Kosten und Nutzen der Berufsausbildung in Deutschland. Erste Ergebnisse der BIBB-Betriebsbefragung 2012/13

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Transkript:

Kosten und Nutzen der Berufsausbildung in Deutschland Erste Ergebnisse der BIBB-Betriebsbefragung 2012/13 Anika Jansen Harald Pfeifer Gudrun Schönfeld Felix Wenzelmann Niels Christ

Überblick Zum Projekt Messung von Kosten und Nutzen Ergebnisse 2012/13 Fazit Bruttokosten, Erträge, Nettokosten Personalgewinnungskosten Übernahmeverhalten der Betriebe Gründe für bzw. gegen Ausbildung

Befragung: 3032 ausbildende und 913 nicht-ausbildende Betriebe wurden u.a. zu Kosten und Nutzen der Ausbildung und Rekrutierung von Fachkräften befragt (Feldarbeit durch infas) Computergestützte persönliche Befragung (CAPI) Interviewpartner sind die für die Ausbildung verantwortlichen Personen, in kleinen Betrieben ist das häufig der Betriebsinhaber Feldzeit: September 2013 bis April 2014 Befragung wird jeweils auf einen Ausbildungsberufs bezogen (211 Ausbildungsberufe erfragt, davon etwa in einer Fallzahl, die für Einzelauswertungen ausreicht) Sehr komplexer Fragebogen; Interviewdauer bei den ausbildenden Betrieben im Schnitt bei über 70 Minuten Freiwillige Befragung Die Betriebsbefragung

Messung von Kosten und Nutzen Wie werden Kosten und Nutzen gemessen? (Brutto)Kosten Personalkosten der Auszubildenden (Vergütungen, Sozialleistungen) Personalkosten der Ausbilder (z.b. haupt- und nebenberufliche Ausbildertätigkeit) Anlage- und Sachkosten (z.b. am Arbeitsplatz oder in der Lehrwerkstatt) Sonstige Kosten (z.b. Lehr- und Lernmaterialien oder Kammergebühren) Nutzen Erträge durch die Auszubildenden (insbesondere produktive Leistungen) Nutzen durch die Ausgebildeten (z.b. eingesparte Rekrutierungsund Einarbeitungskosten) Nutzen durch die Ausbildung (z.b. Imagegewinn, Synergien bei der Weiterbildung)

Messung von Kosten und Nutzen Wie werden Kosten und Nutzen gemessen? (Brutto)Kosten Personalkosten der Auszubildenden (Vergütungen, Sozialleistungen) Personalkosten der Ausbilder (z.b. haupt- und nebenberufliche Ausbildertätigkeit) Anlage- und Sachkosten (z.b. am Arbeitsplatz oder in der Lehrwerkstatt) Sonstige Kosten (z.b. Lehr- und Lernmaterialien oder Kammergebühren) Nutzen Erträge durch die Auszubildenden (insbesondere produktive Leistungen) Nutzen durch die Ausgebildeten (z.b. eingesparte Rekrutierungsund Einarbeitungskosten) Nutzen durch die Ausbildung (z.b. Imagegewinn, Synergien bei der Weiterbildung)

Messung von Kosten und Nutzen Wie werden Kosten und Nutzen gemessen? Bruttokosten - Erträge = Nettokosten

Ergebnisse Nettokosten 2012/13 Durchschnittliche Bruttokosten, Erträge und Nettokosten der betrieblichen Berufsausbildung 2012/13 (je Auszubildenden und Ausbildungsjahr) Bruttokosten 17.933 Erträge 12.535 Nettokosten 5.398 0 2 000 4 000 6 000 8 000 10 000 12 000 14 000 16 000 18 000 20 000

Ergebnisse Nettokosten 2012/13 Durchschnittliche Bruttokosten, Erträge und Nettokosten Wirtschaftszweige Energieversorgung und Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallbeseitigung, Beseitigungen von Umweltverschmutzungen (55 Betrieb) Bruttokosten 22 024 Erträge 12 011 Nettokosten 10 013 0 5 000 10 000 15 000 20 000 25 000

Aufteilung der Kosten Verteilung der Bruttokosten pro Auszubildenden und Jahr nach Kostenarten (in %) 925 5% 1.866 10% 4.125 23% 11.018 62% Personalkosten des Auszubildenden Personalkosten Ausbilder/-innen Anlage- und Sachkosten Sonstige Kosten

0.05.1.15 Verteilung der Nettokosten -40000-20000 0 20000 40000 60000 Nettokosten pro Auszubildenden und Jahr in Euro

Bruttokosten, Erträge und Nettokosten nach versch. Merkmalen 25 000 20 000 15 000 10 000 5 000 0 Region Betriebsgrößenklasse Ausbildungsbereich Lehrwerkstatt Ausbildungsdauer Bruttokosten Erträge Nettokosten

