit gemeinschaftlichem Konsum weitere Kapazitäten auslasten? Diese Fragen sind abschließend nur mit primärstatistischen Verfahren zu beantworten. Hier geht es um eine erste, grobe Einschätzung der Möglichkeiten, um eine deduktive Entwicklung von möglichen Ansätzen, 4 um der weiteren Forschung einen möglichen Rahmen aufzuzeigen. Nach dieser Einleitung folgt ein Überblick über die bisherige Entwicklung und eine Einordnung der share economy. Der dritte Abschnitt soll zeigen, welche Ansätze es derzeit im Tourismus gibt und welche Grenzen zu beachten sind. Im vierten Teil werden theoretisch mögliche Ansätze einer Produktentwicklung und Grenzen im Tourismus vorgestellt. Diese Analyse endet im fünften Teil mit drei Thesen zum Einsatz von share economy Instrumenten in der Tourismuswirtschaft. 2 SHARE ECONOMY ENTWICK- LUNG Ist share economy etwas gänzlich Neues? Gemeinschaftliche Nutzungen sind nicht grundsätzlich neu. Wir kennen Beispiele aus dem Wohnungsbau Wohnungsbaugenossenschaften aus der Landwirtschaft Maschinenringe aus dem Sport der Tennisverein. Vereine, Genossenschaften, BGB-Gesellschaften sind altbekannte Formen, Güter und Besitz zu teilen und gemeinschaftlich zu nutzen. Das ist nichts Neues und damit ist der neue Trend auch nicht richtig beschrieben. Waschsalons, Leihbüchereien oder Secondhandläden 5 treffen den Ansatz schon etwas besser. Hier liegt eine Geschäftsidee zugrunde, Kapazitäten, z. B. von Waschmaschinen, besser auszulasten und anderen Nutzern eine wirtschaftlich sinnvolle, weil günstigere, Alternative zum Privatbesitz oder zum Neukauf zu geben. Solche Angebote können privat (Mitfahrzentrale), privatwirtschaftlich (Waschsalon), öffentlich (Leihbücherei) oder über Non-Profit-Organisationen (Soziallkaufhaus) angeboten und finanziert werden. Auch das ist nicht neu; aber auch das ist noch nicht share economy, wie es derzeit verstanden wird. Der Ausgangspunkt der neuen share economy ist das Internet. 6 1984 hat bereits Martin L. Weitzmann die neuen Möglichkeiten des Teilens und Tauschens via Internet erörtert. 7 In der Tat bietet das Internet stets Möglichkeiten an, Informationen zu teilen. Die Buttons, Zeitungsartikel, Bilder oder Produkte weiter zu empfehlen, werden z. B. mit share bzw. teilen bezeichnet. Doch erst mit der Entwicklung der Smartphones und der Tablet PC s erlebt das sharing einen neuen, äußerst dynamischen 8 Entwicklungsschub. Diese technischen Innovationen haben dazu geführt, dass der Konsument ständig online ist und das Internet stets bei sich hat. Ein mühsames Einschalten und Hochfahren der Rechner entfällt, Barrieren sind gewichen, Dämme gebrochen. Das Netz ist immer und nahezu überall zugänglich geworden. Erst so können Informationen schnell übermit- 1 2 3 O. V. 2013, o. S. Stern Nr. 10, 2103. Vgl. für das Hotelmanagement z. B. Gardini 2004, 339f. 4 Linne 2008, 2f. 5 6 7 8 Hauser/ Hirsch 2013, 37. O. V. 2013, o. S. Weitzmann 1984, zit. in o. V. 2013, o. S. Ratzesberger 2012, o. S.

