München, 27. Juli 2016 Rede von Dr. Franz Wirnhier, Vorstandsvorsitzender der LBS Bayern Meine sehr geehrten Damen und Herren, herzlich willkommen zu unserer Bilanz-Pressekonferenz. Vor einem Jahr habe ich Ihnen die Strategie vorgestellt, mit der sich die LBS Bayern den Auswirkungen der Nullzinspolitik der EZB entgegenstellt. Heute kann ich Ihnen mitteilen: Wir sind bei der Umsetzung unserer Strategie gut vorangekommen. Substanzstarkes Neugeschäft Im Bausparneugeschäft haben wir 2015 mit 8,8 Milliarden Euro einen neuen Rekord erreicht. Viele Menschen wollen sich die niedrigen Zinsen langfristig mit einem Bausparvertrag sichern. Bausparen ist ein gefragtes Produkt. Heuer streben wir ein Neugeschäft von etwa 8 Milliarden Euro an. 2015 hatten wir vor der Einführung unserer aktuellen Tariffamilie einen Schlussverkaufseffekt, der in diesem Jahr ohne Tarifeinführung ausbleiben wird. Unsere Geschäftsentwicklung entspricht dem allgemeinen Markttrend. Die Bausparkassen haben ihre Produkte noch stärker auf die Finanzierungsvorsorge ausgerichtet. Tarife mit einer höheren Sparverzinsung spielen keine Rolle mehr. Dennoch gelingt es, das substanzstarke, werthaltige Neugeschäft auf hohem Niveau zu halten. Bei den Bausparverträgen, die wir neu abschließen, beträgt der Guthabenzins in der Regel 0,1 Prozent. Damit liegt der Hauptzweck des Bausparvertrags die Zinssicherung und ein günstiges Darlehen klar im Fokus unserer Kunden. Beleg dafür ist auch die durchschnittliche Bausparsumme, die beständig ansteigt: von 34.800 Euro im Jahr 2013 über 37.600 Euro im Jahr 2014 auf 46.800 Euro im Jahr 2015. Zinssicherung gerade jetzt besonders wichtig Mit unserem Angebot schneiden wir im Wettbewerb ausgezeichnet ab. In der Zeitschrift Finanztest zählt die LBS Bayern regelmäßig zu den Testsiegern. Die unabhängigen Verbraucherschützer betonen, wie wichtig gerade jetzt die Zinssicherung ist. Dazu kommt die Förderung vom Staat, mit der sich die niedrigen Zinsen versüßen lassen: Arbeitnehmersparzulage, Wohnungsbauprämie und Wohn-Riester. Ideal ist der Bausparvertrag auch für Modernisierungen, wie Finanztest gerade erst wieder in der Juli-Ausgabe hervorhebt. Hier sind Finanzierungen bis zu einer Darlehenssumme von 30.000 Euro auch ohne dingliche Absicherung im Grundbuch möglich mit einem einfachen, schnellen Genehmigungsverfahren. Presse-Information Bilanz-Pressekonferenz
LBS-Bausparen funktioniert im Markt. Die Menschen sparen Eigenkapital für den Erwerb und Erhalt von Wohneigentum und sichern sich die Darlehenszinsen für aktuelle und künftige Baufinanzierungen. Wohn-Riester ist eine Erfolgsgeschichte Die bayernweit deutlich gestiegenen Immobilienpreise führen zu einem höheren Finanzierungsbedarf der Kunden. Als Ausgleich dafür ist der Wohn- Riester ideal, eröffnet er doch Zulagen und Steuerersparnisse, die eine Finanzierung über die gesamte Laufzeit oft um mehrere zehntausend Euro günstiger machen. Den großen Wohn-Riester-Nutzen hat die Zeitschrift Finanztest (Ausgabe 3/2016) in diesem Jahr erneut bestätigt. Für Immobilienkäufer, die von der Wohn-Riester-Förderung profitieren möchten, sind die Kombikredite der Bausparkassen erste Wahl, lautet das Fazit der Tester. Die Vorteile der Eigenheimrente darf die Politik nicht übersehen, wenn sie über mögliche Reformen bei der staatlichen Regulierung der Altersvorsorge diskutiert. Wohn-Riester ist eine Erfolgsgeschichte! Mit dem eigenen Zuhause kann man für das Alter vorsorgen, und man erhält dafür staatliche Förderung sowie eine schöne Rendite aus dem Eigenheim in Form der ersparten Miete. Familien mit Kindern profitieren meist vor allem von den