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Skript zur 19. Vorlesung Quantenmechanik, Freitag den 24. Juni, 2011.

Transkript:

09. Wasserstoff-Atom Page 1 9. Das Wasserstoff-Atom 9.1 Das Spektrum des Wasserstoff-Atoms im Bohr-Modell: Bohr-Modell liefert eine ordentliche erste Beschreibung der grundlegenden Eigenschaften des Spektrums des Wasserstoff-Atoms: Energie-Niveaus hängen von Hauptquantenzahl n ab die Frequenzen der Spektrallinien sind gegeben durch die Rydberg-Formel Bei detaillierter Betrachtung des Spektrums von Wasserstoff werden Eigenschaften beobachtet, die nicht im Bohr-Modell beschrieben werden können.

09. Wasserstoff-Atom Page 2 Experimentell beobachtete Besonderheiten des Spektrums des Wasserstoff-Atoms: Beobachtung: viele nach dem Bohr-Modell nicht erwartete Spektrallinien treten auf betrachte z.b. Übergänge zwischen n = 3 und n = 2 (Balmer-Serie) 7 Spektrallinien werden gefunden Erklärungen: zusätzliche Quantenzahlen sind nötig um Energieniveaus und Spektrallinien zu beschreiben Bahndrehimpuls des Elektrons spielt eine Rolle (Quantenzahlen: l, m l ) der Spin (intrinsischer Drehimpuls) des Elektrons hat Einfluss auf das Spektrum (Quantenzahlen: s, m s ) von aussen angelegte magnetische und elektrische Felder beeinflussen die Energie- Niveaus und die Spektrallinien die Fluktuationen des Vakuums haben einen Einfluss auf die Energie-Niveaus des Wasserstoff-Atoms (Lamb-Verschiebung) Erster Ansatzpunkt: Lösung der Schrödinger-Gleichung des Wasserstoff-Atoms

09. Wasserstoff-Atom Page 3 9.2 Quantenmechanische Formulierung des Problems Struktur des Atoms: Annahmen: Potentielle Energie: - ein Proton mit Ladung q = +e im Kern - ein Elektron mit Ladung q = -e in der Hülle - das Proton bleibt in Ruhe - das Elektron ist an das Proton gebunden (E kin < E ion ) - ein Elektron im Potential des Nukleons zeitunabhängige Schrödinger-Gleichung:

09. Wasserstoff-Atom Page 4 9.2.1 Generelle Eigenschaften der Lösungen Quantenzahlen: Bei eindimensionalen Problemen reichte eine Quantenzahl aus, um die Wellenfunktionen, die Lösungen der Schrödinger-Gleichung sind, zu charakterisieren. Die Wellenfunktionen eines Teilchens in einem dreidimensionalen (3D) Potentialtopf werden durch 3 Quantenzahlen, die aus den Randbedingungen entlang der 3 Raumrichtungen hervorgehen, charakterisiert Das Elektron in einem Wasserstoff-Atom ist durch das vom Kern erzeugte Potential in 3 Dimensionen gebunden. Daher werden 3 Quantenzahlen zur Charakterisierung der Lösungen der Schrödinger-Gleichung benötigt. Eine vierte Quantenzahl wird benötigt, um den Spin des Elektrons zu beschreiben (Erklärung folgt später). aus klassischer Mechanik: Erhaltung der Energie E und des Drehimpuls L eines Teilchens, welches sich in einem kugelsymmetrischen Potential U(r) bewegt

09. Wasserstoff-Atom Page 5 9.2.2 Die Schrödinger-Gleichung des Wasserstoff-Atoms in Kugelkoordinaten: Verwendung von Kugelkoordinaten für das kugelsymmetrische Problem des Wasserstoff-Atoms, das nur vom Abstand r zwischen Proton und Elektron abhängt Kugelkoordinaten: Polarkoordinaten für den Punkt P = (x,y,z) sind gegeben durch r,, Radius r: Abstand zwischen dem Kern und dem Ort P mit Koordinaten (x,y,z) Polarwinkel : Winkel zwischen der positiven z-achse und dem Vektor in Richtung von r Azimuthwinkel : Winkel zwischen der Projektion des Vektors r in die xy-ebene und der positiven x-achse

