Aktiv gegen Darmkrebs Prävention rettet Leben

Ähnliche Dokumente
Aktiv gegen Darmkrebs Prävention rettet Leben

Darmgesundheit. Vorsorge für ein gutes Bauchgefühl. OA Dr. Georg Schauer

Früherkennung Welche Maßnahmen sind sinnvoll? Früherkennung des Darmkrebs Christoph Schmidt Bonn

10 Mythen über Darmkrebs und Darmkrebsvorsorge

Darmkrebsfrüherkennung

Darmkrebsvorsorge. R. Klug - Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie LK Horn Horn

in vivo -- Das Magazin der Deutschen Krebshilfe vom

DARMKREBS BEI FAMILIENANGEHÖRIGEN. Vorsorge. Beratung. Hilfe. Ihre Magen-Darm-Ärzte WISSENSWERTES ZUM THEMA FAMILIÄRER DARMKREBS

- Kolorektalkarzinom -

Schützen Sie Ihre Familie. DARMKREBSRISIKO BEI FAMILIENANGEHÖRIGEN. Vorsorge. Beratung. Hilfe. Ihre Magen-Darm-Ärzte

Patienteninformation DARMKREBS. Früherkennung. Fragen Sie Ihren Arzt

Darmkrebs entwickelt sich in den meisten Fällen über Dickdarmpolypen, zunächst gutartige Vorstufen der Krebsentstehung.

Vorsorge, Frühdiagnostik und moderne Krebsbehandlung - eine Standortbestimmung

Prof. Dr. med. Norbert Wrobel Demographie und Epidemiologie von Krankheiten Darmkrebs. Darmkrebs

4. Interne Abteilung und Chirurgische Abteilung. Darmkrebs- Vorsorge

Drei Fragen zur Früherkennung

3.4 Darm. Hintergrund. Kernaussagen

Darm-Check Jetzt fällig: Informationsveranstaltung zum Thema Darmkrebsvorsorge

Bayern gegen Darmkrebs

Darmkrebs-Monat März. Vorsorge rettet Leben. Fotolia.de/Wong Sze Fei

Vorsorge und Früherkennung des Darmkrebes

Medizinische Klinik Telefon: Telefax:

Ein Augenblick für Ihr Leben!

DARMKREBS: FRÜHERKENNUNG IST MÖGLICH!

Departement Medizin DARMKREBS- VORSORGE. Darm-Check-up: sicher und schmerzfrei

Aktiv gegen Darmkrebs

FARKOR Vorsorge bei familiärem Risiko für das kolorektale Karzinom (KRK) Dr. Georg Ralle Berlin, 29. Juni 2017

Labortests für Ihre Gesundheit. Darmkrebs 20

Darmkrebsfrüherkennung: was bringt das?

Vorsorgeuntersuchungen. G.Köveker, Kliniken Sindelfingen-Böblingen

Departement Medizin. Darmkrebsvorsorge. Darm-Check-up: sicher und schmerzfrei

Bürgerforum Guter Darm; schlechter Darm Wie sieht s aus?! Dr. med. Max Kaplan Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK)

Vorsorgedarmspiegelung. Praxis Dr. Steisslinger, Dr. Rueß, Dr. Eisold

Mit freundlicher Unterstützung der Norgine GmbH 1. Auflage 2010 VERLAG im KILIAN, Marburg

lyondellbasell.com Prostatakrebs

Dr. med. Heidemarie Lux 1. Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK)

Empfehlungen der Krebsliga Schweiz

Die Vorsorgekoloskopie -Nutzen und Risiken-

Was Männer wissen sollten. Dr. Jörg Evers Gastroenterologie Seemann/Dr.Evers Aurich/Ostfriesland

LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16.Wahlperiode. K l e i n e A n f r a g e. A n t w o r t. Drucksache 16/3992. der Abgeordneten Kathrin Anklam-Trapp (SPD) und

Vorbeugung und Früherkennung von Darmkrebs

VORSORGEPROFIL. Darmkrebsvorsorge Ein Leitfaden für die Praxis

ist ein Bluttest für die Darmkrebsvorsorge.

