WHU. Ausgabe 53 - November 2011 FINANCIAL. Market Overview. Deutschland

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Transkript:

Der unabhängige Finanznewsletter von Studenten der WHU Otto Beisheim School of Management Ausgabe 53 - November 2011 WHU FINANCIAL Market Overview Deutschland Der Kursverlauf des DAX wurde im November extrem vom globalen Trend, der an den internationalen Börsen fast identisch verlief, beeinflusst. Die relative Entwicklung des DAX entspricht fast genau jener des Dow Jones, FTSE 100 und auch des NIKKEI. Dabei schaute man von allen Finanzplätzen auf die Entwicklung der europäischen Schuldenkrise. Bis von 11. November stiegen die Kurse leicht an, fielen anschließend stark, erholten sich ab dem 23. November und erreichten am Ende des Monats fast die Werte von Anfang November. Von signifikanter Bedeutung ist die koordinierte Aktion der FED und EZB sowie der Notenbanken Japans, der Schweiz, Großbritanniens und Kanadas, die am 30. November zu starken Kursgewinnen an der Börse führte. Nachdem sich die europäischen Kreditinstitute immer weniger Geld untereinander ausliehen, kurzfristig Geld in Höhe von 297 Milliarden Euro bei der EZB geparkt wurde, die Rendite einjähriger deutscher Bundesanleihen schon negative Werte erreichte und insbesondere die Lage französischer Banken immer prekärer wurde, vereinbarten die Notenbanken Devisen Swap Geschäfte, die das globale Finanzsystem mit ausreichend Liquidität in Fremdwährung ausstatten soll. Die Kosten für Dollar Swap Geschäfte werden ab dem 5. Dezember um 50 Basispunkte sinken. Fraglich ist jedoch, ob die dadurch positive Stimmung an den Kapitalmärkten anhält. Langfristig löst diese Aktion die fundamentalen Probleme in Europa nicht. Darüber hinaus hat die chinesische Zentralbank beschlossen, den Mindestreservesatz für alle Kreditinstitute zum 5. Dezember um 50 Basispunkte auf 20 Prozent zu senken. Trotz der kurzfristigen Erholung des DAX, werden die nächsten Wochen sehr wahrscheinlich weiterhin volatil bleiben und eine Kursentwicklung zwischen der langfristigen Unterstützungszone von ca. 5000 und der kurzfristigen Widerstandszone von ca. 6500 Punkten zeigen. Denn Standard & Poors hat das Rating von 15 der weltweit 37 größten Banken herabgestuft, der chinesische Immobilienmarkt und Impressum WHU Daxe e.v. Burgplatz 2 56179 Vallendar daxe@whu.edu www.whu-daxe.de Vorstand 1. Vorsitzender: Charles Crutchett 2. Vorsitzender: Patrick Bellmann Stellvertretende Vorsitzende: Maximilian Lindner Ilja Leifeld Kassenprüfer: Jochen Ziervogel Gesamtverantwortlicher: Maximilian Lindner Design und Konzeption: Robert Pflaum Redaktion Christopher Beisecker Patrick Bellmann Charles Crutchett Alexander Deneke Stephan Duwe David Esau Robin Godenrath Kurosch Habibi Simone Haefele Philippa-Luisa Harhoff Janek Kraus Ilja Leifeld Maximilian Lindner Matthias Martensen Jun Peng Steffen Polzer WHU Financial - Finanzmärkte verstehen Seite 1

Market Overview die chinesische Exportwirtschaft zeigen erste Anzeichen einer Abkühlung, die Arbeitslosenquote im Euroraum ist so hoch wie noch nie seit Einführung des Euro, das Stimmungsbarometer in Frankreich ist deutlich gesunken, die letzten Quartale der europäischen Volkswirtschaften sind beachtlich zurückgegangen und insbesondere lassen sich bezüglich der weiteren Entwicklung der Schuldenkrise in Europa keine sicheren Prognosen zum zukünftigen Verlauf treffen. Inhaltsverzeichnis: Market Overview 1 Fixed Income 5 Equity Research: Volkswagen AG 6 Commodities: General 8 Commodities: Oil Report 9 M&A: Saab 10 IPO 12 Stephan Duwe WHU Financial - Finanzmärkte verstehen Seite 2

