Logischer Behaviorismus Identitätstheorie

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Transkript:

Spielarten des Physikalismus Semantischer Physikalismus Logischer Behaviorismus Identitätstheorie Funktionalismus Anomaler Monismus und Supervenience Repräsentationale Theorie des Geistes Instrumentalismus t Eliminativer Materialismus 1338

Semantischer Physikalismus 1339

Verifikationsthese Der Gehalt (die Bedeutung) einer Aussage besteht in der Menge der Beobachtungen, die für sie sprechen. 1340

Beobachtbar sind letzten Endes nur physikalische Gegenstände bzw. physikalische Eigenschaften. 1341

Also gibt es zu jedem bedeutungsvollen Satz einen inhaltsgleichen Satz in physikalischer Sprache, nämlich den Satz, der sozusagen die Zusammenfassung aller Beobachtungssätze besteht, die aus ihm abgeleitet werden können. 1342

Daher lassen sich alle Sätze über mentale Phänomene in Sätze über physikalische Phänomene umformulieren. 1343

Rudolf Carnap Carl G. Hempel Im besonderen haben zwei verschieden formulierte Aussagen dann und nur dann dieselbe Bedeutung oder denselben faktischen Inhalt, wenn sie unter denselben Bedingungen beide wahr bzw. beide falsch sind. Carl Gustav Hempel: The Logical Analysis of Psychology 1344

Paul hat Zahnschmerzen. Paul jammert und hält sich die Wange. Auf die Frage Was hast du denn? antwortet Paul Ich habe Zahnschmerzen. Bei genauerer Untersuchung zeigt sich, dass einer von Pauls Zähnen kariös und der Nerv angegriffen ist. Pauls Blutdruck und Reaktionsfähigkeit sind in bestimmter Weise verändert. In Pauls Zentralnervensystem spielen sich bestimmte charakteristische Prozesse ab. 1345

Probleme 1346

Zwar besteht zwischen Sätzen über mentale Phänomene und Sätzen über beobachtbares Verhalten ein enger Zusammenhang. Aber es ist trotzdem nicht möglich, für Sätze über mentale Phänomene bedeutungsgleiche Sätze zu finden, in denen nur auf beobachtbares Verhalten Bezug genommen wird! 1347

Angela möchte einen Schnaps trinken Wenn Angela zuhause ist und sich ein Schnaps im Kühlschrank befindet, holt sich Angela den Schnaps aus dem Kühlschrank. Wenn Angela im Restaurant ist, dann bestellt sich Angela einen Schnaps. Wenn man Angela einen Schnaps anbietet, nimmt sie ihn sofort an. Problem: Angela holt sich einen Schnaps aus dem Kühlschrank, nur falls Angela auch glaubt, dass sich im Kühlschrank Schnaps befindet! 1348

Angela glaubt, dass im Kühlschrank Schnaps steht Wenn Angela zuhause ist und ein Schnaps im Kühlschrank ist, holt Angela sich den Schnaps aus dem Kühlschrank. Problem: Angela holt sich den Schnaps aus dem Kühlschrank, nur falls Angela einen Schnaps trinken möchte! 1349

Wittgensteins Privatsprachenargument 1350

Die normative Sicht auf Bedeutung Ein Ausdruck kann nur dann eine Bedeutung besitzen, wenn es für seine Anwendung Korrektheitsstandards gibt, die uns sagen, wann wir den Ausdruck richtig verwenden und wann nicht. Den Ausdruck rot rot auf rote Dinge anzuwenden, ist beispielsweise korrekt; ihn auf grüne oder blaue Dinge anzuwenden, dagegen inkorrekt. 1351

Das Privatsprachenargument 1352

Stellen wir uns diesen Fall vor. Ich will über das Wiederkehren einer gewissen Empfindung ein Tagebuch führen. Dazu assoziiere ich sie mit dem Zeichen E und schreibe in einen Kalender zu jedem Tag, an dem ich die Empfindung habe, dieses Zeichen. Ich will zuerst bemerken, dass sich eine Definition des Zeichens nicht aussprechen läßt. Aber ich kann sie doch mir selbst als eine Art hinweisende Definition geben.... ich spreche, oder schreibe das Zeichen, ec e und dabei konzentriere e e ich meine e Aufmerksamkeit e auf die de Empfindung... Eine Definition dient... dazu, die Bedeutung eines Zeichens festzulegen. Nun, das geschieht eben durch das Konzentrieren der Aufmerksamkeit; denn dadurch präge ichmir die Verbindung des Zeichens mit der Empfindung ein. Ich präge sie mir ein kann doch nur heißen: dieser Vorgang bewirkt, daß ich mich in Zukunft richtig an diese Verbindung erinnere. Aber in unserem Falle habe ich ja keinkriteriumfür die Richtigkeit. Man möchte hier sagen: richtig ist, was immer mir als richtig erscheinen wird. Und das heißt nur, daß hier von richtig nicht geredet werden kann. Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, 258 1353