Mediendienst des AOK-Bundesverbandes Verwendung honorarfrei Beleg an die Redaktion erbeten

Wenn Darmkrebs zur Gefahr für die ganze Familie wird

Wissen macht stark. Vom heilsamen Umgang mit einer Krebserkrankung

Modellvorhaben zur Darmkrebs-Früherkennung mittels Kapselendoskopie

Fragebogen zur Darmspiegelung (Koloskopie)

Ursachen und Risiken von Prostatakrebs. Referent: Dr. M. Aksünger

Kolonkarzinom. Von Hauke Rudolph und Mathias Voth Inhaltsverzeichnis

Vermeiden statt leiden. Darmkrebsvorsorge rettet Leben

Darmkrebs Beeinflussung durch Ernährung? -Möglichkeiten und Grenzen-

Die Früherkennungsuntersuchungen. Das Plus. für Ihre Gesundheit

Welchen Einfluss hat die Ernährung auf die Vermeidung von Darmkrebs?

Durch Früherkennung kann das Auftreten von Darmkrebs verhindert werden. Bei Früherkennung kann Darmkrebs zu weit über 90 % geheilt werden.

Labortests für Ihre Gesundheit. Darmkrebs 20

Kampf dem Magenkrebs

Medizin im Vortrag. Herausgeber: Prof. Dr. med. Christoph Frank Dietrich. Kolorektales Karzinom

GABRIELA SCHWARZ. Diagnose. Darmkrebs. Das ist jetzt wichtig. Wie geht es weiter? Alle Chancen nutzen.

So leicht kann Darmkrebsvorsorge sein. einfach. hygienisch. zuverlässig. OC-Sensor

Prostatakrebs. Vorsorge mit dem PSA-Test. Das Labor an Ihrer Seite

Pressemitteilung (Langfassung)

Das Mammakarzinom: Diagnostik und Therapie

Es gibt einige Risikofaktoren für Brustkrebs einer davon: Übergewicht und Fettleibigkeit. Ein

DR. MED. SIGRID STEEB. Vegan. Gesund. Alles über vegane Ernährung Mit vielen neuen Rezepten Für Veganer und alle, die es werden wollen

Erfahrungen zum Darmkrebs-Screening im Saarland Christa Stegmaier Krebsregister Saarland

Name: Straße: PLZ: Ort: Datum: Unterschrift:

Die ketogene Diät und ihr möglicher Nutzen bei Krebserkrankungen

in vivo -- Das Magazin der Deutschen Krebshilfe vom

Brandenburg gegen Darmkrebs- ein Erfolg? Dr. med. W. Pommerien Städtisches Klinikum Brandenburg GmbH Brandenburg an der Havel

TUMORRISIKO- SPRECHSTUNDE

Erkrankungen des Kolon

1. Schleswig-Holsteinischer Männergesundheitstag 2013

Vorsorge und Vorbeugung an Leber, Magen und Darm

Mehr Energie bei der Krebstherapie

DARMKREBS VERHINDERN. Eine Patienteninformation zur Darmspiegelung

TUMORRISIKO- SPRECHSTUNDE

Der Dickdarm- Funktion und häufige Erkrankungen

in vivo -- Das Magazin der Deutschen Krebshilfe vom

Humangenetische Beratung

Darmerkrankungen Vorsorge und Therapie

Fragebogen zu möglichen genetischen Vorbelastungen in der Familie

Früherkennung. Sicher fühlen! Brustkrebs: Ursachen Früherkennung Selbstuntersuchung

Patienteninformation der V.E.T.

Faktenbox Darmkrebs-Früherkennung durch Stuhltest

Krebsvorsorge. Jährliche Kontrolle: Frauen ab 20 - Männer ab 45. Gemeinschaftspraxis

3.10 Gebärmutterhals. Kernaussagen. Inzidenz und Mortalität: Die altersstandardisierten

Das begehbare Brustmodell. Ein Angebot der Krebsliga

Können Klinische Krebsregister einen nützlichen Beitrag zu Patientenaufklärung und -information leisten?