3 Smart Tourism Share Economy in der Tourismuswirtschaft Martin Linne, ITD-VERLAG 2013 telt und abgerufen werden. Erst so ist es möglich, einen PKW individuell zu teilen. Der Wagen kann abgestellt werden, wo es einem Nutzer passt und ein anderer Nutzer kann ihn genau dort abholen. Das schnelle Informationsmanagement, das dieser individualisierte Prozess erfordert, ist mit dem Immer-Und-Überall-Netz erst möglich geworden. Erst so konnten Stadtautos oder Stadteilautos ein rentables Dasein aufbauen. 9 Share economy geht aber noch einen Schritt weiter als Unternehmen, die ihre Geschäftsidee auf der zeitlich befristeten Vermietung aufbauen. Share economy kann jeder. Jeder teilt mit jedem. Ich habe ein Boot, das ich nicht ständig alleine nutzen kann, also teile ich es. Das ist im Übrigen keine Innovation. 10 Schon oft hat es Kleinstfirmengründungen gegeben, um das eigene Boot durch die Vermietung finanzieren zu können. Ich suche für eine Reise nach Berlin eine Unterkunft, also teile ich sie mit jemandem, der ein Zimmer und ein Bett frei hat. Diese Idee stammt aus Kalifornien. Im Jahr 2007 wurde airbnb gegründet. Ein Portal in dem Luftmatratze mit Frühstück gebucht werden konnte. 11 3 SHARE ECONOMY STRUKTUREN Wie funktioniert nun share economy genau. Internet und mobile Endgeräte bilden den Rahmen, die technische Grundvoraussetzung. 12 Ohne zeitnahe und indivi- 9 10 11 12 Hauser/ Hirsch 2013, 42. Linne 2008, 135. Hauser/ Hirsch 2013, 36. Bundesdruckerei 2013. O. S. duelle Informationsübermittlung funktioniert dieser smarte Konsum nicht. Share economy besteht aus drei wesentlichen Akteuren. Im Gegensatz zur klassischen Ökonomie ist es ein Akteur mehr als nur Anbieter und Nachfrager, die auf dem Markt als realem oder virtuellem Schauplatz miteinander agieren. Bei der share economy ist der klassische Markt institutionalisiert in Form eines Protalbetreibers. Hier entsteht die (Geschäfts-)Idee, bestimmte Kapazitäten durch Teilen besser auszulasten. Der Portalbetreiber ist kein Händler oder kein Agent. Er nutzt technische Möglichkeiten, um seine (Geschäfts-)Idee virtuell umzusetzen. Das kann heute nahezu jeder mit etwas mehr als grundlegenden Softwarekenntnissen. Dieses Portal basiert darauf, Interessen von sharing- Gebern und sharing-nehmern zu verbinden. Das sind im Grunde die klassischen Nachfrager und Anbieter im Marktmodell. Selbstverständlich sind Überschneidungen zwischen dem Portalbetreiber und Gebern bzw. Nehmern nicht selten, sie sind aber nicht zwingend erforderlich. Share economy funktioniert in zwei Richtungen. Der Austauschprozess kann vom sharing-geber angestoßen sein. Er will z. B. seine Wohnung während eines Urlaubsaufenthalts nicht ungenutzt lassen und Teile seiner Urlaubskosten bzw. seine überflüssig gezahlte Miete kompensieren. Der sharing-geber bietet also seine überschüssige Kapazität in einem passenden Portal an. Der Prozess kann aber ebenso gut vom sharing-nehmer initiiert werden. Dieser sucht z. B. für einen spontanen Bedarf ein Auto. Diesen Bedarf kann er über eine Leihwagenfirma decken oder eben über ein sharing- Portal, in dem Privatpersonen Ihren PKW eingestellt haben. Das Wesen der share economy beruht auf Spontanität, teilweise persönlichem Kontakt und Vertrauen 13. Da z. B. beim PKW-Teilen nicht zwangsläufig eine Leihwagenfirma hinter dem Angebot steht, ist der sharing- Geber darauf angewiesen, dem sharing-nehmer zu vertrauen, sein Eigentum angemessen zu nutzen und sauber wieder abzugeben. Umgekehrt erwartet der sharing-nehmer z. B. ein sauberes Fahrzeug oder ein Fahrrad ohne platten Reifen vorzufinden, wenn er es über das sharing-portal reserviert hat. Dieses Vertrauen scheint bei den Nehmern und Gebern einer neuen Konsumkultur zu entsprechen. 14 Hauptzielgruppe sind momentan die 14 bis 29-Jährigen. 15 Diese Gruppe scheint von dem Grundansatz abzuweichen, dass Eigentum, also eigener Besitz, zwingende Voraussetzung für Wohlstand ist. 16 Das entspricht einer Grundhaltung, dem überhitzten Kapitalismus durch Konsumveränderung einen Riegel vorschieben zu wollen. 17 Statussymbole des Konsums werden anders definiert. Das Auto hat als Statussymbol gegenüber Smartphones schon im Jahr 2011 seinen Stellenwert eingebüßt. 18 Etablierte Strukturen scheinen sich tatsächlich zu verändern. 13 14 15 16 17 18 Hauser/ Hirsch 2013, 43. Hauser/ Hirsch 2013, 43; Ratzesberger 2012, o. S. Ratzesberger, 2012, o. S. Vgl. dazu: Von Thadden 2013, o. S. Von Thadden 2013, o. S. O. V. 2011, o. S.