Market Overview USA Nachdem der amerikanische Leitindex einen Rücksetzer auf fast 10.655 Punkt im Oktober erfuhr, erholte sich der Index rasch. Von Anfang bis Mitte November bewegte sich der Dow Jones seitwärts zwischen 11.750 und 12.200 Punkten. Dann unterschritt der Index die Unterstützungszone bei 11.750 und hatte knapp 5% verloren. Anschließend stellten die größten Notenbanken der Welt mit der EZB, amerikanischer FED sowie Briten, Japanern und Schweizern den Märkten neues Geld zur Verfügung auf das die Märkte sehr positiv reagierten und der Dow Jones seine Verluste wettmachte und den Dezember bei 12.045 schloss. Dow Jones Industrial Average Index Es besteht eine große Unsicherheit über die weitere Entwicklung der des Dow Jones. Vor allem liegt der Fokus dabei auf dem Geschehen und Entwicklung der Schuldenkrise in Europa. Es hängt alles davon ab, ob Europa die Probleme gelöst bekommt. Die Staaten, vor allem jetzt auch die reichen Länder wie Italien und Frankreich geraten immer mehr unter Druck und müssen Rekordzinsen zahlen, so dass die langfristige Refinanzierung nicht bei allen Ländern mehr gesichert ist, wenn die Zinsen nicht wieder sinken. Auch wird die Wahrscheinlichkeit einer Rezession im Euroraum immer größer, so erwartet die Deutsche Bank ein negatives Wachstum von -0,5% für den Euroraum. Der Bericht beginnt mit den Worten: Das Versagen, der europäischen Regierungen eine Lösung für das Schuldenproblem zu finden, bedeutet, dass die Rezessionsrisiken sich materialisieren. Doch die Staatsverschuldung in Europa und den USA wird mit zweierlei Maß gemessen. Zehnjährige Treasurys werfen derzeit lediglich 2% Rendite ab, obwohl die Schuldenkommission in den USA erneut gescheitert ist. Gleichzeitig kündigte die Ratingagentur Fitch den Verlust des AAA - Ratings an, falls kein Sparpaket geschnürt werden kann, sondern pauschale Spareinschnitte über alle Ressorts ab 2013 in Kraft treten. Es wird deutlich, dass auch die USA riesige Probleme haben und sich die Situation auch dort schnell ändern kann, was wiederum drastische Auswirkungen auf die Entwicklung der Börsen haben wird. Durch diese Unsicherheiten ist es schwierig eine Prognose der weiteren Entwicklung abzugeben. Wenn die Probleme entschlossen angegangen und das Investorenvertrauen zurückgewonnen werden kann, steht einer Erholung nichts im Wege und der Dow Jones könnte sich wieder in Richtung 12.500 bewegen. Andernfalls und wahrscheinlicher könnte es zu weiteren Rücksetzern kommen. Matthias Martensen WHU Financial - Finanzmärkte verstehen Seite 3

Market Overview China Nach dem letzten Handelstag in November schließt der Shanghai Stock Exchange Composite Index (SSECI) bei 2.334,76 Punkten ab, mit einem kleinen Minus von 3,22%. Der Shenzhen Stock Exchange Composite Index (SZECI) lag zum Handelsschluss bei 9.693,385 Punkten mit einem Minus von 7,5%. Im Vergleich zum Anfang des Monats verliert der SSECI 133,387 Punkte, was einem Minus von 5,4% entspricht. Der SZECI verliert ebenfalls 787,527 Punkten, etwa 7,5%. Seit 6 Monaten geht es in China nur noch bergab in einem klaren Abwärtskanal. Die instabile Situation Griechenlands und die damit verbundenen Auswirkungen sorgen täglich nach wie vor für Bad News, die sich stark negativ auf die Börse auswirken. Am 03.11. äußerte der chinesische Staatspräsident Hu Jintao beim G20-Gipfel in Cannes, dass Europa die Schuldenkrise grundsätzlich aus eigener Kraft bewältigen sollte und er von der Intelligenz und Kompetenz Europas überzeugt sei. Indirekt könnte man die Aussage als ein noch unsicheres, aber wohlmögliches Nein zur Eu- ro-rettung interpretieren. Der letzte Handelstag des Novembers dürfte für die meisten chinesischen Anleger für Frust und Wut sorgen. Pünktlich nach dem Börsenschluss mit einem dicken Minus kündigt die chinesische Notenbank erstmals seit drei Jahren an, die Mindestreserve-Quote für die Banken um 0,5% auf 20% zu senken. Nach dem 400 Milliarden Euro Konjunktur- Programm in April 2009 