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Arbeitszeugnisse korrekt entschlüsseln Oliver Fröhlich

Arbeitszeugnisse korrekt entschlüsseln Dr. Oliver Fröhlich 1. Auflage Haufe Gruppe Freiburg München

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Print ISBN: 978-3-648-07110-6 Bestell-Nr. 14012-0001 EPUB ISBN: 978-3-648-07111-3 Bestell-Nr. 14012-0100 EPDF ISBN: 978-3-648-07112-0 Bestell-Nr. 14012-0150 Dr. Oliver Fröhlich Arbeitszeugnisse korrekt entschlüsseln 1. Auflage 2016 2016 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg www.haufe.de info@haufe.de Produktmanagement: Jutta Thyssen Lektorat: Lektoratsbüro Peter Böke, Berlin Satz: Content Labs GmbH, Bad Krozingen Umschlag: RED GmbH, Krailling Druck: Schätzl Druck & Medien GmbH & Co. KG, Donauwörth Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis Vorwort 9 1 Arbeitsrechtliche Grundlagen der verschiedenen Zeugnisformen 11 1.1 Endzeugnis 11 1.2 Ausbildungszeugnis 13 1.3 Zwischenzeugnis 14 1.4 Zeugnisgrundsätze 16 1.4.1 Wahrheitsgrundsatz 16 1.4.2 Wohlwollensgrundsatz 17 2 Die Codes der Zeugnissprache 19 2.1 Zeugnisaufbau und äußere Form 20 2.2 Beurteilung des Arbeitnehmers mithilfe der Notenskala 23 2.2.1 Notenskala für die Leistungsbeurteilung 23 2.2.2 Notenskala für die Verhaltensbeurteilung 24 2.3 Techniken zur Bewertung des Arbeitnehmers 26 2.3.1 Positivskala-Technik 26 2.3.2 Reihenfolge-Technik 27 2.3.3 Aktiv-Passiv-Technik 29 2.3.4 Einschränkungstechnik 30 2.3.5 Technik der doppelten Verneinung 33 2.3.6 Beredtes Schweigen 34 2.3.7 Punktuelle Betonung von Erfolgen 37 2.3.8 Hervorhebung von Selbstverständlichem 38 2.3.9 Bewertung mithilfe der Schlussklausel 39 2.4 Zeugniscodes mit Formulierungsbeispielen 42 3 Die wichtigsten Zeugnisbestandteile und ihre Bedeutung 55 3.1 Äußere Form des Zeugnisses 55 3.2 Ausstellungsdatum 55 3.3 Knicke, Flecken und Fehler 55 3.4 Unternehmensvorstellung 56 3.5 Tätigkeitsbeschreibung 57 5

Inhaltsverzeichnis 3.6 Leistungsbeschreibung und Leistungsbeurteilung 57 3.7 Verhaltensbeurteilung 59 3.8 Schlussformulierung 59 4 Beispiele aus der jüngeren Rechtsprechung 61 5 Zeugnismuster und Analysehilfen 67 5.1 Art Director 68 5.2 Assistentin/Sekretärin der Geschäftsführung 71 5.3 Bankangestellter 74 5.4 Betriebsleiter 77 5.5 Bürokraft 81 5.6 Consultant 84 5.7 Controller 86 5.8 Diplom-Sozialarbeiter I 90 5.9 Diplom-Sozialarbeiter II 92 5.10 Einkaufsmitarbeiter 95 5.11 Einzelhandelskauffrau 98 5.12 Fertigungsmitarbeiter (Dreher) 101 5.13 Finanzbuchhalterin 104 5.14 Friseurmeisterin 107 5.15 Hausmeister 109 5.16 Ingenieurin 111 5.17 IT-Leiter 114 5.18 Kaufmännischer Leiter 117 5.19 Leiterin Administration 120 5.20 Leiter Operativer Service 124 5.21 Logistikmitarbeiter 127 5.22 Mitarbeiter der IT-Abteilung 129 5.23 Niederlassungsleiter 132 5.24 Personalleiter 135 5.25 Personalreferentin 139 5.26 Pharmareferentin 142 5.27 Produktmanager I 144 5.28 Produktmanager II 146 5.29 Reinigungskraft 149 5.30 Regionalleiter Außendienst 151 6

Inhaltsverzeichnis 5.31 Sekretärin I 154 5.32 Sekretärin II 156 5.33 Steuerfachangestellte 158 5.34 Verkaufssachbearbeiter 161 5.35 Versicherungsmitarbeiterin 164 5.36 Vorstandssekretärin 167 6 Checkliste für den Aufbau eines qualifizierten Zeugnisses 171 Stichwortverzeichnis 177 Der Autor 179 7