4 Smart Tourism Share Economy in der Tourismuswirtschaft Martin Linne, ITD-VERLAG 2013 ABB. 1: Quelle: SHARE ECONOMY GRUNDLEGENDE STRUK- TUR eigene Abbildung. Diese Zielgruppe ist vermutlich durch eine ausgeprägte Sozialorientierung gekennzeichnet. 19 Oft spielt auch der persönliche Kontakt beim Tauschen oder das Kennenlernen neuer Menschen eine möglicherweise ausschlaggebende Rolle für die Entscheidung zu dieser kooperativen Konsumform. Manchmal stellt auch das Schnäppchenjagen ein wichtiges Motiv dar. 4 SHARE ECONOMY IM TOURIS- MUS: SMART TOURISM Gilt das auch im Tourismus? Funktioniert hier ebenfalls der sharing-gedanke? Auch im Tourismus sind stetige Veränderungen im Reiseverhalten zu beobach- 19 sharing-nehmer Hauser/ Hirsch 2013, 43. Internet und mobile Endgeräte bilden den Rahmen Angebotsportal Portalbetreiber Suchportal ten. Individueller und bequemer sollen die Reisen z. B. künftig gebucht werden können. 20 Dynamische Buchungsmaschinen sollten diesen Trend unterstützen. 21 sharing-geber Warum sollte sich also keine Sozialisierung des touristischen Konsums einstellen, zumal bereits einige Beispiele dafür bekannt sind. Schottische Tourismusforscher, wie Jon Oberlander und Alan Settery, leiten über eine geänderte Bedürfnisstruktur neue Anforderungen an die Produktgestaltung und den Vertrieb ab. Sie bestimmten drei Schlüsselbedürfnisse, die neue Anforderungen im Sinne eines smart tourism erfordern. Reisen sollen persönlicher und spontaner buchbar sein, und das erfordert den Einsatz neuer Medien. Key common needs identified are: 22 20 21 22 Personalisation: Improve how visitors navigate the city/country and volume of events/ sites and associated information overload. Elastic demand and greening: Make available more resources as efficiently as possible during times of peak demand. Festivals and sporting events ranging from the Edinburgh Festival Fringe to T in the Park to the Commonwealth Games generate enormous spikes in Dreyer 2009, 18f. Vgl. Markus 2007. http://www.smarttourism.org/, Aufruf am 08.03.2013. demand for services (ticket booking, accommodation, food, transport, healthcare). New channels, new content: New digital channels are needed for sharing performance and cultural content, and new born digital content can be created here. Remote audiences need better access to places, performances and events in Scotland, thereby increasing access, audiences and brand awareness. Diese Anforderungen decken sich überwiegend mit den im Wesen der share economy dargestellten Merkmalen Spontanität, teilweise persönlichem Kontakt und Vertrauen. 23 Die bisher beobachtbaren Erscheinungsformen deuten an, dass es diesen smart tourism zu geben scheint. Das Angebot ist beachtlich. Ob sich daraus auch für den Tourismus ein Trend ableiten lässt, kann derzeit noch nicht abschließend beurteilt werden. 4.1 ERSCHEINUNGSFORMEN 4.1.1 GETEILTE MEINUNG BEWERTUNGS- PORTALE, WEBLOGS UND TWITTER Bewertungsportale sind schon seit knapp 10 Jahren im Internet zu finden. Sie sind Online-Plattformen, um Meinungen zu und Erfahrungen mit bestimmen Produkten zu schildern 24 und damit auch mit anderen zu teilen. Der erste Weblog wurde 1997 von Jorn Barger entwickelt. 25 Der Begriff steht für Logbuch im Internet. Web 23 24 25 Vgl. Kap. 3 Share Economy Strukturen auf S. 3. Bastian et al. 2009, 90. Bastian et al. 2009, 83.

5 Smart Tourism Share Economy in der Tourismuswirtschaft Martin Linne, ITD-VERLAG 2013 = World Wide Web und Log = Logbuch. 26 Blogs werden überwiegend von Einzelpersonen geschrieben, die ihre Erfahrungen aus ihrer persönlichen Perspektive erläutern. 27 Blogs erfreuen sich großer Beliebtheit. Ein Eintrag in eine Suchmaschine bringt schnell viele hunderttausend Treffer zum Stichwort Reiseblog. 28 Blogs sind einfach zu schreiben. Die Software- Angebote können heute als etabliert betrachtet werden. Dasselbe gilt für das Twittern bzw. Micro-Blogging 29. Seit ca. 2009 zwitschert es unablässig. 59 Mio. Einträge brachte eine google-suche binnen 0,23 Sekunden zu den Stichworten reise und twitter zutage. 30 Interessant ist in diesem Zusammenhang eine kleine Parallele. Twittern ist auf 140 Zeichen begrenzt. 31 So ähnlich war es auch im Jahr 1869, als in Österreich die erste Correspondenz-Karte eingeführt wurde. Es durften maximal 20 Worte geschrieben werden. 