Annahme 1 Die normative Sicht auf Bedeutung Für die Anwendung eines Ausdrucks muss es öffentlich zugängliche Kriterien geben, da wir ansonsten keine Korrektheitsstandards bilden können, die uns sagen, wann der entsprechende Ausdruck richtig bzw. falsch angewendet wird. 1354

Annahme 2 Wenn sich mentale Ausdrücke auf private, innere Phänomene beziehen, von denen nur die jeweilige Person selbst wissen kann, ob sie vorliegen oder nicht, dann gäbe es für diese Ausdrücke keine Korrektheitsstandards und auch keine richtigen oder falschen Anwendungen. 1355

Konklusion Mentale Ausdrücke können sich nicht auf private, innere Phänomene beziehen, von denen nur die jeweilige Person selbst wissen kann, ob sie vorliegen oder nicht. These von der Unmöglichkeit einer Privatsprache 1356

Logischer Behaviorismus 1357

Gilbert Ryle (1900-1976) Ryle gilt als einer der Hauptvertreter des logischen Behaviorismus. Ryle ist ein britischer Philosoph, der in Oxford lehrte. Er hatte einen enormen Einfluss auf die Entwicklung der analytischen Philosophie. Innerhalb der Sprachphilosophie gilt er neben Austin und dem späten Wittgenstein als ein Vertreter der Ordinary-Language- Philosophy. Auf dem Gebiet der Philosophie des Geistes gilt er als einer der wichtigsten Kritiker des Dualismus. Systematically y Misleading Expressions (1932); Categories (1938); The Concept of Mind (1949); Dilemmas (1954) 1358

Methodischer Behaviorismus (Psychologie) In der Psychologie war der Behaviorismus als Reaktion auf die methodischen Probleme der Introspektion entstanden (intersubjektive Überprüfbarkeit). Die Psychologie solle auf introspektive Berichte verzichten und statt dessen das Verhalten mithilfe von Reiz-Reaktions-Mustern beschreiben. 1359

Logischer Behaviorismus (Philosophie) Parallel zu diesen methodischen Überlegungen entstand der philosophische Behaviorismus. ism s Dieser ist durch die Philosophie des Logischen Empirismus geprägt, der ganz generell unüberprüfbare Aussagen für sinnlos hält, und speziell natürlich auch solche über das mentale Innenleben qua Introspektion. Der logische Behaviorismus beschreibt keine Position zu den Methoden der Psychologie, sondern eine These zur Bedeutung mentaler Prädikate: Berichte über mentale Zustände sind nichts anderes als Verhaltensbeschreibungen. 1360

Ich hoffe zu zeigen, dass [die offizielle Lehre] ganz und gar falsch ist, nicht nur in Einzelheiten, sondern grundsätzlich.... Sie besteht aus einem einzigen großen Irrtum, einem Irrtum ganz besonderer Art, nämlich einer Kategorienverwechslung. g Sie stellt die Tatsachen des Geisteslebens so dar, als gehörten sie zu einem bestimmten logischen Typ oder einer Kategorie..., während sie in Wirklichkeit zu einer anderen gehören. Das Dogma ist daher ein philosophischer Mythos. Gilbert Ryle, 1949 1361

Rylesche Kategorien (Substitutionskriterium) Zwei Ausdrücke gehören zu derselben (Ryleschen) Kategorie, wenn man den einen Ausdruck in allen Kontexten, in denen seine Verwendung sinnvoll ist, durch den anderen Ausdruck ersetzen kann und umgekehrt, ohne dass Unsinn entsteht. 1362

These des Dualismus Mentale Ausdrücke beziehen sich auf verborgene Ereignisse im Inneren oder im Geist eines Menschen. Es sind diese inneren, privaten Ereignisse, die sein Verhalten verursachen. 1363