Riester-Zulagen. Und auch viele Alleinstehende und kinderlose Paare können durch den Riester-Sonderausgabenabzug deutliche Steuervorteile verbuchen. Die LBS Bayern hat mehr als 150.000 Wohn-Riester-Verträge mit einer Summe von über 7 Milliarden Euro im Bestand. Wohn-Riester ist bei den Neuabschlüssen das beliebteste von allen Riester-Produkten. Aufwärtstendenz im Finanzierungsgeschäft In unserem Finanzierungsgeschäft geht es aufwärts. Bei den Sofortkrediten rechnen wir heuer mit einem deutlich größeren Volumen. Und bei den Bauspardarlehen wird der durch den jahrelangen Zinsverfall ausgelöste Rückgang voraussichtlich gestoppt. Das gelingt vor allem deshalb, weil wir Kunden mit Verträgen, deren Darlehenszins nicht mehr dem heutigen Marktniveau entspricht, attraktive Angebote machen, mit denen sie von den historisch niedrigen Zinsen profitieren können. Dazu gehört der Umstieg in das aktuelle Tarifwerk mit Nominalzinsen beim Bauspardarlehen ab 1,4 Prozent. Durch den Wechsel profitieren Kunden derzeit in vielen älteren Tarifen doppelt: von den gutgeschriebenen hohen Sparzinsen ihres bisherigen Vertrags und den niedrigen Darlehenszinsen des neuen Tarifs. Ein auf die verrückte Nullzinswelt zugeschnittenes Angebot, das sich für die Kunden und uns rechnet.
Insgesamt haben über 50.000 Kunden mit älteren Bausparverträgen unsere diversen Umstiegsoptionen genutzt. Sie sichern sich dadurch oft Vorteile von einigen tausend Euro. Wir sehen im Finanzierungsgeschäft noch großes Potenzial. In Zusammenarbeit mit den Sparkassen wollen wir die Nischen im Markt stärker besetzen, für die unsere Produkte maßgeschneidert sind: langlaufende Zinsbindungen ab zehn Jahren sowie Wohn-Riester-Finanzierungen und Modernisierungen. Staatlich geförderte Zinssicherheit bis zur letzten Rate ist ein schlagkräftiges Argument. Die Chancen im Markt sind reichhaltig wie selten zuvor. Die Immobilienumsätze in Bayern steigen seit Jahren deutlich an. Das Interesse an Wohnimmobilien ist groß. Neue Häuser und Wohnungen werden in großer Zahl benötigt, weil das Angebot an Gebrauchtimmobilien auf vielen Märkten sehr knapp geworden ist. Die niedrigen Zinsen sorgen für fehlende Anlagealternativen und günstige Finanzierungsbedingungen. Vor diesem Hintergrund wachsen die Neubauzahlen, während bei vielen bestehenden Objekten umfangreiche altersgerechte und energetische Sanierungen notwendig sind. Neues Produkt: Annuitätendarlehen der LBS Bayern Zusätzliche Impulse erwarten wir von einem neuen Produkt: Seit 1. Juli vergibt die LBS Bayern auch Annuitätendarlehen. Das ist für Kunden besonders dann interessant, wenn sie langlaufende Zinsbindungen von zehn Jahren und länger wünschen. Annuitätendarlehen dürfen wir nach dem zum Jahreswechsel novellierten Bausparkassengesetz künftig mit den Bauspareinlagen refinanzieren. Das ergänzt unsere Geschäftsmöglichkeiten. Nur Bausparkassen sind damit in der Lage, für eine Immobilienfinanzierung mehrere Lösungen anzubieten: Bauspardarlehen, Bauspar-Sofortfinanzierungen und Annuitätendarlehen. Eine weitere Änderung des Bausparkassengesetzes hilft uns. Die Beleihungswertgrenze bei Darlehen für selbstgenutzte Immobilien wurde von 80 auf 100 Prozent erhöht. Finanzierungen oberhalb von 80 Prozent des Beleihungswertes müssen also künftig nicht mehr mit aufwändigen und teuren Ersatzsicherheiten unterlegt werden. Dadurch werden unsere Spielräume größer und die Gestaltungsmöglichkeiten für unsere Kunden noch attraktiver. Dass außerdem nun Finanzierungen von gewerblichen Maßnahmen mit wohnwirtschaftlichem Bezug auch außerhalb von Wohngebieten möglich sind, eröffnet ebenfalls neue Perspektiven.