32 Es hat sich herausgestellt, dass dieser Mitteilungsbedarf keine einseitige Kommunikation ist. Die Informationen werden tatsächlich geteilt, d. h. von anderen genutzt. So haben viele Studien belegt, dass diese geteilte Meinung in Form von Erfahrungsberichten (z. B. Weblogs) oder Urteilen (Bewertungsportalen) intensiver genutzt und 26 27 28 29 30 31 32 Conrady, 2010, 432. Bastian et al. 2009, 83. Test am 09.03.2013 auf google.de: 1,23 Mio. Treffer in 0,09 Sekunden. Conrady 2012, 433. Test am 09.03.2013 auf google.de. Conrady 2010, 433. http://austria-forum.org/af/heimatlexikon/ Korrespondenzkarte, Aufruf am 09.03.2013. als vertrauenswürdiger beurteilt werden, als z. B. die Angaben der Leistungsanbieter selbst. 33 4.1.2 GETEILTE STIMMUNG URLAUBSBE- KANNTSCHAFTEN UND GRUPPENREISEN Ist die gute alte Urlaubsbekanntschaft ist überholt? Für viele Menschen war es wichtig, auf Reisen neue Menschen kennenzulernen. 34 Diese Treffen geschahen ursprünglich jedoch eher zufällig. Man traf sich im Flieger, im Hotel oder in der Bar und es entwickelte sich oft eine über die Reise anhaltende Bekanntschaft oder sogar Freundschaft. Die Technik ermöglicht heute ein gezieltes Suchen nach Freunden, an bestimmten Orten oder ein Suchen 35 nach potenziellen Mitreisenden. Portale wie WAYN.com, die es ermöglichen, Freunde gezielt an fremden Aufenthaltsorten zu finden, 36 verfügen heute weltweit über 21,5 Mio. Mitglieder. 37 Auf TRAV- BUDDY haben die Nutzer sogar die Möglichkeit, über zufällige Kontakte bis hin zur organisierten Gruppenreise ein breites Spektrum an geteilten Reiseerfahrungen und Urlaubsstimmungen zu generieren. 38 Nicht umsonst hat TRAVBUDDY den Slogan: meet travelers. share advice. 39 Das waren einige Beispiele, wie geteilte Meinungen und Stimmungen im Tourismus millionenfach prakti- 33 34 35 36 37 38 39 Lassnig, 2009, 14. Linne 2008, 26. Lassnig 2009, 14. Lassnig 2009, 14. http://www.wayn.com/waynsplash.html#wall, Aufruf am 09.03.2013. Lassnig 2009, 14f. http://www.travbuddy.com/, Aufruf am 09.03.2013. ziert werden. Diese Faktoren haben Einfluss auf das Reiseverhalten, die Suche von Reisezielen und die Auswahl verschiedener Leistungsträger. Geschickte Anbieter greifen diese Entwicklung auf und binden z. B. die Ergebnisse der Bewertungsportale in ihre eigenen Internetaktivitäten ein; denn der Gast macht es sowieso. Eine Blockade führt geradewegs aus dem Markt heraus und nicht hinein. 4.1.3 GETEILTES DACH DAS EIGENE FERI- EN- ODER WOCHENENDHAUS Zurzeit flüchten viele Kapitalanleger aus Angst vor einer Inflation in die Zweitimmobilie. Auch hier wird die Stimmung von den Medien aufgegriffen. Selbst das Handelsblatt spricht von Betongold. 40 Am beliebtesten ist die Anlageform in Deutschland (53%) gefolgt von Spanien (11%). 41 Doch was soll mit der Immobilie geschehen, wenn man sie selbst nur eine bestimmte Zeit nutzen kann? Das ist keine neue Frage keine Frage, die sich erst seit der Entwicklung einer share economy stellt. Vor der Problem ungenutzter, langfristig gebundener Mittel stehen die Zweithausbesitzer schon seit vielen Jahren. Viele investieren in ein Objekt und lassen es dann über Firmen betreiben und vermieten. So finanzieren sich die Häuser besser. Das Problem dabei ist, dass der Eigentümer selbst nur sehr eingeschränkt das eigene Haus nutzen kann. 40 41 O. V. 2012, o. S. O. V. 2012, o. S.

6 Smart Tourism Share Economy in der Tourismuswirtschaft Martin Linne, ITD-VERLAG 2013 Die Lösung für viele Ferienhausbesitzer brachte Kerstin Führer im Jahr 1997. Sie hatte schon vor dem Internetboom die Idee, privaten Vermietern ihres Ferienhauses oder ihrer Ferienwohnung eine Plattform zur einfacheren Vermietung über das Internet zu bieten. Im ersten vollen Geschäftsjahr verbuchte das Unternehmen 2.395 Kunden. Im Jahr darauf schon 35.000. Nach 15 Jahren werden 550.000 Ferienhäuser und -wohnungen vermarktet. 1,5 Millionen deutschsprachige Urlauber suchen pro Monat auf den Internetseiten von FEWO- DIREKT. 42 Jede Woche nimmt das Portal ca. 100 neue Objekte auf. 43 Mittlerweile richtet sich das Angebot nicht mehr nur an Privatvermieter. Es ist offen auch für Vermittler, Ferienhaus-Agenturen und Organisationen des Destinationsmanagements. 