9.3 Stationäre, kompressible und reibungsfreie Strömungen in Rohren oder Kanälen mit veränderlichem Querschnitt

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Transkript:

9.3 Stationäre, kompressible und reibungsfreie Strömungen in Rohren oder Kanälen mit veränderlichem Querschnitt 9.3.1 Düse und Diffusor im unter- und überschallschnellen Strömungen Kontinuität Impuls (reibungsfrei) oder 9.3-1

Verknüpfung von Kontinuitätsgleichung und Impulsgleichung liefert: In der Impulsgleichung ist bereits Reibungsfreiheit vorausgesetzt. Wird der Strömung keine Wärme zu- oder abgeführt, dann verläuft die Zustandsänderung isentrop: Wir erhalten für die isentrope Düsenströmung: 9.3-2

Mach-Zahl: Unterschall: Überschall: Schallnahe Strömung: mit oder Ernst Mach 18. Feb. 1838 19. Feb. 1916 9.3-3

Beziehungen: 9.3-4

9.3.2 Lokale Zustandsgrößen einer isentropen Gasströmung aus dem Ruhezustand Energiegleichung (adiabat, ohne techn. Arbeit): Ideales Gas: Mit und folgt: Reibungsfrei: mit der Isentropenbeziehung ergibt sich dann und 9.3-5

Impulsgleichung: Isentropenbeziehung: oder Impulsgleichung integriert Isentrope Ausströmgeschwindigkeit: 9.3-6

Maximale Austrittsgeschwindigkeit Die im Ruhezustand gespeicherte thermische Energie kann rechnerisch vollständig in kinetische Energie umgesetzt werden, wenn Druck und Temperatur auf den Wert null abgesenkt werden. Dies entspricht dem Wert, den wir schon auf Folie 10.1-9 abgeleitet hatten. Wir haben jetzt aber die notwendige Form der Düse berücksichtigt, die erst die Voraussetzung schafft, sich diesem Wert zu nähern. Im Austritt herrscht in jedem Fall Überschall, da die Temperatur bei Erreichen dieser Geschwindigkeit auf den Wert Null abgesunken ist und damit ebenso die Schallgeschwindigkeit (Ma ). Es muss notwendig eine konvergent/divergente Düse sein. Bem.: Technisch ist dies neben dem unvermeidlichen Einfluss der Reibung auch wegen des damit unendlichen Düsenquerschnitts nicht erreichbar. Außerdem beweist die Thermodynamik, dass der absolute Nullpunkt durch keine Maßnahme erreicht werden kann ( 3. Hauptsatz der Thermodynamik). 9.3-7

9.3.3 Erreichen der lokalen Schallgeschwindigkeit in einer Düse Kritische Größen: Zahlenwerte für Luft (κ =1,4): Berechnung des kritischen Querschnittes A* mit Kontinuität: 9.3-8

Im engsten Querschnitt möge die Schallgeschwindigkeit auftreten. Dann gibt es zwei Lösungen 1 und 2 ( und ) für jede andere Querschnittsfläche. Zu jeder Düse gibt es einen solchen Querschnitt A *, zumindest als fiktiven Querschnitt. 9.3-9

Düsenströmung (isentrop) Laval-Düse Druckverhältnis und Machzahl Ma in Abhängigkeit von Düsenkontur und Umgebungsdruckverhältnis. Reine Unterschallströmung: In Abhängigkeit von sind alle Zustände im blau hinterlegten Bereich erreichbar. Überall isentrope Strömung und Überschall tritt hinter dem engsten Querschnitt erst auf, falls unter eine bestimmtes Druckverhältnis fällt. Der einzig mögliche Lösungsverlauf ist dann durch die Kurve 2 gegeben. 9.3-10

Liegt der Druck p a in der Umgebung niedriger als der isentrop erreichbare Druck p e2, so ändert sich im Inneren der Düse der Strömungszustand nicht. Die Information über den niedrigen Druck kann nicht stromauf, also überschallschnell, an das strömende Gas weitergeleitet werden. Düsenströmung (nichtisentrop) Liegt der Umgebungsdruck zwischen den Grenzkurven 1 und 2 kann sich das Gas nicht durch isentrope Zustandsänderungen dem Druck am Düsenaustritt anpassen. Hinter dem engsten Querschnitt expandiert das Gas zunächst in den Überschall, um in einem bestimmten Düsenquerschnitt durch sprunghafte Änderung des Druckes, der Dichte und der Temperatur in einen Unterschallzustand Ma < 1 überzugehen. Dabei treten durch Reibung und Wärmeleitung Strömungsverluste ein. Diese sprunghaften, nichtisentropen Änderungen erfolgen in einem sogenannten Verdichtungsstoß, hier stellt sich ein senkrechter Verdichtungsstoß ein. Diese nichtisentrope Druckstörung breitet sich überschallschnell relativ zum strömenden Gas aus, Ma S > 1. 9.3-11

