Mit lebensphasenorientierten Arbeitszeitmodellen zu einer familienfreundlichen Arbeitszeitkultur 31. Mai 2012, Jour Fixe, Handelskammer Bremen Referent: Christian Damke gefördert durch Im Rahmen der Initiative fachlich begleitet durch Projektträger
Agenda Das Zeitbüro FOM ZDF Zahlen, Daten Fakten: Arbeitszeit & Belastungen Veränderte Lebensphasen Arbeitszeitgesetz Arbeitszeitmodelle & -gestaltung Arbeitszeitkonten 2
Partner für moderne Arbeitszeitgestaltung Zeitbüro FOM Projekt: des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales Im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) Fachliche Begleitung durch: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) Träger: Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung gsub mbh gefördert durch: Ministerium für Arbeit, Innovation und Soziales (MAIS) NRW und den Europäischen Sozialfonds an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management im iap Institut für Arbeit & Personal 3
Partner für moderne Arbeitszeitgestaltung Angebote des Zeitbüro FOM Erstberatungsgespräche Informationsveranstaltungen Workshops und Know-how-Transfers zu Fachthemen persönliche Beratung regelmäßiger Wissensaustausch für Interessierte Publikationen Kooperation mit Arbeitszeitakteuren 4
Zeitbüro FOM das Team Kontakt: Fon: 0201-81004-997 Fax: 0201-81004-990 Prof. Dr. Ulrike Hellert wissenschaftliche Leitung Mail: zeitbuero@fom.de Dipl. Soz. - Wiss. Gundula Grzesik wissenschaftliche Mitarbeiterin Wirt.-Psych. Christian Damke wissenschaftlicher Mitarbeiter 5
ZDF: Flexible Arbeitszeiten nicht überall Starre Arbeitszeiten für fast 60% der Beschäftigten 2 10,2 starre Arbeitszeit 58,1% 24,1 58,1 Jahresarbeitszeitkonto 24,1% Gleitzeit (tägliches ein- und ausgleiten) 10,2% Zielorientierte Arbeitszeit 2,0% nach destatis, Arbeitskräfteerhebung 2010 6
Tatsächliche und gewünschte Arbeitszeit Quelle: WSI-Mitteilungen 2012 7
Betriebliche Arbeitszeitplanung & Belastung Gelingt es, bei der Arbeitszeitplanung auf Ihre familiären und privaten Interessen Rücksicht zu nehmen? Fühlen Sie sich dadurch belastet? N= 7.444 (aus 72.000; 2004) Quelle: BAuA (2010); INQA (2006) 8
Belastungs-Ressourcen-Modell Lebensphasenorientierung! in Anlehnung an: Zimolong & Stapp, 2001, S. 168; Zimolong, Elke & Bierhoff, 2007, S. 33 ff. 9
Altersgerechte & alternsgerechte Arbeitszeitgestaltung Alternsgerecht Gestaltung der Arbeitszeit während der gesamten Erwerbsphase Prozessorientierter und eher präventiver Charakter Versuch Langfristfolgen belastender Arbeits- und Arbeitszeitbedingungen zu vermeiden Altersgerecht Konzentration auf die Spätphase des Erwerbslebens eher reaktiver Charakter Versuch Arbeitsfähigkeit und Arbeitszeitwünschen älterer Beschäftigter Rechnung zu tragen Ziel: Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit Quelle: Seifert, H., Alternsgerechte Arbeitszeiten, APuZ 19/2008, S. 23 ff. 10
Lebensphasen: Traditioneller Lebensverlauf Zusatzqualifikationen Familienphase Karriere 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 67 Ausbildung Erwerbsarbeit Übergang in den Ruhestand 11
Lebensphasen: Aktueller Lebensverlauf Weiterbildung und Zusatzqualifikationen Familienphase + Karriere + Pflege 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 67 Ausbildung Erwerbsarbeit Übergang in den Ruhestand 12
Lebensphasengerechte Arbeits(-zeit)gestaltung Für Lebenslagen wie z.b.: Ausbildung Studium on the Job Zweit-/ Nebenjob Ehrenämter Elternzeit Familienzeit Pflege von Angehörigen (demogr. Entwicklung) Sabbatical (Weiterbildung, Auszeit, Lebenstraum) Altersteilzeit 13
