1. Schweizer Aviatik Symposium

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Transkript:

1. Schweizer Aviatik Symposium Entwicklung und Rahmenbedingungen der Luftfahrt 7. April 2016 Dr. Andreas Wittmer Inhalt Luftfahrtentwicklung Rahmenbedingungen 1

Erreichbarkeit von globalen Zentren 3 Source: http://ec.europa.eu/dgs/jrc/ Einkommen treibt die Passagiernachfrage Einkommen ist abhängig von der ökonomischen Entwicklung Einkommenswachstum und erwartetes Einkommenswachstum spielen eine Rolle Tiefe Preise für Flugtickets fördern die Nachfrage Nachfrage für Luftverkehrsreisen steigt Nachfrage für Luftverkehrsreisen ist abhängig von der Wirtschaftsentwicklung 2

Der Beweis: Globales Brutto Inland Produkt (BIP) und Luftverkehr Source: IATA Luftverkehrswachstum Prognose bis 2030 Source: GMF 2011 3

Entwicklungsländer als enorme Nachfragetreiber: Beispiel Asien Grosse Bevölkerungszahl Grosse Distanzen Urbanisierung und Entwicklung einer grossen Mittelklasse Grosses Wirtschaftswachstum Aufkommende Mittelklasse in Entwicklungsländern Asien: 2009 28 %; 2020 54 %; 2030 65 % Sparquote ist in Asien 2 3 Mal so hoch wie in westlichen Ländern Wachstum der attraktivsten demographischen Gruppe (40 65 Jährige) Sources: Asia Capital Reinsurance Group 2011 Bangalore International Airport 2011 aber auch neue Marktsegmente im Freizeit und Businessbereich Deregulierung als Aktivator des Marktes Low Cost Carriers neu Märkte tiefe Preise Source: Lufthansa, Dr. Dietmar Kirchner 4

Neue Flugzeugauslieferungen 2011-2030 Region Anzahl Flugzeuge Asia Pacific 11 450 Europe 7 550 North America 7 530 Latin America 2 570 Middle East 2 520 C.I.S. 1 080 Africa 800 Welt Total 33 500 2/3 Replacements 1/3 Neue Kapazität Source: Boeing 2011 Inhalt Luftfahrtentwicklung Rahmenbedingungen Folie 10www.cfac. ch 5

Freie Mobilität Freie Mobilität als Ziel demokratischer Staaten Jeder soll frei entscheiden können wann, wohin und mit welchem Verkehrsmittel er sich bewegen will Flugzeug als massentaugliches Verkehrsmittel demokratisiert das Reisen Urlaubsreise wurde vom Luxusgut für Privilegierte zum breit zugänglichen Massenprodukt Entwicklung des Wettbewerbs im Luftverkehr Entwicklung zu immer grösseren Produktionseinheiten zuerst immer grössere strategische Allianzen nachfolgend zunehmende Integration innerhalb der Allianzen Verlagerung des Wettbewerbs auf immer höhere Ebenen früher Wettbewerb von Fluggesellschaften auf einer Strecke sukzessive Konsolidierung und Verlagerung des Wettbewerbes auf Allianzebene sukzessive Konsolidierung von Allianzräumen in Europa und Wettbewerb auf globaler Ebene 6

Intensivierung des Wettbewerbs durch den Markteintritt von neuen Konkurrenten 1. Zuerst oft Konkurrenzierung auf ausgewählten Strecken im Billig- Flugbereich (vgl. in den 90er Jahren Emirates); 2. Konkurrenzierung auf ausgewählten Routen im Premium-Verkehr; 3. Konkurrenzierung mit einem integrierten Verbindungssystem in einem bestimmten Produktebereich als eigentlicher Generalunternehmer (z.b. im Verkehr Europa - Asien); 4. Konkurrenzierung durch globale Angebotssysteme Weiterentwicklung zu einem Netzwerk von Hubs Die Entwicklung von eigenen kleinen Feeder-Hubs beispielsweise Etihad in Europa Die Einführung von Second-Leg Interkontinentalflügen indem beispielsweise ein Flug vom Mittleren Osten nach einem europäischen Hub von diesem weiter nach Nordamerika geführt wird (z.b. Emirates über Mailand) Integration von europäischen/asiatischen Airlines als Tochtergesellschaft Allianzpartner und Nutzung derer Hubs für die weitere Internalisierung von Netzeffekten 7

