Versorgungssituation und Gesundheitspolitik aktueller Stand, Ziele, Perspektiven Dr. med. Max Kaplan Präsident der Bayerischen Landesärztekammer 07. Symposium Aktuelle Kardiologie und Angiologie AKA 2012 am 17. März 2012 Schloss Neuburg an der Kammel
VERSORGUNGSSITUATION UND DEMOGRAFISCHER FAKTOR
Doppelter Demographiefaktor Bis 2050: Relation der Altersgruppen 20-64-Jährige zu den über 65-Jährigen Zunahme Anstieg der Lebenserwartung Altersgruppe der über 80-Jährigen um 156 % Zunahme der Altersgruppe der über 65-Jährigen um 33 % 95 6 Relation 90 der Altersgruppen 5 20-64-Jährige zu den über 65-Jährigen 85 Anstieg der Lebenserwartung 80 75 70 82,1 4 3 2 91,2 1 0 Frauen 87,7 3 : 1 3 : 2 77,1 heute Männer 2050 2010 20-64 Jährige 2050 über 65-Jährige
Berücksichtigung der Morbiditätsentwicklung Anstieg der altersbedingten Krankheiten bis 2050 120% Demenzkrankh. Herzinfarkt Schlaganfall Krebserkr. 104% 75% 62% 27% 100% 80% Zahl der Pflegefälle verdoppelt sich 60% 40% 20% 0%
Daraus ergibt sich ein um 20 Prozent erhöhter Versorgungsbedarf
DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG DER ÄRZTESCHAFT
Die demografische Struktur der Ärzteschaft Bayern Durchschnittsalter der Ärzte: 52, 85 Jahre Durchschnittsalter der Ärztinnen: 47,35 Jahre Durchschnittsalter insgesamt: 50,1 Jahre Stand: März 2011
Durchschnittsalter der Ärzte Durchschnittsalter der stationär tätigen Ärzte: 1993: 38 Jahre 2010: 41,2 Jahre Durchschnittsalter der Vertragsärzte: 1993: 47,46 Jahre 2010: 51,6 Jahre AM-Ärzte: 53,17 Jahre
ENTWICKLUNG UND ZUKUNFT DER ÄRZTLICHEN VERSORGUNG
Struktur der Ärzteschaft 2010 (Zahlen in Tausend) Quelle: Statistik der BÄK und der KVB
Der Nachwuchsmangel als Grundproblem Ersatzbedarf und erwarteter Nachwuchs an (potenziell) kurativ tätigen Ärzten 2010 bis 2020
Engpässe im ambulanten und stationären Bereich 2020/2030 Persone en (Tsd.) 76
Grundproblem des Ärztemangels Studienabbruch 17,9 % ( 1.833 von 10.252 Studenten) Quelle: Statistisches Bundesamt
Grundproblem des Ärztemangels Studienabbruch 17,9 % ( 1.833 von 10.252 Studenten) Verlust für die Patientenversorgung 11,6 % ( 975 von 8.419 Absolv.) Quelle: BÄK, Statistisches Bundesamt
Grundproblem des Ärztemangels Studienabbruch 17,9 % ( 1.833 von 10.252 Studenten) Verlust für die Patientenversorgung 11,6 % ( 975 von 8.419 Absolv.) Rückgang des Workload
Arbeitsvolumen insgesamt Studienabbruch 17,9 % ( 1.833 von 10.252 Studenten)
Grundproblem des Ärztemangels Studienabbruch 17,9 % ( 1.833 von 10.252 Studenten) Im Ausland zugelassene Großbritannien 3429 Verlust deutsche für die Ärzte USA 2670 Patientenversorgung 11,6 % ( 975 von 8.419 Absolv.) Rückgang des Workload Immer mehr Ärzte gehen ins Ausland 2009: 2.486 (Bayern: 480) 2010: 3.241 (Bayern: 385) Land Anzahl Schweiz 4286 Österreich 1583 Frankreich 1073 Norwegen 808 Schweden 803 Niederlande 740 Belgien 452 Italien 398 Summe 16.242
GESUNDHEITSPOLITIK
Die Politik ist gefragt Seit Januar gilt das neue GKV- Versorgungsstrukturgesetz (VStG) Wesentliche Ziele: Stärkung der Leistungserbringer und der Länder Überwindung von Schnittstellen Verzahnung der Versorgungsbereiche Dem Ärztemangel langfristig entgegenwirken
Regelungen des Versorgungsstrukturgesetzes vor- und nachstationäre Behandlung im Krankenhaus ( 115 a) Ambulantes Operieren im Krankenhaus ( 115 b) Ambulante Behandlung durch Krankenhausärzte ( 116) Ambulante spezialfachärztliche Versorgung ( 116 b) Stärkung des kooperativen Belegarztsystems Verbesserung des Entlassungsmanagements ( 39)
Regelungen des Versorgungsstrukturgesetzes Gesonderte Vergütungsregelung für Praxisnetze ( 87 b) Integrierte Versorgung ( 140) Hausärztliche Versorgung ( 73 b) Vergütung der Ärzte ( 87 b)
sektorenübergreifende Versorgung PERSPEKTIVEN Perspektiven sektorenübergreifende Bedarfsplanung sektorenübergreifende Qualitätssicherung sektorenübergreifende Weiterbildung
Perspektiven Transsektorale und interprofessionelle Kooperation Patientenzentriert und nach medizinischen Gesichtspunkten, gestützt auf sektorenübergreifende Versorgungsleitlinien Schaffung kooperationsfreundlicher Rahmenbedingungen Faire Wettbewerbsbedingungen für niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser, Beseitigung finanzieller Fehlanreize / Weiterentwicklung der Vergütungssysteme Schaffung einer Lernkultur durch Evaluation neuer Versorgungsformen
Zukunft Wir können selber ganz viel tun Verbesserung der Weiterbildung und der Evaluation Arbeitnehmergerechte Arbeitsverhältnisse Bürokratie in Klinik und Praxis eindämmen Gebührenordnung novellieren Kooperative Versorgungsstrukturen fördern Versorgungsforschung
Zukunft Was wir nicht wollen Zunehmende Gängelung durch Bürokratie und Misstrauenskultur Verschlechterung des Arbeitszeitrechts Qualitätsabbau in der Weiterbildung Verlagerung ärztlicher Tätigkeiten auf Nichtärzte
Vor allem müssen wir unsere Angst vor Neuem überwinden! Vielen Dank!