Flexible Arbeitszeiten erfolgreich gestalten Durch die Berücksichtigung von: 14
Rechtliche Grundlagen 3 ArbZG Arbeitszeit der Arbeitnehmer Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf 8 Stunden nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu 10 Stunden verlängert werden, wenn innerhalb von 6 Kalendermonaten oder 24 Wochen im Durchschnitt 8 Stunden werktäglich nicht überschritten werden. 15
Rechtliche Grundlagen Ruhepausen 4 ArbZG betragen: bei 6 bis 9 Stunden Arbeit: 30 Minuten ab 9 Stunden Arbeit: 45 Min Pausen dürfen nicht an den Beginn oder das Ende der Arbeit gelegt und in viele kleinere Pausen aufgeteilt werden. Eine Pause muss auch als solche erkennbar sein (z.b. Aufenthalt im Pausenraum). Ruhezeit 5 ArbZG Die Arbeitnehmer müssen nach Beendigung der Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 11 Stunden haben 16
Rechtliche Grundlagen 16 Abs. 2 Aufzeichnungspflicht jede Arbeitszeit von mehr als 8 Stunden werktäglich die reduzierte Arbeitszeit zum Nachweis des Ausgleichs jede Arbeitszeit an Sonn- und Feiertagen Aufgabe des Arbeitgebers mit Delegationsmöglichkeit 17
Varianten und Instrumente der Arbeitszeitgestaltung Dauer der Arbeitszeit Vollzeit Teilzeit Plus-/Minusstunden Lage und Verteilung der Arbeitszeit Schichtsysteme Versetzte Arbeitszeiten Funktionszeiten Wahlarbeitszeit Vertrauensarbeitszeit Jahresarbeitszeit Lebensarbeitszeit Arbeitsort Im Unternehmen Home-Office Außendienst Verwaltung von Arbeitszeit Jahresarbeitszeitkonto/ Kurzzeitkonto Langzeitkonto/ Lebensarbeitszeitkonto Quelle: iap Institut für Arbeit & Personal 2012 18
Teilzeitmodelle: Unregelmäßig verteilte und versetzte Arbeitszeiten Mo Di Mi Do Fr vormittags nachmittags 6 Std. 4 Std. 4 Std. 6 Std. 4 Std. 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 A Vollzeitkräfte B Teilzeit C Teilzeit D Vollzeitkräfte Öffnungszeit = Betriebszeit in h 19
Formen der Teilzeit: Jobsharing Klassischerweise teilen sich zwei Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Die Beschäftigten regeln dabei die Verteilung ihrer Arbeitszeit individuell, jedoch in gegenseitiger Absprache. Bsp.: Zwei wiss. Mitarbeiterinnen in der Projektarbeit vormittags nachmittags vormittags nachmittags Mo Di Mi Do Fr 3,85 Std. 7,7 Std. 7,7 Std. Mo Di Mi Do Fr 7,7 Std. 7,7 Std. 3,85 Std. iap- Institut für Arbeit & Personal 2012 20
Teilzeitarbeit eine Option für Führungskräfte Quelle: Fauth-Herkner & Partner 21
Funktionszeiten Statt einer Kernzeit (wie im Gleitzeitmodell) wird eine betriebliche Funktionszeit vereinbart. Während dieser Zeit müssen die Bereiche funktionsfähig sein 8:00 17:30 Uhr Funktionszeit Beschäftigte können entsprechend der betrieblichen Belange die Lage ihrer Arbeitszeit selbst bestimmen und sie in Absprache mit dem Team eigenverantwortlich verteilen interne und externe Ansprechbarkeit muss durch das Team gewährleistet sein im Mittelpunkt steht die Ergebnisorientierung, nicht eine reine Anwesenheit 22
Untersch. Funktion von Arbeitszeitkonten Arbeitszeitkonto (Kurzzeit-, Ampel-, Flexikonto etc.) Ziel: Tägliche, wöchentliche, monatliche, ggf. jährliche Flexibilisierung der Arbeitszeit Feinabstimmung zwischen Arbeitsanfall und Personaleinsatz Erhöhung der Zeitsouveränität für die Beschäftigten Langzeitkonto (Lebensarbeitszeitkonto, Zeitwertkonto etc.) Ziel: Aufbau eines Wertguthabens über einen mittel- bis langfristigen Zeitraum durch Ansparen von Zeit in Entgelt. 23
