Gesundheitsprophylaxe bei Kälbern - eine Möglichkeit zur Bekämpfung der Paratuberkulose. Dr. Ulrike Hacker Rindergesundheitsdienst der TSK M-V

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Transkript:

Gesundheitsprophylaxe bei Kälbern - eine Möglichkeit zur Bekämpfung der Paratuberkulose Dr. Ulrike Hacker Rindergesundheitsdienst der TSK M-V

Die Paratuberkulose ist eine Tierseuche und Zoonose mit wachsender Bedeutung für Tiergesundheit und Verbraucherschutz

Wie wird ein Tier infiziert? Intrauterin (ca. 10 %) in den ersten Lebenswochen (ca. 85 %) im ersten Lebensjahr (ca. 5 %) Kälber von Kühen im fortgeschrittenen Stadium der Infektion - Aufnahme von erregerhaltigem Kolostrum - Verfütterung von Milch, die mit erregerhaltigem Kot kontaminiert ist und nicht oder unzureichend erhitzt ist - Kotkontakt Aufnahme von kontaminiertem Futter (Gras, Silage): Wildtierreservoir wurde in England nachgewiesen! Merke! Ausscheidung: > 100 Mio. Erreger pro Gramm Kot infektiöse Dosis: 1.000 bis 10.000 Erreger

Es besteht dringender Handlungsbedarf!!! Ausgangssituation: eher schlecht kaum serologisch negative Bestände Durchseuchungsgrad und Schwere der Klinik differenziert Diagnostik für Massenuntersuchungen begrenzt nutzbar Keine Impfung/ Behandlung möglich Prophylaxe, Merzungen die ökonomischen Bedingungen der Rinderhalter erlauben kaum weitere primär Kosten verursachende Maßnahmen

Vorgehen PTb Pilotversuch in Mecklenburg-Vorpommern 4 Bestände mit unterschiedlicher Prävalenz einbezogen Aufzucht-/ Haltungshygiene und Serodiagnostik als wichtigste Säulen der Bekämpfung Merzung nur für klinisch Kranke Rückgang der Infektionsrate der Nachzucht, der Abgänge mit PTb-Klinik als Maßstab des Erfolges Leistungsparameter zusätzlich gewertet

PTb - Sanierung in einer großen MVA Ausgangssituation 2000 - Haltung / Fütterung 2000er MVA, ca. 1000 Kühe und Nachzucht unter einem Dach Zeitweise Platzmangel besonders für die Jungrinder Kontakt zwischen allen Altersgruppen durch Triftwege, Nachbarschaft, Futter, Milch, Geräte Kalbung in Großboxen mit Verbleib der Kälber Verfütterung von Mischkolostrum Verfütterung der nicht verkehrsfähigen Milch an die Kälber Grobfutterqualität zeitweise nicht leistungsgerecht Reinigung und Desinfektion als Minimalprogramm

PTb - Sanierung in einer großen MVA Ausgangssituation 2000 Tiergesundheit Zunehmend Kuhverluste durch therapieresistentes Abmagern und Durchfälle bei immer jüngeren Kühen (5 - >10 Kühe monatlich) Fast 50 % serologischer PTb-Reagenten aus 324 Proben Nachweis von MAP in Kotproben

PTb - Sanierung in einer großen MVA Maßnahmen Aufklärung des Landwirtes Bereitschaft Voraussetzungen schaffen: Haltung / Fütterung laufende lückenlose Diagnostik Dokumentation / Auswertung

PTb - Sanierung in einer großen MVA Maßnahmen ab 2001 Haltung Zeitweise Auslagerung der Jungrinderaufzucht Strikte Trennung der Aufzuchtbereiche von den Kuhbereichen Änderung der Wegeführung, Desinfektionsmöglichkeiten Kennzeichnung der Reagenten, später getrennte Haltung Einrichtung getrennter Kalbeboxen Abkalbekontrolle/ kontrolliertes Antränken Intensivierung von Reinigung und Desinfektion

PTb - Sanierung in einer großen MVA Maßnahmen Fütterung Kolostralbank mit Kolostrum negativer Mütter Strikte Hygiene bei der Gewinnung des Kolostrums Tränkregime: Mutterkolostrum für Kälber negativer Mütter, Fremdkolostrum für weibliche Kälber positiver Mütter Erhitzung der nicht verkehrsfähigen Tränkmilch auf über 72 C für 30 min seit 15.10.2002 Strenge Hygiene der Kälberhaltung: Koteintrag aus dem Kuhstall unterbinden Futtertischhygiene bei den älteren Kälbern / Jungrindern

PTb - Sanierung in einer großen MVA Maßnahmen Diagnostik Serologische Bestandsuntersuchung aller über 20 Monate alten Rinder auf MAP-AK (Blutproben, verschiedene ELISA) Serologische Untersuchung aller Färsen und der in der vorhergehenden Untersuchung PTb-negativen Kühe auf MAP-AK als Basis für die Abkalbeorganisation und das Tränkregime Ständige klinische Kontrolle der Kühe auf PTb-Symptome

PTb - Sanierung in einer großen MVA Erste Ergebnisse 129 Färsen ab Geburtsmonat 10/02 wurden untersucht, davon 103 mit negativem Befund (80,5 %) 86,8 % der Kälber aus negativen Müttern sind negativ 87,3 % der Kälber aus positiven Müttern sind negativ 69,7 % der Kälber später serokonvertierter Mütter sind negativ davon 22 mit positivem Befund (17,2 %) 22,7 % der positiven Kälber haben negative Mütter* 31,8 % der positiven Kälber haben positive Mütter 45,5 % der positiven Kälber haben serokonvertierte Mütter