Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung
Einfache Zurechnungssysteme Stundensatzrechnung Keine Unterteilung in Einzel- und Gemeinkosten Die geplanten Kosten werden durch die geplante Auslastung in Stunden dividiert Materialaufwand hat geringe Bedeutung und zählt zu den Gemeinkosten
Beispiel Nehmen Sie an, Sie haben gemeinsam mit einer Freundin ein Softwareunternehmen mit folgender Kostenstruktur: Personalkosten 180.000,-- Unternehmerlohn 120.000,-- Material 5.000,-- Abschreibung 38.000,-- Sonstiger Aufwand 16.000,-- Kalk. Zinsen 12.000,-- Kostensumme 371.000,-- Wir haben drei Software-Entwickler beschäftigt. Will man daher einen Stundensatz errechnen, muss man die Jahres-Auslastung planen. Ferner muss man festlegen, ob auch die beiden UnternehmerInnen aktiv an der Softwareentwicklung mitarbeiten. Nehmen wir an die UnternehmerInnen sind zu einem Viertel ihrer Zeit mit Administrationsarbeiten beschäftigt den Rest arbeiten sie in der Softwareentwicklung. Bei Vollauslastung kann man in Österreich von 1650 bis 1700 Arbeitsstunden/Jahr ausgehen. Ist man vorsichtiger rechnet man mit 1600 Jahresstunden. So werden die drei Softwareentwickler und die beiden UnternehmerInnen mit 7.200 Stunden (4,5 x 1600) in der Softwareentwicklung tätig sein. Pro Stunde müssen daher 52,-- Euro verrechnet werden um kostendeckend zu sein. (371.000 / 7.200 = 51,53 Euro)
Einfache Zurechnungssysteme Einzelkosten sind nur die Löhne (manchmal auch Material) alle übrigen Kosten sind Gemeinkosten %-ueller Gemeinkostenzuschlag auf die Löhne Gesamtkosten: 500.000,-- davon sind Einzelkosten: 300.000,-- Löhne Gemeinkosten: 200.000,-- übrige Kosten Gemeinkostenzuschlagsatz: Gemeinkosten x 100 : Einzelkosten =67 % d.h. auf die direkten Lohnkosten pro Auftrag werden 67 % Gemeinkosten aufgeschlagen Pauschale pro Arbeitsstunde Gesamtkosten: 500.000,-- davon sind Einzelkosten: 300.000,-- Löhne Gemeinkosten: 200.000,-- übrige Kosten Geplante Arbeitsstunden: 12.800 h Gemeinkostenstundensatz: Gemeinkosten prod.arbeitsstunden
Material als Zuschlagsbasis Zurechnung auf Löhne ist nicht möglich Im Handel: Schuhpreis richtet sich nach Beratungszeit??? Im Gastgewerbe: Schnitzelpreis ist von Dauer der Bedienung abhängig? Materialverbrauch: 200.000,-- (Einstandspreis) Löhne: 50.000,-- Sonst. Kosten 166.000,-- Zuschlagsatz auf Material: Gemeinkosten x 100 : Wareneinsatz
Problematik der einfachen Verfahren der Kostenzurechnung Keine Berücksichtigung wodurch die Kosten verursacht wurden Kosten können mengenabhängig sein Kosten können wertabhängig sein Zuordnung der Kosten zu Abteilungen (= Bereiche des Kostenanfalls) Grobe Verteilung der Kosten
Kostenstellenrechnung Genauere, verursachungsgemäße Verteilung der Gemeinkosten Fokus liegt auf den Gemeinkosten gezielte Kontrolle der Kostenwirtschaftlichkeit kleiner, abgrenzbarer Verantwortungsbereiche Schafft und fördert Kostenverantwortung
Kostenstellenrechnung Darstellung der Leistungsbeziehungen im Unternehmen mittelbare Zurechnung der Gemeinkosten auf die Kostenträger = Vorstufe zur Kostenträgerrechnung Festlegung von Kalkulationssätzen Instrument der Kostenstellenrechnung: BAB (Betriebsabrechnungsbogen)
Kostenstellenrechnung ermöglicht Kosten genauer zu planen und zu kontrollieren Wirtschaftlichkeitskontrolle, Budgetüberwachung und Soll-IST-Vergleich Kosten genauer den Kostenträgern zuzurechnen (Genauigkeit der Kalkulation erhöhen) (Kostenstellenrechnung ist das Bindeglied zwischen Kostenarten und Kostenträgerrechnung) Verfahrens- und Outsourcing-Entscheidungen genauer zu treffen
Bildung der Kostenstellen Überlegen Sie welche Kostenstellen in einem Krankenhaus bzw. in einem Pharmaunternehmen eingerichtet sein könnten.
