plan B:altic Klimawandel und Raumentwicklung: Anpassungsstrategien der Stadt- und Regionalplanung in Stadtregionen der Küstenzone am Beispiel des Ostseeraumes Sonja Deppisch, Dr.-Ing. Leiterin Forschungsnachwuchsgruppe plan B:altic HafenCity University Hamburg FONA-Forum Leipzig, 9. September 2013 1
Überblick 1. Projektdesign 2. Wesentliche Ergebnisse 3. Nutzen für Wissenschaft und Praxis 4. Fazit und Ausblick 2
1. Projektdesign 1.1 Aufbau: 7 disziplinäre Teilprojekte (Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Planungswissenschaften) Inter- und transdisziplinäre Forschungsarbeiten im Querschnittsprojekt Orientierung an sozial-ökologischen Resilienzdenken 1.2 Herangehensweise: Abduktives Untersuchungsdesign mit Einzelfallstudien (Rostock, Stockholm, Riga, Kopenhagen); Methodenvielfalt -quantitativ und qualitativ Inter- und transdisziplinär: gemeinsame Begriffe; Brückenkonzept, Szenarioplanung mit Stadtregion Rostock, Storylines 3
2. Wesentliche Ergebnisse Frage 1: Welche Herausforderungen stellen sich der Raumplanung durch die spezifischen Charakteristika des Klimawandels? Klimawandel als hybrides und komplexes Phänomen Ausprägungen nur in Spannbreiten; schleichende Veränderungen, abrupte Extremereignisse; Unsicherheit, potenzielles Nichtwissen Ethische Herausforderungen für Raumplanung, normative Entscheidungen treten stärker hervor, welche Daten / Wissen relevant? Planungspraxis: vorherrschendes lineares Denken und Handeln Ruf nach optimaler Informationsversorgung im Prozess Formelles Instrumentarium in Deutschland zu statisch, um Unsicherheit und Flexibilität zu integrieren Langfristige, sich ändernde Auswirkungen kurzfristige Planungshorizonte aber langfristige Konsequenzen Raumnutzung 4
2. Wesentliche Ergebnisse Frage 2: Welche Herausforderungen ergeben sich dabei, wenn man Stadtregionen als sozial-ökologische Systeme betrachtet? Rückkopplungen zwischen sozialem und ökologischen System: Stadtklima und Landnutzungsstrukturen; integrierte Analyse zur Erfassung Dynamiken Wechselbeziehungen sozial-ökologisches System Praxis : primär keine integrierende Betrachtung, auch vorhandene Governancestrukturen mit problems of fit eingeschränkte Problemformulierung => Trennungen im Diskurs und in Governance überwinden Wissen über sozial-ökologisches System in Interdependenz mit Ausprägungen Klimawandel generieren Sektorale Abhängigkeiten in querschnittorientierter Raumplanung: normatives Setzungen, eigene integrierte Perspektive? Water Development and quality of free areas Sea level rise Increase in temperature Harbor and maritime economy Tourism Relevance for spatial development Weak Medium Strong Aufwertung ökologischer Aspekte sowie sozial-ökologischer Interdependenzen als Beitrag zu stärker holistischer Planung Agriculture and forestry Relationship urban-rural Energy policy Changes in precipitation Extreme weather events Demographic structure Housing Retail and industry Policy priorities Financial situation European Union Legal instruments Transport infrastructure 5