44 4.1.4 GETEILTES BETT COUCHSURFING Ein anderer Bereich der share economy im Tourismus hat sich zu einem echten Wirtschaftsfaktor entwickelt: das so genannte Couchsurfing. Die Entwicklung stammt aus San Francisco. Im Jahr 2007 hatten Joe Gebbia und Brian Chesky aus schlichter Geldnot die Idee, ihren Platz in ihrer Wohnen anderen Menschen anzubieten. 45 Mittlerweile sind über ihre Internetseite viele Milloionen Übernachtungen organisiert worden. Über 300.000 42 43 44 45 http://www.fewo-direkt.de/info/ueberuns, Aufruf am 09.03.2013. http://www.fewo-direkt.de/info/ueberuns/datenfakten, Aufruf am 09.03.2013. http://www.fewo-direkt.de/info/ueberuns/datenfakten, Aufruf am 09.03.2013. Hauser/ Hirsch 2013, 36; Kaczmarek 2011, o. S. Angebote befinden sich in der Datenbank. Die Nachfrage-Entwicklung verläuft exponentiell. 46 ABB. 2: BUCHUNGEN ÜBER AIRBNB.COM 2008-2012 Quelle: https://www.airbnb.com/annual/, Aufruf am 09.03.2013. Was in Amerika funktioniert lässt in Deutschland nicht lange auf sich warten. Im November 2010 gründete Stephan Uhrenbacher das Portal 9FLATS. Es ging im Februar 20111 online und verfügt im Jahr 2013 über 86.000 Unterkünfte und 40 Mitarbeiter. 47 Im März 2011 gründeten Arne Bleckwenn und Hinrich Dreiling das Portal WIMDU. In nur 2 Jahren beschäftigen die 46 47 https://www.airbnb.com/annual/, Aufruf am 09.03.2013. http://about.9flats.com/de/press/press-kit, Aufruf am 09.03.2013. Gründer über 250 Mitarbeiter und verfügen über 150.000 Angebote in mehr als 100 Ländern. 48 Allein in Berlin sollen über 6.000 Betten per Couchsurfing buchbar sein. 49 Nach einer aktuellen Umfrage soll jeder vierte Berliner dazu bereit sein, seine Wohnung mit anderen zu teilen. Jeder 17. Berliner hat angeblich schon einmal seine Wohnung mit Fremden geteilt. 50 Das kennt man sonst nur von Kirchentagen oder Sportveranstaltungen. Mittlerweile ist das Schlafen unter fremden Dächern professionalisiert worden. Doch völlig neu ist auch das Couchsurfing nicht. Die Tourismuswirtschaft beobachtet den so genannten grauen Beherbergungsmarkt seit langer Zeit. Umgangssprachlich wird dieser Teil des Tourismus als Sofatourismus, eben Couchsurfing, bezeichnet. Bereits im Jahr 2006 hat der Deutsche Tourismusverband erstmals eine genaue Untersuchung des Sofatourismus im Rahmen des Städtetourismus ermitteln können. 51 Die Angebote der share economy funktionieren übrigens in Großstädten deutlich besser als in schwächer besiedelten Räumen. 52 Als Einschränkung muss jedoch festgestellt werden, dass der Begriff grauer Beherbergungsmarkt ausschließlich für Verwandten- und Bekanntenbesuche 48 49 50 51 52 http://presse.wimdu.de/, Aufruf am 09.03.2013. Hauser/ Hirsch 2013, 36. http://media.9flats.com/about/9flats_press/eigene_ Wohnung_an_Touristen_vermieten.pdf, Aufruf am 09.03.2013. DTV 2006, 51. Hauser/ Hirsch 2013, 40.

7 Smart Tourism Share Economy in der Tourismuswirtschaft Martin Linne, ITD-VERLAG 2013 genutzt wird. 53 Für das Jahr 2004 konnte in den untersuchten Städten immerhin ein Anteil von 8% an den Übernachtungen ermittelt werden. 54 Es ist jedoch äußerst schwierig, in diesem grauen Bereich auf genaue Daten zurückzugreifen, da sich schon die Verwandtenund Bekanntenbesuche einer exakten statistischen Erfassung entziehen. 4.1.5 ZWISCHENFAZIT Die Marktentwicklung erinnert an den Hype der damals so genannten New Economy. Kommt auch hier der Hochmut vor dem Fall? Die vielen Beispiele zeigen, dass das Prinzip der share economy in der Tourismuswirtschaft schon seit vielen Jahren verwurzelt ist. Neuer ist zurzeit das Phänomen Couchsurfing, wobei auch dort die Wurzeln auf Kirchentage, Sportveranstaltungen oder Schüleraustausche zurückgehen und der Begriff des Sofatourismus bereits im deutschsprachigen Raum genutzt wird. Was ist also neu an der share economy im Tourismus? Wenig. Und doch so viel, dass tatsächlich etwas Neues entstanden zu sein scheint. Der Grundgedanke, Überkapazitäten besser auslasten zu wollen ist für die Tourismuswirtschaft nicht neu. Die Idee, das eigene Sofa Fremden für einen Kurzaufenthalt zur Verfügung zu stellen ist für Menschen in Städten nicht neu (Stichwort Kirchentag). Der Bedarf, preiswerte Unterkünfte zu suchen, ist auch keine Erfindung der share economy. 53 54 DTV 2006, 51. DTV 2006, 52. Zwei Aspekte erscheinen relevant, aber auch die sind, jeder für sich betrachtet, nicht neu. Da ist einerseits die rasante technische Entwicklung des Internet und der mobilen Endgeräte. 