These des Logischer Behaviorismus Mentale Ausdrücke werden verwendet, um öffentlich beobachtbare Handlungen auf eine spezifische Weise zu charakterisieren und zu beschreiben. Geistige Phänomene verursachen kein beobachtbares Verhalten. 1364

Wann ist eine Handlung intelligent? Dualist: Eine Handlung ist intelligent, wenn sie durch eine Überlegung verursacht wurde. Behaviorist: Eine Handlung wird intelligent genannt, wenn sie richtig und erfolgreich ausgeführt wird, und wenn der Handelnde fähig ist, in seinem Vorgehen Fehler zu entdecken und auszumerzen, Erfolge zu wiederholen und zu vergrößern etc. 1365

Wann ist eine Handlung willentlich? Dualist: Eine Handlung ist willentlich, wenn sie durch einen Willensakt verursacht wurde. Behaviorist: Eine Handlung wird willentlich genannt, wenn der Handelnde die Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt, die Handlung richtig auszuführen und wenn er nicht durch äußere Umstände von der richtigen Ausführung der Handlung abgehalten wurde. 1366

Identitätstheorie 1367

Semantischer Physikalismus U.T. Place J.J.C. Smart Die Ausdrücke M M und N N sind synonym, dh d.h. sie treffen mit begrifflicher Notwendigkeit auf dieselben Gegenstände zu. Identitästheorie Mentale Zustände sind mit Gehirnzuständen a posteriori, aber nicht begrifflich / logisch identisch. 1368

Identitätstheorie Die Ausdrücke M und N sind nomologisch koextensional, d.h. sie treffen mit naturgesetzlicher Notwendigkeit auf dieselben Gegenstände zu. 1369

Identisch, aber nicht begrifflich identisch? 1370

Die Identität mentaler Zustände mit physikalischen Zuständen ist nicht eine Sache unserer Sprache. Kontra: semantischer Physikalismus, Wittgenstein, Ryle 1371

Identitäten, die nomologisch und a posteriori sind, müssen wir erst entdecken. Wasser ist mit H 2 O identisch. Die Temperatur eines Gases ist identisch mit der mittleren kinetischen Energie der Moleküle des Gases. Blitze sind identisch mit elektrische Entladungen. 1372

Vorteile Die Identitätstheorie setzt nicht voraus, dass jeder mentale Ausdruck in physikalischer Sprache definiert werden kann. Die Identitätstheorie bietet eine einfache Lösung für das Problem der kausalen Verursachung. 1373

Scheineinwände 1374

Jeder, so ungebildet er auch sein mag, kann völlig problemlos über seine Nachbilder oder Schmerzen reden...; trotzdem weiß er vielleicht nicht das geringste über Neurophysiologie.... Also können die Dinge, über die wir sprechen, wenn wir unsere Empfindungen beschreiben, keine Gehirnprozesse sein. (Smart 1959) 1375

Man kann sinnvollerweise von einer molekularen Bewegung im Gehirn sagen, sie sei langsam oder schnell, gerade oder kreisförmig, aber es ist nicht sinnvoll, dies von der Erfahrung, etwas Gelbes zu sehen, zu sagen. (Smart 1959) 1376

Empfindungen sind privat, Gehirnprozesse sind öffentlich. Wenn ich aufrichtig sage Ich sehe ein gelb-oranges Nachbild und keinen sprachlichen Fehler mache, dann kann ich mich nicht irren. Aber ich kann mich in Bezug auf einen Gehirnprozess irren. (Smart 1959) 1377

Die Multirealisierbarkeit mentaler Zustände 1378

Ein bestimmter mentaler Zustand kann bei verschiedenen Personen mit unterschiedlichen neuronalen Zuständen korreliert sein. 1379

Die Korrelation zwischen mentalen und Gehirnzuständen kann sich im Laufe des Lebens dramatisch verändern. 1380

Die Neurophysiologie der meisten Tiere unterscheidet sich von der unsrigen stark. 1381

Im Prinzip spricht nichts dagegen, sich Gehirne vorzustellen, die nicht aus Nervenzellen sondern z.b. aus Silizium-Chips bestehen. 1382

Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass jedem Typ eines mentalen Zustands genau ein Typ eines neurophysiologischen Zustands entspricht. 1383