4. Krankheitsbilder und Opertionstechniken. Der Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) Aufbau und Funktion des Dickdarmes

Erfahrungen mit der Darmkrebsfrüherkennung

Biller-Nagel/ Schäfer Gesund essen bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

3 Ergebnisse zur Prävalenz nach ICD-10

Informationen zum Ultraschall-Screening auf Aneurysmen der Bauchaorta Warum wird Männern eine Untersuchung der Bauchschlagader

Transkript:

Landratsamt Weilheim-Schongau Postfach 1353 82360 Weilheim Aktiv gegen Darmkrebs Prävention rettet Leben Leiter des Gesundheitsamts Gebäude II Stainhartstr. 7 82362 Weilheim i.ob Die Felix-Burda-Stiftung erklärte im Jahr 2002 den Monat März zum Aktionsmonat in Sachen Darmkrebsprävention. Das Ziel der Aufklärungskampagne, an der sich sehr viele Institutionen und Einzelpersonen beteiligen ist es, das in fünf Jahren nur noch halb so viele Deutsche an kolorektalem Karzinom sterben wie heute. Ich habe für Sie gute und schlechte Nachrichten. Eine gute ist: niemand muss an Darmkrebs sterben, denn jeder kann durch Vorsorge selbst dazu beitragen, dass es erst gar nicht zu einer Erkrankung kommt. Kaum einer Krebsart kann so gründlich vorgebeugt werden wie Darmkrebs. In Deutschland erkranken jährlich 450.000 Menschen, in unserem Landkreis Weilheim-Schongau 22.000 an Krebs und über 200.000 (296 Menschen im Landkreis Weilheim-Schongau) versterben jährlich an den Folgen ihrer Krebserkrankung. Ungefähr 1/3 aller Krebsfälle steht im Zusammenhang mit der Ernährung. Fachleute schätzen, dass die Zahl der Krebsfälle um 30 bis 40 % vermindert werden könnte, wenn die Menschen mehr auf gesunde Ernährung, verbunden mit körperlicher Bewegung und der Vermeidung von Übergewicht achten würden. Die letzten Unterpunkte richtige Ernährung, mehr Bewegung, Vermeidung von Übergewicht werfen sicher eine Reihe von Fragen auf. Ich habe Ihnen dazu aktuelle Studien herausgesucht und stelle sie Ihnen jetzt kurz vor: Ihr Ansprechpartner: Herr Dr. Breu Zimmer Nr.: 117 Tel.: (0881)681-1606 Fax: (0881)681-2699 k.breu@lra-wm.de Weilheim i. OB, 26.02.2010 Unser Aktenzeichen: (Bitte bei Antwort angeben) 5350. Ihr Schreiben vom: Ihr Aktenzeichen: Öffnungszeiten: Montag-Freitag 08:00-12:00 Uhr Dienstag 14:00-16:00 Uhr Donnerstag 14:00-18:00 Uhr sowie nach Vereinbarung Telefonvermittlung: (0881) 681-0 1. Übergewicht verdoppelt das Risiko für Darmkrebs. Der Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krebs wurde bei Männer vor längerem schon entdeckt. Das Gleiche gilt aber jetzt auch für Frauen, belegt durch eine kanadische Studie. Die Gesundheitsdaten von 90.000 Frauen zwischen dem 40. und 49. Lebensjahr wurden 10 Jahre lang gesammelt und ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass übergewichtige Frauen ein doppelt so hohes Krebsrisiko hatten wie die anderen Teilnehmerinnen der Studie. Als Ursache werden erhöhte Insu- www.weilheimschongau.de Bankverbindungen: Verein. Sparkassen Weilheim BLZ 703 510 30 Kto. 1032 Kreissparkasse Schongau BLZ 734 514 50 Kto. 356 - Seite 1 -