Anwendung: Überschallwindkanal Mögliche Bauart: Sehr großer Druckkessel mit abgeschlossener Lavaldüse, Ausblasen in die Umgebung Das Querschnittsverhältnis A M /A * alleine bestimmt die Machzahl in der Messstrecke solange der Kesseldruck für eine Überschallströmung ausreicht. Bei vorgegebener Geometrie der Düse ist damit die Machzahl als wichtige Kenngröße der Strömungsverhältnisse in der Messstrecke konstant, solange der Kesseldruck nicht zu weit abgesunken ist. Der Massenstrom wird durch den engsten Querschnitt und die Ruhegrößen bestimmt. Es gilt, wenn sich der Ruhedruck nur langsam ändert (quasistationär): Mit dem Kesselvolumen lässt sich die Laufzeit des Windkanals errechnen, bis zu der die Überschallströmung in eine Unterschallströmung übergeht. 9.3-12

Lavaldüse und Messstrecke eines Überschallwindkanals Farbige Schlieren-Aufnahme eines Objektes in Überschallströmung Wegen der Mehrdimensionalität der Strömung bildet sich vor dem Hindernis eine gekrümmte Stoßfront aus. Der senkrechte Verdichtungsstoß stellt sich nur an einem Punkt ein. Dort schließen sich schräge Verdichtungsstöße an, die von den Kanalwänden reflektiert werden. 9.3-13

Bugwelle im interstellaren Gas hervorgerufen durch den Sonnenwind des Sterns LL-ori Die gekrümmte Stoßfront geht mit zunehmenden Abstand zum Objekt in immer schwächere, schräge Verdichtungsstöße (abnehmende Winkel) über. Fernab vom Hindernis geht der Winkel dieser schrägen Stöße asymptotisch in den Machschen- Winkel über. Astronomisches Beispiel für eine Kopfwelle 9.3-14

Düsenströmung mit Verdichtungsstoß (nichtisentrop) 9.3-15

Leistungsvergleich Formel 1: 770 PS Boeing 747 Jumbo: 17.600 PS Ariane 5 Triebwerk Vulcain 2: 3.500.000 PS entspricht 2570 MW bei einer Brenndauer von ca. 10 Minuten Zum Vergleich: KKW ca. 2000 MW Die Brennkammer besitzt die Form einer Lavaldüse. Aufgeklappt, schaut man auf den Injektorkopf mit den Einspritzdüsen für flüssigen Sauerstoff und Wasserstoff. 9.3-16

10.3.4 Der senkrechte Verdichtungsstoß Bilanzen (stationär): Masse: Impuls: Energie: Wegen Massen- und Impulsbilanz gilt Für ein ideales Gas gilt für die Schallgeschwindigkeit: Für die Geschwindigkeiten über den Stoß gilt folgende nichtlineare Gleichung: 9.3-17

Eine weitere Gleichung erhält man aus der Energiegleichung. Die Energiebilanz formuliert zwischen einem Zustand (kein Index) und fiktivem, kritischen Zustand * liefert für ein ideales Gas konstanter spezifischer Wärmen: Mit wird daraus: Da die Strömung adiabat ist, ändern sich Ruhetemperatur T 0, damit auch kritische Temperatur und kritische Geschwindigkeit über den Stoß nicht: 9.3-18

Für die Geschwindigkeitsänderung über den Stoß hat man folgende beiden Gleichungen zur Verfügung: Dies ist richtig, falls gilt: Bemerkung: Wenn nicht c 1 = c 2 ist, muss eine der beiden Geschwindigkeiten größer, die andere kleiner als die kritische Geschwindigkeit sein. Es findet also über die Stoßzone ein Wechsel von Überschall zu Unterschall oder umgekehrt statt. Letzter Fall verletzt den 2. Hauptsatz der Thermodynamik, wie wir weiter unten zeigen werden. 9.3-19

Die Beziehung lässt sich nutzen, um die Machzahl nach dem Stoßzone, Ma 2, als Funktion der Machzahl vor dem Stoßzone, Ma 1, anzugeben. Aus folgt mit Der Grenzübergang zeigt, dass eine schallschnelle Strömung keinen Sprung in den Strömungsgrößen zulässt. 9.3-20

Das Dichteverhältnis erhält man aus der Kontinuitätsgleichung: Für sehr große Machzahlen, Ma 1, strebt das Dichteverhältnis einem endlichen Grenzwert zu. 9.3-21

Das Druckverhältnis erhält man aus der Impulsgleichung: Mit folgt: Für sehr große Machzahlen, Ma 1, strebt das Druckverhältnis und damit auch das Temperaturverhältnis anders als das Dichteverhältnis keinem Grenzwert zu: 9.3-22

Zusammengefasst: Dichteverhältnis Druckverhältnis Ein Kompression des Gases (p 2 > p 1 ) kommt demnach nur zustande, wenn die Anströmmachzahl Ma 1 > 1 ist, d.h. in einem ruhenden Medium breitet sich eine Stoßwelle mit Überschallgeschwindigkeit aus. Je größer der Druckanstieg, desto schneller breitet sich die Stoßwelle im Medium aus. Dies unterscheidet Stoßwellen wesentlich von akustischen Wellen (Schall), die sich genau mit Schallgeschwindigkeit ausbreiten. Dichte und Drucksprünge sind dabei infinitesimal klein. 9.3-23