wurde die Mindestreserve-Quote innerhalb von 2 Jahren 12 mal kontinuierlich angehoben, um die daraus resultierte Inflation zu bekämpfen. Mit dem Quantitative Easing made in China soll den Banken ermöglicht werden, die Kreditvergabe auszuweiten, weil sie weniger Geld bei der Zentralbank als Sicherheitsreserve hinterlassen müssen. Durch die Senkung der Mindestreserve bekommt der Markt in der kommenden Woche befreites Kapital in Höhe von 369 Milliarden Yuan (ca. 43,5 Milliarden Euro) zugeschossen, was ca. dem fünffachen Tagesvolumen der beiden Indizes entspricht. Mittelständische Firmen, die bislang unter Liquiditätsengpässen leiden und im Extremfall sogar zum Wucherkredit zugreifen mussten, haben mit der neuen Geldpolitik bessere Aussicht einen Kredit mit zahlbarem Zinssatz von einer Bank zu bekommen. Für die Indizes bedeutet die Geld- Flut nichts anderes als eine Explosion auf der Nachfrageseite. Kurzfristig ist also eine sehr starke Aufwärtsbewegung zu erwarten. Bei genügend großem Momentum ist eine Durchbrechung des Abwärtskanals nicht auszuschließen. Jun Peng WHU Financial - Finanzmärkte verstehen Seite 4

Fixed Income Fixed Income Bond Market Overview Auf dem Bondmarkt kehrt nach wie vor keine Ruhe ein. Ganz im Gegenteil beobachten wir hier eine zunehmende Verschärfung der Gesamtsituation. Insbesondere im Bereich der staatlichen Refinanzierung am Anleihenmarkt verschärft sich das Umfeld zusehends. Die Zentralbanken und Staaten reagieren hierauf mit immer neuen und größeren Maßnahmen, das Vertrauen der Finanzmärkte in die Stabilität und die Bonität der Staaten kann jedoch dennoch nicht oder nur zeitweise hergestellt werden. Insgesamt haben im vergangenen Monat abermals im Rahmen der EU bzw. der Euromitgliedsländer diverse Zusammenkünfte und Gespräche mit dem Ziel einer Lösungsfindung stattgefunden. Allerdings bleiben die Kernprobleme der Eurozone nach wie vor ungelöst. Diese sind die hohe und weiterhin steigende Schuldenquote nahezu aller Euro-Mitgliedsstaaten sowie die Tatsache, dass der Euroraum zwar ein gemeinsamer Währungsraum ist, jedoch ohne die entsprechende Fiskalunion umgesetzt zu haben. Langfristig kann daher vermutet werden, dass die Staaten der Eurozone vermehrt Souveränität abgeben müssen zwecks der Bildung einer Fiskalunion. Dies könnte jedoch mit erheblichen Bedenken und Widerständen auf nationaler Ebene verbunden sein, ist allerdings für die langfristige Stabilität der Eurozone sehr wichtig. Währenddessen hat auch der Regierungswechsel in Italien sowie Griechenland stattgefunden. Mit Mario Monti, dem jetzigen Ministerpräsidenten und gleichzeitigen Wirtschafts- und Finanzminister Italiens, sowie Loukas Papadimos, dem neuen Premierminister Griechenlands, sind nun zwei Ökonomen an der Spitze der jeweiligen Regierungen. Dies kann als politisches Zeichen hinsichtlich Haushaltsdisziplin und wirtschaftliche Sanierung der jeweiligen Staaten gewertet werden und soll insgesamt die Kapitalmärkte beruhigen. Eine weitere signifikante Entwicklung im Bereich der Staatsschuldenkrise fand im Kontext einer Anleihenplatzierung der Bundesrepublik Deutschland statt. Hierbei konnte die Deutsche Regierung lediglich 3,644 Mrd. Euro der geplanten 6 Mrd. Euro an 10-jährigen Anleihen platzieren. Der durchschnittliche Zins der Auktion lag hier bei 1,98 Prozent. Dies werten einige Anleger im Markt als ein Zeichen, dass Investoren nun selbst bei Anleihen höchster Bonitätsstufe vor weitreichenden Investments zurückschrecken. Weiterhin könnte dies den Beginn einer noch weitreichenderen Verschärfung der Krise markieren, die auch die Refinanzierungssituation vermeintlich stabiler Staaten deutlich gefährden könnte. Basierend auf diesen Entwicklungen, der nicht nachlassenden Skepsis seitens der Investoren in Bezug auf die Stabilität der