Universität Stuttgart Abteilung für Pädagogik Prof. Dr. Martin Fromm Dillmannstr. 15, D-70193 Stuttgart Pädagogik als Nebenfach im Diplomstudiengang Informatik Was ist Pädagogik? Pädagogen befassen sich mit Lernprozessen aller Art. Sie beschreiben und erklären wie Lernen abläuft, entwickeln Konzepte und Maßnahmen, um Lernprozesse zu planen, zu fördern und zu steuern, Prozess und Ergebnisse zu prüfen, zu evaluieren. Man könnte kurz auch sagen: Pädagogik befasst sich damit, wie man Menschen etwas beibringt. Erziehung, Bildung, Beratung Je nachdem, um welche Lernprozesse es dabei geht, wird häufig zwischen Erziehung, Bildung und Beratung unterschieden. Im Fall der Erziehung geht es schwerpunktmäßig um Einstellungen und Haltungen, früher sprach man von Charakter. Im Fall der Bildung geht es stärker um die Entwicklung von Kenntnissen und den Kompetenzen, mit diesem Wissen umzugehen. Im Fall der Beratung schließlich geht es vor allem darum, ungünstige Lernprozesse prophylaktisch zu verhindern oder abzumildern, oder bei bereits eingetretenen Problemen umzulernen, nachzulernen. Arbeitsbereiche Pädagogische Fragen werden zunehmend in allen gesellschaftlichen Bereichen ernster genommen. Zu traditionellen Arbeitsbereichen, wie Schule, Kindergarten und Heim sind insbesondere Betriebe und Medien gekommen.
- 2 - Da es in fast allen Lebens- und Arbeitszusammenhängen zunehmend darum geht, Lernprozesse zu optimieren und professioneller zu gestalten - ob bei der Ausbildung von Hebammen, der Gestaltung von Ausstellungen oder der Entwicklung von Lernsoftware -, lassen sich praktisch keine Grenzen für die Arbeit von Pädagogen angeben. Entsprechend ist das Angebot der Abteilung Pädagogik nicht auf die Erfordernisse spezieller Arbeitsbereiche ausgelegt, etwa die Arbeit in Heimen mit alten Menschen, sondern auf die Vermittlung von Kernkompetenzen, die in einer Vielzahl von Arbeitsbereichen und bei vielen Aufgabenstellungen von Bedeutung sind. Grundkompetenzen, die im Studium gefördert werden sollen 1. Analytische Kompetenz: Gemeint sind hier vor allem Grundqualifikationen wissenschaftlichen Arbeitens, die dazu befähigen, Argumente, Ideen, theoretische Entwürfe und Konzepte zu verstehen, in ihrem Aufbau zu analysieren und auf begriffliche Klarheit und argumentative Stimmigkeit hin zu überprüfen. Konstruktiv gewendet geht es um die Entwicklung der eigenen Artikulationsfähigkeit. 2. Forschungsmethodische Kompetenz: Theoretische Kenntnisse über und praktische Fähigkeiten in der Anwendung von Verfahren, die über die Beschaffenheit sogenannter empirischer Tatsachen informieren. Das Spektrum ist dabei offen für Verfahren unterschiedlichster Zielsetzung und Komplexität, wie sie in den zahlreichen Arbeitsfeldern von Pädagogen zum Einsatz kommen. Betont ist von theoretischen Kenntnissen und praktischen Fähigkeiten in der Anwendung die Rede: Methodologische und methodische Kenntnisse sollten also durch Know How ergänzt werden, das auf konkreter Übung basiert. 3. Organisatorische Kompetenz: Planung und Schaffung organisatorischer Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für pädagogisches Arbeiten liegen häufig in den Händen von Nicht-Pädagogen. Umso wichtiger ist dann die Kompetenz, vorhandene Veränderungs- und Ausgestaltungsspielräume kompetent und effektiv für die pädagogische Arbeit zu nutzen.
- 3-4. Didaktische Kompetenz: Die didaktische Aufbereitung einzelner Lernangebote bis hin zur Konzipierung komplexer Ausbildungsgänge wird mit zunehmender Nachfrage nach Weiterbildungs-, Umschulungs-, Personalentwicklungsangeboten immer mehr ein zentraler Bestandteil außerschulischer pädagogischer Arbeit. Die Kenntnis didaktischer Konzepte und Übung in der Aufbereitung von Lernangeboten steht daher im Zentrum dieses Kompetenzbereichs. 5. Soziale Kompetenz: Soziale Kompetenz umfasst neben einer sensiblen und differenzierten Wahrnehmung sozialer Situationen und Prozesse ausdrücklich auch professionelles soziales Handeln. Mit professionellem Handeln ist dabei ein ebenso theoretisch reflektiertes, wie praktisch gekonntes Handeln gemeint. Das Spektrum reicht von der Gesprächsführung im Einzelgespräch bis zur Strukturierung und Steuerung von Gruppenprozessen, von improvisierten Spielszenen bis zu präzise vorbereiteten Verhaltenstrainings. Pädagogik und Informatik Die gemeinsamen Interessen von Informatik und Pädagogik nehmen insbesondere im Zusammenhang mit den sogenannten Neuen Medien ständig zu. Dafür nur einzelne Themenbeispiele: Usability: Schnittstelle Mensch-Software Erhebung und Nutzung von Expertenwissen Gestaltung von Lernsoftware Nutzung des Internet in Schulen Fragen der (Hochschul-) Didaktik im Zusammenhang mit der Virtuellen Schule/Hochschule usw.
- 4 - Dazu kommen grundsätzliche Fragen, die für die Arbeit von Informatiker ebenso wie für andere Aufgabenbereiche gilt: Aufbereitung und Präsentation von Informationen Arbeit in Gruppen, Teambildung und entwicklung Konfliktmanagement usw. Pädagogik als Nebenfach im Diplomstudiengang Die Anforderungen (Scheine, Prüfungen) sind im Schaubild unten dargestellt. Zu beachten ist dabei, dass die Studienordnung inhaltlich noch Veranstaltungen vorsieht, die so nicht mehr angeboten werden (insbesondere Anthropologie, studentische Projekte). Außerdem ist zu beachten, dass manche Veranstaltungen mit anderen Semesterwochenstundenzahlen angeboten werden, als dies in der Studienordnung vorgesehen ist (z.b. 4-stündige Veranstaltung zu Didaktik). Scheinerwerb Qualifizierte Scheine werden in der Pädagogik je nach Veranstaltung durch: Referat + Hausarbeit Klausur Präsentation und Hausarbeit erworben.
- 5 - Pädagogik als Nebenfach im Diplomstudiengang Informatik Qualifizierte Scheine Grundstudium Hauptstudium Grundkurs (4 SWS) Seminar Didaktik Seminar Unterricht/Didaktik Seminar Lernen/Motivation Teilnahmescheine Seminar Lernen/Motivation Seminar Unterricht/Didaktik Seminar Philosophie, Psychologie, Soziologie od. Berufs-, Wirtschafts- Technikpädagogik Prüfung für das Vordiplom: Prüfung für das Hauptdiplom: mündl. Prüfung 30 Min. Hausarbeit 8 Wochen oder Klausur 2 Stunden mündl. Prüfung 30 Min.