Borderline.. Aspekte.. Eröffnung der Netzwerk-Info-Treffen Motto: "Borderline!? Na und? Warum nicht aus Zitronen Limonade machen?" Krefeld, 6. Februar 2013 Dr. med. Andreas Horn Direktor Psychiatrisch-Psychotherapeutische Kliniken Alexianer Krefeld
Zur Situation der Versorgung von Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung Ausgabenproblematik im deutschen Gesundheitssystem im Zusammenhang mit der Borderline-Störung Historie, Borderline eine eher neue Diagnose Real existierende Angebote für Menschen mit BPS Wünschenswerte ambulante und stationäre Therapieangebote für Menschen mit BPS Thema Stationäre Krisenintervention Möglichkeiten der Borderlinetherapie durch PIA, IV, DMP, HT (ACT), MVZ Netzwerke und Selbsthilfe Störungsspezifische Therapieformen 2
Niedrigschwellige Angebote - Beratung, Telefonseelsorge, Selbsthilfegruppen, Ich-höre-Dir-zu, Side-byside, STEPPS Ambulante Angebote - Regelpsychotherapie, ambulante DBT, TFP, Schematherapie, - Gruppenangebote, PIA-Angebote, Krisenhilfe, betreutes Einzelwohnen, Borderline-Wohngruppe, Integrierte Versorgung - Psychiatrische und Hausärztliche Versorgung Klinikzentrierte Angebote - Stationäre Krisenintervention, Tagesklinik, teilstationäres Hometreatment, Psychotrauma-Reha, somatische Notfallversorgung, vor- und nachstationäre Therapie, spezialisierte Stationen, Regelbehandlung (Komorbidität) Externe spezialisierte Angebote
-Info-Treffen Eröffnung, Einführung 06.03.2013 Side-by-side, Ich-hör-Dir-zu 03.04.2013 STEPPS 08.05.2013 Rechtliche Aspekte 05.06.2013 Wohnangebote 03.07.2013 Selbsthilfegruppen Weitere Themen: Klinikangebote, ambulante Psychotherapie, Beratungsstellen, Opferschutz, ambulante Angebote, spezialisierte Therapieformen, Psychopharmaka, Stress und Achtsamkeit
Leitsymptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung: Anspannung und Dissoziation Anspannung - Als extrem belastend erlebte, nicht auszuhaltende, situativ einschießende, nicht klar zuzuordnende Erregung, die man rasch abschalten will Dissoziation - Störung der normalen Integration von Bewusstsein, Gedächtnis, Identität und Wahrnehmung der Umwelt - Kann als Depersonalisation oder Derealisation auftreten - Kann Optik, Akustik, Geruchssystem oder Bewegungssystem betreffen 5
Borderline nach DSM-IV Mindestens 5 der folgenden 9 Kriterien 1. Affektive Instabilität 2. Impulsivität 3. Instabile Beziehungen (Wechsel zw. Idealisierung und Abwertung) 4. Schwierigkeiten, Wut und Ärger zu kontrollieren 5. Identitätsstörungen 6. Bemühen, allein sein zu verhindern 7. Chronisches Gefühl der Leere 8. Suizidalität und Selbstschädigendes Verhalten 9. Stress-abhängiges paranoides Erleben, Dissoziationen 6
Borderline nach ICD-10 Mindestens 3 der folgenden Kriterien: 1.Unerwartetes Verhalten ohne Berücksichtigung der Konsequenzen 2.Tendenz zu Streitereien und Konflikten 3.Ausbrüche von Wut oder Gewalt Unfähigkeit zur Kontrolle explosiven Verhaltens 4.Schwierigkeit, Handlungen beizubehalten, wenn keine unmittelbare Belohnung 5.Unbeständige und unberechenbare Stimmung Mindestens 2 der folgenden Kriterien: 1.Unsicherheit im Selbstbild, Zielen und inneren Präferenzen 2.Intensive, aber instabile Beziehungen mit emotionalen Krisen 3.Übertriebenes Bemühen, Verlassenwerden zu vermeiden 4.Wiederholt Drohungen od. Handlungen mit Selbstbeschädigung 5.Anhaltende Gefühle von Leere 7
Hintergrund der Leitsymptome ist eine Störung der Emotionsregulation Menschen mit einer Borderline-Störung haben Probleme Gefühle zu steuern, d. h. sie haben eine Störung der Emotionsregulation. Borderliner werden häufig von schmerzhaften Gefühlen überflutet. Impulsive und selbstschädigende Verhaltensweisen sind häufig misslungene Versuche, mit schmerzhaften Gefühlen umzugehen. Die plötzlich auftretende starke innere Anspannung lässt sich nicht eindeutig einem Gefühl zuordnen.
Die Störung der Emotionsregulation ist wissenschaftlich belegt! Geringe Schwelle für affektive Reaktionen (Herpertz et al. 1997) Intensive affektive Reaktionen (Herpertz et al. 1997) Schnelle Wechsel von positiver zu negativer Stimmung (Ebner- Priemer et al. 2007) Unfähigkeit, Emotionen differentiell zu erleben und zu beschreiben (Wolff et al. 2007) Hohes affektives Arousal, das als aversive Anspannung erlebt wird (Ebner-Priemer et al. 2007) Intoleranz gegenüber aversiven Emotionen, Stress und Leiden (Gratz et al. 2006, 2007)
Wie äußert sich die Störung der Emotionsregulation bei der BPS? Menschen mit einer Borderline-Störung reagieren sensibler auf gefühlsmäßige Reize Borderliner lassen sich leichter von Gefühlen anstecken Gefühle sind bei Borderlinern stärker ausgeprägt Gefühle werden intensiver erlebt Gerade unangenehme Emotionen werden häufig als unerträglich intensiv erlebt Bei Borderlinern halten Emotionen länger, d. h. sie benötigen mehr Zeit, um zu einer neutralen emotionalen Ausgangslage zurückzukehren
Grad der emotionalen Anspannung Borderliner Normalperson 1 2 3 4 Zeit
Warum Selbstverletzung? 12
Warum Selbstverletzung? Um unangenehme intensive Gefühle in den Griff zu bekommen!? In der sogenannten funktionellen Bildgebung des Gehirns (fmrt) sind bei Borderlinern Hirnregionen stärker aktiviert, die an emotionalen Reaktionen beteiligt sind dies zeigt sich sowohl bei der Vorlage von negativen als auch bei der von neutralen Bildern (Amygdala, Insel, vorderes Cingulum). Die u.a. der Verarbeitung negativer Gefühle dienende Amygdala ist um so aktiver je größer die Schwierigkeiten der Regulation negativer Gefühle sind. Schmerzhafte als auch nicht schmerzhafte Wärmereize unterdrückten z.b. die Aktivierung der Amygdala - bei Borderlinern besonders stark. Schmerzhafte Reize können also Erleichterung verschaffen, weil sie die für unangenehmen Emotionen zuständigen Hirnregionen hemmen (John Krystal, Biological Psychiatry) 13
Darüber hinaus kann die Borderline-Störung beschrieben werden als Affektstörung Denkstörung Gefühlsstörung Verhaltensstörung Soziale Störung Körperfunktionsstörung Art der Störung Depression, Angst Fehlende Flexibilität, Schwarz-Weiß Denken Leere, Fremdheit, Selbstwahrnehmung Selbstverletzung, Suizidalität, Sucht Kontaktprobleme, Identitätsprobleme, Leistungsprobleme Somatische Erkrankungen Zugehörige Symptome