Sehr geehrter Herr Koop, Sehr geehrter Herr Dr. Calmbach, Sehr geehrte Damen und Herren,

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Transkript:

Sehr geehrter Herr Koop, Sehr geehrter Herr Dr. Calmbach, Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich, Sie heute hier auf dem 7. Oldenburger Präventionstag begrüßen zu dürfen. Mit den Worten `Jugend sucht ist der heutige siebte Oldenburger Präventionstag überschrieben. In diesem Titel steckt ein Wortspiel, denn man kann in den Titel auch als `Jugend und `Sucht lesen. Die suchende Jugend, den Gefahren der Sucht ausgesetzt. Dieses treffende Wortspiel zwingt uns, zu hinterfragen. Worüber sprechen wir, wenn wir `Jugend und `Sucht zum Thema machen? Wir sehen angetrunkene Jugendliche auf dem Stadtfest, dem Kramermarkt und vor den Diskotheken. Wir treffen Eltern, die sich an die Suchtberatung und das Jugendamt wenden, da ihre pubertierenden Kinder mit Drogen experimentieren. Wir hören von Jugendlichen, mit Vergiftungserscheinungen in den Notaufnahmen unserer Krankenhäuser. Wir beobachten, dass sich Konsummuster verändern. Beim extensiven Rauschtrinken, dem sogenannten Koma-Saufen oder Binge-Drinking wird vorrangig harter Alkohol in kurzer Zeit in großen Mengen konsumiert.

Weiterhin werben einige Discotheken mit günstigen Angeboten für harten Alkohol. Sie fördern damit das Rauschtrinken nicht allein, sondern stellen es zudem als vermeintlich gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten dar. Schaut man auf die Volksfeste geben die Erwachsenen hier nicht immer ein gutes Vorbild ab. Alkohol ist für Jugendliche leicht zugänglich. In Befragungen äußern viele Jugendliche, Cannabis zu konsumieren. Kreiste früher ein Joint auf der Party am Wochenende, wird heute häufig von täglichen Konsum von einem oder mehreren Joints berichtet. Diese Entwicklung ist umso besorgniserregender, da der THC-Gehalt im in Deutschland gehandelten Cannabis gestiegen ist. Neben Alkohol und Cannabis treten neue Suchtstoffe. Synthetische Drogen, Party-Pillen und Pilzextrakte sprechen insbesondere Jugendliche in ihrer Neugier auf Neues an. Oft wissen Jugendliche nicht, was sie einnehmen und welche Wirkungen der jeweilige Stoff hervorbringt. Andere Jugendliche begeben sich aus der realen Welt in einen Cyberkosmos, in die Welt der Computerspiele oder Leiden an Essstörungen. Hilfen, die erst an dieser Stelle ansetzen, bekämpfen allein die Symptome, nicht das Problem. Suchtprävention muss daher weit früher ansetzen.

Die Jugend ist eine Phase der Orientierung und des Probierens. Jugendliche sind wagemutiger, wägen das Risiko großzügiger ab, als wir Erwachsene es tun. Sie wollen ihre Erfahrungen ja erst noch machen. Gerade dies macht Jugendliche anfällig für die Gefahren der Sucht. Und gerade dies erfordert eine auf die Zielgruppe abgestimmte Suchtprävention. Die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen sind vielfältig und von verschiedenen Einflussfaktoren bestimmt. Hier sind zunächst Elternhaus und sozialer Status, aber auch Schulbildung zu nennen. Neben Elternhaus und Schule tritt vielfach die Clique, der Freundeskreis, als weitere Sozialisationsinstanz. Nicht selten ersetzt die Clique dabei Elternhaus und Schule. Von anderen angenommen zu werden, den eigenen Platz zu finden, ist dabei das Ziel der Jugendlichen. Die Clique kann Halt und Stabilität geben, zur Orientierung beitragen. Und man soll es nicht verhehlen: in den meisten Fällen ist es so. Genauso können aber auch Gruppendruck und Zwang auf Abwege führen. Jugendkulturen, in denen sich die jungen Menschen bewegen, sind nichts Statisches. Sie entwickeln und verändern sich beständig. Jede Generation bringt dabei eigene Trends hervor.

Waren dabei lange Zeit einzelne Strömungen dominierend, so konkurrieren heute mehrere jugendkulturelle Lebensstile gleichrangig. Ein Konzept zur Suchtprävention bei Jugendlichen lässt sich ohne eine Auseinandersetzung mit den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen nicht mehr erstellen. Wir müssen uns dafür interessieren, wie Jugendliche, um es mit Herrn Dr. Calmbach zu sagen, ticken. Eine gelingende Suchtprävention bei Jugendlichen kann daher nicht isoliert von Konzepten der offenen Jugendarbeit und altersangemessenen Freizeitangeboten erfolgen. Um die Jugendlichen für Themen der Suchtprävention zu sensibilisieren, sollten wir ihnen zuhören und unsere Angebote an ihren tatsächlichen Bedürfnissen ausrichten. Ebenso differenziert wie sich jugendliche Lebenswelten heute präsentieren, sind auch die Suchtgefahren heute vielfältiger. Bereits Grundschulkinder verbringen viel Zeit vor dem Fernseher oder Computer. Nachdem in den Schulen beobachtet wurde, dass der Medienkonsum der Kinder einen immer breiteren Raum einnahm, entschlossen sich Oldenburger Grundschulen und das Amt für Jugend, Familie und Schule unter dem Motto 10 Tage ohne TV und PC ein Medienschutzprojekt zu starten. Hierüber konnten die Kinder, die bislang überwiegend passiv konsumiert hatten, wieder zum kreativen Spiel miteinander motiviert werden.

Dieses Projekt zeigt, dass angesichts neuer Herausforderungen Suchtprävention frühestmöglich ansetzen sollte. Voraussetzung gelingender Präventionsarbeit ist eine tragfähige Vernetzung, wie wir sie in der Stadt Oldenburg pflegen, zwischen Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen, Therapeuten, Kliniken und den Ämtern der Stadtverwaltung. Die Jugend ist unsere Zukunft. Sie wird ihren eigenen Weg nehmen. Unterstützen wir sie dabei und bilden sie zu starken Persönlichkeiten, die der Sucht widerstehen können. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen einen fachlich anregenden und inspirierenden Präventionstag.