CHANCEN VON WILDOBST

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Transkript:

CHANCEN VON WILDOBST ALS NISCHE FÜR DEN ERWERBSANBAU von Nando Geller Referent: Korreferentin: Dr. D. Blankenburg Dipl. Agrarpäd. G. Petzke Schlussbetrachtung Wildfrüchte bieten neben einem häufig attraktiven Erscheinungsbild auch obstbaulich interessante Aspekte. War der gesundheitliche und geschmackliche Wert lange Zeit in Vergessenheit geraten, liegen Wildobstprodukte heute voll im Trend. Die Marktbedeutung der Wildfrüchte ist zwar vergleichweise gering, und wird sich auch in Zukunft nicht erheblich ändern, dennoch lässt sich mit dem Anbau ausgewählter Arten eine stabile Nische finden, deren Produkte sich mit geeigneter Strategie durchaus an bestimmte Zielgruppen vermarkten lassen. Zahlreiche Publikationen, Presseberichte in Fachzeitschriften für Gartenbau, Medizin und Ernährung sowie Mitteilungen in der Trivialliteratur werden die Aufmerksamkeit von Verbrauchern und Produzenten weiterhin wecken. Der eigentümliche Geschmack, hochwertige Inhaltsstoffe und deren überdurchschnittlich hohen Gehalte haben eine große Bedeutung für die Verarbeitungsindustrie und Pharmazie. Allerdings werden Wildfrüchte angesichts ihrer typisch herben Aromen auch in Zukunft wenig Aussicht haben, sich auf dem Frischmarkt etablieren zu können. Es werden unter anderen Apfelbeere, Edeleberesche, Holunder und stellenweise auch Maulbeere angebaut, um natürliche Lebensmittelfarben zu gewinnen oder Fruchtkonserven aufzuwerten. In anderen Fällen werden landwirtschaftlich extensiv 1

genutzte Flächen aufgegeben, um Sanddorn, Scheinquitte und vor allem die außerordentlich vitaminreichen Wildrosen in Kultur zu nehmen. Im Vergleich zu den Kultursorten unserer Obstarten sind Wildfrüchte in der Regel bei weitem reicher an wertgebenden Inhaltsstoffen, wobei viele noch nicht einmal einer detaillierten wissenschaftlichen Studie unterlagen. So bleibt abzuwarten, welche Bedeutung noch weitere, weniger bekannte Früchte für medizinische Zwecke haben werden. Da der Bedarf an Wildfrüchten in Zukunft nicht mehr aus Wildsammlungen zu decken sein wird, ist es notwendig, Wildobstproduktion in Erwerbsanlagen aufzubauen. Zahlreiche Sorten wurden bereits selektiert und Versuche zu Anbausystemen, Erträgen und Inhaltsstoffen durchgeführt. Die Kulturführung der meisten Wildobstarten erweist sich als verhältnismäßig einfach. In der Regel ist ein geringer Umfang an Pflegemaßnahmen ausreichend, um eine solche Obstanlage zu bewirtschaften. Wildfrüchte zeichnen sich in der Regel durch ihre enorme Anspruchslosigkeit in Bezug auf Klima und Bodenverhältnisse aus, selbst in obstbaulichen Grenzlagen können viele Arten zufrieden stellende Erträge liefern. Nur der Holunder nimmt mit relativ hohen Anforderungen an Bodengüte und Wasserhaushalt eine Sonderstellung ein. Durch die überwiegend späten Blühzeiträume sind Frostschäden an den Blüten auch in obstbaulich ungünstigen Lagen praktisch ausgeschlossen. Dadurch wird der Wildobstanbau beispielsweise gegenüber der Apfel und Kirschproduktion zu einer risikolosen Kultur. Aufgrund der hohen Widerstandsfähigkeit gegenüber Schaderregern kann auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sehr begrenzt bleiben. Lediglich Holunderbestände sind relativ anfällig für Krankheiten und einige Schädlinge. Diese lassen sich aber mit den derzeit zugelassenen Präparaten wirkungsvoll bekämpfen. Allerdings gehören Apfelbeere, Mispel und Sorbus, wie auch Apfel, Birne und Quitte, zur Familie der Rosaceae, bzw. zur Unterfamilie der Pomoideae, und sind daher potentielle Wirtspflanzen des Feuerbrand Erregers Erwinia amylovora. In diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass der Kernobstanbau durch die innovative Produktion dieser Obstalternativen nicht zusätzlich gefährdet werden darf. In der Schweiz unterliegt der Wildobstanbau sogar kantonalen Einschränkungen und auch in Deutschland sind die gesetzlichen Grundlagen der Feuerbrandverordnung für Verfügungsberechtigte und Besitzer von Wirtspflanzen zu beachten. Aufgrund der allgemeinen 2