09. Wasserstoff-Atom Page 6 Schrödinger-Gleichung kinetische Energie in kartesischen Koordinaten Laplace-Operator in kartesischen Koordinaten in Kugelkoordinaten Schrödinger-Gleichung in Polarkoordinaten

09. Wasserstoff-Atom Page 7 9.3 Lösung der Schrödinger-Gleichung in Kugelkoordinaten allgemein: mit dem elektrostatischen Potential U für das Wasserstoff-Atom multipliziere mit die Lösungen der Schrödinger-Gleichung enthalten alle Information über das Verhalten des Elektrons im Potential des Kerns muss die üblichen Stetigkeits- und Normierungsbedingungen erfüllen

09. Wasserstoff-Atom Page 8 9.3.1 Separation der Variablen Ansatz: zerlege die Wellenfunktion in ein Produkt aus drei Komponenten, die je nur von einer Variablen r, oder abhängen mit den Ableitungen mit diesem Ansatz folgt:

09. Wasserstoff-Atom Page 9 Bemerkung: alle Terme in der Schrödinger-Gleichung hängen entweder nur von den Funktionen R, oder ab umordnen der Gleichung, so dass alle Terme mit rechts stehen diese Gleichung kann nur dann gelten, wenn die linke und die rechte Seite gleichzeitig identisch derselben Konstanten, die wir als m l2 wählen, sind Gleichung für benutze Ergebnis und separiere wiederum

09. Wasserstoff-Atom Page 10 beide Gleichungen können nur gelten wenn sie identisch einer Konstanten sind, die wir hier im Zusammenhang mit der Drehimpuls-Quantenzahl l als l(l+1) wählen Gleichung für Gleichung für R: bestimme die Lösungen für R, und nur R hängt explizit vom Potential ab

09. Wasserstoff-Atom Page 11 9.3.2 Lösungen für Differentialgleichung: Lösung: muss eineindeutig sein dies gilt nur für ml = 0, ±1, ±2, ±3,, ±l ml ist die magnetische Quantenzahl

09. Wasserstoff-Atom Page 12 9.3.3 Lösungen für Differentialgleichung: die Lösungen der Differentialgleichungen für sind zugeordnete Legendre-Polynome P l ml mit den Legendre- Polynomen Pl (für m=0): die zugeordneten Legendre-Polynome sind für Quantenzahlen -l m l l definiert mit der Bahndrehimpuls-Quantenzahl l daher ist m l = 0, ±1, ±2,, ±l

09. Wasserstoff-Atom Page 13 9.3.4 Kugelflächenfunktionen: Gesamtlösung des winkelabhängigen Anteils der Wellenfunktion das Produkt der Lösungen und sind gerade die Kugelflächenfunktionen Y l,ml, die den winkelabhängigen Teil der Schrödinger-Gleichung lösen mit Normierung: Berechnung und Visualisierung dieser Funktionen in der Quantenmechanik auf dem Computer Übung

09. Wasserstoff-Atom Page 14 9.3.5 Der Drehimpuls-Operator in kartesischen Koordinaten klassischer Drehimpuls quantenmechanischer Drehimpuls-Operator x,y,z Komponenten des Drehimpuls Betragsquadrat des Drehimpuls-Operators:

09. Wasserstoff-Atom Page 15 9.3.6 Kommutatoren und gleichzeitige Eigenfunktionen des Drehimpuls-Operators Die Komponenten lx, ly, lz des Drehimpuls kommutieren nicht. Daher gibt es keine gemeinsamen Eigenfunktionen und Eigenwerte. Es können nicht alle Komponenten des Drehimpuls gleichzeitig mit beliebiger Genauigkeit bestimmt werden (vgl. Unschärferelation). Die Komponenten lx, ly, lz des Drehimpuls kommutieren einzeln jeweils mit dem Betragsquadrat l 2 des Drehimpulses. Daher existieren gemeinsame Eigenfunktionen und Eigenwerte und die zugehörigen physikalischen Observablen lassen sich gleichzeitig beliebig genau bestimmen. Die z-komponente lz des Drehimpuls und das Betragsquadrat l 2 kommutieren ebenfalls mit dem Hamilton-Operator des Wasserstoff-Atoms. Daher existieren gemeinsame gleichzeitige Eigenfunktionen für den Gesamtenergie-Operator H, das Quadrat l 2 des Drehimpuls- Operators und dessen z-komponente lz

09. Wasserstoff-Atom Page 16 9.3.7 Der Drehimpuls-Operator und seine Eigenfunktionen in Polarkoordinaten Zerlegung der kinetischen Energie in Radial- und Winkel-Komponente: Bahnanteil der kinetischen Energie für klassisches Teilchen: mit dem Quadrat des Drehimpuls-Operators l in Polarkoordinaten und seinen Komponenten

09. Wasserstoff-Atom Page 17 9.3.8 Eigenfunktionen und Eigenwerte des Drehimpulsoperators l und seiner z-komponente H, l 2 und lz haben gleichzeitige Eigenfunktionen, wie im Zusammenhang mit Kommutatoren besprochen es kann gezeigt werden dass mit: den Kugelflächenfunktionen Y l,ml der Drehimpuls-Quantenzahl l = 0, 1, 2,, n-1 der magnetischen Quantenzahl m l = -l,, 0,, l Zur Erinnerung: Die Eigenwerte entsprechen den möglichen Ergebnissen einer Messung : des Quadrats des Gesamtdrehimpuls und seiner z-komponente

09. Wasserstoff-Atom Page 18 9.4 Bahndrehimpuls des Elektrons: Einheit des Drehimpuls: Der Bahndrehimpuls des Elektrons ist quantisiert. Der Gesamtbahndrehimpuls ist eine Erhaltungsgrösse (genau wie in der klassischen Mechanik). Die Bahndrehimpuls-Quantenzahl l bestimmt den Betrag des Bahndrehimpulsvektors l des Elektrons. Die Richtung des Bahndrehimpulsvektors l wird durch die magnetische Quantenzahl m l bestimmt. Bahnanteil der kinetischen Energie:

09. Wasserstoff-Atom Page 19 9.4.1 Benennung der Zustände mit verschiedenem Bahndrehimpuls sharp principal diffuse fundamental historische Benennung der verschiedenen Spektralserien Auflistung elektronischer Zustände mit ihrer Hauptquantenzahl n und der Bahndrehimpulsquantenzahl l Diese Konvention für die Benennung von elektronischen Zuständen in Atomen ist in der Chemie und der Physik weit verbreitet.

09. Wasserstoff-Atom Page 20 9.4.2 Richtungs-Quantisierung: Durch Quantenzahlen l und ml vorgegebener Zusammenhang zwischen dem Betrag des Drehimpuls l und seiner z-komponente lz führt zur Quantisierung der erlaubten Richtungen des Drehimpulsvektors. l z ist die Komponente des Drehimpulses l in Richtung der z-achse mit magnetischer Quantenzahl: Die Richtung dieser Quantisierungs-Achse kann durch die Richtung eines angelegten Magnetfelds B, z.b. in z-richtung, festgelegt werden. die magnetische Quantenzahl m l kann 2 l + 1 verschiedene Werte von -l,, 0,, l annehmen l z ist nie identisch zu l. Daher kann l nie in Richtung der Quantisierungs- Achse zeigen. Das magnetische Moment erzeugt durch die Bahnbewegung des Elektrons wechselwirkt mit extern angelegten Magnetfeldern B. Dieser Effekt wird der Zeeman-Effekt genannt.