Vorwort Im Rahmen der Personalgewinnung gehen oft zahlreiche Bewerbungen ein, bei denen unverändert ein wichtiger Bestandteil die Arbeitszeugnisse sind, die vorherige Arbeitgeber den Bewerbern erteilt haben. Im Rahmen der gebotenen Vorauswahl bzw. Auswahl der Kandidaten müssen diese Zeugnisse gewürdigt werden und es geht darum zu verstehen, welche Botschaft das jeweilige Zeugnis enthält, was dessen Aussteller dem potenziellen neuen Arbeitgeber also wirklich mitteilen will. Aufgrund verschiedener Grundsätze und der hierzu ergangenen komplexen Rechtsprechung hat sich eine Zeugnissprache herausgebildet und es steckt in vielen Arbeitszeugnissen oftmals mehr, als man auf den ersten Blick erahnt. Vor allem Führungskräfte und Personaler müssen bei der Sichtung von Bewerbungs unterlagen schnell die Zeugnissprache interpretieren und entscheiden, ob der Kandidat geeignet ist. Dieses Buch hilft dem Praktiker, Zeugnisse richtig zu lesen und sie zu verstehen, indem es nicht nur die Zeugnisgrundlagen darstellt, sondern vielmehr auch die einschlägigen Zeugniscodes erläutert und anhand zahlreicher praktischer Musterzeugnisse veranschaulicht und handhabbar macht. Es wendet sich damit an all diejenigen Personaler und Führungskräfte, zu deren Auf gaben auch die Personalbeschaffung bzw. das Recruiting zählen. Das Buch vermittelt prägnant, was im Zeugnis zwischen den Zeilen steht, wie einzelne Aussagen zu lesen und welche Formulierungen aussagekräftig, sinnvoll und zeitgemäß sind. So geht das Interpretieren von Zeugnissen schneller von der Hand. Dadurch gewinnt man Zeit und spart Kosten. RA Dr. Oliver Fröhlich, im September 2015 9

1 Arbeitsrechtliche Grundlagen der verschiedenen Zeugnisformen In der Praxis wird zwischen dem Zeugnis als Endzeugnis, das bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses erteilt wird, und dem Zwischenzeugnis, das eine Beurteilung bei noch bestehendem Arbeitsverhältnis darstellt, unterschieden. Sowohl das Endzeugnis als auch das Zwischenzeugnis gibt es in der Form des einfachen Zeugnisses und des qualifizierten Zeugnisses. Zudem gibt es noch im Bereich der Berufsausbildung das einfache oder qualifizierte Ausbildungszeugnis, sowohl bei Beendigung der Berufsausbildung als auch als Zwischenzeugnis bei noch bestehendem Ausbildungsverhältnis. 1.1 Endzeugnis Anspruchsgrundlagen Seit dem 01.01.2003 ist das Zeugnisrecht einheitlich für alle Arbeitnehmer in 109 GewO geregelt. Bis dahin war 630 BGB die zentrale Vorschrift des Zeugnisrechts. 630 BGB gilt heute nur noch für Dienstverträge mit Selbstständigen und für Anstellungsverträge mit Organen (Geschäftsführern, Vorstandsmitgliedern). Nach 109 Abs. 1 GewO hat der Arbeitnehmer bei Beendigung eines Arbeitsverhältnisses Anspruch auf ein schriftliches Zeugnis. Die Norm gilt für alle Arbeitsverhältnisse. Voraussetzung für diesen Anspruch ist danach lediglich, dass ein Arbeitsverhältnis bestand und beendet wird. Eine bestimmte Dauer des Arbeitsverhältnisses (Wartefrist) ist ebenso wenig Voraussetzung wie eine bestimmte Betriebsgröße. Für den Anspruch des Arbeitnehmers kommt es auch nicht auf den Beendigungstatbestand oder auf die sozialversicherungsrechtliche Einordnung des Arbeitsverhältnisses an. Dementsprechend besteht der Anspruch z. B. auch bei Arbeitnehmern, die wegen des Erreichens des gesetzlichen Rentenalters aus dem Arbeitsverhältnis ausscheiden, oder auch bei Arbeitnehmern, die befristet oder geringfügig beschäftigt wurden. 11