Widerstandsfähigkeit der meisten Wildobstarten liegt es nahe, auf rein ökologischer Basis zu produzieren. Eine derartige Produktionsweise könnte zusätzliche Vorteile bei der Gewinnung eines stabilen Kundenstammes bringen. Der Übergang vom Wildcharakter zu den Sorten ist oft fließend. Da aber die einzelnen Selektionen in ihren Gehalten an Inhaltsstoffen wie auch in der Ertragsleistung stark auseinander gehen, sollten die Sorten entsprechend dem Verarbeitungszweck gewählt werden. Zusätzliche Aspekte der Pflanzengesundheit sind vor allem beim Holunder zu beachten. Wie bei den meisten Kulturen wird auch im Wildfruchtanbau der größte Arbeitszeitbedarf für die Ernte benötigt. Arbeitsspitzen lassen sich durch eine entsprechende Arten und Sortenpalette teilweise abfedern. Faktoren wie das Pflanzsystem, eventuelle Bedornung der Sorten, Behangdichte und vor allem die Fruchtgröße wirken sich maßgeblich auf die Pflückleistung aus und sind bei der Errichtung einer Erwerbsanlage und bei der Sortenwahl zu berücksichtigen. Der Obstbauer muss sich von der Masse seiner Konkurrenz abheben und neue Märkte erschließen, um erfolgreich zu sein. Mit einem fundierten Fachwissen und laufender Weiterbildung kann er direkten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Anlage und den Erfolg seines Betriebes nehmen. Daher sind die Bemühungen der gartenbaulichen Versuchsanstalten, auch Nischenkulturen auf ihren Anbauwert zu testen, unverzichtbar. Um die Wildobstproduktion noch lukrativer gestalten zu können, müssen grundlegende Anbaufaktoren verbessert werden. Die Selektion von Sorten aus Wildformen und die Erarbeitung von Vermehrungsmethoden sind dafür erste Vorraussetzung. Auch die Entwicklung wirtschaftlicher Anbaumodelle und die Verbesserung der Kulturtechnik müssen weiterhin forciert werden. Als wichtiges Medium für den Austausch von Erfahrungen, neuen Ideen und Erkenntnissen hat sich in den letzten Jahren die Bundes Wildfruchttagung etabliert. Sie wird im zweijährigen Rhythmus von der DLR Rheinpfalz in Bad Neuenahr Ahrweiler veranstaltet. Neben den vorgestellten Arten und Sorten sind viele weitere Wildfrüchte für den Erwerbsanbau und eine gewerbliche Verarbeitung denkbar. Zu nennen wären zum Beispiel Hagebutten, Scheinquitten, Kornelkirschen, Maulbeeren, Kirschpflaumen, 3

Felsenbirnen, aber auch Weißdorn, Mahonie und Berberitze, die mit ebenfalls interessanten Inhaltsstoffen und ausgefallenen Aromen eine wertvolle Ergänzung im Wildobstsortiment darstellen. Die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten, die in dieser Arbeit aufgezeigt wurden, lassen sich zweifellos durch weitere kreative Ideen, die Früchte kulinarisch oder anderweitig zu nutzen, ergänzen. Die Gehalte an Inhaltsstoffen sind im Allgemeinen abhängig von der Sorte, den Umweltbedingungen und dem Witterungsverlauf am Standort, sowie vom Reifezustand der Früchte und der Methode der Analyse. Daher sind nur ungefähre Vergleiche zwischen den einzelnen Fruchtarten anzustellen. Die Verarbeitung sollte möglichst rasch erfolgen, um den Abbauprozessen der Inhaltsstoffe zuvorzukommen. An dieser Stelle ist noch einmal zu betonen, dass die Gehaltsangaben in den Tabellen auf die Früchte bezogen sind. Bei der Verarbeitung ändern sich die Anteile erheblich, denn durch Erhitzen werden die pharmakologisch und ernährungsphysiologisch wertvollen Bestandteile unter Umständen gemindert oder gar zerstört. Wegen der eingeschränkten Absatzmöglichkeiten von Wildobst, ist ein großflächiger Anbau nur angebracht, wenn die Abnahme gesichert ist. Eine Risikominimierung bzw. verteilung kann durch Kooperationen erreicht werden. Der Eintritt in eine Erzeugerorganisation beispielsweise bringt dem Obstbauer Vorteile beim Bezug von Werbematerialien und gärtnerischen Bedarfsartikeln. Die gemeinschaftliche Benutzung von Betriebseinrichtungen und Maschinen führt zu einer besseren Auslastung und auch die Vermarktung lässt sich effizienter bewerkstelligen. Ebenso können sinnvolle Kulturkombinationen, z.b. Apfelbeere und Johannisbeere, zur Steigerung der Produktivität und Rentabilität, führen, da ihr Anbau dieselben Maschinen erfordert. Ist man bereits Produzent von Kern und Steinobst, so ist es in der Regel unsinnig, über eine Sortimentserweiterung mit Wildobst nachzudenken. Zum einen aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Vermarktungsstrategie, zum anderen aus phytosanitären Aspekten, wie Steinobstvirosen und der Feuerbrandproblematik. Es bleibt zu hoffen, dass infolge einer intensiveren wissenschaftlichen und züchterischen Bearbeitung dieser seltenen Obstarten künftig ein rentabler Anbau möglich sein wird und für landwirtschaftliche Betriebe eine wirkliche Alternative 4

