Neue Leasingbilanzierung und mögliche Konsequenzen Deutscher Betriebswirtschafter-Tag 29.09.2010, Düsseldorf Prof. Rüdiger Freiherr von Fölkersamb Mitglied des Vorstands, Deutsche Leasing AG, Bad Homburg v. d. Höhe, und Präsident der Leaseurope, Brussels/B
Leaseurope Leaseurope The voice of leasing and automotive rental in Europe Dachorganisation der Leasing-Branche in Europa 46 Mitgliedsverbände vertreten über 2.000 Leasing-Gesellschaften und über 1.100 Autovermieter in 34 europäischen Ländern Die Mitglieder von Leaseurope repräsentieren rund 95 Prozent des europäischen Leasing- Marktes Deutsche Leasing: Nr. 3 in Europa Leaseurope Mitglieder 29.09.2010, Folie 2
Neue Leasingbilanzierung und mögliche Konsequenzen 1. Betriebswirtschaftliche Bedeutung des Leasing 2. FASB/IASB-Leasingprojekt 2.1. Anwendungsbereich 2.2. Leasingnehmer-Bilanzierung 2.3. Leasinggeber-Bilanzierung 3. Fazit 29.09.2010, Folie 3
1. Betriebswirtschaftliche Bedeutung des Leasing Gesamtwirtschaftliche Investitionen und Entwicklung des Leasing- Neugeschäfts von 1998 bis 2009 (in Mrd. Euro) Gesamtwirtschaftliche Investitionen (ohne Wohnungsbau) in Mrd. Euro 272,14 284,29 301,51 290,67 268,59 263,62 266,10 272,60 296,20 322,80 337,40 293,00 Mobilien- Leasing 33,3 35,4 38,6 39,8 38,3 38,5 41,8 44,3 44,9 49,6 50,8 39,3 6,6 6,9 7,8 7,5 9,0 7,5 5,0 5,7 7,5 5,4 3,6 1,9 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 29.09.2010, Folie 4
1. Betriebswirtschaftliche Bedeutung des Leasing Leasingmarktanteile in Europa 34,6 19,4 15,9 12,9 13,5 3,7 DE Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen e.v. UK Finance and Leasing Association - FLA IT Associazione Italiana Leasing - ASSILEA and ANIASA FR Association française des Sociétés Financières - ASF SE AFINA - Associations of Swedish Finance Houses übrige Mitglieder 29.09.2010, Folie 5
1. Betriebswirtschaftliche Bedeutung des Leasing Vorteile von Leasing 100%-Finanzierung ohne Eigenkapitalbindung und Belastung von Kreditlinien Flexibilität Planungssicherheit Verwaltungskostensenkung Günstigere Einkaufskonditionen Nutzung objektbezogener Dienstleistungen 29.09.2010, Folie 6
2. FASB/IASB-Leasingprojekt IAS 17: Operating vs. Finance Lease und Zurechnung des Objekts 29.09.2010, Folie 7
2. FASB/IASB-Leasingprojekt Ziele des Projekts Entwicklung eines verbesserten gemeinsamen Leasingstandards Durchgehende on-balance-darstellung, um Kritikpunkten am IAS 17 zu begegnen Entwicklung eines Ansatzes, durch den alle Vermögenswerte und Verbindlichkeiten in Übereinstimmung mit dem Framework in der Bilanz erfasst werden 29.09.2010, Folie 8
2. FASB/IASB-Leasingprojekt Timetable März 2009 August 2010 Juli 2011 300 Stellungnahmen ( comment letters ) mit international breiter Kritik an Komplexität und Aufwand Boards wollen Leasing-Geber Bilanzierung überdenken Kritik wird im Exposure Draft nicht berücksichtigt HybridesModell für Leasing-Geber Stellungnahmen bis zum 15. Dezember 2010 möglich Veröffentlichung des Standards Standard nicht vor 1.1.2012 in Kraft, möglicherweise erst 2013 EU-Endorsement- Prozess? 29.09.2010, Folie 9
2.1 Anwendungsbereich A contract in which the right to use a specified asset (the underlying asset) is conveyed, for a period of time, in exchange for consideration. Handelt es sich bei dem Vermögenswert um einen immateriellen Vermögenswert? ja nein Liegt ein Leasingverhältnis in Bezug auf die Exploration und Verarbeitung von Mineralien, Öl, Erdgas und ähnlichen nicht regenerativen Ressourcen oder eines biologischen Vermögenswerts vor? nein Ist der Vermögenswert noch nicht für den LN verfügbar und handelt es sich dabei um einen belastenden Vertrag gem. IAS 37? nein Stellt das Leasingverhältnis unter wirtschaftlicher Betrachtungsweise einen Erwerb dar (in-substance purchase)? nein Wurde eine Kaufoption ausgeübt? ja ja ja ja nein Der ED Leases ist bei der Bilanzierung der Leasingverhältnisse anzuwenden. Der ED Leases ist nicht (mehr) bei der Bilanzierung anzuwenden. Quelle: Hellen/Tesche 29.09.2010, Folie 10
2.2. Leasingnehmer-Bilanzierung Implikationen des simple lease contract Rechte und Verbindlichkeiten, die aus dem sog. simple lease contract abgeleitet werden können Recht zur Nutzung des Leasinggegenstands (rightof-use asset) Verpflichtung zur Zahlung der Leasingraten (liability to make lease payments) Verpflichtung zur Rückgabe des Leasinggegenstands Vermögenswert i.s.d. Framework? Verbindlichkeit i.s.d. Framework? Verbindlichkeit i.s.d. Framework? nein ja ja Quelle: Hellen/Tesche Bilanzierung Keine Bilanzierung 29.09.2010, Folie 11
