Elterncoaching Pubertät - Eine Herausforderung für Eltern Obwohl Eltern wissen, dass diese kritische Phase ihres Kindes irgendwann ansteht, kommt sie doch fast immer überraschend. Die Pferdeposter im Zimmer der Tochter werden durch Bilder angesagter Boygroups ersetzt, die Barbie-Puppen liegen unbeachtet in der Ecke und stattdessen rücken auf einmal Lidschatten, Mascara und Co. in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Jungen finden Mädchen gar nicht mehr so doof und die Zeiten, in denen Sie als Mutter das Outfit Ihres Sohnes bestimmen durften sind unwiederbringlich vorbei. Eltern sind nur noch peinlich und Ihr Kind tut alles dafür, um auf keinen Fall in der Öffentlichkeit mit Ihnen gesehen zu werden. Die frühere Vertrautheit ist verschwunden, als hätte es sie nie gegeben und alle Sorgen und Probleme werden nur noch mit den Freundinnen oder den Kumpels geteilt. Für Eltern ist diese Zeit oftmals besonders schwierig, da sie das Gefühl haben, jeglichen Bezug zu ihrem Kind verloren zu haben. Woran merke ich, dass mein Kind in die Pubertät kommt? Die Pubertät beginnt bei Jugendlichen in etwa ab dem 11. Lebensjahr und endet in der Regel mit 17. Neben den körperlichen Veränderungen (erste Periode, Brustwachstum, Stimmbruch, Bartwuchs usw.), die ihr Kind durchlebt, sind es vor allem die ausgeprägten Stimmungsschwankungen des Kindes, die Eltern zu schaffen machen. Das Kind nabelt sich ab, vermeidet den Kontakt zu den Eltern und schon Kleinigkeiten können zu Wutausbrüchen und Trotzreaktionen führen. Viele Eltern haben das Gefühl, dass ihr Kind aus Prinzip gegen alles rebelliert, was das gemeinsame Zusammenleben betrifft. Diese, aus Elternsicht, oftmals übertriebenen Reaktionen sollten aber nicht als Respektlosigkeit verstanden werden und vor allem dürfen Sie diese nicht persönlich nehmen. Vielmehr ist diese Zeit für Ihr Kind genauso verwirrend und anstrengend wie für Sie selbst. Die körperliche Veränderung, die die Pubertät mit sich bringt, müssen auch von Ihrem Kind erst einmal verarbeitet werden. Gerade bei Jungen dient ein demonstrativ großspuriges und abgeklärtes Getue primär dazu, die eigene Unsicherheit zu überspielen. Da die Kinder in dieser Zeit besonders 1
verletzlich sind und ihnen vieles peinlich ist, sollten Sie im Umgang mit Ihrem Kind recht behutsam sein und seine Grenzen akzeptieren. TIPP Auch wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Meinung das Letzte ist, was Ihr Kind interessiert, sollten Sie diese dennoch äußern. Denn Ihre Meinung macht immer noch Eindruck auf Ihr Kind, auch wenn es das niemals zugeben würde und das Pro und Contra Ihrer Meinung letztlich mit den Freunden besprochen wird. Welche Folgen hat die Pubertät für die Eltern Kind Beziehung? Die Pubertät und die damit verbundene Abgrenzung von den Eltern ist ein natürlicher Prozess, den Sie als solchen akzeptieren müssen. Eltern als Gesprächspartner verlieren an Bedeutung und bekommen meist nur noch nicht klar zu definierende Brummlaute als Antwort. Freunde dagegen sind für Jugendliche in der Pubertät nicht wegzudenken und so kann es schon einmal passieren, dass das Telefon stundenlang von ihrer dauerquasselnden Tochter in Beschlag genommen wird. Mit wem, außer ihrer besten Freundin, sollte sie auch sonst diskutieren, ob der Mike aus der 7a jetzt süß ist und was es bedeutet, dass der Timo sich in der Mathestunde direkt neben die Maja gesetzt hat? Auch wenn es Ihnen schwer fällt, sollten Sie Ihrem Kind unbedingt die Freiheit lassen, die es benötigt. Wenn Sie in diesem Alter versuchen, Ihr Kind zu erziehen, indem Sie es dazu bringen wollen, sein Zimmer aufzuräumen oder die Hausaufgaben sofort zu machen und nicht erst fernzusehen, werden Sie ohnehin scheitern. Unterstützen Sie Ihr Kind darin, sein Selbstvertrauen aufzubauen, indem Sie sich Stück für Stück aus seinem Leben zurückziehen und es immer mehr Aufgaben selbst übernimmt. Mit zwölf, dreizehn Jahren kann Ihr Kind durchaus schon alleine zum Zahnarzt gehen oder mit der besten Freundin mit dem Bus zum Einkaufen in die Stadt fahren. Dieser Schritt wird Ihnen bestimmt nicht leicht fallen, aber nur so wird Ihr Kind zu einem selbstbewussten, unabhängigen Erwachsenen und umso schöner sind dann die Gelegenheiten, bei denen Ihr Kind Wert auf Ihren Rat und Ihre Anwesenheit legt. 2