Erheblichen Einfluss auf die Vermittlung von Baufinanzierungen hat auch die Wohnimmobilienkreditrichtlinie, die Ende März in Kraft getreten ist. Sie verschärft die gesetzlichen Anforderungen an die Kreditvergabe. Vor allem gelten nun noch strengere Kriterien für den Nachweis, dass ein Immobilienkäufer Zins und Tilgung dauerhaft aus seinem zu erwartenden Einkommen aufbringen kann. Auf den Objektwert der Immobilie kommt es dabei praktisch nicht mehr an. Wohnimmobilienkreditrichtlinie schränkt Kreditvergabe unnötig ein Diese Maßgabe hat einige Nebenwirkungen. So muss unter Umständen die Kreditgenehmigung verweigert werden, nur weil der Kunde vor Ablauf der Tilgung in den Ruhestand geht. Oder junge Familien, die sich ein Haus bauen möchten, bekommen möglicherweise kein Darlehen, nur weil ein Ehepartner zum Zeitpunkt der Vertragsunterschrift noch in Elternzeit ist und das Kreditinstitut deshalb nicht das Einkommen nach Rückkehr in den Beruf berücksichtigen kann. Hier ist der Gesetzgeber über das Ziel hinausgeschossen, zumal er zusätzlich den Beratungs- und Genehmigungsprozess mit umfangreichen neuen Informations- und Dokumentationspflichten belastet. Die Vergabe von Immobilienkrediten wird damit unnötig eingeschränkt. Die neuen Regeln erschweren die private Altersvorsorge durch selbst genutztes Wohneigentum und bremsen die energetische oder altersgerechte Gebäudesanierung. Und das nur, weil die EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie besonders streng in deutsches Recht übertragen wurde. Denn die EU- Richtlinie würde es den Banken, Sparkassen und Bausparkassen durchaus erlauben, von einer übermäßig rigiden Bonitätsprüfung abzusehen, wenn der Kreditvertrag zum Bau oder zur Renovierung der belasteten Wohnimmobilie dient. Diese Option wurde in Deutschland gestrichen, während Österreich sie übernommen hat. So sollte der Gesetzgeber auch bei uns verfahren und die Regeln entsprechend anpassen. Bausparvertrag ermöglicht Lösungen im Interesse des Kunden Um die restriktiven neuen Vorgaben im Kundeninteresse zu handhaben, bieten sich im Übrigen in vielen Fällen gerade Bausparlösungen an. Denn der Kernnutzen des Bausparvertrags ist es eben, die dauerhafte Tragbarkeit der finanziellen Belastungen aus einer Wohnbaufinanzierung zu gewährleisten: durch systematische Eigenkapitalbildung und langfristige Zinssicherung in Verbindung mit staatlichen Förderoptionen, vor allem mit Wohn-Riester.