linwerte diskutiert, die auf die Dickdarmschleimhaut wirken 2. Alkohol verdreifacht das Risiko Langzeitstudien in den USA und Europa geben die Rote Karte hochprozentigem Alkohol. Bei Darmspiegelungen in den USA fanden Ärzte rund dreimal so viele Darmpolypen und Darmkrebs bei denjenigen, die in den letzten 10 Jahren regelmäßig mehrmals pro Woche Alkohol tranken. 3. Wer sich wenig bewegt, hat ein erhöhtes Darmkrebsrisiko Bei einem internationalen Kongress zur Darmkrebsentstehung in Würzburg haben Ärzte berichtet, dass ein hoher Zusammenhang zwischen Darmkrebs und Bewegungsmangel besteht. So soll bei etwa 13 % aller Darmkrebsneuerkrankung Bewegungsmangel prägend mit von Bedeutung sein. Als Mechanismus der Krebsentstehung wird unter anderem diskutiert, dass bei Personen, die sich wenig bewegen die Verweilzeit des Nahrungsbreis im Darm verlängert ist und dadurch eine mögliche krebsauslösende Substanz in unserer Nahrung intensiveren Kontakt mit unserer Darmschleimhaut hat. 4. Wer raucht erhöht sein Darmkrebsrisiko. Etwa bei 12 % aller Darmkrebserkrankten sehen Forscher einen Zusammenhang mit diesem Laster. Genau der Zigarettenrauch der Krebsentstehung beeinflusst, ist aber noch unbekannt. Ein möglicher Weg ist die Bildung zytotoxischer Sauerstoffradikale. 5. Zu einem anderen Ergebnis, nämlich Blattgemüse senkt Darmkrebsrisiko, kommt eine britische Studie. Wer viel grünes Blattgemüse isst, kann sein Darmkrebsrisiko um fast die Hälfte senken. Die Erkrankungsgefahr verringert sich demnach um 46 % wenn man mindestens einmal am Tag Brokkoli, Kohl, Salat, Rosenkohl oder Blumenkohl isst (Studie der Universität Liverpool). Gleichzeitig bestätigen sich bei dieser Studie Ergebnisse, wonach Rind- und Schweinefleisch das Entstehen von Darmkrebs begünstigen. 6. Neue Studie belegt Zusammenhang zwischen Folsäure, Alkohol und Darmkrebsrisiko. Im Rahmen einer italienischen Studie wurde ein Zusammenhang zwischen dem Folsäuregehalt in der Ernährung, dem Alkoholkonsum und dem Auftreten von Darmkrebs festgestellt. Danach können folsäurehaltige Nahrungs- und geringer Alkoholkonsum das Darmkrebsrisiko um 40 % senken. Die Forscher vermuten, dass Folsäure gegen verschiedene Krebsarten wie Brustkrebs und Darmkrebs schützen könnte, aufgrund des Einflusses von Nährstoffen auf DNA-Synthese und Wiederherstellung. Mit stärkerem Alkoholkonsum meint die Studie mehr als einen ¾ Liter Bier pro Tag, folsäurehaltige Nahrungsmittel sind insbesondere grünblättrige Gemüse, Obst und Vollkornprodukte. 7. Fleischlose Kost kann helfen, das Darmkrebsrisiko zu reduzieren. Forscher der Universität Oxford stellten im Zuge einer Langzeiternährungsstudie fest, dass Vegetarier ein geringeres Darmkrebsrisiko haben als Fleischesser. Über 17 Jahre beobachteten und dokumentierten die Wissenschaftler die Ernährungsgewohnheiten und andere gesundheitsrelevante Angewohnheiten von über 10.000 Erwachsenen. Dabei stellte sich heraus, dass die Vegetarier ein um 15 % geringeres Darmkrebsrisiko haben als die Nichtvegetarier. Zu dieser Gruppe wurden auch Veganer ge- - Seite 2 -

