Klimaschutzpolitik. Welche Rolle spielen Wald und Forstwirtschaft im Kyoto-Prozess?

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Transkript:

Klimaschutzpolitik Welche Rolle spielen Wald und Forstwirtschaft im Kyoto-Prozess? Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Bernd Winkler

Der lange Weg bis zum Kompromiss Nationale Position EU-Position Haltung der internationalen Staatengemeinschaft

Der Klimawandel Deutschland und die EU Vorreiterrolle beim Klimaschutz Europäischer Rat im März 2007: Begrenzung des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur auf höchstens 2 C gegenüber dem vorindustriellen Niveau. Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2020 gegenüber 1990 um 30 % sofern sich andere Industrieländer zu vergleichbaren Emissionsreduzierungen verpflichten. Emissionen bis 2050 gemeinsam um 60 bis 80 % gegenüber 1990 reduzieren.

- Klimarahmenkonvention, 1992 -Kyoto-Protokoll, 1997

Wald in der Geschichte der Klimaverhandlungen Die Bestimmungen des Art. 3.1 KP sprechen klar von Reduktion der Emissionen. Berücksichtigung von Senken stellt einen gewissen Widerspruch dazu dar. EU skeptisch: Permanenz Zusätzlichkeit Leakage Bonn-Kompromiss 2001: US kündigen an KP nicht zu ratifizieren Zugeständnisse an Japan, Kanada, Australien und Russland bei der Senkenfrage Marrakesch 2001: Marrakesh-Accords regeln Detailfragen (u.a. Walddef.)

Klimarahmenkonvention Artikel 4 (1)Alle Vertragsparteien werden unter Berücksichtigung ihrer gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und ihrer speziellen nationalen und regionalen Entwicklungsprioritäten, Ziele und Gegebenheiten d) die nachhaltige Bewirtschaftung fördern sowie die Erhaltung und gegebenenfalls Verbesserung von Senken und Speichern, darunter Biomasse, Wälder.. fördern

Kyoto-Protokoll Artikel 3.3 Landnutzungsänderung 20 Jahre-Regel Slow-in and fast-out Acker Wald Siedlung Siedlung Grünland

Kyoto-Protokoll Artikel 3.4 Landnutzung 2008 hier: Waldbewirtschaftung Anrechung der Vorratsänderung zwischen 2008 und 2012 o+u. Biomasse, Streu, Boden, Totholz Quelle Senke 2012 2012

Instrumente zur Emissionsminderung flexible Mechanismen : gemeinsame Projektumsetzung (JI = Joint Implementation in Annex I- Staaten) Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung (CDM = Clean Development Mechanism in EL- Ländern) Emissionshandel

Emissionsminderungsmaßnahmen Inland Ausland Nicht-Annex I Annex I Emissionshandel CDM-Projekte JI-Projekte International Emissionsrechte (AAU) ކ EU-ETS Emissionsrechte für Unternehmen (EUA) X Emissionsgutschriften (CER) Emissionsgutschriften (ERU) Aufforstungs-/ Wiederaufforstungsprojekte

Emissionshandel - EU-Gesetzgebung Burden Sharing Lastenverteilung der damals 15 EU-Mitgliedstaaten (EU-15) von 1998 Emissionshandels-Richtlinie begründet das Gemeinschaftssystem der EU- Mitgliedstaaten zum Emissionshandel Linking Directive verbindet die Vorgaben aus dem KP mit dem EU- ETS im Hinblick auf JI und CDM

Emissionshandel - Nationale Gesetzgebung Gesetz zur Änderung der Rechtsgrundlagen zum Emissionshandel für die Zuteilungsperiode 2008 bis 2012 dient der Vorbereitung der zweiten Handelsperiode im Emissionshandel; trat am 11.08.2007 in Kraft Das Treibhaus-Emissionshandelsgesetz stellt die nationale Umsetzung der EU-Richtlinie über Emissionshandel sicher. Das Projekt-Mechanismen-Gesetz (ProMechG) enthält die deutschen Rechtsgrundlagen für die Durchführung von CDMund JI-Projekten Das Zuteilungsgesetz legt die nationalen Mengenziele für die Emission von Kohlendioxid sowie Regeln für die Zuteilung und Ausgabe der Emissionsberechtigungen fest. Der Nationale Allokationsplan definiert die zuteilungsfähige Gesamtmenge an CO2- Emissionsberechtigungen sowie konkrete Festlegungen von Regeln und Mengen der Zuteilung in den Handelsperioden.