Fazit Die Identitätstheorie setzt voraus, dass es eindeutige naturgesetzliche Korrelationen zwischen mentalen Zuständen und Gehirnzuständen gibt. Aber: diese scheint es nicht zu geben! 1384

Funktionalismus 1385

Funktionalismus Ned Block Jerry Fodor Hilary Putnam Mentale Zustände sind funktionale Zustände. 1386

Z 1 Z 1 Z 2 Z 2 Z 1 Z Z1 Funktionale Zustände sind Zustände eines Systems, die durch ihre kausale Rolle (also durch ihre Inputs und Outputs) charakterisiert werden können. 1387

1388

Probleme 1389

Seltsame Realisierungen Es könnte Systeme geben, die die gleiche funktionale Architektur wie bewusste Menschen aufweisen, von denen wir aber nicht sagen würden, dass sie ein Bewusstsein hätten. 1390

Qualia Der Funktionalismus kann die Qualia bzw. Erlebnisgehalte der mentalen Zustände nicht erklären. 1391

Externalismus Gedanken sind nicht im Kopf (Putnam): Die interne funktionale Architektur der Gedanken Die Ulme ist ein Baum und Die Buche ist ein Baum kann die gleiche sein. Dennoch sind diese zwei Gedanken unterschiedliche Gedanken, weil sie sich auf Verschiedenes beziehen. 1392

Anomaler Monismus 1393

Identitätstheorie Jeder mentale Zustand (jedes mentale Ereignis) des Typs M ist mit einem neuronalen Zustand (Ereignis) des Typs N a posteriori identisch. Anomaler Monimsus Jeder mentale Zustand (jedes mentale Ereignis) ist mit einem physikalischen Zustand (Ereignis) irgendeines Typs - a posteriori identisch. Donald Davidson 1394

Das Prinzip der Leib-Seele-Interaktion Mentale Ereignisse interagieren kausal mit physischen Ereignissen, sie können einander verursachen. Diese Annahme hat eine hohe intuitive Plausibilität. Sie entspricht den Vorstellungen unseres Alltags. Es scheint selbstverständlich zu sein, dass z.b. Angst (ein mentales Ereignis) eine Fluchtreaktion (ein physisches Ereignis) verursachen kann. Umgekehrt verursacht beispielsweise ein Tritt gegen das Schienbein (ein physikalisches Ereignis) eine Schmerzempfindung (ein mentales Ereignis). 1395

Der Gesetzescharakter von Kausalität Ereignisse, die einander verursachen, fallen unter ein striktes Naturgesetz. Seit der berühmten Kritik des Kausalbegriffs durch David Hume, wird von den meisten Autoren anerkannt, dass die Rede von einer kausalen Beziehung nur dann (teilweise) gerechtfertigt werden kann, wenn wir naturgesetzmäßige Verallgemeinerungen finden, die zwischen Ursache und Wirkung bestehen. 1396

Die Anomalität des Mentalen Es gibt keine strikten Naturgesetze über mentale Ereignisse. Wir alle kennen zwar psychophysische Gesetzmäßigkeiten wie: Wenn jemand Hunger verspürt, dann isst er etwas. Wenn jemandem ins Schienbein getreten wurde, dann verspürt er Schmerz. Solche Gesetzmäßigkeiten haben aber immer nur einen eingeschränkten Charakter (d.h. sie lassen vielerlei Ausnahmen zu). Sie können nie strikte Naturgesetze wie etwa das Newtonsche Fallgesetz sein. 1397

Interaktion 1. Mentale Ereignisse interagieren kausal mit physischen Ereignissen, sie können einander verursachen. Strikte Gesetze 2. Ereignisse, die einander verursachen, fallen unter ein striktes Naturgesetz. Die Anomalität des Mentalen 3. Es gibt keine strikten Naturgesetze über mentale Ereignisse. 1398

Interaktion 1. Mentale Ereignisse interagieren kausal mit physischen Ereignissen, sie können einander verursachen. 1* Einzelne mentale Ereignisse interagieren als physische Ereignisse kausal mit einzelnen physischen Ereignissen, sie können einander verursachen. Strikte Gesetze 2. Ereignisse, die einander verursachen, fallen unter ein striktes Naturgesetz. Die Anomalität des Mentalen 3. Es gibt keine strikten Naturgesetze über mentale Ereignisse. 3* Es gibt keine strikten Naturgesetze über mentale Ereignistypen. 1399