zählt. 8. Ballaststoffreiche Ernährung vermindert das Darmkrebsrisiko. Groß angelegte Langzeituntersuchungen in den USA und Europa liefern jetzt erneut Hinweise darauf, dass eine ballaststoffreiche Ernährung das Darmkrebsrisiko senken kann. Bevölkerungsgruppen, in denen reichlich Ballaststoffe gegessen werden, zeigen eine verminderte Rate an gefährlichen Darmpolypen und Darmkrebs. Die genauen Gründe dieser Schutzwirkung sind noch unverstanden. 9. Obst beugt Krebs doch vor? Bei einer amerikanischen Studie mit über 10.000 Männern und Frauen war die Rate von Krebserkrankungen bei Personen die viel Obst aßen, genauso hoch wie bei Personen, die auf Grünes weitgehend verzichteten. Und in einer aktuellen Studie mit 280.000 Frauen gab sich kein Unterschied bei der Brustkrebsrate zwischen Frauen, die am meisten Obst aßen und den Frauen die am wenigsten davon verzehren. Auch die deutsche Gesellschaft für Ernährung kommt zu dem Ergebnis, dass die Schutzfunktion von Obst geringer ist als bisher angenommen. Dennoch: wer reichlich und regelmäßig Obst ist, reduziert insgesamt gesehen sein Krebsrisiko, senkt aber auf jeden Fall auch sein Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Welche Empfehlungen können wir Ihnen jetzt mit der Berücksichtigung dieser Studienergebnisse machen: - viel körperlich bewegen und Übergewicht vermeiden - nicht rauchen - bevorzugt Gemüse, Vollkornprodukte und Nahrungsmittel mit einfach gesättigten Fettsäuren konsumieren - mehr Fisch und Geflügel als Schwein und Rind essen - nicht mehr als 20 g. Alkohol pro Tag trinken. Neben diesen Risikofaktoren, die wir leicht beeinflussen können, gibt es auch mehrere vererbbare Gendefekte, die zu speziellen Krankheiten mit hohem Risiko für Darmkrebserkrankungen führen. Das sind z.b. die familiäre adenomatöse Polyposis, das Gardner-Syndrom und das Peutz-Jeghers-Syndrom, die gekennzeichnet sind durch viele im Darm vorhandene Polypen, die bösartig entarten können. Darüber hinaus gibt es das Lynch-Syndrom, das ohne Polyposis einhergeht und für 5 bis 10 % der Colon- und Rektumkarzinome verantwortlich ist. Diese Erkrankungen sind sehr selten. So findet sich die familiäre adenomatöse Polyposis bei einem von 10 000 Neugeborenen und beim Peutz-Jeghers-Syndrom ist mit einer Erkrankung pro 120 000 Geburten zu rechnen. Ein weiterer Risikofaktor sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie z.b. die Colitis ulcerosa und der Morbus Crohn. Die beiden Erkrankungen sind hinsichtlich ihrer Behandlung der Symptome und der Komplikationen ähnlich. Meist treten sie schon in Jugend- und Kindesalter auf. Zu den Beschwerden gehören anhaltende Durchfälle, häufige Stuhlgänge und Blutauflagerungen auf dem Stuhl. Beim Morbus Crohn ist das Risiko, an einem Darmkrebs zu erkranken, vier bis sieben Mal größer als in der Normalbevölkerung. Bei Colitis ulcerosa ist dieses Risiko noch höher: nach 25 Jahren Erkrankungsdauer be- - Seite 3 -

kommen 40 % der an Colitis ulcerosa Erkrankten Darmkrebs. In ca. 40 % dieser Fälle tritt das Karzinom an verschiedenen Bereichen des Darms gleichzeitig auf. Das Vorliegen einer erblichen Darmkrebserkrankung bedeutet für direkte Verwandte der Erkrankten (Eltern, Geschwister und Kinder), dass sie unter Umständen schon im frühen erwachsenen Alter ein erhöhtes Risiko für diese Erkrankung haben. Mit den folgen Fragen können Sie selbst herausfinden, ob bei Ihnen ein erhöhtes Risiko für eine Darmkrebserkrankung vorliegt. 1. Ja Nein In meiner Familie ist ein direkter Verwandter (Eltern, Geschwister oder Kinder) an Darmkrebs erkrankt. 2. Ja Nein In meiner Familie ist ein direkter Verwandter (Eltern, Geschwister oder Kinder) vor dem Alter von 45 Jahren an Darmkrebs erkrankt. 3. Ja Nein In meiner Familie wurde bei einem direkten Verwandten (Eltern, Geschwister oder Kinder) ein Darmpolyp (Adenom) vor dem Alter von 40 Jahren erkannt. 4. Ja Nein In meiner Familie sind drei oder mehr Verwandte an Darmkrebs, Magenkrebs, Gebärmutterkrebs, Eierstockkrebs, Nierenbecken- oder Harnleiterkrebs erkrankt. Falls Sie alle Fragen mit Nein beantwortet haben, besteht in Ihrer Familie kein erhöhtes Risiko für eine Darmkrebserkrankung. Es reicht, wenn alle Familienmitglieder im Alter von 50 Jahren mit der Darmkrebsvorsorge beginnen. Die Krankenkassen zahlen einen jährlichen Stuhlbluttest ab 50 Jahren und eine Darmspiegelung ab 55 Jahren. Falls Sie ausschließlich Frage 1 mit Ja beantwortet haben, könnte in Ihrer Familie ein erhöhtes Risiko für eine Darmkrebserkrankung vorliegen. Alle direkten Verwandten (Eltern, Geschwister und Kinder) der an Darmkrebs erkrankten Person sollten sich dann vom Hausarzt oder Gastroenterologen beraten lassen, ob zusätzliche Vorsorgemaßnahmen notwendig sind. Falls Sie eine oder mehrere der Fragen 2 bis 4 mit Ja beantwortet haben, könnte in Ihrer Familie eine erbliche Form von Darmkrebs vorliegen. Alle direkten Verwandten (Eltern, Geschwister und Kinder) der an Darmkrebs erkrankten Personen haben dann ein stark erhöhtes Risiko für eine Darmkrebserkrankung und sollten sich unbedingt vom Hausarzt, Gastroenterologen oder ggf. Humangenetiker über geeignete Vorsorgemaßnahmen beraten lassen. Diese letztgenannten Risikofaktoren, die die Entstehung von Darmkrebs begünstigen, sind für uns schwer zu beeinflussen. Für Menschen, die solche Risikofaktoren bei sich entdecken, ist Krebsvorsorge deshalb besonders wichtig und sie sollten auf alle Fälle die Angebote zur Früherkennung wahrnehmen. - Seite 4 -

