Sprache im Fach Sprachlichkeit und fachliches Lernen. Sachtexte erschließen mit Hilfe von Frames und Scripts

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Transkript:

Sprache im Fach Sprachlichkeit und fachliches Lernen Universität zu Köln, 14. / 15. Oktober 2011 Sachtexte erschließen mit Hilfe von Frames und Scripts Eine Interventionsstudie zur Förderung der Lesekompetenz in Klassenstufe 8 Florian Hiller PH Ludwigsburg

Reading Überblick Literacy Theoretischer Hintergrund Kenntnisse über den Textverstehensprozess Sachtexte erschließen Unterrichtskonzeption Die Unterrichtseinheit Sachtexte erschließen Methoden und Sozialformen Forschungsstudie zur Eignung von Lesestrategien Forschungsdesign, Forschungsinstrumente Leistungstests Ergebnisse der Tests am Beispiel einer framebasierten Aufgabe Interpretation der Ergebnisse, Ausblick

Der Textverstehensprozess Textverstehensmodell der Kognitionspsychologie: am Lesen beteiligte Teilprozesse; Ebenen des Textverstehens Kintsch 1998, PISA 2000 - wörtliche Ebene: Worterkennung, Erfassen von Wortbedeutungen - Bildung semantischer und syntaktischer Relationen: Inferenzen, Mikro- und Makrostruktur des Texts - Bildung eines Situationsmodells: Verknüpfung des Textwissens mit dem Vorwissen Aufbau einer Textrepräsentation mit Hilfe textimmanenter und (vor-) wissensbasierter Verstehensleistungen

Sachtexte erschließen Text comprehension is structure building Kintsch 1998 Schemata: hierarchisch organisiertes Wissen über typische Sachverhalte und Zusammenhänge in einem bestimmten Realitätsbereich erleichtern die Integration neuer Inhalte in die bestehende Wissensbasis einer Person Schiefele 1996 Frames (Steckbriefe, Ober- und Unterbegriffe) und Scripts (Drehbücher)

Die Unterrichtseinheit Sachtexte erschließen Erarbeitungs- und Übungsphase:

Die Unterrichtseinheit Sachtexte erschließen Erarbeitung der Darstellung zentraler Begriffsbezüge in Gruppenarbeit (alternativ: Gruppenpuzzle) Arbeitsschritte beim Erschließen eines Texts: 1. Den Text leise lesen Wichtiges unterstreichen 2. Gespräch in der Gruppe: Was hat jeder von dem Text verstanden? 3. Den Inhalt des Texts darstellen: als Steckbrief oder als Drehbuch 4. Sich auf eine Lösung einigen: Diskussion um die Begriffe Präsentation: Ergebnisse der Texterschließung und Reflexion über die Erschließungstechnik

Forschungsfragen Wird das Textverständnis der Schüler durch die Erschließungsmethoden aus der Semantik positiv beeinflusst? Welche Unterschiede sind zwischen einer Treatment- und einer Kontrollgruppe festzustellen? Wie verändern sich die Leistungen im Rahmen der Intervention? Welche schulartenspezifischen Unterschiede gibt es bei der Leistungsentwicklung?

Forschungsdesign Treatment-/Kontroll-Testdesign Treatment Tests Ziele ausgearbeitete Unterrichtseinheit Kontrolle Tests Ziele Übungsmaterialien Intervention in allen drei Schularten der Sekundarstufe I (HS, RS, Gymn.) 24 Klassen (pro Schulart 4 T- und 4 K-Klassen, insgesamt ca. 670 Schüler der Klasse 8)

Forschungsinstrumente: Leistungstests

Leistungstests

Leistungstests Auswertung A3 Aufgabe 3: Erwartungshorizont und Spektrum der Antworten bei den Schülern

Schülerleistungen (qualitativ) A3 Infektionskrankheiten HIV: durch ungeschützten Verkehr Masern: BSE: eine Kuhkrankheit Vortest Hauptschule, Schüler 2111-14 Seuche: Symptome: - große Teile der Bevölkerung sind befallen - Typhus und Cholera sind typische Beispiele - meist ist verunreinigtes Trinkwasser Ursache - z.b. Fieber, Appetitlosigkeit - allgemeine Schwäche Inkubationszeit: - Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch - kann Stunden, Tage, Monate od. Jahre betragen Behaltenstest Hauptschule, derselbe Schüler

Schülerleistungen (qualitativ) A3 Weitere, abstrahierte Begriffe zum Begriff Symptome : - Anzeichen der Krankheit - Hinweise auf die Krankheit - Krankheitsbild - Verhalten von Kranken - Zeichen des Krankseins - Woran zeigt sich die Krankheit? Ungeeignete Begriffe: - Verlauf der Krankheit - Wirkung der Infektion

Schülerleistungen (quantitativ) A3 Ergebnisse Aufgabe 3 Vor- / Endtest HS T K N= 75 N= 65 Punkte (max. 6) von bis Steig. 1,72 4,35 2,63 2,72 4,02 1,3 Prozent von bis Steig. 28,67 72,50 43,83* 45,33 67,00 21,66 RS T K N= 109 N= 106 3,61 5,21 3,79 4,93 1,6 1,14 60,17 86,83 63,17 82,17 26,67 * 18,99 Gymn. T K N= 97 N= 91 4,26 5,48 4,32 5,35 1,22 1,03 71,00 91,33 72,00 89,17 20,33 17,17

Schülerleistungen (quantitativ) A3 Ergebnisse Aufgabe 3 (Kategorien), Gymnasium Ergebnisse Aufgabe 3 (Beschreibunginventar), Gymnasium 100 80 60 82,2 79,6 92,9 92,1 88,6 91,9 100 80 60 61,9 62,4 85,5 90,5 75,5 82,1 40 n.s. n.s. n.s. 40 n.s. * * 20 20 0 VT ET BT 0 VT ET BT Kontrolle Treatment Kontrolle Treatment

Eichhörnchen Aussehen Lebensraum Förderung: Vorwissen aktivieren - langer Schwanz - braunrotes Fell -langer Schwanz - putzig -am Waldrand - Nester auf Bäumen (?) Ernährung Fortpflanzung Überwinterung - Beeren -Samen - Nüsse - Säugetiere (?) - sammeln Vorräte - (?)

Ausblick, offene Forschungsfragen Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den Ergebnissen bei den klassischen Verständnisaufgaben und den Aufgaben, bei denen Begriffsbeziehungen dargestellt werden? Detailanalyse von Aufgabe 1 und 4 Untersuchung der semantischen Relationen in den Schülerbearbeitungen von Aufgabe 3 In der Hauptschule und in der Realschule sollte der Aktivierung von angemessenem themenspezifischem Vorwissen mehr Raum gegeben werden, wenn Texte durch semantische Mittel erschlossen werden. Welche Korrelationen bestehen zwischen der Unterrichtseinheit Sachtexte erschließen? und der vorausgegangenen Einheit Grammatik Kommasetzung? Haben eher die schwachen oder die starken Schüler von der Intervention profitiert und welche Folgerungen kann man daraus für die Modifikation des Unterrichtsprogramms ziehen?

Fragen Kommentare Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! hiller@ph-ludwigsburg.de