Eurozone sowie insbesondere zur Lösung der signifikanten Probleme europäischer Banken US-Dollar zu bekommen haben nun zum Monatsende die weltweit wichtigsten Zentralbanken in einer konzertierte Aktion dem Finanzsystem billiges Geld zugeführt. Mit diesem äußerst offensiven Schritt werden unter anderem die Kosten bestehender Dollar-Swaps um 50 Basispunkte mit Wirkung zum 5. Dezember 2011 gesenkt. Daraus hervorgehend ergeben sich jedoch mittel- bis langfristig enorme Gefahren hinsichtlich einer wachsenden Inflation. Dennoch wurde der Schritt vom Finanzmarkt zunächst sehr positiv aufgenommen. Insgesamt zeigt die Vorgehensweise die Brisanz der momentanen Situation. Da sich viele europäische Staaten innerhalb der nächsten Monate in sehr hohem Ausmaß refinanzieren müssen, wird die Lage im Bereich der Staatsbonds äußerst angespannt bleiben. Investoren sollten ihre Investmentstrategie hierauf ausrichten und die enormen Risiken bei ihrer Entscheidung in Betracht ziehen. Als Investmentmöglichkeit sind aufgrund der schwer abschätzbaren weiteren Entwicklung Staats- WHU Financial - Finanzmärkte verstehen Seite 5

Equity Research anleihen vermutlich momentan nicht von allzu hoher Attraktivität. Dennoch bietet die aktuelle Situation insbesondere sehr risikoaffinen Investoren auch die Möglichkeit für potenziell lohnende Investments. Ebenso könnten nach wie vor Corporate Bonds eine interessante Anlage darstellen. Jedoch ist auch hier zu beachten, dass eine weitere Verschärfung der Eurokrise hin zu einer gesamtwirtschaftlichen Krise nicht auszuschließen ist. Die entsprechenden Firmen sollten also auch in Krisenzeiten jederzeit in der Lage sein ihre Schulden zu bedienen. Dies sollte daher als gewichtiges Kriterium in die Investitionsentscheidung mit einfließen. Zusammenfassend sehen wir also weiterhin starke Turbulenzen am Bondmarkt. Die Eurokrise verschärft sich hierbei zusehends worauf die Staaten und Zentralbanken mit offensiven Gegenmaßnahmen reagieren. Das weitere Abrutschen in eine gesamtwirtschaftliche Krise ist hierbei nicht auszuschließen. All diese Überlegungen sollten bei potenziellen Investitionen im Anleihenmarkt daher berücksichtigt werden. Kurosch Habibi Equity Research Volkswagen AG Diesen Monat möchten wir gerne nutzen, um die weiteren Entwicklungspotentiale der VW Aktie zu analysieren. Bei der Volkswagen AG handelt es sich um einen Automobil-, Finanz-, und Logistikkonzern. Der Gesamtumsatz des Konzerns betrug im letzten Jahr 217 Mrd. EUR bzw. der Gewinn bei 7,2 Mrd. EUR. Die Volkswagen AG findet ihren Ursprung in der Entwicklung eines Volkswagens von Ferdinand Porsche. Am 28. Mai 1937 wurde in Berlin zu diesem Zweck von der nationalsozialistischen Organisation Kraft durch Freude die Gesellschaft des Volkswagens mbh (Gezuvor) gegründet. Anfang 1938 begann in Braunschweig zunächst der Bau des Vorwerkes. Das erste eigentliche Volkswagenwerk wurde direkt danach bei Fallersleben errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen unter dem Namen Wolfsburg Motor Works von der Militärverwaltung der Britischen Besatzungszone weiterbetrieben. Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland befand sich die Volkswagenwerk GmbH im Besitz des Landes Niedersachsen. Am 22. August 1960 wurde diese in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Seit 1985 ist der Name des Unternehmens Volkswagen AG. Die Volkswagen AG, die ihren Sitz in Wolfsburg hat, ist die Konzernmuttergesellschaft der Automobilmarken Audi, Bentley, Bugatti, Lamborghini, MAN, Porsche, Scania, Seat, Škoda, Volkswagen PKW und Volkswagen Nutzfahrzeuge. Bei VW handelt es sich um den größten Automobilhersteller Europas und den drittgrößten der Welt. Viel Bewegung innerhalb des VW-Konzerns Schon länger wird unter Analsyten darüber spekuliert, wann dir große Fusion von MAN, Scania und der Volkswagen AG zustande kommen wird. Vor kurzem haben die Kartellbe- WHU Financial - Finanzmärkte verstehen Seite 6