Durchführungsschritte der Kostenstellenrechnung 1. Bildung der Kostenstellen 2. Verteilung der primären Gemeinkosten je Kostenstelle nach dem Verursachungsprinzip 3. innerbetriebliche Leistungsverrechnung 4. Kostenkontrolle 5. Ermittlung der Gemeinkostenzuschlagssätze
Betriebsabrechnungsbogen Folgetabelle zum Betriebsüberleitungsbogen Zeilen Kostenarten laut Betriebsüberleitungsbogen Spalten Kostenstellen Zellen zeigen Höhe der Kosten pro Kostenart und Kostenstelle
Erfassung der Kosten je Kostenstelle Primärkostenverrechnung: Erfassung der Kosten je Kostenstelle Gemeinkosten als Stelleneinzelkosten: einer betrieblichen Leistung nicht direkt zurechenbar, aber einer Kostenstelle eindeutig zugeordnet Gemeinkosten als Stellengemeinkosten: einer Kostenstelle nur indirekt (mit Hilfe von Verteilungsschlüsseln) zurechenbar
Beispiele für Stellengemeinkosten Gemeinkostenart Reinigungsmaterial Heizmaterial Arbeitsbekleidung Grundsteuer Stromkosten Schlüssel zur Verteilung auf Kostenstellen m² der Kostenstellen m³ der beheizten Räume der Kostenstellen Anzahl der Beschäftigten in den Kostenstellen m² der Kostenstellen nach Anschlusswerten der Kostenstellen
Innerbetriebliche Leistungsverrechung Sekundärkostenverrechnung Sekundärkosten: Kosten, die durch innerbetriebliche Leistungen entstehen innerbetriebliche Leistungen: nicht für den Markt, sondern für den Betrieb selbst bestimmt
Zielsetzung der ILV... möglichst verursachungsgerechte Belastung der empfangenden Kostenstellen mit den Kosten der internen Leistungen (bei gleichzeitiger Entlastung der leistenden Kostenstellen von diesen Kosten)
Ermittlung der Gemeinkostenzuschlagssätze nach Durchführung der ILV: Ermittlung der Kalkulationssätze Verrechnung der in den Hauptkostenstellen ermittelten Gemeinkosten auf die Kostenträger erfolgt durch Zuschlagssätze Zuschlagsatz Gemeinkostenzuschlags- bzw. Kalkulationssatz = Gemeinkosten einer Endkostenstelle Bezugsgröße (Zuschlagsgrundlage) Zuschlagssatz = Gemeinkosten einer Endkostenstelle Bezugsgröße (Zuschlagsgrundlage) * 100
Gemeinkosten Materialgemeinkosten Fertigungsgemeinkosten Bezugsgrößen Materialeinzelkosten Fertigungslöhne, Maschinenstundensätze Verwaltungsgemeinkosten Vertriebsgemeinkosten Herstellkosten der Produktion Herstellkosten des Umsatzes
Kalkulation im Handel Handelswarenerlöse - Wareneinsatz Rohaufschlag = Rohgewinn Rohaufschlag = Rohgewinn Wareneinsatz X 100
Kostenträgerrechnung Für welche Leistungen sind welche Kosten in welcher Höhe angefallen?