Arbeitsrechtliche Grundlagen der verschiedenen Zeugnisformen Das Zeugnis muss von Gesetzes wegen mindestens Angaben zu Art und Dauer der Tätigkeit enthalten. Das Zeugnis, das Angaben zu Art und Dauer der Tätigkeit enthält, ist gemäß der Legaldefinition des 109 Abs. 1 Satz 2 GewO das einfache Zeugnis. Der Arbeitnehmer kann verlangen, dass sich die Angaben darüber hinaus auf Leistung und Verhalten im Arbeitsverhältnis erstrecken. Wenn auf Verlangen des Arbeitgebers diese Angaben zu Leistung und Verhalten aufgenommen werden, handelt es sich um ein qualifiziertes Zeugnis. Für das qualifizierte Zeugnis ist es erforderlich, dass das Arbeitsverhältnis auch tatsächlich in Vollzug gesetzt worden ist, da anderenfalls Leistung und Verhalten des Arbeitnehmers im Arbeitsverhältnis schon gar nicht beschrieben und beurteilt werden können. Ein qualifiziertes Zeugnis ist denknotwendig nur sinnvoll, wenn die tatsächliche Tätigkeitsdauer eine Beurteilung des Verhaltens und der Leistung überhaupt ermöglicht, wobei nach einer Entscheidung des Landesarbeitsgerichts Köln 1 in einem kurzen Arbeitsverhältnis eine tatsächliche Arbeit des Arbeitnehmers von etwa sechs Wochen genügen soll. Da der Gesetzeswortlaut keine Mindestdauer des Arbeitsverhältnisses kennt, ist die Entscheidung zutreffend. In jeder Analyse des Arbeitszeugnisses sollte man sich vor diesem Hintergrund zunächst bewusst machen, welcher Zeitraum, also welche Dauer des Arbeitsverhältnisses, überhaupt Grundlage der Beurteilung geworden ist. In 109 Abs. 2 GewO sind inhaltliche Anforderungen an das Arbeitszeugnis formuliert. Im ersten Satz finden sich durch die Aussage, dass das Zeugnis klar und verständlich formuliert sein muss, zwei Gebote, nämlich das Klarheitsgebot und das Verständlichkeitsgebot. In 109 Abs. 2 Satz 2 GewO sind Verbote geregelt. Das Zeugnis darf nämlich keine Merkmale oder Formulierungen enthalten, die den Zweck haben, eine andere als aus der äußeren Form oder aus dem Wortlaut ersichtliche Aussage über den Arbeitnehmer zu treffen. 1 LAG Köln vom 30.03.2001 4 Sa 1485/00. 12

Ausbildungszeugnis 1 Das Zeugnis ist für das berufliche Fortkommen des Arbeitnehmers von großer Bedeutung, 2 da es dem Arbeitnehmer als Unterlage für eine neue Bewerbung 3 und gleichzeitig der Information des möglichen neuen Arbeitgebers dient. 4 Zudem gibt das Arbeitszeugnis dem Arbeitnehmer selber Aufschluss, wie der Arbeitgeber seine Leistung und sein Sozialverhalten beurteilt. Aus diesen Zwecken bestimmt sich der notwendige Zeugnisinhalt. Neben den gesetzlichen Bestimmungen finden sich auch Tarifvertragsnormen, die einen Zeugnisanspruch regeln, wie z. B. 35 TVÖD und 35 TVL, die den Gesetzesvorschriften nachgebildet sind. 1.2 Ausbildungszeugnis Gemäß 16 BBiG haben Ausbildende den Auszubildenden bei Beendigung des Berufsausbildungsverhältnisses ein schriftliches Zeugnis auszustellen. Nach Beendigung der Berufsausbildung, aus welchem Grund auch immer, ist dem Auszubildenden ein Zeugnis auszustellen, und zwar selbst dann, wenn dieser es nicht ausdrücklich verlangt oder sogar darauf verzichtet. Ein Zeugnis ist selbst dann auszustellen, wenn der Auszubildende nach der Ausbildungszeit im Betrieb weiterbeschäftigt und in ein Arbeitsverhältnis übernommen wird. Gleichermaßen ist das Zeugnis auszustellen und zu erteilen, wenn das Ausbildungsverhältnis vorzeitig beendet wird. Nach 25 BBiG ist der Anspruch unabdingbar. Unter der Voraussetzung des 16 Abs. 1 Satz 3 BBiG ist das Zeugnis auch vom Ausbilder zu unterschreiben, nämlich dann, wenn Ausbildende die Berufsausbildung nicht selbst durchgeführt haben. Auch beim Ausbildungszeugnis wird zwischen dem einfachen und dem qualifizierten Ausbildungszeugnis unterschieden, wobei auch im einfachen Ausbildungszeugnis ein wertender Teil enthalten ist. Dieses muss nämlich nicht nur Angaben über Art und Dauer des Ausbildungsverhältnisses, sondern auch 2 Bundestagdrucksache 14/8.796, S. 25. 3 BAG vom 21.06.2005 9 AZR 152/04. 4 BAG vom 21.06.2005 9 AZR 352/04. 13