Präklinischer und klinischer Stellenwert mechanischer Reanimationssysteme

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Inhaltsverzeichnis. I Basismaßnahmen der Reanimation bei Erwachsenen i. II Erweiterte Maßnahmen der Reanimation bei Erwachsenen 19.

Transkript:

Präklinischer und klinischer Stellenwert mechanischer Reanimationssysteme Düsseldorf 8. Oktober 2011 Gregor Simonis Technische Universität Dresden Herzzentrum Dresden - Universitätsklinik

Conflicts of interest Reiseunterstützung: Biotronik, Boehringer Ingelheim, Boston Scientific, Cordis, Edwards Lifescience, Medtronic, Novartis, Servier Vortragshonorare: Astra-Zeneca, Bayer Vital, Boehringer Ingelheim, Boston Scientific, Cardiocon, Glaxo Smith Kline, MSD, Medtronic, Novartis, Pfizer, ResMed, Sanofi- Aventis Beratertätigkeit: Bayer Vital, Daichi-Sankyo, Nycomed Aktien/Beteiligungen: keine!

Was macht Reanimationserfolg aus? Schlussfolgerung Zitat

Nachlassende Effektivität der HDM Untertitel

Reanimationsmaschinen Wik, Resuscitation 2000

Modi der assistierten CPR Manuelle CPR: Nur punktuelle Kompression Westen-CPR: Pneumatische Kompression des ganzen Thorax (nicht auf dem Markt) Phasische thorakal-abdominale Kompression und Dekompression Lifestick (Datascope nicht mehr auf dem Markt) Gürtelförmige Kompression (Load distribution band) AutoPulse (Zoll) Aktive Kompression-Dekompression des Thorax (ACD) CardioPump LUCAS (Ambu kein (Jolife) aktiver Vertrieb)

Bessere Hämodynamik mit maschineller CPR Schweinemodell, manuelle CPR vs. LUCAS Aortaler Mitteldruck Aortaler Fluss Unter standardisierten Bedingungen Überlegenheit der maschinellen CPR Stehen, Resuscitation 2002

Unterschiede Tiermodell wirkliches Leben Tiermodell: - Großtiermodell: Schweine - Induziertes Kammerflimmern 100% - Umschriebene Ischämiezeit 3 Minuten - Reanimation 12 Minuten, dann Defib. - immer defibrillierbare Rhythmen - Ziel: ROSC Neurologie bedingt durch ROSC Wirkliches Leben: - Kammerflimmern < 40% - Ischämiezeit oft unklar - Reanimationsdauer und Medikamente sehr variabel - Hoher Anteil an nicht defibrillierbaren Patienten (Lungenembolie, Hypoxie, Bolusgeschehen, Intoxikationen), die nach den gleichen Standards behandelt werden - ROSC und Neurologie nicht eindeutig korrelliert wg. variabler Ischämiezeit - Heterogenes Patientenkollektiv schwierig für Patientenstudien

Prähospitale randomisierte Studien (1) Zwei zeitlich gestaffelte Kohorten, 499 vs. 210 Patienten In dieser Studie mehr ROSC/Überleben mit Autopulse JAMA 2006

Prähospitale randomisierte Studien (2) Kein relevanter Unterschied zwischen den Gruppen JAMA 2006

Prähospitale randomisierte Studien (3) Kein Unterschied in ROSC/Überleben Resuscitation 2006

Prähospitale randomisierte Studien (4) 2470 Patienten gescreent, 813 vs. 840 in der Analyse 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 ROSC Entl. Gute Neurologie ACD Kontrolle P=0.039 P=0.02 1-Jahres- Überleben Trend zu besserem Outcome mit ACD-Reanimation bei Trend zu mehr Kammerflimmerpatienten Lancet 2011

Zwei große randomisierte Studien Autopulse vs. manuelle CPR 1 Endpunkt: Überleben bis zur Krankenhausentlassung Endpunktgetriebene Studie für superiority, equality, inferiority, Rekrutiert, bis power=97,5% (erwartete Größe 2500-4000 Patienten) LUCAS II vs. manuelle CPR 1 Endpunkt: Überleben an Tag 30 4000 Patienten Resuscitation 2011, SJTREM 2011

Warum beschäftigen wir uns trotzdem mit LUCAS-CPR?

Grund 1: Flächendeckende Ausstattung des Rettungsdienstes in Dresden Patienten werden unter kontinuierlicher CPR ins Krankenhaus gebracht Von unserer Seite: Bei Krankenhausaufnahme Fortführung der LUCAS-CPR bis zum Vorliegen ausreichender Diagnostik Problem: unzureichende Patientenselektion durch die Notärzte

Kasuistisch: unklare Reanimation

Unklare Reanimation? PD Karl-Georg Kanz, München

Grund 2:

Kasuistisch: Reanimation 1 Stunde nach TAVI In Summe 35 Minuten LUCAS-Reanimation

Kasuistisch: Reanimation 1 Stunde nach TAVI Gefäßwiedereröffnung RIVA mittels PTCA Integrilin ic; bei ROSC Verzicht auf weitere Maßnahmen

Reangiographie nach 72 Stunden Bei stabiler Hämodynamik Entscheid zum konservativen Procedere

Klinik nach sechs Tagen Mit freundlicher Genehmigung der Patientin

HKU mit LUCAS-Reanimation Wesentliche Aspekte: Strahlenschutz für das Personal Geringe Unterbrechungen der HDM Transporte mit effektiver HDM möglich Freisetzung von Personal für andere Aufgaben

Fazit: Device-Reanimation 2011 Manuelle Herzdruckmassage ist suboptimal. Im standardisierten Tierexperiment ist die Device-Reanimation der manuellen Herzdruckmassage überlegen. In randomisierten klinischen Studien mit Fallzahlen zwischen 300 und 1500 Patienten inhomogene Ergebnisse. Zwei große randomisierte Studien werden aktuell durchgeführt. Innerklinisch kann die Device-Reanimation bei guter Patientenselektion sinnhafte Diagnostik und Therapie unter sichergestellter HDM ermöglichen. Hierbei wird weniger Personal benötigt als bei manueller HDM. Sinnvolles Instrument bei stringenter Patientenselektion

"Eh du Kalle, i glaub des is zu spät, die kriegn mor net wieder..." Arbeitsgruppe Notfallmedizin Regensburg