Probleme 1400

Ist eine Tokenidentität ohne eine Typenidentität überhaupt verständlich? 1401

Falls ein einzelnes physikalisches Ereignis n 1 (Feuern von Neuronen im Bereich xyz) identisch mit einem einzelnen mentalen Ereignis m (spezifische Blauwahrnehmung) ist, dann fällt dieses einzelne physikalische Ereignis als solches auch unter einem mentalen Ereignistyp i M (Blauwahrnehmungen). h Anomalie: Es ist möglich, dass ein anderes physikalisches Ereignis n 2, welches unter demselben physikalischen Typ N wie n 1 fällt (Feuern von Neuronen im Bereich xyz), kein mentales Ereignis desselben Typus M (Blauwahrnehmung) realisiert. Daraus folgt: All diejenigen physikalischen Ereignisse n 1 bis n n n,, die M realisieren, dürfen keine physikalische Eigenschaft gemeinsam haben, denn sonst würden sie auch unter denselben physikalischen Typ N fallen, was wieder zur Typenidentität führt! (Zurück zur Identitätstheorie oder zum Funktionalismus) 1402

Supervenience 1403

El Grecos Blick auf Toledo... und eine perfekte Fälschung... die von mir beschriebene Position... lässt sich mit der Auffassung vereinbaren, dass geistige Merkmale in gewissem Sinne von physischen Merkmalen abhängig g sind oder über diesen supervenieren. Eine derartige Supervenience ließe sich in dem Sinne auffassen, dass es keine zwei Ereignisse geben kann, die in allen Hinsichten physisch gleich, aber in einer geistigen Hinsicht verschieden sind... Supervenience dieser Art enthält nicht Reduzierbarbeit durch ein Gesetz oder eine Definition. (Davidson, Mental Events, 1970) 1404

Supervenienz (lat. von super über über, zusätzlich zusätzlich und venire kommen ) Eine Klasse von Eigenschaften M superveniert genau dann über einer Klasse von Eigenschaften P, wenn es nicht möglich ist, M zu ändern, ohne P zu ändern. Keine psychischen Unterschiede ohne physische Unterschiede. 1405

Die Repräsentationale Theorie des Geistes (RTG) 1406

Jerry [Alan] Fodor (*1959) Jerry Fodor, einer der einflussreichsten Autoren in der Philosophie des Geistes, hat ab etwa Mitte der 70er Jahre eine recht komplexe Theorie entwickelt, die sehr viel avancierter als der Funktionalismus oder der anomale Monismus ist und behauptet, deren Hauptprobleme lösen zu können. Seine Hauptthese besagt, dass das Denken ein Prozess ist, der viele Ähnlichkeiten mit der Ausführung eines Computerprogramms hat. The Language of Thought (1975); The Modularity of Mind (1983); Psychosemantics. The Problem of Meaning in the Philosophy of Mind (1987); A Theory of Content and Other Essays (1990) 1407

Die zentralen Thesen der RTG 1408

(RT) Repräsentationsthese Jemand befindet sich genau dann in einem intentionalen psychischen Zustand des Typs A (Überzeugung, Wunsch, Absicht, ) mit dem Inhalt p, wenn er sich in einer funktionalen Relation R A zu einer mentalen Repräsentation r befindet, die die Bedeutung p hat. 1409

Überzeugungsspeicher Wünschespeicher Absichtenspeicher r 1 r 2 r 3 r 4 r r 6 r 7 r r 11 r 12 r 13 8 5 r 9 r r 14 r 15 10 R Ü R W R A Jerry glaubt, dass Raben schwarz sind. (i) r 3 hat die Bedeutung [[Raben sind schwarz]]. (ii) Jerry befindet sich in der Relation R Ü zu r 3 (r 3 befindet sich in Jerrys Überzeugungsspeicher) 1410

(LOT) These von der Sprache des Geistes Mentale Repräsentationen haben eine syntaktische Struktur und eine Semantik. 1411

(CT) Computationsthese Die Kausalbeziehungen zwischen intentionalen Zuständen beruhen auf Symbolverarbeitungsprozessen über mentale Repräsentationen. 1412