55 Andererseits ist die veränderte Grundeinstellung zu Konsum und Besitz zu beachten. Doch erst im Mix dieser drei Aspekte ergibt sich ein neues Bild der share economy: 1+1+1 ist in diesem Fall mehr als 3. ABB. 3: Quelle: INNOVATION SMART TOURISM (ST) eigene Abbildung. Ein Blick auf die Entwicklung lässt erkennen, dass die beschriebenen Beispiele auf einen sehr dynamisch wachsenden Markt hinweisen. Insofern kann von einem neuen Trend auch in der Tourismuswirtschaft gesprochen werden. Allerdings findet das Couchsurfing im so genannten grauen Markt statt. Die Konsumenten entziehen sich teilweise bewusst dem gewerblichen Über- 55 Kapazität Bedarf Idee Vgl. Abb. 1 auf S. 4. ST Technik Einstellung nachtungsbereich. Dennoch sind sie Gäste der Destinationen und tragen mit ihrem Konsum zur Steigerung der touristischen Primärumsätze bei. 4.2 GRENZEN Die Grenzen der share economy liegen zum Teil in der Struktur der Teilens. Es muss zunächst die Bereitschaft dazu vorhanden sein. Die scheint zumindest bei der momentan beobachteten Zielgruppe durchaus vorhanden zu sein. 56 Die Grenzen zeigen sich auch im Umgang mit den Tausch- besser Teil-Objekten. Wird die Bohrmaschine intakt zurückgegeben? Bleibt das Auto sauber? Was geschieht eigentlich mit den Erlösen, wenn eine Privatperson einmal z. B. 20 für eine vermietete Couch kassiert? Kann dabei eine Gewinnerzielungsabsicht unterstellt werden? Wird die Einnahme ordnungsgemäß versteuert? Wann wird die Bagatellgrenze überschritten? Oder fördert die share economy Schwarzarbeit bzw. das Entstehen von Schwarzgeld? Denken die sharing-geber darüber nach, dass sie unternehmerisch tätig werden? Hier scheint ein Graubereich zu entstehen - grey economy - der insbesondere vor der Verfolgung von Steuerhinterziehern und dem staatlichen Ankauf von Adressdateien interessant erscheint. Hier müsste der Staat nur die Datenbanken der Protalbetreiber einsehen, um festzustellen, welche Umsätze getätigt werden. In der Tourismuswirtschaft sind andere Grenzen festzustellen. Einen großen Bereich bildet der rechtliche Rahmen. Zunächst das Melderecht. Abgesehen von 56 Ratezsberger 2012, o. S; o. V. 2013, o. S.

8 Smart Tourism Share Economy in der Tourismuswirtschaft Martin Linne, ITD-VERLAG 2013 landesspezifischen Regelungen gilt zumindest für Ausländer die Pflicht, sich beim Leiter der Beherbergungsstätte auszuweisen, und der Leiter der Stätte ist verpflichtet, den ausländischen Gast auf seine Meldepflicht hinzuweisen und die erforderlichen Vordrucke vorzuhalten. 57 Geschieht das beim Couchsurfing? Ein weiterer Punkt ist das Mietrecht. Ist der sharing- Geber überhaupt berechtigt, seine Wohnung an dritte unter zu vermieten? Für den Wohnungseigentümer stellt das weniger ein Problem dar. Aber die Idee des Couchsurfing entstammte einer Situation, in der die Miete nicht mehr bezahlt werden konnte. Aus dem Mietrecht ergibt sich eine weitere Grenze. Durch die ständige Vermietung einer Mietwohnung an Touristen kann sich ein Mietmangel ergeben. Der beeinträchtigte Mieter muss den Mangel noch nicht einmal detailliert nachweisen. Es genügt grundsätzlich eine Beschreibung, aus der sich ergibt, um welche Art von Beeinträchtigungen es sich handelt. 58 Prädikatisierte Kurorte und Heilbäder sind berechtigt, vom Gast eine Kurabgabe zu erheben. 59 Diese Kurabgabe wird i. d. R. über die Unterkunft eingezogen und an die kommunale Stelle weitergeführt. Nimmt der Vermieter diese Funktion nicht wahr, dann ist der Gast dennoch verpflichtet, diese Abgabe zu entrichten. Er müsste sich dann an die Tourismus-Informationsstelle wenden, um seiner Pflicht nachzukommen. Das gilt übrigens ebenso für Kulturförderabgaben, Bettensteuern oder andere vergleichbare Potenzialabgaben. Couchsurfer können nicht den Schutz des Reiserechtes in Anspruch nehmen. 60 Sie agieren so gewissermaßen in einem reiserechtsfreien Raum. Auch der Verbraucherschutz greift i. d. R. nur bei Aktionen zwischen Privatpersonen und Unternehmen. 61 Ein weiterer Aspekt des Reiserechts tritt ein, wenn ein Portalbetreiber mehrere verschiedenartige Leistungen aufnimmt. Sollten diese zwei touristische Hauptleistungen darstellen, wird er automatisch zum Reiseveranstalter. 