Equity Research hörden dem Übernahmeangebot der VW-Aktionäre zugestimmt, MAN-Aktien aufzukaufen. Die kürzlich ausgehandelte Lösung bezüglich des Ferrostall-Skandals bei MAN ist die Fusion der drei großen Unternehmen weiter in unmittelbare Nähe gerückt. Es ist nur eine Frage der Zeit bis VW MAN und Scania unter das eigene Konzerndach holt. MAN und Scania werden laut Exane BNP Paribas im kommenden Jahr auf knapp 25 Mrd. EUR umsetzen, 2013 knapp 27 Mrd. EUR. Vor dem Hintergrund dieser Daten erwarten die Analysten ein Ergebnis vor Steuern in Höhe von 2,35 bzw. 2,87 Mrd. EUR. Die MAN Aktie ist nach unten abgesichert, da man hofft, dass VW den Anteil an MAN ausbauen muss, um einen 75-prozentigen Anteil am kombinierten Autobauer zu erhalten. Die MAN-Aktie ist also besonders langfristig orientierten Anlegern zu empfehlen, da allein schon die hohen Synergien den Gewinn der Aktie wahrscheinlich mittelfristig deutlich erhöhen. Nach dieser kleinen Abschweifung zur MAN- Aktie wollen wir uns nun der aktuellsten Volkswagen-Meldung widmen. Verschiedenen Medienberichten zu Folge steht Volkswagen in diesem Jahr vor einem neuen Absatzrekord. Es wird damit gerechnet, dass der Konzern in diesem Jahr erstmals mehr als acht Millionen Autos ausliefert und damit dem Ziel, die Welts- pitze zu erobern, immer näher kommt. Investieren in die VW Aktie lohnt sich Vor dem Hintergrund dieser beiden Nachrichten empfehlen Analysten den Kauf der VW-Aktie. Die geplante Übernahme von MAN/Scania wird auf dem Markt überwiegend als positiv aufgenommen. Die erwarteten Absatzzahlen für dieses Jahr steigern die Euphorie auf den Märkten natürlich noch einmal zusätzlich. Zudem scheint die Revival-Strategie von VW in den Vereinigten Staaten aufzugehen, wie der Analyst Stuart Pearson von Morgan Stanley ein einer Studie kürzlich veröffentlichte. VW gewinne Marktanteile, die Verkaufspreise seien stabil und die Kosten gingen zurück. Volkswagen rückt Toyota, dem momentanen Weltmarktführer für Automobile, immer näher auf die Pelle. Durch eine neue Modeloffensive vor, die VW vor ca. drei Jahren gestartet hat, wurde das Ziel, Toyota an der Spitze abzulösen immer greifbarer. Auch die letzten Erdbebenschwierigkeiten haben Toyota zurückgeworfen. Aufgrund dieses positiven Trends von VW ist damit zu rechnen, dass die Aktie auch in Zukunft nach oben gehen wird. Insgesamt gesehen bietet die Aktie der Volkswagen AG eine äußerst attraktive Investitionsgelegenheit, da mit einem Kursgewinn von ca. 30 Prozent innerhalb der nächsten Jahre gerechnet wird. Deshalb bleibt die Einstufung der VW-Aktie auf Buy. Für mittelfristig orientierte Anleger, die ihr Portfolio mit der Aktie des vielleicht bald größten Automobilherstellers erweitern möchten, bietet diese Aktie eine äußerst interessante Anlagemöglichkeit dar. Alexander Deneke WHU Financial - Finanzmärkte verstehen Seite 7

Commodities Commodities General Auch im November setzte sich der Abwärtstrend bei Rohstoffen im Allgemeinen fort. Nachdem die Hoffnung auf eine nachhaltige Lösung der europäischen Schuldenkrise die Rohstoffnotierungen Ende Oktober hatte steigen lassen, sorgten verschiedene Entwicklungen im November für weiteren Abwärtsdruck im Rohstoffmarkt. Die Regierungswechsel in Italien und Spanien sandten zwar einerseits das richtige Signal, nämlich dass das Ausmaß der Krise dort realisiert wurde, andererseits sind die neuen dortigen Regierungschefs Verfechter eines strikten Sparprogramms. Diese Sparmaßnahmen werden einen negativen Effekt auf die konjunkturelle Entwicklung der dortigen Länder haben, was im Normalfall einen sinkenden Bedarf an Rohstoffen nach sich zieht. Kupfer verlor stark im