Neue EU-Binnenzuwanderung aus Südosteuropa Herausforderungen und Handlungsstrategien am Beispiel der Stadt Mannheim 5. November 2014
Bevölkerungsentwicklung 2001 bis 30.06.2014 2
Innenstadt/Jungbusch: Bevölkerung insgesamt: 28871 davon 1862 Bulgaren und Rumänen Neckarstadt-West: Bevölkerung insgesamt: 19853 davon 1821 Bulgaren und Rumänen 3
Mannheim bundesweiter interkommunaler Vergleich Stadtname Einwohnerzahl Bulgarische Zuwanderer Rumänische Zuwanderer Gesamtzahl Indikatorgröße 10.000 E) Berlin gesamt 3.530.999 19.753 12.168 31.921 90 Bezirksamt Neukölln 323.828 3.164 2.609 5.773 178 Dortmund 586.241 2.242 3.869 6.111 104 Duisburg 487.443 5.027 4.826 9.853 202 Gelsenkirchen 258.803 1.355 3.088 4.443 172 Halle 232.415 350 514 864 37 Hamburg 1.788.994 6.606 5.976 12.582 70 Mannheim 308.773 4.348 3.438 7.786 252 München 1.475.569 10.279 15.374 25.653 174 Offenbach 127.431 2.857 3.417 6.274 492 Saarbrücken 178.522 688 1.402 2.090 117 Baden-Württemberg Vergleich Baden-Baden 54.024 168 521 689 128 Freiburg 218.000 613 1.910 2.523 116 Heilbronn 121.476 710 1.976 2.686 221 Karlsruhe 295.000 1.248 4.546 5.794 196 Ludwigsburg 90.386 402 766 1.168 129 Mannheim 308.773 4.348 3.438 7.786 252 Pforzheim 118.000 46 239 285 24 Reutlingen 111.841 330 657 987 88 Stuttgart 587.655 2.077 4.325 6.402 109 Ulm 119.000 316 921 1.237 104 Weinheim 43.721 170 77 247 56 (Zuw. pro 4
Bildungs- und Ausbildungsstand der 2014 zugewanderten Personen aus Bulgarien und Rumänien Berufs- oder Studienabschluss Vorlage eines Arbeitsvertrags bereits bei Wohnsitzanmeldung Aus Bulgarien Aus Rumänien 30 % 71,5 % 9,6 % 52,7 % Quelle: Bürgerdienste der Stadt Mannheim 5
BILDUNGSNIVEAU DER LEISTUNGSBEZIEHER UND ANTRAGSTELLER IM SGB II aus Bulgarien aus Rumänien kein Abschluss 82 % 53 % Schulabschluss 15 % 37 % Berufsabschluss 3 % 10 % Quelle: Jobcenter Mannheim, Stand: 16.07.2014, N: 788 Personen 6
Anschauungsobjekt Matrazenlager in Kellergewölbe (8 Personen) Gefunden bei Strafermittlungen zu Warenkreditbetrug (100.000 Schaden, Kommissar Zufall) Miete pro Schlafplatz 300 mtl. kein Mietvertrag Hygienisch vertretbar bei Brand fehlt der Rettungsweg sofortige baurechtliche Nutzungsuntersagung 7
Anschauungsobjekt Mittelstraße Neckarstadt-West zugemüllte Hinterhöfe und Rettungswege (2-3 Meter hoch) Ermittelt aufgrund massiver Geruchsbelästigung durch BAO 8
Maßnahmen der Stadtverwaltung Einrichtung einer AG Südosteuropa Ordnungsrecht / Integration und Hilfen Informations- und Anlaufstellen in den Stadtquartieren Muttersprachliche Berater bei den Bürgerdiensten Besonderer Ermittlungsdienst zur Gefahrenabwehr Task Force Problemimmobilien Einrichtung des Integrationsfonds 9
DER MANNHEIMER INTEGRATIONSFONDSS Der Mannheimer Integrationsfonds wurde vom Gemeinderat am 11. Dezember 2012 beschlossen Er ist ein flexibles Interventionsinstrument für die Umsetzung dringender integrativer und sozialer Unterstützungsmaßnahmen Die Akteure vor Ort in den Stadtquartieren kennen die Bedarfe für eine erfolgreiche Integration sehr genau. Ihre Fähigkeiten sollen durch den Integrationsfonds gestärkt werden, um so die Chancen der Neuzuwanderer zu verbessern und zu einer Stabilisierung des sozialen Friedens im Stadtteil beizutragen. 10