TIPP Zwar wird Ihr Kind Sie in dieser schwierigen Zeit immer wieder zurückstoßen, trotzdem ist es wichtig, dass Sie zeigen, dass Sie auch weiterhin für es da sind und zu ihm stehen. Das gilt natürlich besonders für den Fall, dass Ihr Kind in irgendeiner Form Mist gebaut hat, wie es in der Pubertät oft vorkommt. Pubertät Ist der Ärger vorprogrammiert? Selbst ein Kind, das vorher der reinste Engel war, kann während der Pubertät zum Monster werden. Auch wenn es hart ist, wenn das eigene Kind die ihm gesetzten Regeln bricht, das erste Mal Alkohol trinkt und heimlich raucht, bringt es in diesem Fall meist wenig, wenn Sie versuchen es durch strenge Strafen zu maßregeln und zu kontrollieren. Versuchen Sie stattdessen, mit Ihrem Kind zu reden, auch wenn das in dieser Situation bestimmt alles andere als leicht ist. Nur so bewahren Sie das Vertrauen zu Ihrem Kind und vermeiden, dass es sonst alle Dinge nur noch heimlich tut und Sie überhaupt nicht mehr an es herankommen. Ihr Kind flucht und schreit Sie mal wieder an, weil es seinen Willen nicht bekommt oder irgendetwas nicht so läuft, wie es gerne möchte? Ignorieren Sie das Gezeter weitestgehend und schalten Sie einfach auf Durchzug. Wichtig ist, dass Sie sich das Ganze nicht zu Herzen nehmen. Ihr Kind meint das nicht persönlich, es ist mit sich und der Welt überfordert und weiß sich nicht anders zu helfen, als durch Provokation. Auch die Garderobe Ihres Kindes wird Ihnen mitunter alles andere als angebracht erscheinen. Machen Sie sich auch hier bewusst, dass es sich nur um eine Phase handelt und Ihr Kind sehr wahrscheinlich nicht sein ganzes Leben lang in viel zu weiten Hosen oder in schwarzen Klamotten verbringen wird. Sollte ich mein Kind aufklären? Sexuelle Aufklärung ist ein Muss und doch stellen sich viele Eltern die Frage, ob sie ihr Kind überhaupt noch aufklären müssen. Zum einen gibt es den Sexualkundeunterricht in der Schule, Jugendliche sprechen untereinander darüber und das Internet beantwortet auch 3
noch die letzten Fragen. Ist es da überhaupt noch nötig dieses Thema gemeinsam mit seinem Kind abzuhandeln? Die Antwort ist ganz eindeutig ja. Bei der Aufklärung Ihres Kindes geht es in erster Linie gar nicht um rein sexuelle Details, vielmehr stehen die körperlichen Veränderungen Ihres Kindes und die damit verbundenen Unsicherheiten im Vordergrund. Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass Sie Verständnis dafür haben, dass es im Moment nicht mit sich selbst im reinen ist und nicht immer so reagiert, wie Sie es sich wünschen oder von ihm gewohnt sind. Trotzdem sollten Sie mit Ihrem Kind auch über Sexualität reden, auch wenn Ihnen diese Vorstellung unangenehm ist. Ihr Kind muss wissen, dass es sich auch bei heiklen Themen wie z.b. Verhütung vertrauensvoll an Sie wenden kann, ohne sich für etwas schämen zu müssen. Gehen Sie mit diesem Thema möglichst selbstverständlich um und tabuisieren Sie es nicht. TIPP Machen Sie sich keine Sorgen: Wenn Sie ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis zu Ihrem Kind haben, wird es sich auch weiterhin in schwierigen Zeiten an Sie wenden und nach Rat fragen. 5 Tipps, die Eltern in der Pubertät beherzigen sollten Äußern Sie Ihre Meinung und diskutieren Sie mit Ihrem Kind. Akzeptieren Sie aber auch, wenn das Kind seine eigene Entscheidung trifft und diese nicht so ausfällt, wie Sie gehofft hatten. Das gilt auch, wenn es um Regeln geht, die es einhalten soll. Gewähren Sie ihm Mitspracherecht und behandeln Sie es wie einen gleichgestellten Erwachsenen. Auch wenn es den Anschein hat, als wäre Ihr Kind plötzlich erwachsen, sollten Sie dennoch jederzeit bereit sein, ihm die Hand zu reichen und hilfreich zur Seite zu stehen. Es steckt nämlich noch ganz viel Kindliches in ihm. 4
Nehmen Sie es hin, dass Ihr Kind auch Fehler macht. Das gehört nun einmal zum Erwachsen werden dazu und noch immer hat der Spruch aus Fehlern lernt man nichts von seiner Richtigkeit verloren. Gestehen Sie Ihrem Kind Freiräume zu. Wenn es keine Lust hat, Ihnen nach der Schule detailliert Auskunft über seinen Schultag zu geben ist das in Ordnung und sollte akzeptiert werden. Übertragen Sie Ihrem Kind Verantwortung. Wenn Ihr Kind wie ein Erwachsener behandelt werden möchte, muss es auch Verantwortung für bestimmte Dinge übernehmen. Das betrifft den privaten Bereich Ihres Kindes, also das Aufräumen des Zimmers, das Bügeln seiner Kleidung usw. 5