62 Der Anschein genügt, um in Sinne des Schutzes der Reisenden als Reiseveranstalter zu gelten. 63 Für die Vermietung von Ferienhäusern gelten noch strengere Bestimmungen. Hier reicht es aus, eine touristische Hauptleistung anzubieten, um qua Gesetz automatisch Reiseveranstalter zu werden. 64 Eine weitere Grenze könnte in der Verfügbarkeit der Offerten liegen. Da share economy überwiegend in Großstädten funktioniert, dürfte sich die Verbreitung eines smart tourism wohl auch weniger auf ländliche Räume und den Naturtourismus auswirken. 5 FAZIT 5.1 DAS SHARE ECONOMY PARADOXON Viele wollen sich gegen den als übertrieben wahrgenommenen Konsum und damit gegen einen ausufern- den Kapitalismus stellen. 65 Unterstellen wir einmal, dass sie sich zumindest moralisch antikapitalistisch verhalten wollen. Das ist eine der Triebfedern der share economy. Im Ergebnis wird damit das Grundprinzip des Marktes belebt: die optimale Allokation (Verteilung) der Waren, Güter und Dienstleistungen. Das sind die wesentlichen Eigenschaften und Effekte eines freien Markts, die sich unweigerlich ergeben. Schon Adam Smith sprach in seinem Werk "Der Wohlstand der Nationen" vor ca. 250 Jahren von der unsichtbaren Hand, die die Prozesse auf einem Markt regelt und zum Optimum führt. 66 Oder noch deutlicher: Einige wenige profitieren davon, dass sich viele Verbraucher vom Gefühl her gegen die ausufernden Marktstrukturen stellen. Ihre Geschäftsideen verkaufen sich gut. Aus Gründungen, die mit Risikokapital gefördert wurden, 67 entwickeln sich binnen weniger Jahre millionenschwere Unternehmen. Das ist beachtlich, und das ist legitim. In diesen Unternehmen im Idealfall bei diesem Unternehmern akkumuliert sich das Kapital, von dem die sharing-nehmer vermutlich am liebsten eine Gleichverteilung innerhalb der Gesellschaft wünschen. Das tatsächliche Ergebnis aber ist Kapitalismus pur, hervorgerufen aus möglicherweise antikapitalistischen Tendenzen ein echtes Paradoxon. 5.2 TOURISMUS IST SHARE ECONOMY Tourismus ist geteilter Konsum. Das ist share economy. 57 58 59 16 MRRG. Urteil vom 29. Februar 2012 VIII ZR 155/11. DTV/ DHV 2005. 60 61 62 63 64 651 a-m BGB. Ratzesberger 2012, o. S. 651 a-m BGB., 4-11BGB-InfoV; EG - Pauschalreise- Richtlinie Linne 2008, 177. Linne 2008, 178; Urteil vom29.06.1995 VII ZR 201/94. 65 66 67 Hauser/ Hirsch 2013, 42. Kurz 1996, 30. Hauser/ Hirsch 2013, 40.

9 Smart Tourism Share Economy in der Tourismuswirtschaft Martin Linne, ITD-VERLAG 2013 Ein überspitzes Beispiel: Ich möchte eine Kreuzfahrt machen, habe aber gerade keinen passenden Cruiseliner zur Hand also versuche ich, von einem sharing- Angebot zu profitieren. Umgekehrt geht das genauso. Ich habe ein Kreuzfahrtschiff und kann es allein aber nicht ganz optimal ausnutzen also versuche ich, es mit anderen zu teilen. Das geht auch mit Theatern, Musikveranstaltungen, schönen Orten, Stränden, Bergen, tiefen, blauen Seen, alten Schlössern und vielen anderen Dingen. Reiseangebote profitieren davon, dass sie gemeinschaftlich konsumiert werden. Ein leeres Hotel wird als schlecht empfunden. Gäste gehen nicht in ein Restaurant, wenn sie erkennen, dass sie der einzige Gast sind. Ein leerer Marktplatz oder eine leere Innenstadt werden als trostlos empfunden. 68 Das lässt sich auf die einfache Regel reduzieren: Wo Menschen sind, wollen Menschen sein. Der Mensch definiert sich über die Gemeinschaft und will im Urlaub oft - nicht immer - Gemeinschaft erleben. 69 Wir können uns im Tourismus dieser Gemeinschaft gar nicht entziehen. Die Gesellschaft begleitet Reisende auf Schritt und Tritt. Bei der Anreise, im Hotel, am Strand, überall sind andere Reisende. Davon gehen Impulse auf die Wahrnehmung der Reise als Ganzes aus, positiv wie auch negativ. 70 Selbst dann, wenn der Reisende gezielt die Ruhe, die Isolation und Einsamkeit zur Besinnung sucht, lässt sich diese Form des gemeinschaft- 68 69 70 Linne 2008a, 44. Linne 2008a, 54. Linne 2008, 41f. lichen und damit geteilten Konsums nicht ausschließen. 