DIE FAKTEN Der Mannheimer Integrationsfonds ist mit 300.000 Euro pro Jahr ausgestattet (Mittel des kommunalen Haushaltes) Über die Vergabe entscheiden die zuständigen städtischen Amtsleiter (Internationales und Integration, Sicherheit und Ordnung, Bürgerdienste, Bildung, Arbeit und Soziales, Kinder, Jugend und Familie, Gesundheit) Bislang wurden 42 Projekte mit einem Volumen von rund 900.000 Euro gefördert Rund 2.300 Neuzuwanderer wurden erreicht Es werden grundsätzlich keinen neuen Personalstellen errichtet / finanziert 11
DIE AUSWAHLKRITERIEN Niederschwelligkeit und Erreichbarkeit Heranführung an Regelangebote Interkulturelle Ausrichtung des Projektes Interkulturelle Erfahrung der Mitarbeiter*innen Kooperationen und Netzwerkbildung Zielsetzung Wirksame Methoden (z.b. aufsuchende Methode) zur Zielgruppenerreichbarkeit. Es bestehen keine schwerwiegenden sprachlichen Hürden für die Teilnehmenden. Es besteht ein offenes Angebot (z.b. keine Gebühren). Regelangebote (z.b. städtische/kommunale, Träger wie BAMF) Internationale Zusammensetzung der Teilnehmer*innen Interkulturelle Erfahrung der Mitarbeiter*innen Abstimmung mit Quartiermanagement Stärkung der sozialen Gruppen im Stadtteil Zusammenarbeit mit den kommunalen Akteuren Präzise Ziele Methoden der Umsetzung sind nachvollziehbar voraussichtliche Zahlen (Kennzahlen) für den Projekterfolg / Messbarkeit 12
Strategische Ziele / Projektförderfelder Bildungsgere chtigkeit erhöhen Urbanität stärken Sprach- und Bildungsförd erung Beratung und Information Sport- / Musikprojekt e Interkulturell er Austausch Engagement unterstützen Toleranz leben 13
ERGEBNISSE Soziale Stabilisierung in den besonders betroffenen Stadtquartieren Stärkung der sozialen Intermediäre Unterstützung der Schulen, Verbesserung der Lernvoraussetzungen Bessere Information der Neuzuwanderer Heranführung der Neuzuwanderer an Integrations-/Sprachkurse und andere Regelangebote Unterstützung der Neuzuwanderer in Mietrechtsstreitigkeiten Verbesserung des Gesundheitszustands der Neuzuwanderer Reduzierung von Konflikten zwischen ethnischen Gruppen Stärkung des Selbstvertrauens insbesondere junger Neuzuwanderer Schaffung von Vertrauen in offizielle, behördliche Strukturen 14
Lessons Learned Zuwanderung aus SOE in der Wahrnehmung großer Teile von Bevölkerung und Verwaltung ein Problem Mit den Zuwanderern lässt sich sehr viel Geld verdienen ( Arbeitgeber, Vermittler, Vermieter ) Die alleinige ordnungsrechtliche Bearbeitung der Thematik führte nicht zu einer nachhaltigen Entschärfung bestehender Konflikte Erfolgversprechend ist eine Kombination aus sozial-integrativen Maßnahmen und der Durchsetzung verbindlicher Regeln und Gesetze Erst durch die Förderung vielfältiger kleiner interkultureller Projekte konnte der soziale Friede im Stadtquartier wieder stabilisiert werden Entscheidend für eine erfolgreiche Integration ist ein rascher Spracherwerb (Voraussetzung für Zugang in den regulären Arbeitsmarkt) Bildung von Vertrauen hinsichtlich der Arbeit der Verwaltung ist wichtig Integrationsmaßnahmen müssen am Stadtquartier ansetzen und die sozialen Strukturen vor Ort stärken (Stärkung von Toleranz und Antidiskriminierung) 15