Emissionshandel - Zusammenfassung Senkenprojekte sind vom EU-Emissionshandel ausgeschlossen. CDM-Projekte (EL-Länder): aufwändig; hohe Anforderungen an die Projektausgestaltung und Berichterstattung. nur AR-Projekte zulässig JI-Projekte (Annex 1-Staaten): aufwändig trotz geringer Anforderungen an die Projektausgestaltung und Berichterstattung. Regeln des Gastund Investorlandes sind zu berücksichtigen. Senkenprojekte könnten außerhalb des EU- Emissionshandels umgesetzt werden: hohes Risiko für die Waldbesitzer; hoher Verwaltungsaufwand.

Warum Anrechung der Waldbewirtschaftung?

Frage 1: Wie wird sich der Kohlenstoffspeicher entwickeln? 4 3 2 1 0-1 -2 2008-2012 2013-2017 2018-2022 2023-2027 2028-2032 2033-2037 2038-2042 Senkenwirkung des begehbaren W aldes / Holzboden ohne Nutzungsverbot / alle Bestandesschichten / alle Bäume [Mio. t C je anno] cap 1.VP

Frage 2: Welche waldrelevanten Regeln wird ein Klimaschutzregime nach 2012 enthalten? Einmal Kyoto-Land, immer Kyoto-Land Artikel 3.4: Ein Beschluß kommt in dem zweiten und den nachfolgenden Verpflichtungszeiträumen zur Anwendung. Eine Vertragspartei hat die Wahl, einen solchen Beschluß auf ihren ersten Verpflichtungszeitraum anzuwenden. Gleichwohl läuft das Kyoto-Protokoll im Jahr 2012 aus.

Frage 3: Hat die Anrechung Auswirkungen auf die Klimaschutzbemühungen? Anrechnung der Waldbewirtschaftung führt nicht zur Entlastung anderer Sektoren mit verbindlichen Zielen (Bsp. Energiewirtschaft). Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung ist immer ein Beitrag zum Klimaschutz. Kohlenstoffspeicher Wald CO2 Holzproduktspeicher/ energetische Nutzung

Frage 4: Welche Konsequenzen ergeben sich für die Waldbesitzer und die Forstpolitik? Forstwirtschaft soll am potentiellen Nutzen aus der Anrechung beteiligt werden. Entscheidung zur Anrechung der Waldbewirtschaftung richtet sich zunächst nur an den Staat. Ängste vor weiteren Bewirtschaftungsbe- 3schränkungen erscheinen ungerechtfertigt. Nutzenverzicht ist weder aus forst- noch aus klimaschutzpolitischer Sicht sinnvoll.

Wert von Waldsenkenzertifikaten (RMU) Derzeit nur grobe Vorstellungen über Wert von RMUs (zwischen 0 und 100 Euro): tcers Preisentwicklung der EUAs in der ersten Handelsperiode Strafzahlungen

Preisentwicklung für CO2-Zertifikate 2006-2007 Quelle: EXAA

Anforderungen an ein System zur Nutzenverteilung Beitrag zur Umsetzung forst- und klimapolitischer Ziele, geringes Risiko für Waldbesitzer und Staat, geringer Verwaltungsaufwand, gerecht im Hinblick auf die unterschiedlichen Rahmenbedingungen unter denen Waldbesitzer wirtschaften Vermeidung von Interessenkonflikten (z.b. mit der Charta für Holz), Vermeidung von Überschneidungen mit anderen Förderinstrumenten (z.b. GAK).

Vielen Dank!