Monatsverlauf, könnte sich aber als gewinnbringende Anlage erweisen, sobald die Weltkonjunktur wieder in Fahrt kommt. So schreibt die Financial Times Deutschland: Auch weltweit stieg der Appetit auf Kupfer. Im Jahr 2003 lag der Verbrauch laut der International Copper Study Group bei 15,72 Millionen Tonnen, 2010 waren es schon neun Millionen Tonnen. Der Löwenanteil der zusätzlichen Nachfrage ging auf das Konto der Volksrepublik. Entscheidend für den Kupferhype ist, dass das Metall besonders leitfähig ist und deshalb für den Aufbau von Infrastruktur fast unverzichtbar. Entwicklung des Kupferpreises Year-to-Date Besonders interessant könnten Goldaktien werden. Der NYSE Arca Gold BUGS Index, der sich aus Aktien von Unternehmen mit Goldminen zusammensetzt, konnte dem Anstieg des Goldpreises bisher nicht folgen und notiert momentan mit einer Bewertung des 17-fachen der Gewinne, das niedrigste Niveau seit November 2002. Der Fünfjahresdurchschnitt liegt bei dem 37-fachen der Gewinne. Investoren meiden im aktuellen Marktumfeld risikoreiche Wertpapiere, was sich aber beim nächsten Aufschwung der Weltwirtschaft, bzw. bei Lösung der Schuldenkrise schnell wieder ändern könnte. Steffen Polzer Der allgemeine Abwärtstrend wurde durch die Ankündigung der Zentralbanken, Banken günstiger mit Liquidität zu versorgen, unterbrochen, da dies Hoffnungen auf eine konjunkturelle Erholung bestärkte. WHU Financial - Finanzmärkte verstehen Seite 8

Commodities Oil Report Sinkende Lagerbestände, gute US-Einzelhandelsumsätze und die erstmals seit vier Quartalen wieder wachsende japanische Wirtschaft das waren Gründe den Kursanstieg der US- Rohölsorte WTI auf 103,36 USD. Damit war am 16. November zunächst ein Höchststand seit Mai dieses Jahres erreicht und die wichtige Marke von 100 USD durchbrochen. Doch der Anstieg war wohl zu hoch, denn eine Preiskorrektur setzte direkt ein. Die Händler ließen den Preis bis zum 18.November auf 98,49 USD abstürzen. Mal wieder findet man die Gründe für die plötzliche Abwertung in der europäischen Schuldenkrise. Ein Belastungsfaktor der dann durch eine enttäuschende Auktion der deutschen Anleihe und dem finanziell angeschlagenen Italien untermauert wurde. Doch Ende des Monats gibt es erneut Rückenwind aus den USA. Das deutlich besser als erwartet ausgefallene US-Verbrauchervertrauen lassen den Kurs kräftig steigen. Besonders die konzertierte Aktion der Notenbanken bescherte uns am letzten Tag des Monats dann einen Schlussstand von 100,36 USD, und damit wurde wieder die dreistellige Hürde erreicht. Wir rechnen in den nächsten Tagen mit einem weiteren Kursanstieg. Mittelfristig ist aufgrund der anhaltenden Lage in Europa mit einem niedrigeren Kurs zwischen 95 USD und 100 USD zu rechnen. David Esau WHU Financial - Finanzmärkte verstehen Seite 9

M&A M&A Saab (Swedish Automobile SE, Pangda/Youngman, Wladimir Antonov) Überlebenskampf zwischen Eigenwilligkeit und Innovation Ursprünglich aus einem Flugzeug- und Rüstungskonzern entstanden war Saab 10 Jahre lang Tochter des US-Riesen General Motors und hatte es von Anfang an mit Problemen zu kämpfen. Seit 1989 hat die traditionsreiche Firma fast durchgängig, auch durch konzerninterne Umbuchungen, Verluste vermeldet. Während der jüngsten Wirtschaftskrise entschied sich GM dann für die Trennung: Im Februar 2010 wurde ein Großteil der Saab Automobile AB für 400 Millionen Dollar an den niederländischen Spyker Cars, welcher mittlerweile den Namen Swedish Automobile führt, verkauft. Doch bereits seit Anfang April 2011 stehen die Produktionsbänder des traditionsreichen Automobilherstellers still: Zulieferer verweigern sich aufgrund unbezahlter Rechnungen ihren Dienst. Daraufhin wuchs die Nettoverschuldung des Unternehmens bis Juli auf 284 Millionen Euro. Im August wurden die Lohnzahlungen