Interkulturelle Öffnung durch Kooperationen mit Migrantenorganisationen

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Transkript:

Interkulturelle Öffnung durch Kooperationen mit Migrantenorganisationen PD Dr. Uwe Hunger Westfälische Wilhelms-Universität Münster/ Universität Osnabrück Vortrag im Rahmen der Fachtagung Wie die interkulturelle Öffnung von Jugendarbeit gelingt Berlin, 20. März 2014

Gliederung Datengrundlagen Deutschland auf dem Weg zu einer offenen Gesellschaft: Fünf Phasen Die Bedeutung von Kooperationen Einige Hindernisse auf dem Weg zur gleichberechtigten Teilhabe Handlungsempfehlungen 2

Datengrundlagen Forschungsprojekt "Einwandererkulturen, Netzwerke und ihre Integrationsqualität", gefördert von der Volkswagen-Stiftung (1999-2001) Wissenschaftliche Expertise Kooperationen mit Migrantenorganisationen im Auftrag des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (2010-2011) Wissenschaftliche Expertise Entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen auf kommunaler Ebene im Auftrag der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (2011) Wissenschaftliche Begleitung des Tandem II-Projekts der Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend (aej) in Deutschland (2012-2014) 3

Expertise "Kooperationen mit Migrantenorganisationen" Wissenschaftliche Expertise im Auftrag des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Fragestellung: Was sind die Erfolgs- bzw. Misserfolgsfaktoren von Kooperationen mit Migrantenorganisationen? Methode: Explorative Untersuchung von zwölf Kooperationen in Berlin mit Hilfe von Leitfadeninterviews, teilnehmender Beobachtung und Zielgruppenbefragung, ergänzt um Experteninterviews. Untersuchungsebenen: Interne Faktoren, externe Faktoren, relationale Faktoren einer Kooperation. Ziel: Formulierung von Handlungsempfehlungen. 4

Wissenschaftliche Begleitung des Projekts "TANDEM Vielfalt gestalten!" Wissenschaftliche Begleitung im Auftrag des Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend (aej). Fragestellung: Was sind die wichtigsten Merkmale gelingender interkultureller Jugendarbeit Untersuchung von zehn Kooperationen bundesweit Methode: Leitfadeninterviews, teilnehmende Beobachtung und Gruppendiskussion, ergänzt um schriftliche Befragungen Untersuchungsebenen: Persönliche Aspekte, pädagogische Aspekte, organisatorische Aspekte. Ziel: Aufzeigen von Hürden und Hindernissen, die Integrationsprozesse erschweren, und Formulierung von Handlungsempfehlungen, wie die Hindernisse überwunden werden können. 5

Der Weg zur offenen Gesellschaft: Phase 5 Verleugnung: Deutschland ist kein Einwanderungsland Migrantenorganisationen werden kaum wahrgenommen und von der Politik ignoriert Angst/Aggression: Deutschland den Deutschen Migrantenorganisationen werden bekämpft und als Keimzellen einer Parallelgesellschaft gesehen Depression: Deutschland schafft sich ab Migrantenorganisationen werden für den Untergang des Abendlandes verantwortlich gemacht Verhandlung: Deutschland ist ein Integrationsland Migrantenorganisationen werden als Partner der Integrationsarbeit gesehen Bewältigung/Akzeptanz: Die offene Gesellschaft Grenzen zwischen deutschen Organisationen und Migrantenorganisationen verschwinden 6

Die Bedeutung von Kooperationen auf dem Weg zur gleichberechtigten Teilhabe Vernetzung/Begegnung: Anreize zur Kooperation können Öffnungsprozesse auf beiden Seiten bewirken Synergien: Wissen, Erfahrungen und Ressourcen von beiden Partnern nutzen. Katalysatorfunktion: Best practise Beispiele können Modellfunktion für andere Bereiche übernehmen Öffentlichkeitswirkung: Veränderung des öffentlichen Bildes und Diskurses Vertrauen/Verständigung: Vertrauen aufbauen durch Begegnungen und gemeinsame Erfahrungen. Verständnis wächst. Konflikte können eingegrenzt werden. Stärkung beider Partner: Einbindung in neue Netzwerke, Ressourcenzuwachs, Öffnungsprozesse. Neue Ideen: Durch neue Zusammenhänge entstehen neue Ideen und Formate. 7

Einige Hindernisse auf dem Weg zur gleichberechtigten Teilhabe: Ehrenamtliche Migrantenorganisationen und professionelle etablierte Träger als Kooperationspartner Professionelle Migrantenorganisationen und fehlende Vernetzung (z.b. in der Entwicklungszusammenarbeit) Hohe Erwartungen und geringe finanzielle Unterstützung Differenzierte gesellschaftliche Realität und klischeehafte Vorstellungen in der Öffentlichkeit Hohes bürgerschaftliches Engagement und geringe gesellschaftliche Anerkennung 8

Handlungsempfehlungen Gemeinsame Interessen finden und herausstellen! Kooperationen fördern und gleichwertige Partnerschaft ("auf Augenhöhe") anstreben! Professionalisierung der Migrantenvereine unterstützen! Migrantenvereine in bestehende Netzwerke einbinden! Die Migrantenvereine nicht mit zu hohen Erwartungen überfrachten! Förderpraxis überdenken und unbürokratisch sowie kontinuierlich fördern! Grenzen zwischen "Migranten" und "Einheimische" überwinden, z.b. durch Anerkennung von Migrantenorganisationen als etablierte Träger! [...] 9

Kontakt: hunger@uni-muenster.de uhunger@uni-osnabrück.de uhunger@me.com 10