Wer F(a) glaubt, glaubt auch x F(x). Wenn jemand p und <wenn p, dann q> glaubt, dann glaubt er auch q. (i) Suche im Überzeugungsspeicher eine Repräsentation der Form F(a). (ii) Überprüfe, ob sich eine Repräsentation der Form x F(x) im Überzeugungsspeicher befindet. (iii) Falls ja, gehe zu (i). (iv) Falls nein, schreibe die Repräsentation x F(x) in den Überzeugungsspeicher und gehe dann zu (i). (i) Suche im Überzeugungsspeicher eine Repräsentation der Form p. (ii) Überprüfe, ob sich eine Repräsentation der Form <wenn p, dann q> im Überzeugungsspeicher befindet. (iii) Falls nein, gehe zu (i). (iv) Falls ja, schreibe die Repräsentation ti q in den Überzeugungsspeicher und gehe dann zu (i). 1413

Wenn jemand p erreichen will und glaubt, dass die Ausführung von h ein geeignetes Mittel zu Erreichung von p ist, und nicht glaubt, dass die Ausführung von h Folgen hat, die er nicht will, dann wird er normalerweise daran gehen, h auszuführen. (i) Wähle eine Repräsentation r aus dem Wunschspeicher aus und streiche sie aus dem Speicher. (ii) Bilde eine Liste aller in einer gegebenen Situation möglichen Handlungen und wähle aus dieser eine Handlung h aus und streiche sie aus der Liste. (iii) Prüfe, ob sich die mentale Repräsentation h r im Überzeugungsspeicher befindet. (iv) Falls nein, gehe zu (ii) zurück. (v) Falls ja, prüfe ob sich eine Repräsentation h r im Überzeugungsspeicher befindet. (vi) Falls ja, prüfe ob sich eine mentale Repräsentation r im Wunschspeicher befindet. (vi) Falls ja, gehe zu (ii) zurück. (vii) Falls nein, führe h aus. 1414

Probleme 1415

Das chinesische Zimmer John R. Searle Stellen Sie sich vor, Sie wären in ein Zimmer eingesperrt, in dem mehrer Körbe mit Chinesischen Symbolen stehen. Und stellen Sie sich vor, dass Sie (wie ich) kein Wort Chinesisch verstehen, dass Ihnen allerdings ein auf Deutsch verfasstes Regelwerk für die Handhabung dieser Chinesischen Symbole gegeben g worden wäre. Die Regeln geben rein formal... an, was mit den Symbolen gemacht werden soll. Eine solche Regel mag lauten: Nimm ein Kritzel-Kratzel-Zeichen aus Korb 1 und lege es neben ein Schnörkel-Schnarkel-Zeichen aus Korb 2. Nehmen wir nun an, dass irgendwelche anderen Chinesischen Symbole in das Zimmer gereicht werden, und dass Ihnen noch zusätzliche Regeln dafür gegeben werden, welche Chinesischen Symbole jeweils aus dem Zimmer herauszureichen sind. Die hereingereichten Symbole werden von den Leuten draußen Fragen genannt, und die Symbole, die Sie dann aus dem Zimmer herausreichen, Antworten aber dies geschieht ohne ihr Wissen. Nehmen wir außerdem an, dass die Programme so trefflich und ihre Ausführung so brav ist, dass Ihre Antworten sich schon bald nicht mehr von denen eines chinesischen Muttersprachlers unterscheiden lassen. (John R. Searle, Geist, Gehirn und Wissenschaft, 1984) 1416

Explizite Repräsentationen? Der These [(CT)] zufolge sind mentale Prozesse kausale Abfolgen von Transformationen mentaler Repräsentationen. Daher müssen Vorkommnissen propositionaler Einstellungen Vorkommnisse mentaler Repräsentationen entsprechen... [sonst] ist die RTG schlicht falsch (Jerry Fodor, Psychosemantics,, 1987) Daniel C. Dennett In einem Gespräch mit dem Entwickler von Schachprogrammen hörte ich kürzlich die folgende Kritik an einem Konkurrenzprogramm: Es glaubt, dass es seine Dame früh ins Spiel bringen muss. Damit wird dem Programm auf sehr nützliche und Vorhersagen ermöglichende Weise eine propositionale Einstellung zugeschrieben... Aber auf keiner der vielen Ebenen, auf denen in diesem Programm etwas explizit repräsentiert wird, gibt es ein explizites Vorkommnis einer Repräsentation, die auch nur annähernd die gleiche Bedeutung hätte wie der Satz Ich sollte meine Dame früh ins Spiel bringen. (Daniel C. Dennett, A Cure for the Common Code, 1978) 1417