Aufgaben der Kostenträgerrechnung Bereitstellung von Ausgangsdaten für Planungs- und Kontrollrechnungen Bereitstellung von Unterlagen für preispolitische Entscheidungen Bewertung der Bestände an Halb- und Fertigfabrikaten sowie selbsterstellten Anlagen (i. d. Handels- u. Steuerbilanz)
Kostenträgerstückrechnung... stellt die eigentliche Kalkulation dar... ermittelt die Kosten der betrieblichen Leistungseinheiten = Kostenträger
Kostenträgerzeitrechnung... ist die nach Kostenträgern gegliederte Erfassung der in einer Periode angefallenen Kosten Werden diese Kosten den jeweiligen Erlösen gegenübergestellt, so ergibt sich die Kostenträgererfolgsrechnung (Betriebsergebnisrechnung).
Kalkulationsverfahren Die im Unternehmen angewandten Fertigungsverfahren bzw. die Struktur der Produktionsprozesse Haben einen erheblichen Einfluss auf die Struktur der Kosten und somit auf die Wahl des geeigneten Kalkulationsverfahrens
Kalkulationsverfahren Kalkulationsverfahren Divisionskalkulation Kuppelproduktkalkulation Zuschlagskalkulation Divisionskalkulation Äquivalenzziffernkalkulation summarische differenzierte einfache stufenweise
Einstufige Divisionskalkulation Kosten je Leistungseinheit = Gesamtkosten der Periode produzierte Leistungseinheiten Ein Betrieb produziert in einer Periode 2000 Stück und verkauft diese auch. Es entstehen 100.000,-- an Gesamtkosten.
Einstufige Divisionskalkulation Ein Betrieb produziert in einer Periode 2000 Stück und verkauft diese auch. Es entstehen 100.000,-- an Gesamtkosten.
Zweistufige Divisionskalkulation Anwendung: bei Mengenunterschieden zwischen produzierten und verkauften Leistungen Herstellkosten werden auf die produzierte Menge verteilt Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten werden auf die verkaufte Menge aufgerechnet
Zweistufige Divisionskalkulation Herstellkosten je Leistungseinheit = Herstellkosten der Periode produzierte Leistungseinheiten Vw.- u. Vtr.-GK je Leistungseinheit = Vw.- u. Vtr.-GK der Periode abgesetzte Leistungseinheiten
Zweistufige Divisionskalkulation Herstellkosten je Leistungseinheit + Verwaltungs- u. Vertriebskosten je Leistungseinheit = Selbstkosten je Leistungseinheit
Zweistufige Divisionskalkulation Ein Betrieb produziert in einer Periode 2000 Stück und verkauft nur 1000 Stück davon. Die Gesamtkosten der Periode betragen 100.000,--, davon sind 20 % Verwaltungs- und Vertriebskosten.
Zuschlagskalkulation Anwendung: verschiedenartige, nicht miteinander vergleichbare Leistungen Gesamtkosten werden in Einzel- und Gemeinkosten getrennt Einzelkosten werden den Kostenträgern verursachungsgemäß direkt zugerechnet Gemeinkosten werden mit Hilfe von Gemeinkostenzuschlagsätzen indirekt zugeschlagen
Summarische Zuschlagskalkulation gesamte Gemeinkosten des Betriebes über einen einzigen Zuschlagssatz verrechnet zweckmäßig nur dann, wenn Anteil der Gemeinkosten an den Gesamtkosten gering ist Zuschlagsgrundlage (Bezugsgröße): Materialeinzelkosten oder Lohneinzelkosten oder gesamte Einzelkosten
Summarische Zuschlagskalkulation Zuschlagsgrundlagen: bei materialintensiven Betrieben Fertigungsmaterial bei arbeitsintensiven Betrieben Fertigungslöhne häufig statt Zuschlagssatz auch Arbeitsstundensätze oder Maschinenstundensätze verwendet
Summarische Zuschlagskalkulation Anwendung: Kleinbetriebe insbesondere Einzelhandel Grund für die Anwendung: meist nur der Einfachheit wegen angewandt
Differenzierende Zuschlagskalkulation differenziert nach Kostenstellen mit unterschiedlichen Bezugsgrößen genauere, auf dem Prinzip der Kostenverursachung aufbauende Kostenzurechnung