71 Bei vielen Leistungsanbietern im Tourismus, insbesondere in der Hotellerie oder bei Verkehrsträgern, besteht eine starre Kapazität. Ein Hotel mit 143 Zimmern kann kein 144. Zimmer vergeben, selbst wenn 20 Gäste danach fragen. Und wenn von diesen 143 Zimmern nur 15 gebucht sind, dann stehen eben 128 Zimmer leer. Bei diesen Unternehmen hängt der wirtschaftliche Erfolg davon ab, wie geschickt sie die stark schwankende und in geringen Zeiten übermäßig vorhandene Nachfrage auf ihre starre, unveränderliche Kapazität verteilen. Yield Management ist die Technik, mit der eine optimale Kapazitätsauslastung und größtmögliche Ertragssituation erzielt werden kann. Für eben diese Effekte, Angebot und Nachfrage optimal aufeinander zu verteilen, sogen die Angebote der neuen share economy. 5.3 TOURISMUS BRAUCHT SHARE ECO- NOMY Manchmal sind für die Tourismuswirtschaft Impulse von außen notwendig, um Veränderungen zu bewirken. Qualitätsmanagement ist so ein Thema, das seitens der Vermieter und anderer Anbieter immer noch nicht die nötige Akzeptanz gefunden hat. Sollten durch die Zuwächse im smart tourism Wettbewerbseffekte entstehen, so könnte das für viele Anbieter ein Impuls sein, noch besser und kundenorientierter zu werden. Smart toursim könnte Impulse liefern, die Kapazitäten besser 71 Eindrucksvoll hat das Hape Kerkeling in seinem Buch Ich bin dann mal weg an verschiedenen Stellen beschrieben. auszulasten und neue innovativere, konsumvereinfachende Lösungen zu entwickeln. Die Tourismuswirtschaft hat das Problem starrer Kapazitäten. Der Vorteil könnte darin bestehen, z. B. Last-Minute-Angebote noch schneller und effektiver zu vertreiben, um Kapazitäten besser auszulasten. Wir blicken noch einmal auf das Beispiel-Hotel mit 143 Zimmern. In der Regel werden Doppelzimmer gebaut. Das Hotel hat also eine Maximalkapazität von 286 Betten. Das bedeutet aber, wenn alle Zimmer belegt sind, müssen nicht 286 Gäste im Haus sein, weil viele Doppelzimmer als Einzelzimmer vergeben werden. Die Auslastung ließe sich theoretisch steigern, wenn sharing-bereite Gästeschichten angesprochen werden, die spontan bereit sind, ein Zweibettzimmer zu teilen. Ob solche Angebote marktfähig sind, kann derzeit nicht beurteilt werden. Eine geänderte Konsumeinstellung der sharing-nehmer könnte jedoch darauf hindeuten, dass es theoretisch möglich wäre, solche Angebote zu platzieren. Ein anderes Beispiel aus der Gastronomie. Auf Reisen sind die Menschen generell aufgeschlossener und eher an neuen Bekanntschaften interessiert. Warum also lädt man nicht per App Leute zu sich an den Tisch im Restaurant oder der Bar ein. Portale wie WAYN.com oder TRAVBUDDY ermöglichen das schon jetzt für Freunde. So ließe sich nicht nur die Auslastung der gastronomischen Kapazität erhöhen. Damit können auch die Geselligkeit gesteigert und ggf. sogar Kontakte zwischen Einheimischen und Touristen gefördert werden, also alles Aspekte, die für Reisende wichtig sind.

10 Smart Tourism Share Economy in der Tourismuswirtschaft Martin Linne, ITD-VERLAG 2013 6 QUELLEN Bastian, H.; Dreyer, A.; Groß, S. (Hrsg.) 2009: Tourismus 3.0 Fakten und Perspektiven, Hamburg. Bastian, H.; Kauley, A.; Wilmsmeyer, D. 2009: Web 2.0 und Social Software Status Quo und Chancen für die Touristik, in Bastian, H.; Dreyer, A.; Groß, S. (Hrsg.) 2009: Tourismus 3.0 Fakten und Perspektiven, S. 79-110, Hamburg. Bundesdruckerei (Hrsg.) 2013: Share Economy Der Trend zu Teilen, unter: http://www.bundesdruckerei.de/de/2368-share-economy-der-trend-zu-teilen, Aufruf am 07.03.2013. Conrady, R. 2010: Web 2.0 und soziale Netzwerke im Tourismus, in: Schulz/ Weithöner/ Goecke (Hrsg.) 2010: Informationsmanagement im Tourismus E-tourismus: Prozesse und Systeme, S. 429-439, München. Deutscher Tourismusverband e. V. (DTV) (Hrsg.) 2006: Städte- und Kulturtourismus in Deutschland - Langfassung, Bonn. Deutscher Tourismusverband e.v. (DTV); Deutscher Heilbäderverband e.v. 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I S. 1342), das zuletzt durch Artikel 9 des Gesetzes vom 28. April 2011 (BGBl. I S. 678) geändert worden ist. Urteil vom 29. Februar 2012 VIII ZR 155/11. BGH 7. Zivilsenat, VII ZR 201/94, Urteil vom 29.06.1995: Begriff der Reiseveranstaltung als Gegenstand des Reisevertrags; Voraussetzungen des analogen Anwendung des Reisevertragsrechts als eine einzelne Reiseleistung; geschuldeter Reiseerfolg als Haftungsgrund für vertane Urlaubszeit; Abgrenzung von reise- und Mietvertrag bei der Yachtcharter, aus www.juris.de vom 21.03.2007. Richtlinie 90/314/EWG des Rates vom 13. Juni 1990 über Pauschalreisen