Zahnärztliche Betreuung behinderter Kinder im Rahmen der ZMF-Ausbildung in Thüringen Befragung zum Inhalt und zur Struktur des Kurses R. Heinrich-Weltzien Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Friedrich-Schiller-Universität Jena
Nicht mehr ausgrenzende Fürsorge, sondern uneingeschränkte Teilhabe. Nicht mehr abwertendes Mitleid, sondern völlige Gleichstellung. Nicht mehr wohlmeinende Bevormundung, sondern das Recht auf Selbstbestimmung. EJMB 2003
- Barrieren in der (Zahn)Medizin - Architektonische Barrieren, Beförderungsprobleme Fehlende Motivation und Angst der Eltern/ Betreuern vor Verhaltensproblemen Vernachlässigung der Mundgesundheit, fehlendes Vertrauen seitens Eltern/ Betreuer Finanzielle familiäre und/oder gesellschaftliche Grenzen
- Barrieren in der (Zahn)Medizin - Unzureichende oder fehlende Ausbildung der Ärzte und Zahnärzte im und nach dem Studium Fehlende Ausbildung von (zahn) medizinischen Hilfspersonal Unsicherheit und Angst - Ablehnung der Behandlung Grundleiden verdrängt Notwendigkeit der Mundgesundheit
- Barrieren in der (Zahn)Medizin - Zeit- und personal-intensive Behandlung Angst vor Störung nicht behinderter Patienten Unterbrechung der Praxisroutine Emotionale und soziale Distanz Inadäquate Honorierung der Leistungen Ökonomische Zwänge
Behindertenbetreuung eine interdisziplinäre Aufgabe Sozialbehörden Arzt Sozialhilfe Medien Selbsthilfe- Gruppen Selbsthilfe- Organisationen Behindertes Kind u. seine Eltern Zahnarzt Physio- Therapeut Sonder- Pädagoge Beschäftigungs- Therapeut
seit dem Jahr 2000 8-stündiger Kurs Zahnärztliche Betreuung von Kindern mit Behinderungen
Eisberg- Theorie Zu 80 Prozent entscheidet der Mensch emotional, zu 20 Prozent rational
Inhalt Betreuung behinderter Kinder Vermittlung von theoretischem Basiswissen (Block 1) Wichtige internationale und nationale Gesetze Definition, Häufigkeit und Art von Behinderungen Das behinderte Kind in der Gesellschaft und Familie Barrieren bei der Betreuung Behinderter Besonderheiten der zahnärztlichen präventiven und kurativen Behandlung Bedeutung einer konsequenten empathischen Patientenführung sowie Prinzipien des einfühlenden Verstehens
Empathie und einfühlendes Verstehen
Wie unsere Patienten fühlen
Inhalt Betreuung behinderter Kinder Vermittlung kind- und behinderungsgerechter Behandlungstechniken anhand von Video- Aufzeichnungen (Block 2 6 Stunden B1-2) Anleitung der Eltern/Betreuer zu einer optimalen behinderungsgerechten häuslichen Zahnpflege Durchführung der PZR durch Zahnarzt und zahnärztliches Prophylaxepersonal Aufsuchende Präventivbetreuung - Gestaltung der Gruppen- und Individualprophylaxe Möglichkeiten und Grenzen der ART-Technik
Inhalt Präventionspraktikum (Block 3) - 2 Stunden Umsetzung des theoretischen Wissens Learning by doing Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen und Alters Schüler der CJD-Schule für Geistig Behinderte aus Erfurt Kind- und grundleidenadäquate Kontaktaufnahme, Plaqueanfärbung, individuelle und professionelle Zahnreinigung, Fissurenversiegelung, Fluoridapplikation Erfahrungsbericht im Plenum
Ziel Einstellung, Probleme und Barrieren der ZMF im Umgang mit behinderten Kindern Kritische Beurteilung des Inhaltes und der Struktur des Kurses
Ziel 38 ZMF zwei Kursgruppen Fragebogen mit 15 Fragen (5 geschlossene und 10 offene Fragen)
Ergebnisse der Befragung Die Mehrzahl der ZMF (n = 30) hatten bereits Kontakt mit behinderten Kindern Ursachen einer unzulänglichen zahnärztlichen Betreuung 24 ZMF: Fehlende Kenntnisse und Erfahrungen des zahnärztlichen Team 17 ZMF: Großer Zeitaufwand für die Behandlung 12 ZMF: Desinteresse der Eltern/ Betreuer 9 ZMF: Berührungsängste des zahnärztlichen Teams
Ergebnisse der Befragung 15 ZMF: alle 3 Kursabschnitte sehr wichtig 7 ZMF: Vermittlung theoretischer Kenntnisse weniger wichtig 7 ZMF: Video-Aufzeichnungen und Präventionspraktikum sehr wichtig
Ergebnisse der Befragung 5 ZMF: Präventionspraktikum wichtiger als theoretische Wissensvermittlung und Video-Aufzeichnungen 4 ZMF: Video-Aufzeichnungen weniger wichtig 2 ZMF: Keine Notwendigkeit für ein Präventionspraktikum
Ergebnisse der Befragung 36 ZMF: Kurs trug wesentlich zum besseren Verständnis der Situation von Kindern mit Behinderungen bei 21 ZMF: weiterer Fortbildungsbedarf im Bereich Patientenführung und Betreuung von mehrfachbehinderten Kindern 16 ZMF: Hauszahnarzt ist vorrangig für die Betreuung verantwortlich
Schlussfolgerung Positive Resonanz von Inhalt und Struktur Weiterer Fortbildungsbedarf Erweiterung des Ausbildungsabschnittes
Erzähle mir und ich vergesse, Zeige mir und ich erinnere, Lass es mich tun und ich verstehe. Konfuzius (551 479 v. Chr.)