2.2. Leasingnehmer-Bilanzierung Bewertung Zahlungsverpflichtung Nutzungsrecht Erstbewertung Barwert der Leasingraten unter Verwendung des Grenzfremdkapitalzinssatzes AK (Barwert der Leasingraten + initial direct costs) Folgebewertung Fortgeführte AK mithilfe der Effektivzinsmethode Fortgeführte AK (inklusive Impairment gem. IAS 36) * * Optionale Anwendung des Neubewertungsmodells gem. IAS 16 29.09.2010, Folie 12
2.3. Leasinggeber-Bilanzierung Hybridmodell Indikatoren Entscheidung über die Verwendung des Bilanzierungsmodells beim LG Wesentliche bedingte Leasingraten, die vom Gebrauch oder Leistung des Leasinggegenstands abhängig sind? Verlängerungs- und Kündigungsoptionen? Wesentliche nicht trennbare Servicebestandteile? Gesamtbeurteilung Ist zu Beginn des Leasingverhältnisses damit zu rechnen, dass die mit dem zugrunde liegenden Leasinggegenstand verbundenen wesentlichen Risiken oder Nutzen während der erwarteten Laufzeit beim LG verbleiben? nein ja Verwendung des PO-Modells Indikatoren Dauer des Leasingverhältnisses ist nicht wesentlich im Verhältnis zur verbleibenden Nutzungsdauer? Wesentliche Veränderung des Werts des zugrunde liegenden Leasinggegenstands zum Ende der Laufzeit erwartet? Gesamtbeurteilung Ist zu Beginn des Leasingverhältnisses damit zu rechnen, dass die mit dem zugrunde liegenden Leasinggegenstand verbundenen wesentlichen Risiken oder Nutzen nach Ablauf der erwarteten Laufzeit beim LG verbleiben? nein ja Verwendung des PO-Modells Quelle: Hellen/Tesche Verwendung des DR-Modells 29.09.2010, Folie 13
2.3. Leasinggeber-Bilanzierung Performance Obligation Modell Bilanzierung eines net lease asset als Summe aus Leasinggegenstand, zugehender Leasingforderung und Leasingverbindlichkeit Bewertung der Leasingforderung enthält abdiskontiert die erwarteten Zahlungsströme ( Leasingraten, erwartete bedingte Leasingraten etc.) und initial direct costs Leasingverbindlichkeit entspricht im Wesentlichen der Leasingforderung Folgebilanzierung: Fortschreibung der Leasingforderung auf Basis der Effektivzinsmethode Jährliche indikatorenbasierte Überprüfung der schätzungsabhängigen Parameter Fortschreibung der Leasingverbindl. grds. auf Basis der Nutzungsweise des Leasinggegenstands Fortschreibung des Leasinggegenstands gem. entsprechendem Standard 29.09.2010, Folie 14
2.3. Leasinggeber-Bilanzierung Ausweis Performance Obligation Modell Aktiva Passiva Leasinggegenstand Leasingforderung - Leistungsverpflichtung EK... Net lease asset FK... 29.09.2010, Folie 15
2.3. Leasinggeber-Bilanzierung Derecognition Modell Zugangsbilanzierung Zugang einer Leasingforderung: Barwert der erwarteten Zahlungsströme (Leasingraten, erwartete bedingte Leasingraten etc.) Ausbuchung eines Teils des Leasinggegenstands Folgebilanzierung: Fortschreibung der Leasingforderung auf Basis der Effektivzinsmethode Jährliche indikatorenbasierte Überprüfung der schätzungsabhängigen Parameter Grds. keine planmäßige Fortschreibung des Residualvermögenswerts 29.09.2010, Folie 16
2.3. Leasinggeber-Bilanzierung Derecognition Modell Bsp.: Ein Unternehmen schließt einen Leasingvertrag über eine Laufzeit von 10 Jahren mit jährlichen Leasingraten i.h.v. 1100 GE. Der Leasinggegenstand hat einen aktuellen Buchwert von 6000 GE. Der Fair Value dieses Gegenstands beträgt 8000 GE sowie der Barwert der Forderungen 7381 GE (i=0,08). Der Leasinggeber rechnet zu Beginn des Leasingverhältnisses damit, dass die wesentlichen Risiken oder Nutzen während oder nach Ablauf der erwarteten Leasinglaufzeit zum Leasingnehmer übergehen. Ausbuchung des Leasinggegenstands i.h.v.: 6000 x 7381 / 8000 = 5536 [GE] Restbuchwert des Leasinggegenstands: 464 [GE] Erfolgsrealisierung: 7381./. 5536 = 1845 [GE] 29.09.2010, Folie 17
3. Fazit Konzeptioneller Umbruch der Leasingbilanzierung Komplexitätssteigerung Zusätzliche Anhangsangaben als Ergänzung zum IAS 17? Auswirkungen auf andere Dauerschuldverhältnisse? Informationsqualität wird durch Schätzungen eingeschränkt Beurteilungs-/Kategorisierungsprobleme hins. Chancen und Risiken bleiben beim Leasinggeber bestehen Kosten-/Nutzen- Aspekte Systematische Unplausibilitäten Weit größerer Kreis der Betroffenen als Leasingbranche einzig!! Endorsement-Prozess? 29.09.2010, Folie 18
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.