Und das ist jetzt meine zweite gute Nachricht: Früherkennung ist möglich. Jeder von uns kann ab dem 50. Lebensjahr an der Früherkennung von Darmkrebs teilnehmen. Dabei wird einmal jährlich der Stuhl auf verborgenes Blut untersucht mit dem so genannten Hämokulttest. Dieser Test zeigt leider auch manchmal nach dem Verzehr von bestimmten Nahrungsmitteln wie Gemüse und Fleisch und Medikamenten wie z.b. Eisentabletten, Aspirin, Vitamin C fälschlicherweise die gleiche Reaktion wie bei Blutspuren an, obwohl kein Blut im Stuhl ist. Mit dem Stuhltest Tumor M2-PK wurde 2003 ein genauerer Test eingeführt, der laut Herstellermitteilung bei 85 % bereits frühzeitig das Darmkrebsgeschehen erkennt. Diese Teste erhalten Sie in der Regel rezeptfrei in Ihren Apotheken. Wenn Sie so einen Test machen, besprechen Sie das Ergebnis auf alle Fälle mit Ihrem Arzt. Der Bundesausschuß der Ärzte- und Krankenkassen hat 2002 das Programm zur Früherkennung kolorektaler Karzinome neu konzeptioniert und bietet seitdem ab dem 55. Lebensjahr zusätzlich eine komplette Darmspiegelung, also eine Koloskopie zur Darmkrebsfrüherkennung an. Im Landkreis führen acht niedergelassene Ärzte vorbeugende Koloskopien durch. Entsprechende Ärztelisten finden Sie auf der Gesundheitsamtsseite der Homepage des Landratsamtes Weilheim-Schongau bzw. können Sie im Gesundheitsamt aber auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung Oberbayern anfordern. Eine Praxisgebühr fällt bei der vorbeugenden Koloskopie nicht an. Inzwischen haben 4 Millionen Menschen eine Vorsorgedarmspiegelung in Anspruch genommen das sind ca. 20% der Zielgruppe. Bei 30.000 Menschen wurde dabei ein Karzinom erkannt. Die Mehrzahl, nämlich 70% Menschen waren in einem frühen Stadium mit Heilungschancen mit bis zu 98%. Insgesamt wurden darüber hinaus ca. 200.000 Vorstadien von Darmkrebs (fortgeschrittene Adenome) erkannt und abgetragen. Durch die Nachbeobachtung der Vorstadien seit 2002 wird 2010 ein Rückgang der Neuerkrankungen um 15.000 Fälle in der Altergruppe 55 bis 69 Jahre erwartet. D. h. durch die Einführung der gesetzlichen Vorsorgedarmspiegelung für Versicherte über 55 Jahre im Jahr 2002 sterben jetzt pro Jahr 5.00 bis 1.000 Menschen in Deutschland weniger an Darmkrebs. ein Zusätzlich zu diesen Vorsorgekoloskopien wurden im Jahr 2003 über 200 000 kurative Koloskopien, also beispielsweise zur Abklärung bei konkreten Verdachtsfällen durchgeführt. Ca. 600 Ärzte in Bayern können solche kurative Koloskopien abrechnen, im Landkreis sind das sechs. Eine weitere gute Nachricht ist, dass frühzeitig entdeckter Darmkrebs in über 90% der Fälle geheilt werden kann. Wie bei allen bösartigen Tumoren hängen die Heilungschancen aber ganz maßgeblich vom Tumorstadium ab. Darmkrebs wird deshalb nach dem TNM-System in Stadien eingeteilt. Auf der Basis dieser Einteilung wird dann eine individuelle Behandlungsstrategie festgelegt. Die Therapie ist chirurgisch oft kombiniert mit Chemo- und auch Strahlentherapie. Gelegentlich wird auch Wärme und Lasertherapie angewandt. Es ist inzwischen opportun und Sie können es praktisch jede Woche in irgendeiner Zeitschrift lesen: Selbsternannte Fachleute oft ohne oder nur mit einem teilmedizinischen Wissen propagieren alternative Heilmethoden bei Krebserkrankungen, ja empfehlen sogar auf die Schulmedizin zu verzichten und machen Heilversprechen. Im Rahmen unserer Aktion gegen den Krebs hat Frau Annette Rexrodt von Fircks eindrucksvoll über ihre Krebserkrankung berichtet. Neben Operation, Chemo- und Strahlentherapie aktivierte - Seite 5 -