Beispiel: Kurzzeit-Ampelkonto Rote Phase: ab + 61 / - 31 Stunden bis + 80 /- 40 Stunden Beschäftigte und Vorgesetzte analysieren gemeinsam den hohen Zeitkonto-Saldo und vereinbaren z.b. eine Freizeitentnahme oder treffen individuelle Lösungen zum gewünschten Zeitausgleich Gelbe Phase: ab + 31 /- 16 Stunden bis + 60 / - 30 Stunden Beschäftigte vereinbaren gemeinsam mit Kollegen/innen und Vorgesetzten Maßnahmen, um das Zeitkonto auszugleichen Grüne Phase: bis + 30 / - 15 Stunden Beschäftigte verwalten diesen Stundenbereich eigenverantwortlich. Unter Berücksichtigung der betrieblichen Belange können Zeitentnahmen nach Absprache mit Kollegen/innen erfolgen. 24
Verknüpfung von Arbeitszeitkontenarten Kurzzeitkonto/ Ampelkonto Plus- und Minusstunden In Zeit geführt Kurz- bis mittelfristiger Ausgleich Freizeitentnahmen Langzeitkonto/ Lebensarbeitszeitkonto Umbuchung von Kurzzeitkonto, Urlaub, Entgeltbestandteile In Geld geführt Mittel- bis langfristiger Ausgleich Sabbaticals und Teilzeitlösungen Altersteilzeitvarianten KZK LZK Nulllinie 25
Langzeit- und Lebensarbeitszeitkonten - Insolvenzsicherung geregelt in 7e SGB IV ( Flexi-Gesetz ) zwingender Schutz bei: Arbeitszeitkonten mit einer Laufzeit > 2 ¼ Jahren bei einem Wertguthaben ab ~ 2.500 (früher Flexi I ~ 7.400 ) Langzeitkonten müssen (sollten < 2.500 ) gegen Insolvenz gesichert werden! In einer BV/DV od. AV-Ergänzung festzulegen 26
Ein Beispiel Lebensarbeitszeitkonto Mitarbeiter/in; Alter: 35 Jahre Bruttogehalt: 3.200 Einzahlung in LZK: 120 netto monatlich Ergibt: 5,5 Freistellungsjahre bis 61. Lebensjahr Aufwand gesamt in 26 Jahre Laufzeit: 37.000 netto 27
28 Verbreitung von Langzeitkonten
Flexible Arbeitszeitgestaltung Betriebliche Vorteile: Vorteile für Beschäftigte: Steigerung der Arbeitsmotivation Geringere Fluktuation Verringerung des Stresspotenzials und Verringerung der Fehlzeiten/ Abwesenheit durch Krankheit Verkürzung der Abwesenheit in Elternzeit Reduktion der Wiedereingliederungskosten Sicherung des Personalvermögens Höhere Reputation für das Unternehmen Marketingeffekt für Personalrekruitierung Handlungsspielraum wird erweitert Bessere Möglichkeit der Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatzeit Reaktion auf spontane Ereignisse möglich (Kindergarten geschlossen, Arztbesuch der Eltern) in Elternzeit: keine Isolation in der Privatwelt, das Arbeitsleben existiert weiterhin Planen wird erleichtert weniger Stress (wenn etwas dazwischen kommt) 29
Fazit Take home message Es gibt keine Patentrezepte: nur individuelle Lösungen sind erfolgreich. Maßgeschneiderte Arbeitszeitmodelle sind notwendig: betriebliche & private Interessen vereinbaren Unternehmenskultur + Unternehmensführung müssen diese Prozesse aktiv unterstützen Information und Kommunikation sind das A&O 30
Literatur BAuA (2010). Arbeitswelt im Wandel - Zahlen Daten Fakten. Verfügbar unter: http://www.baua.de/de/publikationen/broschueren/a71.pdf? blob=publicationfile&v=3 Hans Böckler Stiftung (2012). Böckler-Impuls. Verfügbar unter: http://www.boeckler.de/46.htm. INQA (2006). Was ist gute Arbeit. INAQ-Bericht Nr. 19. Verfügbar unter: http://www.inqa.de/de/lernen-gute- Praxis/Publikationen/was-ist-gute-arbeit-anforderungen-ausder-sicht-von-erwerbstatigen.html Zimolong, B., Elke, G. & Bierhoff, H.-W. (2008). Den Rücken stärken. Grundlagen und Programme der betrieblichen Gesundheitsförderung. Göttingen: Hogrefe. 31