Instrumentalismus 1418

Daniel Dennett (*1942) Dennett ist ein amerikanischer Philosoph und Direktor des Zentrums für Kognitionswissenschaften an der Tufts University. Als Schüler von Gilbert Ryle beschäftigt sich Dennett hauptsächlich mit der Philosophie des Geistes und gilt heute als einer der führenden Vertreter dieser Disziplin. Content and Consciousness (1969); Brainstorms. Philosophical Essays on Mind and Psychology (1978); Elbow Room (1984); The Intentional Stance (1987); Consciousness Explained (1991); Kinds of Minds (1996); Brainchildren Essays On Designing Minds (1998) 1419

Komplexe Systeme lassen sich verschieden beschreiben, und zwar durch die: Physikalische Einstellung (physical stance) Funktionale Einstellung (design stance) Intentionale Einstellung (intentional stance) 1420

Man sagt in einem solchen Fall Verhalten voraus, indem man dem System den Besitz gewisser Informationen zuschreibt, von ihm annimmt, dass es von gewissen Zielen geleitet wird, und sich dann auf der Grundlage dieser Zuschreibungen und Annahmen die vernünftigste und angemessenste Handlung überlegt. Dennett, Intentional Systems, 1971 1421

Dennetts Instrumentalismus: Ein Wesen hat dann intentionale Zustände, wenn sein Verhalten in einer intentionalen Einstellung vorhergesagt und erklärt werden kann. Tatsächliche Überzeugungen zu haben (to be a true believer) heißt nicht anderes als ein intentionales System zu sein, ein System dessen Verhalten verlässlich und weitestgehend mit Hilfe der intentionalen Strategie vorausgesagt werden kann. Dennett, True Believers. The Intentional Strategy and Why it Works, 1981 1422

Probleme 1423

Der Spagat zwischen eliminativen Materialismus und intentionalen Realismus 1424

(A) Es ist theoretisch möglich und empirisch wahrscheinlich, dass es weder in der neuronalen noch in der funktionalen Architektur des Gehirns Strukturen gibt, die den intentionalen Zuständen entsprechen, echen mit deren en Hilfe wir auf der intentionalen Ebene unser Verhalten voraussagen und erklären. (B) Es ist sinnvoll und sogar unvermeidlich, an der intentionalen Strategie festzuhalten und intentionale Zustände in einem gewissen Sinne für real zu halten. 1425

Instrumentalismus Wir verwenden die intentionale Strategie aus pragmatischen Gründen, wenn uns Verhaltenserklärungen und voraussagen auf der funktionalen oder der physikalischen Ebene nicht zugänglich sind. Wir sind uns aber bewusst, dass die Annahme, dass das Verhalten eines Menschen durch seine intentionalen Zustände hervorgerufen wird, nichts weiter als eine nützliche Fiktion ist, denn wir wissen ja, dass die wirklichen Ursachen dieses Verhaltens auf der funktionalen und der physikalischen Ebene zu suchen sind. 1426

Eliminativer Materialismus 1427

Paul Churchland Patricia Churchland Steven Stich Scientific Realism and the Neurophilosophy. h Toward a From Folk Psychology to Plasticity of Mind (1979) Unified Science of the Mind- Cognitive Science: The Case Brain (1986) Against Belief (1983) A Neurocomputational Perspective (1989) The Engine of Reason, the Seat of the Soul (1995) Brain-Wise. Studies in Neurophilosophy (MIT Press, 2002) The Fragmentation of Reason (1990) Deconstructing the Mind (1996) 1428

Das Theorieargument (1) Die Alltagspsychologie hat den Status einer Theorie und ist damit grundsätzlich falsifizierbar. Unser Glauben an mentale Zustände ist genauso eine falsche Theorie, wie das geozentrische Weltbild und wird genauso in der Wissenschaftsentwicklung abgeschafft werden. 1429

Das Theorieargument (2) Falls diese Theorie falsifiziert wäre, könnte es sich herausstellen, dass sich die Begriffe der Alltagspsychologie auf nichts beziehen. Unser Glauben an mentale Zustände ist genauso eine falsche Theorie, wie das geozentrische Weltbild und wird genauso in der Wissenschaftsentwicklung abgeschafft werden. 1430

