Agenda. Studienerfolg und Person-Environment-Fit Fragestellungen Methode Ergebnisse Diskussion

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Transkript:

Der Zusammenhang zwischen subjektiver Passung und Studienerfolg unter Berücksichtigung subjektiver Fähigkeiten Eine Anwendung der Person-Environment-Fit Theorie Carla Bohndick*, Tom Rosman², Susanne Kohlmeyer³ & Heike M. Buhl³ *Universität Koblenz-Landau ²Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) ³Universität Paderborn Berlin, 11. März 2016

Agenda Studienerfolg und Person-Environment-Fit Fragestellungen Methode Ergebnisse Diskussion

Studienerfolg z. B. Noten, Studiendauer, Zufriedenheit im Studium und Ähnliches (Hell, Linsner & Kurz, 2008) Einflussfaktoren auf Studienerfolg Allgemeine persönliche Voraussetzungen (z. B. Schulnoten; Trapmann et al., 2007) Selbstwirksamkeit (z. B. Chemers, Hu & Garcia, 2001) Passung (z. B. Georg, 2008)

Person-Environment-Fit (PE-Fit)-Theorie Passung zwischen personalen und situationalen Faktoren führt zu Zufriedenheit, Leistung, Commitment, Wohlbefinden (Edwards et al., 2006) Subjektiver vs. objektiver PE-Fit (Edwards et al., 2006) Verschiede Arten von Passung Interessen und Studienfach (z. B. bei Feldman, Smart & Ethington, 2004) Student/-in und Universität (z. B. bei Gilbreath, Kim & Nichols, 2011) Fähigkeiten und Anforderungen (z. B. bei Etzel & Nagy, 2015) Subjektive Passung zwischen Fähigkeiten und Anforderungen besonders wichtig für Studienerfolg (Etzel & Nagy, 2015; Li et al., 2013) Konfundierung mit Fähigkeitsselbsteinschätzungen (durch molaren Ansatz; Edwards et al., 2006) Fähigkeitsselbsteinschätzungen hängen mit akademischer Leistung zusammen Einfluss der eingeschätzten Anforderungen bleibt offen Lösung: atomistischer Ansatz

Fragestellung Trägt die subjektive Passung über die Einschätzungen der eigenen Fähigkeiten hinaus zur Erklärung von Studienerfolg bei? 1) Präzisierung von Passung: Liegt eine gute Passung dann vor, wenn die Fähigkeiten die Anforderungen übersteigen oder wenn die Fähigkeiten zu den Anforderungen passen? 2) Besteht auch bei Konstanthaltung der eigenen Fähigkeiten ein Zusammenhang zwischen den subjektiven Anforderungen und Studienerfolg?

Durchführung und Stichprobe Online-Befragung im Rahmen des Qualitätspakt Lehre an der Universität Paderborn 693 Studierende (77 % weiblich, M = 6.06 Semester [SD = 3.78], alle Lehramt) Einschätzung allgemeiner Anforderungen des Studiums auf fünfstufiger Skala hinsichtlich der Bedeutsamkeit für das Studium des eigenen Erfüllungsgrads Studienerfolgskriterien

Instrumente k Beispiel α1 α2 Selbstdisziplin 4 genau und sorgfältig arbeiten.87.77 Tiefenorientierte Lernstrategien Wissenschaftliches Arbeiten 4 Lernstoff mit Vorwissen, Vorerfahrungen und Praxisbeispielen verknüpfen.81.60 4 Zeit für Literaturstudium nehmen.83.58 Studienzufriedenheit 3 Insgesamt bin ich in meinem jetzigen Studium zufrieden..85 - Selbsteingeschätzte Studienleistung Note in der Zwischenprüfung 4 Wie würden Sie sich einschätzen (im Vergleich zu Ihren Mitstudierenden, die ähnlich weit sein wie Sie) hinsichtlich Ihres Abschneidens in schriftlichen Prüfungen?.66-1 - - - Anmerkungen. k: Anzahl der Items; α1: Cronbachs α; α2: Cronbachs α der Differenzscores

Auswertung

Ergebnisse I Modell Differenz Differenz Differenz² Chi² 2619.13 (449) 1006.39 (449) 1059.45 (449) CFI.78.92.92 RMSEA.08 90 % CI:.08.09.04 90 % CI:.04.05.04 90 % CI:.04.05 AIC 49277.74 47426.25 63035.77 BIC 49781.80 47930.30 63539.83 Das Modell mit der absoluten Differenz weist den besten Fit auf

Ergebnisse II

Ergebnisse III

Limitationen Nutzung von Differenzscores Querschnitt Übertragbarkeit?

Diskussion: Theoretische und praktische Implikationen Stärkere Berücksichtigung der subjektiven Passung auch für die theoretische Weiterentwicklung Erklärungsansatz für inkonsistente Ergebnisse hinsichtlich des Einflusses von Selbstwirksamkeit (Sitzmann & Yeo, 2013) Praktische Implikationen für die Studiengestaltung Transparenz über Anforderungen: Wissen und Fähigkeiten nicht indirekt vermitteln, sondern Bezüge zu Hintergründen herstellen Nicht nur Vermittlung der Fähigkeiten selber, sondern auch Blick auf die Bedeutsamkeit der Fähigkeiten: Einstellungen/Überzeugungen fördern

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! bohndick@uni-landau.de

Literatur Chemers, M. M., Hu, L.-t. & Garcia, B. F. (2001). Academic self-efficacy and first-year college student performance and adjustment. Journal of Educational Psychology, 93 (1), 55 64. Edwards, J. R., Cable, D. M., Williamson, I. O., Schurer Lambert, L. & Shipp, A. J. (2006). The phenomenology of fit. Linking the person and environment to the subjective experience of person-environment fit. Journal of Applied Psychology, 91 (4), 802 827. Etzel, J. M. & Nagy, G. (2015). Students perceptions of person environment fit: Do fit perceptions predict academic success beyond personality traits? Journal of Career Assessment. Published online before print, doi: 10.1177/1069072715580325. Feldman, K. A., Smart, J. C. & Ethington, C. A. (2004). What do college students have to lose? Exploring the outcomes of differences in person-environment fits. The Journal of Higher Education, 75 (5), 528 555. Gilbreath, B., Kim, T. & Nichols, B. (2011). Person-environment fit and its effects on university students: A response surface methodology study. Research in Higher Education, 52 (1), 47-62. Hell, B., Linsner, M. & Kurz, G. (2008). Prognose des Studienerfolgs. In M. Rentschler (Hrsg.), Studieneignung und Studierendenauswahl. Untersuchungen und Erfahrungsberichte (S. 132 177). Aachen: Shaker. Li, Y., Yao, X., Chen, K. & Wang, Y. (2013). Different Fit Perceptions in an Academic Environment: Attitudinal and Behavioral Outcomes. Journal of Career Assessment, 21 (2), 163 174.. Sitzmann, T., & Yeo, G. (2013). A Meta Analytic Investigation of the Within Person Self Efficacy Domain: Is Self Efficacy a Product of Past Performance or a Driver of Future Performance?. Personnel Psychology, 66(3), 531-568. Trapmann, S., Hell, B., Weigand, S. & Schuler, H. (2007). Die Validität von Schulnoten zur Vorhersage des Studienerfolgs - eine Metaanalyse. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 21 (1), 11 27.