darstellt. Mit neuen Erkenntnissen bezüglich der Anbau und Erntetechnik könnte sich der Wildfruchtanbau durchaus zu einem ökonomisch interessanten Nischenbereich entwickeln. Durchdachte Vermarktungsstrategien und Kreativität entscheiden letztendlich über einen erfolgreichen Absatz. Die Intensität an Werbeaktivitäten ist jedoch auf das Absatzvolumen des Betriebes abzustimmen, d.h. Aufwand und Nutzen sollten in einem angemessenen Verhältnis stehen. Firmen und Hinweisschilder, Anzeigen oder Hof Broschüren mit begleitenden Sachinformationen und Rezeptvorschlägen zeigen große Wirkung und sind dennoch finanziell tragbar. Abschließend sei noch anzumerken, dass die Direktvermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse an sich keine Nische mehr ist. Der Wettbewerb nimmt auch in diesem Bereich erheblich zu. Aufgrund des Trendcharakters und einer steigenden Nachfrage lässt der Wildfruchtanbau aber Spielraum für Neueinsteiger zu. 5

Zusammenfassung Vor dem Hintergrund eines wachsenden Interesses für Wildfrüchte und deren Verarbeitungsprodukte, galt es, die Frage zu klären, inwieweit sich Wildobstgehölze für einen gewerblichen Anbau eignen. Am Beispiel von Holunder, Sanddorn, Apfelbeere, Schlehe, Mispel und Eberesche wurde detailliert auf die Ansprüche und nötigen Kulturmaßnahmen eingegangen. Umfassende Versuchsergebnisse dienten dabei als Basis für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung. Die Ausführungen zeigen, dass sich die meisten Wildobstarten als besonders widerstandsfähig erweisen. Hinsichtlich Standort und Pflege sind sie in der Regel als recht anspruchslos zu bewerten. Beim Vergleich der Sorten stellten sich enorme Unterschiede bezüglich der Anbauwürdigkeit heraus. Die guten Ertragseigenschaften gehen nicht immer mit hohen Gehalten an Inhaltsstoffen, Pflanzengesundheit oder mit geringen Anforderungen an das Ernteverfahren einher. Aufgrund dieser Tatsache ist eine individuelle, an die Standortbedingungen und den Verarbeitungszweck angepasste Auswahl erforderlich. Weiterhin wurde der gesundheitliche Wert der Inhaltsstoffe herausgestellt, die mannigfaltigen Verwendungs und Verarbeitungsmöglichkeiten aufgezeigt und die Chancen für den Absatz erörtert. Dabei wurde die besondere Eignung eines direkten Vermarktungsweges unterstrichen. In der Schlussbetrachtung verdeutlicht der Verfasser noch einmal die Vorteile, die der Anbau von Wildobstkulturen mit sich bringt, zeigt aber auch Probleme auf, welche zukünftig einer intensiveren Auseinandersetzung bedürfen. Die Weiterentwicklung bereits bekannter Produktionsverfahren ist Grundlage für zufriedenstellende Erträge und ein erfolgreiches Betriebsergebnis. Die Tendenz zur gesundheitsbewussten Ernährung liefert weitreichende Absatzmöglichkeiten, so dass für diese Randkulturen ein nicht zu unterschätzendes Anbaupotential besteht. 6