Das Theorieargument (3) Die Alltagspsychologie ist eine schlechte und eine seit 2500 Jahren stagnierende Theorie. Unser Glauben an mentale Zustände ist genauso eine falsche Theorie, wie das geozentrische Weltbild und wird genauso in der Wissenschaftsentwicklung abgeschafft werden. 1431

Das Theorieargument (4) Die sich rasant entwickelnden Neurowissenschaften können schon jetzt kognitive Fähigkeiten erklären, zu denen die Alltagspsychologie l keinen Zugang hat. Unser Glauben an mentale Zustände ist genauso eine falsche Theorie, wie das geozentrische Weltbild und wird genauso in der Wissenschaftsentwicklung abgeschafft werden. 1432

Das Theorieargument (5) Die Alltagspsychologie gehört abgeschafft Unser Glauben an mentale Zustände ist genauso eine falsche Theorie, wie das geozentrische Weltbild und wird genauso in der Wissenschaftsentwicklung abgeschafft werden. 1433

Probleme 1434

Größter anzunehmender Unfall Die Existenz von mentalen Zuständen ist zentral für unser gesamtes Weltbild, weshalb es enorm starker Argumente bedürfe, um deren Existenz erfolgreich zu bestreiten. if commonsense psychology were to collapse, that would be, beyond comparison, the greatest intellectual catastrophe in the history of our species... (Fodor 1987) 1435

Inkohärenzeinwand Da der Eliminativist seinen Thesen Bedeutung zuspricht und sie für wahr und begründet hält, setzt er implizit das voraus, was er eigentlich bestreiten will mentale Zustände. 1436

Qualia Da Qualia allgemein als Eigenschaften von mentalen Zuständen angesehen werden, ist ihre Existenz nicht mit dem Eliminativismus verträglich. Eliminative Materialisten t lehnen daher auch Qualia ab. Dies ist problematisch, da die Existenz von Qualia vollkommen offensichtlich scheint. 1437

Zusammenfassung 1438

Physikalismus Problem: Wie kann der Geist, trotz seiner materiellen Natur, nichtmaterielle Eigenschaften haben (Qualia, Intentionalität)? Behaviorismus Mentale Zustände sind lediglich Verhaltensbeschreibungen bzw. dispositionen. Problem: Mentale Zustände lassen sich nicht auf Verhaltensbeschreibungen reduzieren. Identitätstheorie Mentale Zustände sind a posteriori identisch mit neuronalen Zuständen. Problem: Mentaler Zustände können verschieden realisiert sein. Funktionalismus Mentale Zustände sind funktionale Zustände des Gehirnautomaten und können unterschiedlich realisiert sein. Problem: Wie können die funktionslosen Eigenschaften mentaler Zustände (Qualia) erklärt werden? Supervenience-Theorie Mentale Zustände basieren auf physikalischen Zuständen, lassen sich aber nicht aus diesen ableiten. Problem: unbefriedigend Instrumentalismus/ Materialismus Mentale Zustände gibt es nicht. Problem: Die Leugnung des Phänomens löst unser Problem nicht und ist seinerseits nicht begründet. Dualismus Problem: Wie ist es möglich, dass Geist und Materie interagieren? Interaktionistischer Dualismus Geist und Materie interagieren kausal miteinander. Problem: Wie und wo können die beiden Substanzen interagieren? Psychophysischer Parallelismus Geist und Materie interagieren nicht miteinander, sondern laufen in einer von Gott geschaffenen Synchronizität ab. Problem: Gott als perfekter, anfänglicher Synchronisierer notwendig. Okkasionalismus Geist und Materie interagieren nicht miteinander, sondern werden von Gott von Fall zu Fall aufeinander abgestimmt. Problem: Gott als perfekter, unablässiger Synchronisierer notwendig. Epiphänomenalismus Zwar verursachen physische Phänomene mentale Phänomene, aber nicht umgekehrt. Problem: Wie und wo wirkt Materie auf den Geist ein? Widerspricht den Erhaltungsgesetzen der Physik. Idealismus Es gibt nur geistige Phänomene. Solipsismus Alles, was existiert, existiert nur in MEINEM Geist. 1439