eingestellt, worauf die schwedische Angestelltengewerkschaft Unionen im September mit einem Insolvenzantrag antwortet. Als auch noch ein Gericht den Antrag auf Gläubigerschutz eine Vorstufe der Insolvenz im schwedischen Recht ablehnt, scheint der Untergang des Unternehmens besiegelt. Alles andere als das Aus für das schwedische Unternehmen wäre ein Wunder., schreibt das Handelsblatt am 8. September. Eine Sprache, die auch der starke Abwärtstrend der Swedish Automobile SE-Aktie seit Monaten spricht (siehe nächste Seite). Doch hält der schwedische Autobauer an seinem Wunder fest: Gegen das Urteil wurde Berufung eingelegt, diese zugelassen und der Gläubigerschutz in zweiter Instanz genehmigt. Hilfe aus Fernost? Chinesische Investoren sollen das kurz vor der Insolvenz stehende Unternehmen retten und schlagen einen verwirrenden Zick-Zack-Kurs ein. Mitte Mai verkündete Saab die rettende 110-Millionen-Euro Investition des chinesischen Autohändlers Pangda, woraufhin die Produktion wieder aufgenommen wurde. Einen Monat später einigte man sich mit Pangda sowie dem ebenfalls chinesischen Autobauer und Anteilseigner Youngman auf zusammengenommen 235 Millionen Euro Investitionssumme. Doch schon im Oktober treten die asiatischen Hoffnungsträger von ihrem Angebot zurück Spekulationen zu Folge aufgrund Druck der chinesischen Regierung, welche mangelnde Rechte an Innovationen ein Dorn im Auge war. Nachdem eine weitere Zusammenarbeit danach auch von schwedischer Seite aus ausgeschlossen wurde einigte man sich überraschenderweise nur wenige Tage später auf eine vollständige Übernahme der Saab Automobile AB von Youngman und Panga. Neben dem Kaufpreis von 100 Millionen Euro sollen insgesamt 610 Millionen in unterschiedliche Programme fließen, unter anderem die Produktentwicklung sowie eine Verkaufsoffensive für den chinesischen Markt. Es scheint, als sei die eigenwillige Kultmarke den Tod wieder einmal in letzter Sekunde von der Schippe gesprungen. Langfristig planen die Käufer, das Verkaufsvolumen erst 2012 auf 55.000 abgesetzte Wägen, langfristig auf 205.000 jährlich zu etablieren. WHU Financial - Finanzmärkte verstehen Seite 10

M&A Anfang November mischt sich dann auch noch der ehemalige Mutterkonzern GM ein und droht, Technologielizenzen nicht zu verlängern, sollte Saab tatsächlich in den Besitz der chinesischen Konkurrenz übergehen. Schwedische Gardinen für Hoffnungsträger Doch die Financial Times hat dem alten Schweden bereits das Grab geschaufelt. Hiobsbotschaften sind die Schweden mittlerweile zwar gewohnt die neusten Entwicklungen wirken allerdings nahezu filmreif: Die Löhne für November 2011 konnten erneut nicht rechtzeitig ausgezahlt werden Zahlungen aus China blieben aus. Auf Unterstützung des bisherigen Nothelfer und Saab-Finanzier Wladimir Antonov, ein russischer Bankier, kann unglücklicherweise nicht zurückgegriffen werden: Dieser wurde Ende November auf internationalen Haftbefehl hin aufgrund dubioser Finanzgeschäfte in seiner Bank festgenommen. Ausblick Die Zukunft der eigenwilligen Firma ist nach wie vor Ungewiss. Wie keine andere hat es Saab bisher immer wieder geschafft, sich auch aus einer noch so aussichtslosen Lage zu retten. Sollten die aktuellen Verkaufspläne und die Übernahme durch die Chinesen doch noch verwirklicht werden können, eröffnen sich für die Kultmarke auf dem asiatischen Markt neue, vielversprechende Möglichkeiten. Viel wahrscheinlicher ist mittlerweile allerdings nach jahrelangem Kampf ein geordnetes Insolvenzverfahren. Simone Haefele WHU Financial - Finanzmärkte verstehen Seite 11