Hauptkonkurrenz für Europa kommt zurzeit aus dem Mittleren Osten Wir möchten freie und deregulierte Märkte! Wirklich? 9 Freiheiten der Luft: mehrheitlich sind die ersten 4 freigegeben. Singapore Airlines, Emirates, etc. können nicht ab Zürich nach Südamerika oder in die USA operieren. USA: Protektionismus durch Konkursrecht (chapter 11) Europa: Staatsairlines (TAP), too big to fail (LH), Swiss gegründet mit Staatsgeld. Deutschland: nur 4 Flughäfen dürfen durch Emirates angeflogen werden. Österreich: Emirates A380 kann in Wien nicht operieren, nur Boeing 777. Protektionismus ist weit verbreitet! Staatliche Unterstützung ist kein aussergewöhnliches Phänomen aus dem mittleren Osten! 8

Wir sprechen von unebenen Spielwiesen (unlevel playing fields) Klage an den Staat durch Airlines: Im Mittleren Osten herrschen bessere Rahmenbedingungen als in Europa und den USA Airlines aus dem Mittleren Osten halten internationale Regeln nicht ein (z.b. im Bereich des Personals) Fakten: Wir schaffen schlechtere Bedingungen (unlevel Playingfields) durch Höheren und neue Gebühren Schlechtere Infrastruktur Kaum Infrastrukturentwicklung Sehr langsamen politischen Prozessen Strategien die nicht umgesetzt werden (Single European Sky) etc. Nebst der idealen geographische Lage haben andere Länder eine Luftfahrtstrategie und fördern die Luftfahrt! Ideale Lage: 75 % der Weltbevölkerung innerhalb von 8 Stunden Flugzeit Tiefere Flughafengebühren (turn around cost) Keine/ tiefere Steuern Keine Treibstoffabgaben Tiefere Personalkosten beim weniger qualifizierten Personal Gutes, kooperatives und integriertes Verhältnis zwischen Flughafen und Home Carrier 9

Unebene Spielwiesen sind selbst verschuldet! Wenn wir über freie Märkte reden, sollten wir unsere Rahmenbedingungen dem globalen markt anpassen! aufhören unsere Märkte zu schützen! mehr Freiheiten der Luftfahrt frei geben! den Kundennutzen steigern! (nicht nur Kosten senken und dafür hohe Kreditkartengebühr bei der Flugbuchung verlangen) Wenn wir keine freien Märkte wollen, sollten wir die Luftfahrt als öffentlichen Verkehr sehen und evtl. schützen! Die wichtigsten Gründe für Protektionismus (und vielleicht die Einzigen): Die Unabhängigkeit eines Staates von anderen Staaten im Bereich der Luftanbindung! Der hohe Exportanteil eines Staates und damit die Exportabhängigkeit! Schlussfolgerungen Wachstum in Asien, Südamerika, Afrika demographische Entwicklung und Wachstum Mittelstand Stagnation in Europa und den USA demographische Entwicklung stabil bis negativ Macht über Anbindung ist volkswirtschaftlich zentral Abhängigkeiten aus dem Mittleren Osten vermeiden Rahmenbedingungen in Europa sind zu überdenken Gebühren und Regulierungen überdenken Kundenbedürfnisse müssen erhoben und Dienstleistungen dementsprechend umgesetzt werden Regelmässige Datenerhebung und Umsetzung Kundennutzenfokus und damit Zahlungsbereitschaft 10

Contact details: Dr. Andreas Wittmer Managing Director CFAC-HSG T: +41 (0)71 224 25 00 F: +41 (0)71 224 25 36 cfachsg@unisg.ch Center for Aviation Competence (CFAC-HSG) University of St. Gallen Dufourstrasse 40a CH-9000 St. Gallen 11