Nettokosten über die Ausbildungszeit 25000 20000 19.612 6.865 19.742 20.528 Bruttokosten 16.827 Erträge Nettokosten 18.528 17.686 17.713 15.823 15000 9.636 13.139 12.700 10000 11.367 13.757 16.564 10.561 12.358 7.594 12.746 5000 10.105 7.389 5.106 5.460 3.928 5.262 5.355 1.963 1. 2. 3. 4. 1. 2. 3. 1. 2. 3,5-jährige Berufe 3-jährige Berufe 2-jährige Berufe

2007 vs. 2012/13 Deskriptiver Vergleich der Jahre 2007 und 2012/13 Bruttokosten, Erträge und Nettokosten pro Auszubildendem und Jahr in 51 ausgewählten Berufen (in Euro in Preisen von 2012) Jahr Bruttokosten Erträge Nettokosten Fallzahl 2007 17.269 12.621 4.647 2.986 (8.012) (5.677) (9.408) 2012 17.769 12.527 5.241 2.044 (7.542) (4.810) (8.679)

Personalgewinnungskosten 928 Personalgewinnungskosten: (gesamt): 9.379 648 Bewerbungsverfahren 7.803 Weiterbildung während der Einarbeitungszeit Einarbeitungskosten

Gesamt Neue Bundesländer Alte Bundesländer Industrie und Handel Handwerk Landwirtschaft Freie Berufe Öffentlicher Dienst bis 9 Beschäftigte 10 bis 49 Beschäftigte 50 bis 499 Beschäftigte mehr als 500 Beschäftigte 2-jährige Berufe 3-jährige Berufe 3,5-jährige Berufe Übernahmequote der Betriebe Anteil Übernommener an allen erfolgreichen Absolventen in den Jahren 2011-2013: 59 60 59 64 57 53 83 49 65 75 82 70 58 63 35 Region Ausbildungsbereich Betriebsgrößenklasse Ausbildungsdauer

Ausbildungsgründe Wichtigkeit von Gründen für die eigene Ausbildung: Der Betrieb bildet aus, um Rekrutierungs- und Einarbeitungskosten für externe Fachkräfte einzusparen. 36 15 49 weil Ausbildung zur Tradition gehört. 41 17 42 um Auszubildende bereits während der Ausbildung als Arbeitskräfte einzusetzen. 41 33 26 da die Ausbildung eine Gemeinschaftsaufgabe der Wirtschaft und somit eine Leistung für die 63 19 18 um Fachkräfte zu qualifizieren, die langfristig im Betrieb eingesetzt werden sollen. 83 9 8 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% sehr wichtig/wichtig weder noch unwichtig/völlig unwichtig

Gründe gegen Ausbildung Wichtigkeit von Gründen gegen eine eigene Ausbildung (in Prozent der Nichtausbildungsbetriebe) Es besteht absehbar kein Bedarf an entsprechenden Fachkräften. 39 14 47 Es gibt keine qualifizierten Bewerber/- innen. 37 15 49 Der Betrieb ist zu spezialisiert und kann nicht alle Ausbildungsinhalte vermitteln. 22 11 68 Auszubildende sind während der Ausbildung zu wenig im Betrieb. 19 24 57 Es gab schlechte Erfahrungen mit Auszubildenden. 19 10 71 Ausgebildete verlassen später zu oft den Betrieb. 18 18 64 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% sehr wichtig/wichtig weder noch unwichtig/völlig unwichtig

Fazit Betriebe sind zu nicht unerheblichen Investitionen in die Ausbildung Jugendlicher bereit Allerdings sinkt der Anteil der ausbildenden Betriebe seit einigen Jahren 2014 bildeten nur noch etwa 21 % der Betriebe im Rahmen des dualen Systems aus Für die Betriebe, die ausbilden lohnt sich die Ausbildung im Normalfall Fachkräftequalifizierung für den eigenen Bedarf ist der wichtigste Grund auszubilden In Zeiten von Fachkräftemangel (in der Region oder Branche) steigt der Nutzen eigener Ausbildung Bei der Entscheidung für oder gegen eigene Ausbildung sollte nicht nur die eigentliche Ausbildungszeit sondern immer auch die mittelbis langfristige Perspektive betrachtet werden

www.bibb.de

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Anika Jansen (jansen@bibb.de) Harald Pfeifer (harald.pfeifer@bibb.de) Gudrun Schönfeld (schoenfeld@bibb.de) Felix Wenzelmann (wenzelmann@bibb.de)