IPO IPO Es ist ohne jeden Zweifel einer der spannenderen Börsengänge der jüngeren Zeit gewesen. Groupons Initial Public Offering (I.P.O.) war nicht nur ein bedeutender Schritt für das junge Unternehmen selbst, sondern gilt auch als richtungsweisend für weitere Internetfirmen wie LinkedIn (follow-on), Zynga und nicht zuletzt das soziale Netzwerk Facebook, die ebenfalls in naher Zukunft den Sprung aufs Parkett wagen möchten. Am 04.11.2011 platzierte Groupon Aktien in Höhe von 700 Mio. $, was einem Unternehmenswert von nunmehr 16.5 MRD$ entspricht. Eine beachtliche Summe für ein Unternehmen, das nur 3 Jahre zuvor gegründet worden ist. Auch die sich zuspitzenden Euro- Krise konnte den erfolgreichen Börsengang nicht verhindern und so ist Groupons I.P.O. der größte eines Tech - Unternehmen, seit Googles Debüt im Jahr 2004. Dieser zweifelsohne großartige Erfolg für den CEO und Gründer Andrew Mason und sein Managementteam war rückblickend jedoch nicht so einfach zu verwirklichen, wie es vordergründig den Anschein macht. Daher lassen Sie uns zurückblicken: Im November 2008 gründet Andrew Mason, ein aus Pennsylvania stammender web-designer, Groupon. Die Internetseite verkauft Rabattangebote von Unternehmen an mittlerweile 70 Mio. Nutzer in 35 verschiedenen Ländern (Stand März 2011). Auch wenn Mr. Mason von sich selbst sagt, er plane sein ganzes Leben dumm durchs Leben zu wandeln, ist es maßgeblich seinem Geschick zu verdanken, dass Groupons Umsatz in einer Zeitspanne von nur 2 Jahren die 450 Mio. $ Marke knacken konnte und heute mehr als 10.000 Angestellte beschäftigt. Das Forbes Magazin adelte das startup sogar zum am schnellsten wachsenden Unternehmen der Welt. Richtiges Aufsehen erregte die junge Internetfirma im Dezember 2010, nachdem Mr. Mason Googles Übernahmegebot in Höhe von 6 Mrd. $ ablehnten und somit den Weg für einen bevorstehenden Börsengang ebnete. Es dauerte somit nur bis Mitte Januar und einschlägige Wallstreetgrößen wie Brian Moynihan (Bank of America) und Jimmy Lee (JP Morgan Chase) kamen nach Chicago, um in Groupons Hauptgeschäftsstelle den großen Deal zu landen. So sollen Insidern zufolge die Banker von Goldman Sachs zur Erheiterung Mr. Masons und seinem Team ein Bild in ihrem Pitchbook verwendet haben, das den haarlosen Mr. Blankfine mit einem Groupongutschein für Haaraccessoires abbildet. Anscheinend nicht ohne Erfolg, denn kurz darauf ernannte die junge Internetfirma Goldman, Morgan Stanley und Credit Suisse als ihre lead-underwriter. Zunächst deutete der Bookbuilding-prozess, während dem die Investmentbanken Gebote von potentiellen Investoren einholen, auf eine reibungslose Erfolgsstory hin. Nicht zuletzt da LinkedIn im Mai während seines Börsengangs den Eröffnungskurs verdoppeln konnte und so als Vergleichsmaß Groupon einen Wert von mehr als 10 Mrd. $ beimaß. In den letzten Monaten hatte sich jedoch das Börsenklima wegen der Schuldenkrise Europas zunehmend verschlechtert. Hinzu kamen Zweifel an Groupons Accountingstandards. Mr. Mason wurde zunehmend frustrierter, da ihm die Regularien der Quiet Period jegliche öffentliche Stellungnahme untersagte und er somit nichts der schlechten Presse entgegensetzten konnte, die nun öffentlich Zweifel an Groupons Geschäftsmodell und dessen Nachhaltigkeit bekundete. Als ihm Ende August darüber hinaus die Bedenken seitens seiner Angestellten bezüglich der Sicherheit ihrer Arbeitsplätze zugetragen wurden, fasste er den folgeschweren Entschluss seine Sicht der Dinge intern zu kommunizieren. Im Zuge dessen versand Mr. Mason am 25.08.2011 eine E-mail an seine Angestellten in der er Groupons finanzielle Lage und Wettbewerbsfähigkeit detailliert thematisierte. Bereits am selben Tag wurde dieses vertrauliche Schreiben auf der Internetseite AllThingsD veröffentlicht. Die SEC (Security and Exchange Commission) sah darin jedoch einen Verstoß gegen bestehende Auflagen der Quiet Period, in der Firmen, im Zuge Ihres Börsengangs, keine Aussagen über die zukünf- WHU Financial - Finanzmärkte verstehen Seite 12