2. Wesentliche Ergebnisse Frage 3: Wie kann die Stadt- und Regionalplanung mit diesen Herausforderungen umgehen? Restriktionen? Stadtklimamodell: Zusammenhänge Landnutzungen Lokalklima identifizieren und beeinflussen Integration Ökosystemdienstleitungen und Vulnerabilität: Handlungsräume mit multiplen Funktionen und deren Gefährdung identifizieren, neue Problemformulierungen und Lösungen Dominanter Planungsdiskurs konzentriert auf Machbares, Bekanntes und Absehbares Ursachen Vulnerabilität und Anpassungskapazität des Gesamtsystems vernachlässigt Verbindung notwendig Gesellschaftspolitisches Ziel als Orientierungsrahmen für Raumplanung z.b. sozial-ökologisches Resilienzdenken, aber: neue ethische Fragen Lokalspezifische Konkretisierung erforderlich gemeinwohlorientierte Ziele Raumentwicklung unter Wandelbedingungen 6
2. Wesentliche Ergebnisse Fortsetzung Frage 3: Wie kann die Stadt- und Regionalplanung mit diesen Herausforderungen umgehen? Restriktionen? Governancestrukturen und prozesse: Restriktion sektoraler sowie räumlicher Teilzuständigkeiten bei Anpassung Formelles Planungsinstrumentarium abhängig von Recht in Schweden möglich, Unsicherheit in gesamtstädtischen Flächennutzungsplan zu integrieren, In Deutschland und Lettland keine flexiblen Pläne möglich Diskrepanz zwischen von Praxis gefordertem und Wissenschaft produziertem Wissen über strukturierten Praxis-Wissenschaftsdialog überwindbar Neues transdisziplinäres Wissen generierbar (Szenarioplanung) - Eingang in Rahmenkonzept zur Klimawandelanpassung der Stadt Rostock Integrativer Umgang mit sozial-ökologischer Komplexität und Unsicherheit aufwändig und anspruchsvoll, aber möglich, Kommunikationstechniken erforderlich 7
3. Nutzen für Wissenschaft und Praxis 3.1 Nutzen für Wissenschaft Vielfältige inter- und transdisziplinäre Ergebnisse, z.b. Aufzeigen Mehrwert transdisziplinärer Dialog für Wissenschaft, sozialökologisches Reislienzdenken als Brückenkonzept; Methodenerprobung im lernenden Feld Mehrere Einzelfallstudien interdisziplinäre Betrachtung Neue Forschungsergebnisse in Bereichen Planungstheorie, Planungsinstrumente, Kommunikation des Klimawandels und der Anpassungerfordernisse, lokalspezifische Modellierung Klima- Landnutzung, integrative Betrachtung sozial-ökologischer Dynamiken, Wissen und Anpassungsprozesse, Governance und Anpassung Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in inter- und transdisziplinärer Forschung, in sozial-ökologischer Forschung und Lehre 8
3. Nutzen für Wissenschaft und Praxis 3.2 Nutzen für Praxis: Integrierte Analyseergebnisse als Beitrag zu besserem Verständnis der Zusammenhänge in der Stadtregion, Aufdecken von Daten- und Forschungslücken Mehrwert Szenarioprozess mit Stadtregion Rostock: Anpassungsprozess mit initiiert Wissen generiert insbesondere über lokale Konsequenzen des Klimawandels und mögliche Anpassungsmaßnahmen Eingang der Ergebnisse in politisches Dokument Vernetzung relevanter Akteure im Stadt-Umland-Raum Praxisorientierter Leitfaden für Stadt- und Regionalplanung mit allgemeinen Empfehlungen und Praxisbeispielen 9
4. Fazit und Ausblick Vielfältige Ergebnisse mit wissenschaftlichem und praktischen Nutzen Verstetigung der Prozesse vor Ort bleibt abzuwarten, schwierig ohne Veränderung des institutionellen Kontextes Ebenso Versteigung der transdisziplinären Forschung im lokalen und regionalen Kontext erforderlich - über einzelne Forschungsprojekte hinaus 10
Vielen Dank! Kontakt: Sonja Deppisch, Dr.-Ing. HafenCity Universität Hamburg plan B:altic sonja.deppisch@hcu-hamburg.de Telefon: 040 42827-4508 Bildrechte: plan B:altic (M. Albers, S. Beichler, S. Deppisch, M. Richter, S. Rohloff, P. Wibbeling) Planungsverband Rostock Region 11