09. Wasserstoff-Atom Page 21 9.4.3 Der Drehimpuls und die zugehörige Unschärfe-Relation der Drehimpuls ist nur in einer Raumrichtung quantisiert Wenn l perfekt entlang der Quantisierungs-Richtung ausgerichtet wäre, so würde sich das Elektron mit Sicherheit in der x-y Ebene bewegen. Die Unschärfe-Relation würde verlangen, dass die Impuls-Unschärfe p z unendlich sei. Daher könnte das Elektron nicht an den Kern gebunden sein. Die Unschärfe-Relation verlangt, dass nicht alle Komponenten des Drehimpuls gleichzeitig mit Gewissheit bestimmt sind. Nur die Projektion l z von l entlang der Quantisierungsachse z ist bestimmt. Die x- und y-komponenten l x und l y des Drehimpulses bleiben ungewiss, so dass der Drehimpulsvektor l nur durch seinen Betrag l und seine z-komponente l z bestimmt ist, und somit auf einem Konus liegen muss. Daher sind die Erwartungswerte (Mittelwerte) von l x und l y identisch 0, wohingegen der Erwartungswert von l z durch die Quantenzahl m l bestimmt ist.

09. Wasserstoff-Atom Page 22 9.5 Lösungen des Radialteils der Schrödinger-Gleichung des Wasserstoff-Atoms die Differentialgleichung hat die folgenden Lösungen mit den Laguerre-Polynomen und ihren Ableitungen dabei ist und dem Bohr-Radius und den Normierungskoeffizienten

09. Wasserstoff-Atom Page 23 9.5.1 Die Gesamtenergie des Elektrons im Wasserstoff-Atom Die zu den Lösungen R nl der Differentialgleichung gehörenden Energien E n hängen nur von der Hauptquantenzahl n ab. Dieses Ergebnis ist identisch mit dem Ergebnis des Bohrschen Modells des Wasserstoff-Atoms wobei n die Hauptquantenzahl genannt wird. Für E < 0 ist das Elektron an den Kern gebunden. Die Differentialgleichung für R hat ebenfalls Lösungen mit E > 0. Dann ist das Elektron nicht an den Kern gebunden. 9.5.2 Die Quantenzahlen des Wasserstoff-Atoms: die Hauptquantenzahl n die Bahndrehimpuls-Quantenzahl l die magnetische Quantenzahl m l die Wellenfunktion in Abhängigkeit der Quantenzahlen

09. Wasserstoff-Atom Page 24 9.6 Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons: im Bohr Modell wird erwartet, dass sich das Elektron auf einer Bahn um den Kern bewegt quantenmechanisch wird die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons durch die Wellenfunktion beschrieben 2 hängt nicht vom Azimuth-Winkel ab die Wahrscheinlichkeitsdichte des Elektrons ist symmetrisch um die Quantisierungs-Achse die Radial-Komponente der Wellenfunktion hängt sowohl von n als auch von l ab

9.6.1 Radiale Abhängigkeit der Wahrscheinlichkeitsverteilung Wellenfunktionen mit l = 0 (s) haben die höchste Aufenthaltswahrscheinlichkeit an der Position des Kerns (r = 0) Wellenfunktionen mit l > 0 (p, d, f, g,...) haben eine Nullstelle an der Position des Kerns (r = 0). In diesem Fall ist der Erwartungswert des Kern-Elektron Abstands <r> endlich, so dass das Elektron einen Bahndrehimpuls besitzt. Wahrscheinlichkeit das Elektron im Volumenelement dv (in Polarkoordinaten) zu finden 09. Wasserstoff-Atom Page 25

09. Wasserstoff-Atom Page 26 Wahrscheinlichkeit das Elektron in einem Raumbereich zwischen r und r + dr zu finden radiale Aufenthaltswahrscheinlichkeit P(r) dr unterscheidet sich deutlich von (r) für ein Elektron in einem s = 0 Zustand ist: der wahrscheinlichste Wert von r der Bohr Radius a 0 der Mittelwert von r gegeben durch <r> = 1.5 a 0 der Mittelwert von 1/r gegeben durch <1/r> = 1/a 0