sie mit alternativen Heilmethoden ihre Selbstheilungskräfte und reduzierte mit alternativen Heilmethoden wie Akupunktur, Homöopathie, autogenem Training usw. ihre Beschwerden. Als Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes ist eines meiner Ziele, ein zielgerichtetes Miteinander von Schul- und Alternativmedizin. Krebs ist eine schwerwiegende, lebensverändernde Diagnose. Gerade im fortgeschrittenen Stadium klammen Sie sich an jeden Strohhalm, passen Sie auf, dass Ihre Situation nicht von Scharlatanen ausgenutzt wird. Eine weitere schlechte Nachricht: Darmkrebs ist die 2. häufigste Krebstodesursache in Deutschland. Sie betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. Alljährlich erkranken über 73 000 Menschen in Deutschland an Darmkrebs, 27 000 von ihnen sterben, d.h. 74 Menschen sterben pro Tag an Darmkrebs. Bei uns im Landkreis verstarben seit 1990 insgesamt 992 Menschen an den Folgeneiner bösartigen Erkrankung des Darmes. 46 kamen im letzten Jahr dazu. Dabei könnten 9 von 10 der Betroffenen bei frühzeitiger Diagnose geheilt werden. Derzeit nehmen aber nur knapp 16 % der anspruchsberechtigten Frauen und 13 % der Männer an den Darmkrebsfrüherkennungsuntersuchungen teil. Lt. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung nahmen bundesweit 2008 nur etwa 2,6 % der Anspruchsberechtigten der gesetzlichen Krankenversicherung - also Versicherte ab 55 Jahre - die präventive Koloskopie in Anspruch. Deutlich zu wenig! Um dies zu steigern, müssen wir in Deutschland vor allem die 900 000 Frauen und Männer ansprechen, die im nächsten Jahr die Altersgrenze für die Früherkennungs- Koloskopie überschreiten. Wir werden Sie deshalb auch in den nächsten Jahren weiter informieren. Sie haben es selbst in der Hand! Achten Sie auf Veränderungen bei der Darmtätigkeit wie z.b. längeranhaltende Durchfälle, Verstopfung und Blutablagerungen. Suchen Sie den Arzt auf, wenn Sie solche Veränderungen feststellen. Menschen die gesund leben, haben ein geringeres Risiko an Krebs zu erkranken. Zu einer gesunden Lebensweise gehören richtige Ernährung aber auch möglichst wenig Alkohol zu trinken, nicht rauchen und körperlich aktiv sein. Für weitere Auskünfte stehen Ihnen die Ärzte des Gesundheitsamtes unter der Telefonnummer 0881/681-600 zur Verfügung. Verfasser: Dr. Karl Breu - Seite 6 -