Anwendung: Überschallwindkanal Ein Windkanal saugt Luft aus der Umgebung in einen Vakuumkessel. Durch das Querschnittsverhältnis A M /A * ist der Kanal für eine Machzahl von Ma M = 2 in der Messstrecke ausgelegt. Bis zu welchem Kesseldruck p VK wird sich in der Messstrecke die gewünschte Überschallströmung einstellen? Solange kein Verdichtungsstoß in der Messstrecke auftritt, bleibt die Überschallströmung erhalten. Der begrenzende Druck im Vakuumkessel ist der Druck hinter einem senkrechten Verdichtungsstoß in der Messstrecke bei Ma M = 2. p VM darf also bis nahe dem im Diagramm mit p e angegebenen Druck ansteigen, ohne dass in der Messstrecke ein Verdichtungsstoß auftritt. 9.3-24

p VM darf also bis nahe dem im Diagramm mit p e angegebenen Druck ansteigen. Zahlenwert für Ma M = 2 und κ = 1,4: p VK <0,575 p u Da der Massenstrom konstant ist und sich die Ruhetemperatur in der gesamten Anlage nicht ändert, lässt sich leicht die Messzeit ermitteln, wenn die Größe des Vakuumkessels bekannt ist. 9.3-25

Sind auch Verdünnungsstöße möglich? Um darüber eine Aussage machen zu können, betrachten wir die Entropieänderung beim Übergang vom Zustand 1 in den Zustand 2. Für die Entropieänderung ergibt sich aus der Fundamentalgleichung für ein ideales Gas mit konstanten spezifischen Wärmen: In dem abgeschlossenen Bilanzsystem fordert der 2. Hauptsatz, dass die Entropie nicht abnehmen darf. Die Bedingung s 2 > s 1 führt auf Ma 1 > 1 und damit auf einen Druckerhöhung p 2 > p 1, ein Verdünnungsstoß ist nicht zugelassen. 9.3-26

Folgerungen aus dem zweiten Hauptsatz: Aus der Bedingung s 2 s 1 > 0 folgt, dass Verdichtungsstöße nur in Überschallströmungen auftreten können. Aus der Bedingung s 2 s 1 > 0 folgt, dass Verdünnungsstöße mit p 2 < p 1 und ρ 2 < ρ 1 nicht existieren. 9.3-27

Die Entropieänderung lässt sich unmittelbar durch die Abnahme des Ruhedrucks über den Stoß ausdrücken. Berücksichtigt man, dass die Strömung bis zum Stoß und hinter dem Stoß isentrop erfolgt, so gilt für die Entropien: Da sich die Ruhetemperatur über den Stoß nicht ändert, folgt sofort: 9.3-28

Ursache der Entropieerhöhung Wir haben noch nichts über die Dicke des Verdichtungsstoßes ausgesagt. Eine Diskontinuität werden wir in realen Fluiden nicht erwarten können. Entropieerzeugung durch Wärmeleitung und Reibung: Fouriersches Wärmeleitungsgesetz: Newtonsches Reibungsgesetz: Wärmeleitungskoeffizient λ und Reibungskoeffizient η (dynamische Zähigkeit) 9.3-29

Bilanzen in differentieller Form mit Reibung und Wärmeleitung (Stoßzone aufgelöst) Aus der Fundamentalgleichung folgt durch Einsetzen: 9.3-30

Integration in den Grenzen von 1 nach 2 und Umformung des ersten Integrals durch partielle Integration liefert: Die Integrale sind stets positiv undstellen die Entropieproduktion durch Wärmeleitung und durch Reibung dar. Da andererseits die Entropieproduktion durch die Dichte- und die Drucksprünge über den Stoß gegeben ist, lässt sich über die Dicke des Stoßes folgende Aussage machen: - Wärmeleitungskoeffizient und Reibungskoeffizient gewöhnlicher Gase sind sehr klein. Daher müssen die Gradienten dt/dx und dc/dx groß werden. -Die Dickeδ von Verdichtungsstößen ist daher sehr klein im Vergleich zu den typischen Abmessungen des Strömungskanals. - Im Grenzfall reibungs- und wärmeleitungsfreier Strömung muß die Stoßdicke gegen Null gehen und die Strömungsgrößen müssen sich sprunghaft ändern. 9.3-31

Senkrechter Verdichtungsstoß in schallnaher Strömung In den vorstehenden Formeln taucht wiederholt der Faktor Ma 2-1 auf (vgl. 9.3-21). Wir können deshalb leicht eine Näherung für schallnahe Strömungen angeben. Für folgt Das heißt, die Terme erster und sogar zweiter Ordnung in Ma 2-1 verschwinden. Alle Zustandsänderungen sind dann nahezu isentrop. Für die Druckänderung (vgl. 9.3-19) dagegen sind die führenden Terme von erster Ordnung: Schallwellen sind sehr kleine Druckstörungen und breiten sich deshalb nahezu isentrop aus. Dies stimmt mit der vorher getroffenen Definition für die Schallgeschwindigkeit überein (vgl. 9.2-4): 9.3-32