09. Wasserstoff-Atom Page 27 9.6.2 Winkelabhängigkeit der Wahrscheinlichkeitsdichte Abhängigkeit vom Azimuth-Winkel Abhängigkeit vom Polarwinkel vergleichsweise komplizierte Abhängigkeit vom Polarwinkel Bemerkungen: Die räumlich Abhängigkeit der Wahrscheinlichkeitsverteilung von Elektronen kann zur Erklärung von geometrischen Abhängigkeiten in chemischen Bindungen genutzt werden. Für jede Hauptquantenzahl n ähnelt Wahrscheinlichkeitsverteilung des Elektrons der im Bohrschen Modell vorhergesagten Bahn am meisten wenn l und m l ihre maximal möglichen Werte annehmen. Der wahrscheinlichste Bahnradius ist dann n 2 a 0 wie im Bohr-Modell und der Bahndrehimpuls ist der z-achse am nächsten. Die Wahrscheinlichkeitsdichte ist maximal in einer ringförmigen Region in der x-y-ebene. Diese Situation ist in Rydberg-Atomen realisiert.

09. Wasserstoff-Atom Page 28 Winkel- und Radius-Abhängigkeit der Wellenfunktionen des Wasserstoff-Atoms n = 2 n = 4 n = 1 l = 0 l = 0 m l = 0 n = 3 l=1 l = 1 z m l = 0 ±1 l = 0 l = 2 l = 1 l=2 m l = 0 ±1 ±2 ±3 m l = 0 ±1 ±2 Wahrscheinlichkeitsdichte eines Elektrons im Wasserstoff-Atom als Funktion von r und

09. Wasserstoff-Atom Page 29 9.7 Der Zeeman-Effekt betrachte die potentielle Energie U eines magnetischen Dipols in einem homogenen externen Magnetfeld B Die minimale potentielle Energie U = - B tritt auf wenn parallel zu B ausgerichtet ist. Die maximale Energie U = + B tritt auf wenn antiparallel zu B ausgerichtet ist. klassisches Modell in einen Ring mit der Querschnittsfläche A ruft der von einem einzelnen Elektron erzeugte Kreisstrom I ein magnetisches Moment parallel zu der Flächennormalen n hervor dabei ist f die Umlauffrequenz des Elektrons lässt sich durch den Drehimpuls l des Elektrons ausdrücken daher folgt

09. Wasserstoff-Atom Page 30 dabei wird das Verhältnis von magnetischem Moment zu Drehimpuls l das gyromagnetische Verhältnis oder auch der g-faktor genannt: daher ist die resultierende potentielle Energie U eines Elektrons mit Drehmoment l in einem externen Feld B durch den folgenden Ausdruck gegeben dabei ist der Winkel zwischen l und B quantenmechanisch ist die z-komponente l z von l gegeben durch daher gilt für das Wasserstoff-Atom wobei das Bohr-Magneton definiert wird als

09. Wasserstoff-Atom Page 31 9.7.1 Das Spektrum des Wasserstoff-Atoms im Magnetfeld Der Zeemann-Effekt (1896 von Pieter Zeeman entdeckt) beschreibt die Aufspaltung der energetisch entarteten Spektrallinien des Wasserstoff-Atoms in einem äusseren Magnetfeld in einzeln aufgelöste Linien. die einzelnen Energieniveaus spalten in 2 l + 1 unterschiedliche durch m l charakterisierte Niveaus auf die erlaubten Übergänge im Energieniveau-Schema sind durch sogenannte Auswahlregeln festgelegt (Bem.: Drehimpuls des Photons, Erhaltung des Gesamtdrehimpuls) hier: l =± 1 m l = 0, ± 1 beim normalen Zeeman-Effekt führen diese Auswahlregeln dazu, dass genau die folgenden 3 Spektrallinien beobachtet werden Polarisation