Germanistik Verena Ronge Expressionismus - Annäherung an eine Epoche Zwischenprüfungsarbeit
2 Inhaltsverzeichnis Einleitung... 3 1. Der Expressionismus - Annäherung an eine Epoche... 4 1.1. Der Expressionismus als historisches Phänomen... 7 1.1.1. Der historische Hintergrund... 7 1.1.2. Der wissenschaftliche Hintergrund... 9 1.1.3. Der soziale Hintergrund... 10 1.1.4. Der geistig - philosophische Hintergrund... 12 1.1.5. Die chronologische Abfolge...13 1.2. Der Expressionismus als Bewegung... 15 1.2.1. Die Geisteshaltung der Expressionisten... 15 1.2.2. Das literarische Leben... 19 1.2.3. Stil und Thematik des Expressionismus... 20 1.3. Das Ende der Epoche und die daran anschließende Kritik... 23 2. Georg Trakl und sein Werk... 25 2.1. Biographie eines kurzen Lebens... 26 2.2. Die lyrische Welt Trakls... 28 2.2.1. Die Farben... 29 2.2.2. Lebewesen und Gestalten...32 2.2.3. Raum- und Zeitstruktur... 34 2.3. Die Entwicklung der lyrischen Formen in Georg Trakls Werk... 37 Schlußwort... 41 Literaturverzeichnis...43
3 Einleitung Die vorliegende Arbeit stellt einen Versuch dar, die Epoche des literarischen Expressionismus, die sich als ein Konglomerat unterschiedlicher Themen, Formen, ideologischer und stilistischer Tendenzen 1 erweist, auf ihre Grundtendenzen hin zu untersuchen. Die Aufdeckung dieser Eigenschaften schafft eine Basis, von der aus die Vielfalt der expressionistischen Erscheinungsformen - sowohl thematisch als auch stilistisch - überblickt werden kann. Um die Überblicksfunktion der Arbeit zu gewährleisten, ist das erste Kapitel einer groben Zweiteilung unterzogen. Nach dem Versuch einer Annäherung an das Phänomen Expressionismus werden im ersten großen Abschnitt die allgemeinen zeitgeschichtlichen Hintergründe beschrieben, die zum Zeitpunkt der Entstehung des Expressionismus wirkten. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit der vorherrschenden Geisteshaltung im Lager der expressionistischen Dichter und die daraus resultierenden Ziele, Merkmale und Ausdrucksformen ihrer Kunst- richtung. Nach der Besprechung der Gründe, die zum Scheitern des Expressio-nismus führten und somit Boden für die daran anschließende Kritik bieten, befaßt sich das zweite Kapitel mit einem Vertreter der expressionistischen Dichter: Georg Trakl. Er steht exemplarisch als Repräsentant einer Dichtergeneration für eine Spielart expressionistischer Dichtung, deren Bogen vom religiös-pathetischen Ton Franz Werfels bis zu den nihilistischen Tendenzen Gottfried Benns gespannt ist. Obwohl dieses weitgesteckte Feld die Vermutung aufwirft, daß es sehr fragwürdig [ist] von ihm [dem Expressionismus] als einheitliche Bewegung zu sprechen 2, soll in den nun folgenden Ausarbeitungen versucht werden, einige grundlegende Aspekte des literarischen Expressionismus aufzuzeigen. 1 Giese (1993), S. 16. 2 Rötzer (1976), S. 140.
4 1. Der Expressionismus - Annäherung an eine Epoche Aufgrund der angedeuteten Anhäufung unterschiedlicher Themen, Stile und Tendenzen erscheint es schwierig, eine klare Definition des Expressionismus zu entwerfen. Nur soviel ist klar: Er war Symptom und Ausdruck einer Weltkrise auf allen Gebieten 3, der sich die jugendliche Generation gegenübergestellt sah. Auf die Unsicherheit ihrer Zeit reagierte sie mit einer Revolte gegen alles Bestehende und Überlieferte, das für sie Symbol einer rückhaltlosen Gegenwart war. Mit stürmischer Gebärde und radikalisiertem Lebensgefühl bäumten sich die Jugendlichen gegen die Wirklichkeit auf, um dieser den Gegenentwurf einer neuen Welt entgegenzustellen. Um den Expressionismus als Erscheinung in seiner Vielfalt besser fassen zu können - es existiert neben dieser revolutionären Einstellung nämlich auch das genaue Gegenteil, eine pessimistisch-nihilistische Einstellung - erscheint es sinnvoll, eine literaturhistorische Eingrenzung der verschiedenen Phasen und Erscheinungsformen des Expressionismus vorzunehmen. Einen ungefähren Rahmen bietet die Aufspaltung der Epoche in drei Phasen: Früh-, Hoch- und Spätexpressionismus. 4 Der Frühexpressionismus erfährt im allgemeinen eine Datierung auf die Jahre 1910 bis 1914. In dieser Phase sandte vor allem die Malerei neue Impulse aus, an denen sich die Literaten orientierten. 5 So ging die Vereinfachung und Steigerung der Ausdrucksformen Hand in Hand mit einem neuen Stilbewußtsein in der Literatur. Die junge Generation sagte sich los von jeglicher Passivität und proklamierte ein neues Lebensgefühl, eine Aufbruchsstimmung voll Enthusiasmus und Elan. Einen Einbruch erlitt diese dynamische und literarisch fruchtbare Entwicklung am 1.8.1914 mit Ausbruch des ersten Weltkrieges. 3 Rötzer (1976), S. 137. 4 Neben der chronologischen Gliederung gibt es noch weitere literaturhistorische Methoden, mit deren Hilfe der Expressionismus eingegrenzt werden kann. Beispielsweise die Aufteilung in die drei Hauptgattungen Lyrik, Drama und Prosa, die Teilung in politischen und reinen Expressionismus und die Untersuchung der verschiedenen geographischen Zentren.