Trotz der insgesamt positiven Entwicklung im Markt bleibt unsere Ergebnissituation angespannt. Zwar verringerte sich der Zinsaufwand für Bauspareinlagen erheblich, aber die Zinserträge gingen ebenfalls zurück. Gleichzeitig haben wir zusätzliche Lasten zu stemmen. Weil die EU-Auflagen eine Neuregelung der Einlagensicherung erforderlich machten, mussten wir dafür erstmalig über sechs Millionen Euro aufbringen. Außerdem sorgen die niedrigen Zinsen zwangsläufig für einen exorbitant höheren Rückstellungsbedarf bei den Pensionsverpflichtungen. Trotz Ertragsdrucks Unternehmenssubstanz gestärkt Dennoch ist es uns gelungen, 2015 die Substanz unseres Unternehmens zu stärken und einen Jahresüberschuss von 4 Millionen Euro auszuweisen. So konnten wir zusammen mit einem Gewinnvortrag aus dem Vorjahr unsere Rücklagen um insgesamt 37,5 Millionen Euro aufstocken. Auch im laufenden Jahr werden wir ein positives Betriebsergebnis erzielen. Aber der dramatische Zinsverfall, der seit der Brexit-Entscheidung neue Allzeittiefstände erreicht hat, wird den Ertragsdruck hoch halten. Bei Kosteneinsparungen auf Kurs Umso wichtiger ist es, dass wir bei der Anpassung unseres Verwaltungsaufwands auf Kurs sind. Die Optimierung der Kostenstrukturen eine traditionelle Stärke der LBS Bayern haben wir noch einmal forciert und interne Abläufe soweit vertretbar radikal verschlankt. 2015 lagen die direkt beeinflussbaren Sachkosten acht Millionen Euro unter dem Orientierungswert von 2013. Auch ein Großteil des geplanten Personalabbaus ist schon eingefahren. Der Wegfall von 90 Vollzeitstellen, den wir in enger Abstimmung mit unserem Personalrat bis Ende 2017 realisieren wollen, wird schon 2016 geregelt sein. Die Teilzeit- und Vorruhestandsangebote werden gut genutzt. Wir konzentrieren uns auf die Dinge, die unerlässlich sind. Und das ist neben den gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Pflichten alles, was wertschöpfend ist: der Service für unsere Kunden und ein starker Vertrieb. Bei unseren digitalen Kanälen zum Kunden setzen wir vor allem auf die Integration passgenauer LBS-Module in die Internetfiliale der Sparkassen. Daneben optimieren wir laufend die eigenen Online-Angebote durch verbesserte Servicemodule wie zum Beispiel unseren Service-Chat oder die Online- Vertragsauskunft Mein LBS-Bausparen. Derzeit arbeiten wir intensiv an der Einführung der Video-Legitimation und des elektronischen Postfachs. Unsere Kunden können ihre Serviceanliegen jederzeit über alle digitalen Zugangswege schnell und unkompliziert abwickeln. In unseren internen Prozes-
sen schreitet die Digitalisierung gleichfalls voran. Mit der Einführung der Vermittlerplattform LBS-hyp, einer Online-Lösung von Interhyp, verschlanken wir seit 1. Juli die Kreditbewilligungsverfahren. Erhebliche Vereinfachungen bringt auch der digitale Posteingang, der seit einigen Monaten im Einsatz ist. Engere Zusammenarbeit von Außendienst und Sparkassen Auch unser Außendienst wird neu ausgerichtet, als mobiler Spezialvertrieb der Sparkassen-Finanzgruppe für Immobilienvermittlung, Wohnbaufinanzierung und Wohnvorsorge, mit schlanken Führungsstrukturen und einer noch engeren Zusammenarbeit mit den Sparkassen. Die bislang elf Vertriebsdirektionen haben wir zum 1. Juli 2016 zu vier Gebietsdirektionen zusammengefasst. Die Präsenz an den prosperierenden Wirtschaftsstandorten mit dynamischen Immobilienmärkten werden wir verstärken. Ausbauen werden wir das Vertriebsmodell, das wir Integrierte Marktbearbeitung nennen. Dabei beraten LBS-Handelsvertreter Sparkassen-Kunden in den Geschäftsstellen der Sparkassen rund um das Bausparen. Diese Sparte setzt Rekordjahr auf Rekordjahr. Ihre Erfolgsgeschichte wollen wir fortschreiben. Sie sehen, meine Damen und Herren, wir setzen alle Hebel in Bewegung, um in der Nullzinswelt noch Erträge zu erwirtschaften. Doch Herr Draghi legt immer noch einmal eine Schippe drauf und stellt uns immer höhere Hindernisse in den Weg. Europäische Regelungswut belastet massiv Erschwerend kommt hinzu, dass die europäische Regelungswut auch die regionalen Landesbausparkassen mit den gleichen Auflagen malträtiert wie systemrelevante Global Player. Die Flut an Regulierungen, die uns aus Brüssel, Basel, Berlin und Bonn heimsucht, belastet unsere Management- und Mitarbeiterkapazitäten massiv. Ständig haben wir neue Herausforderungen zu meistern. Wir kommen uns dabei vor wie Sisyphos. Meine Damen und Herren, wir stellen unsere LBS Bayern auf eine lange Phase extrem niedriger Zinsen ein. Durch das konsequente Umsetzen und weitere Optimieren unseres Maßnahmenplanes werden wir aus dieser Phase gestärkt hervorgehen: mit einem schlagkräftigen Vertrieb, mit einem modernen kundenorientierten Service, mit hoher Produktivität. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.